Jose Luis Rodriguez Zapatero
[1]
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ⓘ
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(*
4. August
1960
in
Valladolid
,
Spanien
) ist ein
spanischer
Politiker (
PSOE
). Er war vom 17. April 2004 bis zum 20. Dezember 2011
Ministerprasident von Spanien
und von Juli 2000 bis Februar 2012 PSOE-Vorsitzender.
Zu den Maßnahmen seiner Regierung gehoren außenpolitisch der Abzug der spanischen Truppen aus dem
Irakkrieg
und die Initiative der
Allianz der Zivilisationen
sowie innen- und gesellschaftspolitisch die Legalisierung der
gleichgeschlechtlichen Ehe
, ein neues
Abtreibungsrecht
, die Aufnahme von Friedensverhandlungen mit der
ETA
und die Starkung der
Autonomen Regionen
.
Rodriguez Zapatero stammt aus einer Familie mit stark gegensatzlichen politischen Ausrichtungen.
Wahrend sein Großvater vaterlicherseits, der Armeehauptmann Juan Rodriguez Lozano, im
Spanischen Burgerkrieg
1936 bereits fruh verhaftet und anschließend hingerichtet wurde, weil er mit den Sozialisten sympathisierte, arrangierte sich sein Großvater mutterlicherseits, der Arzt Faustino Zapatero Ballesteros, mit dem
Franco-Regime
, in welchem er eine erfolgreiche akademische Laufbahn durchlief.
Zapatero studierte
Rechtswissenschaften
an der Universitat
Leon
und absolvierte 1982 sein Examen. Daraufhin war er bis 1986 als Assistent fur Verfassungsrecht an der 'Universidad de Leon' beschaftigt.
An einem politischen Wahlkampf nahm Zapatero erstmals in
Gijon
im Jahr 1977 teil, als sich Spanien auf die ersten demokratischen Wahlen seit dem Tod des Diktators Francisco Franco vorbereitete (
Transition in Spanien
). Sprecher auf dieser Wahlkampfveranstaltung war der PSOE-Vorsitzende und spatere spanische Ministerprasident
Felipe Gonzalez
. Zapatero trat kurze Zeit spater in den PSOE ein, nach eigener Aussage, weil er stark von Gonzalez’ Wahlauftritt beeindruckt war.
Ab 1982 stand Zapatero der Jugendorganisation des PSOE in seiner Heimatprovinz
Leon
vor. Bei der Wahl am 22. Juni 1986 wurde er zum jungsten Abgeordneten in der
spanischen Abgeordnetenkammer
.
1988 wurde er PSOE-Vorsitzender in der Provinz Leon. Im Jahr 1997 stieg er in den Vorstand der spanischen Sozialisten auf und wurde schließlich bei einer Kampfabstimmung im Juli 2000
[2]
uberraschend zum Parteivorsitzenden des PSOE gewahlt.
Dieses Amt hatte er bis zum XXXVIII. Parteitag des PSOE (3.?5. Februar 2012) inne; sein Nachfolger wurde
Alfredo Perez Rubalcaba
.
Aus den kurz nach den
Madrider Zuganschlagen
vom 11. Marz 2004 stattfindenden
spanischen Parlamentswahlen
vom 14. Marz 2004 ging der von ihm als Spitzenkandidat angefuhrte PSOE uberraschend als Sieger hervor. Mit 164 von insgesamt 350 Abgeordnetensitzen verpasste der PSOE dabei knapp die absolute Mehrheit. In ihrer konstituierenden Sitzung am 16. April 2004 wahlte die spanische Abgeordnetenkammer Zapatero mit 183 von 350 Stimmen zum neuen Ministerprasidenten. Er erhielt dabei die Stimmen seiner Partei, der
Izquierda Unida
sowie einiger nationalistischer Regionalparteien.
Bei den
Parlamentswahlen am 10. Marz 2008
erhielt der PSOE 169 von 350 Sitzen der Abgeordnetenkammer. Er verfehlte damit erneut knapp die absolute Mehrheit. Am 11. April 2008 wurde er nur mit den Stimmen seiner Partei im zweiten Wahlgang erneut zum Ministerprasidenten gewahlt. Im ersten Wahlgang zwei Tage zuvor, fur den eine absolute Mehrheit der Abgeordneten notwendig gewesen ware, war er nicht gewahlt worden, da die kleinen Parteien, die bei der Parlamentswahl stark verloren hatten, sich der Stimme enthielten oder (im Falle der
ERC
) gegen ihn stimmten.
