Dieser Artikel beschreibt
Kuchenlatein
als (bewusst) ?schlechtes“ Latein. In einer weiteren, davon unabhangigen Bedeutung bezeichnet dieser Begriff die Fachsprache der Koche, siehe auch die
Liste der Kuchenfachworter
.
Kuchenlatein
(latinitas culinaria)
ist im ursprunglichen, engeren Sinne eine spottische Bezeichnung aus der Zeit des
Humanismus
fur ein als ?schlecht“ oder ?barbarisch“ geltendes
Latein
.
Daraus entwickelte sich die heutige, weiter gefasste Bedeutung, die den ? meist bewussten und spielerischen ? Einsatz von fehlerhaftem Latein oder unpassenden Ubersetzungen bis hin zu absichtlichen Lateinimitationen einschließt. Zum Teil ist dafur auch etwas unscharf der Begriff
Pseudolatein
in Verwendung.
An der
Klassischen Antike
geschulte
Humanisten
bezeichneten das aus ihrer Sicht im Gegensatz zum erneuerten
humanistischen Latein
?verderbte Monchslatein“ (
Kirchenlatein
) des
Mittelalters
auch als
Kuchenlatein
.
[1]
Ihnen war jene ? aus moderner Sicht
durchaus naturliche
und als
Mittellatein
bezeichnete ? Weiterentwicklung der spatantiken lateinischen Sprache zuwider, und sie propagierten eine Ruckkehr zum Stil
Ciceros
oder
Caesars
. Beispielsweise außerte
Johannes Aventinus
:
?Es laut gar vbel, vnd man heisst es Kuchen Latein, so man Latein redet nach aussweisen der Teutschen Zungen.“
?Es klingt ziemlich ubel, und man nennt es Kuchenlatein, wenn man Latein in deutscher Ausdrucksweise spricht.“
?
Aventinus
:
Zitiert nach K. F. W. Wander (Hrsg.):
Deutsches Sprichworter-Lexikon
.
Band
2
. Leipzig 1870,
Sp.
1660
.
[2]
Spater ubertrug sich der Ausdruck auch auf das fruhneuzeitliche
Vulgarlatein
-
Umgangsdeutsch
-Potpourri, wie es sich etwa auch in der damaligen
Verwaltungssprache
und der
Studentensprache
findet. Von dort aus entwickelte sich durch den damals obligatorischen
Lateinunterricht
aus ungewollt komischen Ubersetzungen und
Wortspielen
die heutige Bedeutung im weiteren Sinne.
Bewusst als komischer Effekt eingesetzt wurde das Kuchenlatein in der sogenannten
makkaronischen Dichtung
. Zum Beispiel wird es in den anonymen satirischen
Epistolae obscurorum virorum (
Dunkelmannerbriefen
)
als ?sprachliche Tarnkappe“ benutzt, um die verknocherte Klostergelehrsamkeit zur Zielscheibe des Spottes zu machen.
Kuchenlatein wurde genutzt, um zu imponieren (Fachworter), zu beschworen (Zauberspruche) oder, um einer Rede einen exotischen Reiz zu verleihen, sowie als ubertriebene Verwendung von
Latinismen
, wie sie in der geschraubten Sprache der
Barockzeit
beliebt war. Eine lange Tradition hat das bewusst falsche, mit moderner Sprache gemischte Latein im
Theater
, etwa bei den ?Vecchi“-Figuren der
Commedia dell’arte
, dann in der
Haupt- und Staatsaktion
und sogar noch in der
Posse
des spaten 18. und fruhen 19. Jahrhunderts. Diese Tradition zeigt sich in Stucktiteln:
Horribilicribrifax
(1663),
Lumpazivagabundus
(1833). Auch modernere Wortbildungen bedienen sich mit satirischer Absicht des Kuchenlateins wie die ?
Reductio ad Hitlerum
“ von
Leo Strauss
(1953).
