Josef Wilfling
(*
3. Januar
1947
[1]
in
Munchberg
; †
2. August
2022
in
Munchen
[2]
) war ein
deutscher
Kriminalbeamter
(zuletzt
Kriminaloberrat
) und
Autor
.
Wilfling war Kind von
Vertriebenen
aus dem
Egerland
. Zusammen mit vier Geschwistern wuchs er in der oberfrankischen Kleinstadt
Munchberg
auf. Am 3. Oktober 1966 trat er in den mittleren Dienst der
bayerischen Polizei
ein.
[3]
Nach einem Jahr bei der
Wurzburger
[4]
Bereitschaftspolizei
wurde er zum
Polizeiprasidium Munchen
versetzt.
[3]
Beim
Brandanschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in Munchen
im Jahr 1970 war er als Bereitschaftspolizist eingesetzt und hatte u. a. die Aufgabe, einen
Rabbiner
zu den vollig verkohlten
Leichen
der Opfer zu fuhren.
[5]
Ab 1976
[4]
arbeitete er als Zivilfahnder und ab 1983 als
Kriminalkommissar
.
[5]
1987 kam er als Ermittler zur Munchner
Mordkommission
, deren Leiter er 2002 wurde.
[5]
Er wirkte unter anderem bei der Aufklarung der Morde an
Walter Sedlmayr
und
Rudolph Moshammer
sowie der Morde des Serienmorders
Horst David
mit. Im Fall des Schauspielers
Gunther Kaufmann
war Wilfling der leitende Ermittler. Er hielt auch nach dem Tod Kaufmanns im Jahr 2012 an dessen Schuld fest und außerte dies auch im Wiederaufnahmeverfahren, trotz dessen erwiesener Unschuld.
[6]
Nachdem der
Personalrat
einer nochmaligen Verlangerung seiner Dienstzeit widersprochen hatte,
[3]
wurde er am 30. Januar 2009 in den Ruhestand verabschiedet.
[4]
In einen Interview vom April 2019 nannte Wilfling den
Fall Engelbrecht
als ersten Fall, den er gerne noch wahrend seiner Amtszeit geklart hatte.
[7]
Wilfling, der schon wahrend seiner Dienstzeit fur die hauseigene Polizeizeitung Glossen und Analysen geschrieben hatte,
[8]
verarbeitete die Erfahrungen aus seiner Dienstzeit als Buchautor und wurde zum gefragten Referenten.
Im Februar 2013 sagte er als Zeuge im
bayerischen Untersuchungsausschuss
zur rechtsextremen Terrorgruppe
Nationalsozialistischer Untergrund
aus, da er die Ermittlungen nach den Morden an
Habil Kılıc
in
Munchen-Ramersdorf
2001 und an
Theodoros Boulgarides
im Munchener
Westend
im Jahr 2005 geleitet hatte (siehe
NSU-Mordserie
).
Als er am 11. Juli 2013 zum Ramersdorfer Mord im
NSU-Prozess
vor dem
Oberlandesgericht Munchen
aussagte, verwahrte er sich gegen den Vorwurf, die Ermittler seien auf dem rechten Auge blind gewesen.
[9]
Vielmehr sei die Art der Tatausfuhrung, die er als ?professionelle Hinrichtung“ bezeichnete, fur rechte Gewalttater untypisch und nur mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung zu bringen gewesen.
[10]
Die Mordkommission hatte darum wegen moglicher Verbindungen des Opfers zur
PKK
, den
Grauen Wolfen
sowie dem Glucksspiel-, Drogen- und Rotlichtmilieu ermittelt. Bei einer Durchsuchung hatte die Polizei die Wohnung der Witwe verwustet, und die Tochter des Opfers hatte die Schule verlassen mussen, weil man furchtete, Tater aus diesen Milieus konnten die Schule sturmen.
[11]
Weiterhin gab er an, dass keiner der etwa 40 turkischen Hinweisgeber einen Verdacht in Richtung Rechtsextremismus erhob. Auch habe er sich die von einer Zeugin genannten Radfahrer nicht als Tater vorstellen konnen. Der Versuch, die mutmaßlichen Tater als Zeugen zu gewinnen, blieb ohne Erfolg.
[12]
Wilfling war verheiratet, Vater eines 1970 geborenen Sohns und lebte in Munchen. Er starb am 2. August 2022 im Alter von 75 Jahren an einer schweren Krankheit.
[13]
- ↑
Josef Wilfling ist tot.
In:
boersenblatt.net
, 5. August 2022.
- ↑
Dorita Plange:
Trauer um Munchner Ermittler-Legende. Josef Wilfling ist tot ? seine Falle waren spektakular.
In:
merkur.de
.
4. August 2022,
abgerufen am 4. August 2022
.
- ↑
a
b
c
Susi Wimmer:
?Ich dachte nur, Flucht, Deckung, weg“.
In:
sueddeutsche.de
.
17. Mai 2010,
abgerufen am 7. September 2013
.
- ↑
a
b
c
Dorita Plange:
Munchens oberster Morderjager. Seine hartesten Falle.
In:
tz.de
.
23. Januar 2009,
abgerufen am 7. September 2013
.
- ↑
a
b
c
Karin Truscheit:
Der Respekt vor dem Bosen.
In:
faz.net
.
12. Juli 2010,
abgerufen am 7. September 2013
.
- ↑
Susi Wimmer, Christian Mayer:
Ermittler ohne Selbstzweifel.
In:
sueddeutsche.de
.
8. Juni 2012,
abgerufen am 4. Mai 2018
.
- ↑
Sieben Fragen an Josef Wilfling.
In:
kriminetz.de.
11. April 2022,
abgerufen am 31. Januar 2024
.
- ↑
Susi Wimmer:
Schreib' das auf!
In:
sueddeutsche.de
.
14. Marz 2010,
abgerufen am 7. September 2013
.
- ↑
Wilfling im NSU-Prozess in Munchen: ?Das war eine Hinrichtung“.
In:
tz.de
.
11. Juli 2013,
abgerufen am 7. September 2013
.
- ↑
Anna Fischhaber:
NSU-Mord in Munchen vor Gericht Hitzige Wortgefechte.
In:
sueddeutsche.de
.
11. Juli 2013,
abgerufen am 7. September 2013
.
- ↑
Tom Sundermann:
Als sei Habil Kilic ein Mafioso gewesen.
In:
zeit.de
.
11. Juli 2013,
abgerufen am 7. September 2013
.
- ↑
Frank Jansen:
Hitzige Wortgefechte und merkwurdige Zeugenaussagen.
In:
tagesspiegel.de
.
11. Juli 2013,
abgerufen am 16. Februar 2015
.
- ↑
Legendarer Mordermittler: Josef Wilfling ist tot.
In:
n-tv.de.
3. August 2022,
abgerufen am 3. August 2022
.