Josef Wilfling

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Josef Wilfling bei einer Autorenlesung im November 2017

Josef Wilfling (* 3. Januar 1947 [1] in Munchberg ; † 2. August 2022 in Munchen [2] ) war ein deutscher Kriminalbeamter (zuletzt Kriminaloberrat ) und Autor .

Werdegang [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wilfling war Kind von Vertriebenen aus dem Egerland . Zusammen mit vier Geschwistern wuchs er in der oberfrankischen Kleinstadt Munchberg auf. Am 3. Oktober 1966 trat er in den mittleren Dienst der bayerischen Polizei ein. [3] Nach einem Jahr bei der Wurzburger [4] Bereitschaftspolizei wurde er zum Polizeiprasidium Munchen versetzt. [3] Beim Brandanschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in Munchen im Jahr 1970 war er als Bereitschaftspolizist eingesetzt und hatte u. a. die Aufgabe, einen Rabbiner zu den vollig verkohlten Leichen der Opfer zu fuhren. [5] Ab 1976 [4] arbeitete er als Zivilfahnder und ab 1983 als Kriminalkommissar . [5]

1987 kam er als Ermittler zur Munchner Mordkommission , deren Leiter er 2002 wurde. [5] Er wirkte unter anderem bei der Aufklarung der Morde an Walter Sedlmayr und Rudolph Moshammer sowie der Morde des Serienmorders Horst David mit. Im Fall des Schauspielers Gunther Kaufmann war Wilfling der leitende Ermittler. Er hielt auch nach dem Tod Kaufmanns im Jahr 2012 an dessen Schuld fest und außerte dies auch im Wiederaufnahmeverfahren, trotz dessen erwiesener Unschuld. [6]

Nachdem der Personalrat einer nochmaligen Verlangerung seiner Dienstzeit widersprochen hatte, [3] wurde er am 30. Januar 2009 in den Ruhestand verabschiedet. [4] In einen Interview vom April 2019 nannte Wilfling den Fall Engelbrecht als ersten Fall, den er gerne noch wahrend seiner Amtszeit geklart hatte. [7] Wilfling, der schon wahrend seiner Dienstzeit fur die hauseigene Polizeizeitung Glossen und Analysen geschrieben hatte, [8] verarbeitete die Erfahrungen aus seiner Dienstzeit als Buchautor und wurde zum gefragten Referenten.

Im Februar 2013 sagte er als Zeuge im bayerischen Untersuchungsausschuss zur rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund aus, da er die Ermittlungen nach den Morden an Habil Kılıc in Munchen-Ramersdorf 2001 und an Theodoros Boulgarides im Munchener Westend im Jahr 2005 geleitet hatte (siehe NSU-Mordserie ).

Als er am 11. Juli 2013 zum Ramersdorfer Mord im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht Munchen aussagte, verwahrte er sich gegen den Vorwurf, die Ermittler seien auf dem rechten Auge blind gewesen. [9] Vielmehr sei die Art der Tatausfuhrung, die er als ?professionelle Hinrichtung“ bezeichnete, fur rechte Gewalttater untypisch und nur mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung zu bringen gewesen. [10] Die Mordkommission hatte darum wegen moglicher Verbindungen des Opfers zur PKK , den Grauen Wolfen sowie dem Glucksspiel-, Drogen- und Rotlichtmilieu ermittelt. Bei einer Durchsuchung hatte die Polizei die Wohnung der Witwe verwustet, und die Tochter des Opfers hatte die Schule verlassen mussen, weil man furchtete, Tater aus diesen Milieus konnten die Schule sturmen. [11] Weiterhin gab er an, dass keiner der etwa 40 turkischen Hinweisgeber einen Verdacht in Richtung Rechtsextremismus erhob. Auch habe er sich die von einer Zeugin genannten Radfahrer nicht als Tater vorstellen konnen. Der Versuch, die mutmaßlichen Tater als Zeugen zu gewinnen, blieb ohne Erfolg. [12]

Wilfling war verheiratet, Vater eines 1970 geborenen Sohns und lebte in Munchen. Er starb am 2. August 2022 im Alter von 75 Jahren an einer schweren Krankheit. [13]

Werke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Josef Wilfling  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Josef Wilfling ist tot. In: boersenblatt.net , 5. August 2022.
  2. Dorita Plange: Trauer um Munchner Ermittler-Legende. Josef Wilfling ist tot ? seine Falle waren spektakular. In: merkur.de . 4. August 2022, abgerufen am 4. August 2022 .
  3. a b c Susi Wimmer: ?Ich dachte nur, Flucht, Deckung, weg“. In: sueddeutsche.de . 17. Mai 2010, abgerufen am 7. September 2013 .
  4. a b c Dorita Plange: Munchens oberster Morderjager. Seine hartesten Falle. In: tz.de . 23. Januar 2009, abgerufen am 7. September 2013 .
  5. a b c Karin Truscheit: Der Respekt vor dem Bosen. In: faz.net . 12. Juli 2010, abgerufen am 7. September 2013 .
  6. Susi Wimmer, Christian Mayer: Ermittler ohne Selbstzweifel. In: sueddeutsche.de . 8. Juni 2012, abgerufen am 4. Mai 2018 .
  7. Sieben Fragen an Josef Wilfling. In: kriminetz.de. 11. April 2022, abgerufen am 31. Januar 2024 .
  8. Susi Wimmer: Schreib' das auf! In: sueddeutsche.de . 14. Marz 2010, abgerufen am 7. September 2013 .
  9. Wilfling im NSU-Prozess in Munchen: ?Das war eine Hinrichtung“. In: tz.de . 11. Juli 2013, abgerufen am 7. September 2013 .
  10. Anna Fischhaber: NSU-Mord in Munchen vor Gericht Hitzige Wortgefechte. In: sueddeutsche.de . 11. Juli 2013, abgerufen am 7. September 2013 .
  11. Tom Sundermann: Als sei Habil Kilic ein Mafioso gewesen. In: zeit.de . 11. Juli 2013, abgerufen am 7. September 2013 .
  12. Frank Jansen: Hitzige Wortgefechte und merkwurdige Zeugenaussagen. In: tagesspiegel.de . 11. Juli 2013, abgerufen am 16. Februar 2015 .
  13. Legendarer Mordermittler: Josef Wilfling ist tot. In: n-tv.de. 3. August 2022, abgerufen am 3. August 2022 .