Heutzutage steht der Begriff fur eine spielerische, absichtlich falsche oder komische bis groteske Verwendung lateinischer Worter (bei der etwa nur die Wort-fur-Wort-Ubersetzung einen Sinn ergibt) oder gar fur Zeichenfolgen, die zwar wie lateinische Worter aussehen, aber nur beim Vorlesen in einer modernen Sprache einen Sinn ergeben. ? Eine noch weiter gefasste Bedeutung hat der Begriff
Kauderwelsch
.
Im Wirtschaftsbereich wird auf der Suche nach neuen Firmen- und vor allem Markenbezeichnungen ebenfalls immer wieder auf Latein bzw. meist eher Lateinimitationen zuruckgegriffen. Zum Teil kommt es dabei, in diesen Fallen gewohnlich unbeabsichtigt, zu genau den grammatikalisch unsinnigen oder ? gelegentlich unfreiwillig ? komischen Verwendungen, wie sie fur die kuchenlateinischen Erscheinungen typisch sind. Wegen der langen Beziehung der
Medizin
zur lateinischen Sprache ist diese Erscheinung verstarkt im Gesundheitswesen anzutreffen.
Jedoch kann hier nicht jede (pseudo-)lateinische Verwendung als Kuchenlatein bezeichnet werden. Zusatzlich zu unterscheiden davon sind auf
romanische Sprachen
zuruckzufuhrende Namen, was im Einzelfall schwer sein kann.
Obwohl sie ebenfalls aus Pseudolatein bestehen, werden
Lorem ipsum
und einige verwandte Texte wegen ihres Einsatzzweckes als
Blindtext
nicht zu Kuchenlatein gezahlt.
?
HANS WURST
. Weynet periculum in mora, periculum in Summo gradu,
(a)
ich armes Bubl steck im Ungluck biß an die Ohrwaschel, mein liebes Weibl muß ich mit mir fuhren und all mein Vermogen im Rauch aufgehen sehen,
[…]
STAHRENBERG
. He du, wer, und von wannen bist du?
HANS WURST. Ich bin generis Masculini,
(b)
und wolte mit diesem meinem genere feminine
(c)
in die Stadt hinein.
[…]
STAHRENBERG. […] Hast du auch Kinder?
HANS WURST. Ja der Singularis hat schon Pluralem propagiret,
(d)
ich hab a stuck Eilff Kinder, und mit dem zwolfften gehe ich und mein Weib schwanger.“
Ubersetzungen:
(a)
Gefahr in Verzug, Gefahr in hochstem Grade
(b)
mannlichen Geschlechts
(c)
(Wesen) von weiblichem Geschlecht
(d)
Sinngemaß:
Die Einzahl hat sich schon in die Mehrzahl fortgepflanzt.
Die
erste Variante
verwendet Wendungen oder ganze Satze, die auch bei korrekter Ubersetzung irgendeinen Sinn ergeben (es handelt sich also im eigentlichen Sinn nicht um
Pseudo
-Latein), wo man aber die ubertragene, umgangssprachliche oder
dialektale
Bedeutung der lateinischen Begriffe im Deutschen kennen muss, um den Sprachwitz zu verstehen; zum Teil sind diese Satze auch als ungewollt komische Ubersetzungen im
Lateinunterricht
entstanden (siehe auch
Stilbluten
):
- anus mundi
? ?Arsch der Welt“ (siehe auch
Anus
als Fachbegriff); vermutlich Wortspiel in Anlehnung an
annus mundi
, moglich ist auch eine ursprungliche Fehlschreibung (eine
Haplographie
)
- Caesar cum vidisset portum plenum esse, iuxta navigavit.
? ?Als
Casar
gesehen hatte, dass der Hafen [suddeutsch ?Topf‘] voll war,
schiffte
er daneben.“
- Mit derselben Thematik:
- Caprum non iam habeo.
? ?Ich habe keinen Bock [= keine Lust] mehr.“ (Korrekt: ?Ich besitze den [
Ziegen
-]Bock nicht mehr.“)
- Coito ergo sum.
? ?Durch einen
Koitus
existiere ich.“ ? Abwandlung von
Cogito ergo sum
(?Ich denke, also bin ich.“)
- Mors certa hora incerta
.