Im Vorfeld der Wahl 2004 befand sich Zapatero politisch auf der Seite der Gegner des
Irakkriegs
. Unmittelbar nach der Parlamentswahl 2004 hatte er das Verbleiben der spanischen Truppen im Irak mit der Ubernahme einer wichtigen Rolle durch die
UNO
verknupft. Die Wahrscheinlichkeit hierzu schatzte er jedoch als gering ein. Gleich nach der Wahl zum Ministerprasidenten am 16. April 2004 bestand deshalb eine seiner ersten Amtshandlungen darin, den baldigen Truppenabzug aus dem
Irak
bekannt zu geben. Wegen der Haltung zum Irakkrieg kuhlten sich die Beziehungen zu den
USA
zusehends ab und verbesserten sich erst nach der Wahl von
Barack Obama
zum US-Prasidenten Ende 2008 wieder.
Europapolitisch trat Zapatero im Gegensatz zu seinem Vorganger
Aznar
fur eine deutlich integrationsfreundlichere Haltung ein und gab unter anderem 2004 den spanischen Widerstand gegen den
EU-Verfassungsvertrag
auf. Mit der
spanischen EU-Ratsprasidentschaft 2010
ubernahm Zapatero auch im
Europaischen Rat
eine wichtige Rolle. Er war der erste Regierungschef, der aufgrund der durch den
Vertrag von Lissabon
neu eingefuhrten Regelungen nicht mehr den Ratsvorsitz einnahm. Stattdessen wurde dieser von dem ersten standigen
Prasidenten des Europaischen Rates
,
Herman Van Rompuy
, eingenommen. Zapatero und Van Rompuy kundigten dabei eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung an, wobei die spanische Regierung Zuruckhaltung versprach, um das neu geschaffene Amt nicht zu beschadigen.
[3]
Auch zum Nachbarland
Marokko
baute Zapatero wieder eine bessere Beziehung auf. Zudem initiierte er zusammen mit dem turkischen Ministerprasidenten
Recep Tayyip Erdo?an
die UN-Initiative der
Allianz der Zivilisationen
, fur die er 2010 den ?Internationalen-Ataturk-Friedenspreis“ (turkisch:
Ataturk Uluslararası Barı? Odulu
) erhielt.
[4]
2008 gelang es Zapatero, Spanien als dauerhaften Gast der
G-20
-Gipfel zu etablieren.
Innenpolitisch stand Zapatero fur eine gesellschaftliche Reformpolitik.
[5]
Er setzte sich fur die Gleichberechtigung und eine gemaßigte Auflockerung des spanischen Zentralstaats ein. Wirtschaftspolitisch fuhrte er zunachst den
ordnungspolitischen
Kurs der Vorgangerregierung prinzipiell fort, setzte aber soziale Akzente. Zu den Neuerungen zahlte auch die Einfuhrung eines
Vaterschaftsurlaubes
.
Seine erste Amtsperiode war gepragt von einer starken Polarisierung der spanischen Innenpolitik durch Auseinandersetzungen mit der großten Oppositionspartei
PP
und einigen gesellschaftlichen Gruppen, insbesondere der
katholischen Kirche
.
[6]
Zu den umstrittensten Maßnahmen gehorten die spater gescheiterten Friedensverhandlungen mit der baskischen Terrororganisation
ETA
, die Einfuhrung der
gleichgeschlechtlichen Ehe
,
[7]
das
Gesetz des Historischen Angedenkens
zur Aufarbeitung der
Franco-Diktatur
[8]
[9]
mehrfache Legalisierungen des Aufenthaltsstatus' großer Zahlen
illegaler Einwanderer
sowie die Starkung der
Autonomen Gemeinschaften
, insbesondere mittels des
Autonomiestatuts von Katalonien von 2006
. Seine Minderheitsregierung erhielt fur diese Vorhaben die Unterstutzung mehrerer kleinerer Parteien und somit jeweils eine Mehrheit im Parlament.
Die zweite Amtsperiode ab 2008 war vor allem vom Platzen der spanischen Immobilienblase gepragt, die mit der
weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise
zusammenfiel. Aufgrund der starken Abhangigkeit vom Bausektor, der bis zu 11 % des spanischen BIP ausmachte
[10]
und in Zapateros Regierungszeit fur ein hohes
Wirtschaftswachstum
gesorgt hatte, traf dieser Zusammenbruch Spanien besonders hart. Zapatero erklarte dabei zunachst, die Krise ohne sozialstaatliche Einschnitte uberwinden zu wollen, und nahm dafur hohe Haushaltsdefizite in Kauf. Nachdem Spanien jedoch wahrend der
Euro-Krise
unter starken Druck geraten war, kundigte Zapatero im Mai 2010 uberraschend die bis dahin großte Kurzung von Sozialleistungen seit Beginn der spanischen Demokratie an.