? ?Todsicher geht die Uhr falsch.“ (Korrekt: ?Der Tod ist gewiss, seine Stunde ungewiss.“)
- Nescio quid mihi magis farcimentum esset.
? ?Ich weiß nicht, was mir mehr
Wurst
ware.“ (
Otto von Bismarck
zugeschrieben. Vollig korrekt ware
Nescio quid mihi magis farcimento esset.
? ?Ich weiß nicht, was mir mehr an Wurst gehoren wurde.“)
- Nihil exspecto in omnibus
? ?Das Ausspeien in den offentlichen Transportmitteln ist untersagt.“ (Korrekt: ?Im Allgemeinen erwarte ich nichts.“ ? Casars letzte Worte aus dem Film
Ist ja irre ? Casar liebt Cleopatra
.)
- Nunc habemus endiviam.
? ?Jetzt haben wir den Salat.“ (Siehe
Endivie
.)
- Puto me in silva esse.
? ?Ich glaub, ich bin im Wald.“
- Quidquid id est, timeo puellas et oscula dantes.
? ?Was immer es ist, ich furchte die Madchen, auch wenn sie Kusse geben.“ ? Profane Abwandlung von
Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes
, ?Was immer es ist, ich furchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke tragen“ (mit Verlust des hexametrischen
Versmaßes
).
- scala dei
? ?leider Gottes“ (Korrektes [Spat-]Latein, deutsch ?Leiter Gottes“; ?Leider Goddes“ ist die Aussprache der Ubersetzung in Dialekten mit
binnendeutscher Konsonantenschwachung
.)
- Scit vultur.
? ?Weiß der Geier.“
- Se ex pulvere fecit.
? ?Er machte sich aus dem Staub.“ (Korrekt: ?Er erschuf sich aus Tonerde.“)
- Sed sub vespere olet ex pedibus.
? ?Aber abends riecht er aus (den) Fußen.“ (Der Witz ergibt sich erst, wenn die Ubersetzung
bairisch
ausgesprochen wird: ?
Oberamtsrichter
aus
Fussen
“.)
- Vera fides rara est.
? ?Vera ist selten treu.“ (Korrekt: ?Wahre Treue ist selten.“)
- Vita pastor est.
? ?Das Leben ist hirt (?hart‘).“ (Korrekt: ?Das Leben ist ein Hirte.“)
Eine
zweite Art Pseudolatein
dient als Ratespiel fur Lateinkundige, etwa mit wortlich aus dem Deutschen ubersetzten lateinischen Begriffen, die erst nach der Ruckubersetzung ? mit wenigen Ausnahmen separat Wort fur Wort ? einen Sinn ergeben:
- Agricola arat.
(Bauer,
ara
= Altar [
Substantiv
!] + t) ? ?Der Bauer altert.“
- Variante, eine Mischform aus erster und dritter Gruppe: ?Der Bauer a’ Rad [= Der Bauer auf dem Rad.]“ (Korrekte Ubersetzung: ?Der Bauer pflugt“; das heißt,
agricola
muss ubersetzt werden,
arat
aber nicht.)
- Caesar equus consilium.
([Casar/] Kaiser, Pferd, Rat) ? ?Der Kaiser fahrt Rad.“
- Variante:
Caesar equus consilium consilium consilium.
? ?Casar fahrt Dreirad.“
- Caesar ora classis Romana.
(Casar, Kuste, Flotte, [Romische/] Romerin) ? ?Casar kusste eine flotte Romerin.“
- Variante:
Caesar litus unam classem Romanam.
(Casar, Kuste, eine, Klasse, Romerin) ? ?Casar kusste eine klasse Romerin.“
- Cortex ovulus
(Rinde,
ovulus
= Ei-chen [
Verkleinerungsform
von
ovus
]; Wortstellung, wie im Lateinischen ublich) ? ?Eichenrinde“
- Deus pax ora lege lectus.
(Gott, Fried[en], Kuste, lies [
Imperativ
], Bett) ? ?Gottfried kusste Liesbeth.“
- Fac animalia ad trahit!
(mach [Imperativ], Tiere, zu, [er/sie/] es zieht) ? ?Mach die Ture zu, es zieht!“
- Ignis quis vir multum in plus.
(Feuer, wer, Mann, viel, in, mehr) ? ?Der Feuerwehrmann fiel in das Meer.“
- Ova alta fierent
(Eier, hoch, [sie] wurden [
Konjunktiv
]) ? ?Euer Hochwurden“
- Ovum, ovum, quid lacus ego!
(Ei, Ei, was, See, ich) ? ?Ei, ei, was seh’ ich!“
- Quidquid peregrinus
(Was, was, Fremder) ? ?Was waß (osterreichisch fur ?weiß‘) a Fremder?“
- Quod lumen lumen
, auch:
Quod lumen lux
(was, Licht, Licht) ? ?Was liegt, liegt (dialektal ?liecht‘)!“ (Beim Kartenspiel ? soll aussagen, dass eine ausgespielte Karte nicht zuruckgenommen werden darf.)
- Rex pulex post Africam et multum in plus.
(Konig,
Floh
, nach [
temporal
!], Afrika, und, viel, in, mehr) ? ?Der Konig floh nach Afrika und fiel ins Meer.“
- Unus ignis quis caput vir multum in corpore se ab audere et clamabat: ?Studium fuga, meum prohibere!“
(ein, Feuer, wer, [Kopf/] Haupt, Mann, viel, in Leib, sich, von, wagen [
Verb
!], und, rief, Eifer, Flucht, mein, hindern [Verb!]) ? ?Ein Feuerwehrhauptmann fiel in Leipzig vom Wagen und rief: ?Ei verflucht, mein Hintern!‘“
- Via arx in oleo sedebat
([Weg/]Straß’, Burg, in Ol, [er/sie/es] saß) ? ?
Straßburg im Elsass
“
Die
dritte Variante
ist gar kein Latein mehr, sondern nur dem
typographischen
Eindruck nach lateinisch, sogenanntes
Sauerkraut-Latein
[4]
(Analogie zum Wortspiel
Blumento-Pferde
[5]
): Der Sinn des geschriebenen Textes wird erst beim (lauten) Lesen klar ? es erklingt ein deutscher Satz. Zum Verstandnis sind keinerlei Lateinkenntnisse notig, zum Teil jedoch das Beherrschen eines der deutschen Dialekte. Die folgende Inschrift charakterisiert ebendiese Art von Pseudolatein:
- SITA VSVI LATE IN ISTA PER CANES
? ?Sieht aus wie Latein, ist aber kaan[e]s (keines).“ (Davon gibt es mehrere Versionen; das Besondere an der hier verwendeten ist, dass sie
echte lateinische Worter
verwendet, allerdings die meisten nicht in ihrer
lexikalischen Grundform
.)
Weitere Beispiele:
- Alaser laxasi.
? ?Aal aß er, Lachs aß sie.“
Variante:
Alaser musas si.
? ?Aal aß er, Mus aß sie.“ (auch:
Alaser si asmus.
? ?Aal aß er, sie aß Mus.“)
- Ana dratantum procenta.
? ?Anna, drah d’Ant um, brat’s ent a!“ (
Bairisch
: ?Anna, dreh die Ente um, brate sie auch auf der anderen Seite!“)
[6]
- C. J. Caesar as libera V sternunt IX augnal S. Spina tunt Q. Caes.
? ?Gaius Julius Caesar aß lieber Austern und Neunaugen als Spinat und Kuhkas’.“ (Bemerkenswert und anfanglich verwirrend: Zu Beginn wird
Casar
mit den ublichen Abkurzungen seines Vor- und
Gentilnamens
geschrieben und soll auch so im Deutschen verwendet werden, am Ende jedoch durfen die ubliche Abkurzung Q. fur ?Quintus“ und das in
Inschriften
bezeugte Caes. fur ?Caesar“
nicht
aufgelost werden. Zudem steht zuerst das V
nicht
fur die entsprechende
romische Zahl
, das kurz darauf folgende IX sehr wohl.)