[11]
Es wurde aber weitere gesellschaftspolitische Reformen verabschiedet, darunter ein neues, liberaleres Abtreibungsrecht.
[12]
Anfang April 2011 ließ er auf einem Parteitag in Madrid verlauten, bei der Parlamentswahl, die fur Marz 2012 vorgesehen war, nicht erneut als Spitzenkandidat des PSOE anzutreten.
[13]
Am 29. Juli 2011 kundigte Zapatero
vorgezogene Parlamentswahlen
fur den 20. November 2011 an. Damit reagierte er auf die wirtschaftliche Situation seines Landes.
[14]
Zu seinem Nachfolger als Regierungschef wurde am 20. Dezember 2011
Mariano Rajoy
von der konservativen PP gewahlt. Im Februar 2012 gab Zapatero auch das Amt des Generalsekretars des PSOE ab. Sein Nachfolger wurde
Alfredo Perez Rubalcaba
, der auch der Spitzenkandidat des PSOE bei der Wahl 2011 gewesen war.
[15]
Er ist mit Sonsoles Espinosa verheiratet und Vater zweier Tochter.
[16]
- ↑
Da sein erster
Nachname
Rodriguez
zu den haufigsten in Spanien gehort, ist er vor allem unter seinem vergleichsweise seltenen zweiten Nachnamen Zapatero bekannt.
- ↑
Der Spiegel 29/2000:
Sozialisten suchen frischen Schwung
- ↑
EurActiv
, 19. Dezember 2009:
Spanien kundigt fur EU-Prasidentschaft Rolle im Hintergrund an
.
- ↑
Turkce olimpiyatları devletle halkı Ba?kent'te bulu?turdu.
In:
ZamanOnline.
6. Juni 2010, archiviert vom
Original
am
7. Juni 2010
;
abgerufen am 1. Januar 1970
(turkisch).
- ↑
Vera Gutierrez:
Retrato de un presidente en 20 leyes.
In:
El Pais.
3. April 2011,
abgerufen am 2. Dezember 2022
(spanisch).
- ↑
Javier Caceres:
Die ?Reserve des Okzidents“ rustet zum Angriff
; in:
Suddeutsche Zeitung
, 4. Marz 2008.
- ↑
El Congreso aprueba el matrimonio homosexual.
In:
El Pais.
21. April 2005,
abgerufen am 2. Dezember 2022
(spanisch).
- ↑
Spanien verabschiedet Gesetz zur Aufarbeitung der Diktatur.
In:
tagesspiegel.de.
2. November 2007,
abgerufen am 2. Dezember 2022
.
- ↑
Das ?Gesetz des historischen Andenkens“ in Spanien.
In:
deutschlandfunk.de.
27. Dezember 2017,
abgerufen am 2. Dezember 2022
.
- ↑
spiegel.de
25/2010:
Das Ende des Wunders
- ↑
Die Zeit
online, 1. Juni 2010:
Spaniens sozialistischer Musterschuler hat abgewirtschaftet
.
- ↑
Aprobada de forma definitiva y sin cambios la ley del aborto.
In:
El Pais.
24. Februar 2010,
abgerufen am 2. Dezember 2022
(spanisch).
- ↑
vgl.
Spaniens Regierungschef tritt 2012 ab: "Zwei Amtszeiten sind genug"
(
Memento
vom 4. April 2011 im
Internet Archive
) bei tagesschau.de, 2. April 2011 (aufgerufen am 2. April 2011).
- ↑
Rolf Breuch / Martin Schrader:
Neuwahlen in Krisenzeiten
, dw-world.de, 29. Juli 2011
- ↑
spiegel.de:
Portrat (November 2011)
- ↑
Las dos hijas artistas de Zapatero. Noticias de Noticias
. In:
El Confidencial
. (
elconfidencial.com
[abgerufen am 22. August 2018]).
Anmerkung:
Dies ist ein
spanischer Name
.
Rodriguez Zapatero
ist der aus Vaters- und Muttersnamen zusammengesetzte Nachname. Unter Auslassung eines Nachnamens ist die Benennung
Jose Luis Zapatero
ublich/moglich.