- Datis nepis potus colonia
? ?Dat is ne Pispott us Colonia (
Koln
).“
- Die te cane is caput.
bzw.
Ditec aneisc aput
? ?Die Teekanne is’ kaputt.“
- Diecu rentum denserum.
? ?Die Kuh rennt um den See rum.“
- Dicur ante di pum pehum.
? ?Die Kuh rannte die Pumpe um.“
- Dicurante bissiphil
? ?Die Kuh rannte, bis sie fiel.“
- Duca Melbista-Berso-Thum
? ?Du Kamel bist aber so dumm.“ (Fiktiver italienischer Senator [damit streng genommen ?kuchenitalienisch“], ein
Grubenhund
in der
Neuen Freien Presse
vom 3. Marz 1913.)
[7]
- Ergo tamen amor genitus emnestus.
? ?Er goht ame’n am Morge nid us em Nescht us.“ (
Baseldeutsch
: ?Er geht morgens nicht aus dem Bett heraus.“)
- Haskleas, rekleas, fux dilamentas!
? ?Has’ Klee aß, Reh Klee aß, Fuchs die lahm’ Ent’ aß!“
- Hirundo maleficis evoltat.
bzw.
Hirundo maleficis avoltat.
? ?Hier und da mal ein Fick ist eine Wohltat!“ (Korrektes Latein ware
Hirundo maleficis evolat/avolat
? ?Die Schwalbe entfliegt den Bosartigen“.)
Der
luxemburgische
Kunstler
Wil Lofy
hat dieses Wortspiel auf seinem Bronzebrunnen ?Maus Ketti“ im Eingang des Kurparks im Luxemburger
Bad Mondorf
verewigt (auf dem Etikett einer Champagnerflasche)
[8]
. So ist dieser Brunnen fur Eingeweihte ein Ort des Schmunzelns. Ebenso findet sich der Spruch in einer Fensterumschrift des Restaurants ?U Mecena?e“ in
Prag
.
[9]
Außerdem wird er ? nur in der deutschen Ubersetzung ? ofter zitiert in ?
Der Report der Magd
“ (im englischen Original
“Nolite te bastardes carborundorum”
, vergleiche
Illegitimi non carborundum
).
- Oxdradium
?Ochs, drah di um!“ ? (Bairisch: ?Ochs, dreh dich um!“ ? ein Praparat, um das speziell am
1. April
gerne Personen zur Apotheke geschickt werden.)
- Vena laus amoris, pax, drux, piscoris.
oder
Vener laus amoris, pax, drux, bis goris.
? ?Wenn a Laus am Ohr is’, pack s’, druck s’, bis s gar (d. h. hinuber, tot) is’.“ (Bairisch und
Ostfrankisch
: ?Wenn eine Laus am Ohr ist, pack sie, drucke sie, bis sie tot ist.“)
Analog auch folgender
Merkspruch
:
Ahnlich gibt es auch Spielereien mit Altgriechisch, fur die keine eigene Bezeichnung existiert, und die daher ublicherweise unter
Kuchenlatein
subsumiert werden:
Es gibt auch eine Spielerei mit Hebraisch, quasi eine Kombination der obigen Gruppen 2 und 3:
- ??? ????
el
schalom
(Gott [
?el“
bleibt aber unubersetzt], Friede[n]) ? ?Elfriede“
- Gesundheitswesen
- Curanum
- Humanitus
- Pro Humanis Humansponsoring
- Vivantes
- einige Medikamentenbezeichnungen
- Eisenbahnunternehmen
- Autohersteller, -marken und -zulieferer
- Andere Bereiche
-
Glasus vulgus
-
Papyrus antiquus
-
Plasticus berlinensis
-
Restus wegwerfus
Die Erscheinung ist nicht auf den deutschsprachigen Bereich begrenzt, wenn auch die Begriffsbezeichnung nicht in allen Sprachen eine Entsprechung fur
Kuchenlatein
ist.
Ore stabit fortis arare placet ore stat
Bank bei den Rollright Stones
- Englisch
- Brutus et erat forti, Caesar et sum iam, Brutus sic in omnibus, Caesar sic intram.
?
“
Brutus
ate a rat for tea,
Caesar
ate some jam, Brutus’s sick in
omnibus
, Caesar’s sick in
tram
.”
Variante:
[10]
Caesar adsum jam forte, Brutus aderat. Caesar sic in omnibus, Brutus sic in at.
?
“Caesar had some jam for tea, Brutus had a rat. Caesar sick in omnibus, Brutus sick in hat.”
- Illegitimi non carborundum
?
“Don’t let the bastards grind you down.”
(Deutsch etwa: ?Lass dich von den Mistkerlen nicht kleinkriegen.“)
- Ore stabit fortis arare placet ore stat
?
“Oh, rest a bit, for ’tis a rare place to rest at.”
(Inschrift auf zwei Sitzbanken in
Oxfordshire
? einmal im Park der
University of Oxford
,
[11]
einmal unweit der
Rollright Stones
, siehe nebenstehende Abbildungen.)
- Semper ubi sub ubi.
(always, where, under, where) ? “Always wear underwear.”
- Franzosisch
- Der
altgriechische
Satz
Ο?κ ?λαβον π?λιν, ?λλ? γ?ρ ?λπ?? ?φη κακ?.
(in lateinischen Buchstaben etwa ?
Ouk elabon polin, alla gar elpis effeh kaka.
“, betonte Silben mit Akzent) bedeutet sinngemaß ?Sie nahmen die Stadt nicht ein, tatsachlich schien die Hoffnung sogar schlecht zu sein.“ Franzosische Leser
konnen
den Satz aber auch lesen als
≪ Ou qu’est la bonne, Pauline? ≫ ≪ A la gare. Elle pisse et fait caca. ≫
mit der stark
vulgaren
Bedeutung ?Wo ist das Dienstmadchen, Pauline?“ ?Im Bahnhof. Sie pisst und kackt gerade.“
Der Satz wird in vielen Quellen irrtumlich
Xenophon
zugeschrieben, ist in dieser Form aber nicht in seinen Werken zu finden.
- Italienisch
- Der lateinische Satz
I, Vitelli, dei Romani sono belli
? ?Gehe, Vitellius, mit dem Kriegsgeton der romischen Gottheit!“ ? hatte im Italienischen eine andere Bedeutung:
I vitelli dei Romani sono belli.
? ?Die Kalber der Romer sind schon.“
In mehreren
romanischen Sprachen
fuhrte ein Lesefehler sogar zur Kreation eines neuen Wortes:
- Busillis
(
italienisch
,
katalanisch
)
[12]
[13]
oder
busilis
(
spanisch
)
[14]
ist ein Ausdruck fur ?verwirrendes Puzzle“ oder ?schwieriger Punkt“. Der Theologe
Giraldus Cambrensis
(† 1223) erzahlt,
Johannes von Cornwall
(um 1170) sei einmal von einem Abschreiber nach der Bedeutung dieses Wortes gefragt worden. Es habe sich herausgestellt, dass er ?in die busillis“ statt ?in diebus illis“ gelesen hatte.
[15]
Befordert wurde dies dadurch, dass die
Silbentrennung
von ?diebus“ so erfolgte, dass ?die“ auf der Seite unten am Ende einer Spalte und ?bus“ oben zu Beginn der folgenden stand.
[16]
Obwohl in der Quelle nicht erwahnt, durfte die Praxis der
scriptio continua
ebenfalls einen entscheidenden Einfluss besessen haben, weil diese Schreibweise zu dieser Zeit der Normalfall war.
- ↑
Vgl. Belege unter
Kuchenlatein
. In:
Jacob Grimm
,
Wilhelm Grimm
(Hrsg.):
Deutsches Worterbuch
.
Band
11
:
K
? (V). S. Hirzel, Leipzig 1873,
Sp.
2504?2506
(
woerterbuchnetz.de
).
- ↑
Online unter dem Stichwort
Kuchenlatein
bei
Zeno.org
; das ebenfalls verfugbare
Quellenverzeichnis
nennt als Originalquelle: ?Johannis Aventini des Hochgelehrten weit berumbten Bayerischen Geschichtsschreibers Chronica Bavaria. Frankfurt a.M.M.D.LXVII“ (1567). Abgerufen am 16. Juli 2015. Im
Deutschen Worterbuch
leicht abweichend zitiert.
- ↑
Onlineversion
bei
Zeno.org
. Abgerufen am 22. Mai 2015.
- ↑
Hermann Wagner (Hrsg.):
Illustrirtes Spielbuch fur Knaben. 1001 unterhaltende und anregende Belustigungen, Spiele und Beschaftigungen fur Korper und Geist, im Freien sowie im Zimmer
. 6. Auflage. Leipzig 1878,
S.
338–339
,
urn
:
nbn:de:0111-bbf-spo-16308064
.
- ↑
Vergleiche Eintrag im Wiktionary:
Blumentopferde
.
- ↑
Ludwig Zehetner
:
Wos lascht’s denn scho wieder?
In:
Mittelbayerische Zeitung
.
1. Juli 2017,
abgerufen am 7. Juli 2017
(in der Druckausgabe am 30. Juni 2017 [Jg. 73, Nr. 148, S. 18]; Artikel ist Teil einer Serie mit festem Titel): ?Man erzahlt sich, dass ein Pfarrer wahrend des sonntaglichen Hochamts befurchtete, seine Haushalterin, die andachtig im Kirchenstuhl saß, wurde vergessen, die daheim im Bratrohr brutzelnde Ente umzuwenden. Also drehte er sich am Altar um (damals stand der Priester mit dem Rucken zum Volk) und deklamierte mit ausgebreiteten Armen: ?Leni dradantum procenta‘, worauf die Gemeinde respondierte: ?Et cum spiritu tuo.‘ Die Leni verstand sehr wohl, was der Pfarrherr ihr mitteilen wollte: Dreh die Ente um! Brate sie ent auch, d. h. auch auf der anderen Seite! Eine Variante der pseudo-lateinischen Mahnung lautet: ?Leni ventantum procenta‘ (wende die Ente um), und als Verlangerung gibt es den Satz des Pfarrers: ?Bali hamcum isi‘ (sobald ich heimkomme, esse ich).“
- ↑
Siehe Ende von
Armee und Flotte. Frauen im Militardienste.
In:
Neue Freie Presse
, Nachmittagsblatt, 3. Marz 1913, S. 6 (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
- ↑
Siehe Abbildung in der
luxemburgischen
Wikipedia:
Teilansicht des Brunnens ?Maus Ketti“ von Wil Lofy
.
- ↑
Sonsierey:
Hierundo maleficis evoltat ? Bild von U Mecenase, Prag.
In:
TripAdvisor.de.
Dezember 2010,
abgerufen am 3. September 2016
(
Autorin angegeben in
?Hierundo maleficis evoltat“
und Datum in der Bewertung
“Consigliatissimo”
).
- ↑
Uberliefert in einem popularen englischen Werk: Geoffrey Willans:
Down with Skool!
1953.
- ↑
Befindet sich im Bereich
Mesopotamia
, siehe hierzu
Walter Sawyer:
The University Parks, Oxford.
Archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
17. Dezember 2014
;
abgerufen am 29. Marz 2015
(englisch).
- ↑
bu?illis in Vocabolario - Treccani
- ↑
RodaMots - busil·lis
- ↑
busilis | Definicion | Diccionario de la lengua espanola | RAE - ASALE
- ↑
Band 1° - IX.8. Lezione Magistrale
(
Memento
vom 9. Oktober 2004 im
Internet Archive
), Text italienisch
- ↑
MDZ-Reader - Giraldi Cambrensis Opera, Gerardus Cambrensis, S. 343
(
Giraldus Cambrensis
), siehe auch
Datei:Giraldi Cambrensis relatio ludibrii Johannis Cornubiensis de lectione BUSILLIS.jpg
mit englischer Ubersetzung