Homonym

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Als Homonym (griechisch ?gleichnamig“) bezeichnet man ein Wort , das fur verschiedene Begriffe steht. [1] Ein Beispiel ist das Wort ?Tau“, das ein Seil , den morgendlichen Niederschlag oder einen Buchstaben des griechischen Alphabets bedeuten kann. Das Homonym ist nicht zu verwechseln mit dem Homoonym .

Der Begriff Homonymie ist ein Gegenbegriff zum Begriff der Synonymie : Bei der Homonymie steht derselbe sprachliche Ausdruck fur verschiedene Begriffe, bei der Synonymie stehen verschiedene sprachliche Ausdrucke fur denselben Begriff. Vor allem in der Philosophie spricht man auch von Aquivokation .

 
 
 
Aquivokation
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Homonymie
verschiedene Bedeutung,
oft verschiedene Herkunft
 
Polysemie
gemeinsame Wurzel
und/oder abgeleitete Bedeutung,
z. B. Laufer (Sportler/Schachfigur)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Homographie
gleiche Schreibweise,
verschiedene Bedeutung,
oft verschiedene Aussprache,
z. B. m?dern (verwesen) und
modern (fortschrittlich)
 
Homophonie
gleiche Aussprache,
verschiedene Bedeutung,
oft verschiedene Schreibweise,
z. B. malen und mahlen
 
Aquivokation , Homonymie und Polysemie im Verhaltnis

Begriff [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Etymologie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zu Homonym gehort das Adjektiv homonym . Etymologie : altgriechisch ?μ?νυμο? homonymos , aus ?μ?? homos ?gleich“ und ?νυμα onyma ?Name“. Zu Aquivokation gehort das Adjektiv aquivok ; Etymologie: spatlateinisch aequivocus ?gleichlautend, mehrdeutig“, aus aequus ?gleich“ und vocare ?nennen, lauten“.

Mehrdeutigkeit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Klassisch spricht man von Homonymie in lexikalischer Hinsicht . [2] Mitunter spricht man auch von Homonymie in morphematisch-grammatikalischer Hinsicht . [2] Im Folgenden geht es nur um die lexikalische Homonymie.

Der Ausdruck Homonymie ist selbst mehrdeutig . Zum einen hangt seine Bedeutung von der Bestimmung seines Verhaltnisses zum Begriff der Polysemie ab, zum anderen von den Verhaltnissen zu Homophonie und Homographie.

Abgrenzung zur Polysemie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Begriffe Homonymie und Polysemie werden verschieden voneinander abgegrenzt. Klassisch wird die Homonymie der Polysemie entgegengesetzt. Ob uberhaupt eine Abgrenzung sinnvoll ist, ist umstritten. Die Kritik an der Trennung fuhrt terminologisch dazu, entweder von Homonymie als Oberbegriff fur Polysemie und fur die Homonymie im klassischen Sinn auszugehen oder dazu, in der Homonymie einen Sonderfall der Polysemie zu sehen. Es gibt daher insofern drei Bedeutungen des Ausdrucks:

[1] Homonymie als Gegenbegriff zu Polysemie;
[2] Homonymie als Oberbegriff fur Polysemie und Homonymie im Sinne von [1];
[3] Homonymie als Sonderfall bzw. Unterbegriff der Polysemie.

Die wohl noch vorherrschende Entgegensetzung von Homonymie und Polysemie sieht in der Homonymie einen Fall zufalliger lexikalischer Mehrdeutigkeit, [3] den Fall der Polysemie als Fall motivierter Mehrdeutigkeit. Fur die Polysemie wird dann zumeist eine etymologische Verwandtschaft der verschiedenen Bedeutungen verlangt. [4] Nicht unbedingt in einem anderen, aber auch nicht zwingend im gleichen Sinn stellen andere auf einen ?inneren Zusammenhang“ ab [5] oder referieren als Erfordernis eine ?inhaltliche Ahnlichkeit“ der Bedeutungen. [6] Es ist unklar beziehungsweise kann unterschiedlich gehandhabt werden, ob man dabei eine synchrone oder diachrone Sicht, eine objektive oder nur eine subjektive oder ubliche Sicht zugrunde legt, ob man also das Expertenwissen des Linguisten uber etymologische Zusammenhange oder die des ublichen Sprachverwenders zugrunde legt. Teilweise wird gefordert, fur die Unterscheidung Polysemie ? Homonymie ?strikt auf das in einem bestimmten Zeitabschnitt (typischerweise einer Generation) zur Verfugung stehende Alltagswissen von Sprechern“ abzustellen. Das heißt, was gestern Polysemie war, kann heute oder morgen Homonymie sein. [7]

Dies macht die Unterscheidung zwischen Homonymie und Polysemie ?unsicher“ [8] und zufallig. Daher wird vorgeschlagen, die Homonymie als einen Sonderfall der Polysemie zu definieren, [8] oder es wird unter Aufgabe der Unterscheidung der Ausdruck ?Homonymie“ als Oberbegriff von Polysemie und Homonymie (im traditionellen) Sinn vorgeschlagen. [9]

Uneigentliche Homonymie, Homographie, Homophonie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Uneigentliche Homonymie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Fall der eigentlichen Homonymie stimmen neben der Schreibung und der lautlichen Gestalt auch Flexion und Genus des Wortes uberein. Davon zu unterscheiden ist die sogenannte partielle oder uneigentliche Homonymie , bei der eine Identitat der Schreibweise und der Lautung, nicht aber der Flexion (Bsp.: Bank , Plural Banke/Banken ) oder des Genus (Bsp.: der/die Kiefer ) besteht. [10]

Homographie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gleich geschriebene Worter, die verschieden gesprochen werden, heißen Homographe ; das entsprechende Phanomen wird Homographie genannt.

  • Beispiel: sie rasten (ruhen) ? sie rasten (fuhren schnell)

(Weitere Beispiele siehe unten .)

Homophonie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gleich gesprochene, jedoch verschieden geschriebene Ausdrucke nennt man Homophone , das Phanomen Homophonie.

  • Beispiel: malen ? mahlen [11]

(Weitere Beispiele siehe unten .)

Terminologie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Schreibung Aussprache
gleich unterschiedlich
gleich
unterschiedlich
Homonym Homophon Homograph

Ob man Homographen oder Homophone zu den Homonymen zahlt, ist eine Frage terminologischer Festsetzung, die unterschiedlich gehandhabt wird.

Zahlt man sie dazu, sind es Sonderfalle der Homonymie. Da es auch den (Normal-)Fall der Homonymie ohne gleichzeitiges Vorliegen einer Homophonie oder Homographie gibt, empfiehlt es sich, fur den Normalfall eine eigene Benennung einzufuhren. Vorgeschlagen wird dafur der Ausdruck volle Homonymie . [12]

Zur Veranschaulichung dieser terminologischen Position mag die rechtsstehende Grafik dienen:

Heute wird vielfach aber nur dann von einem Homonym gesprochen, wenn sowohl gleiche Schreibweise als auch gleiche Aussprache vorliegt. [13]

Beispiele [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Polyseme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Homonyme mit gleicher Schreibweise und Aussprache [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eigentliche Homonyme mit gleicher Schreibweise und Aussprache [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • der Ball (kugelformiges Spielgerat), der Ball (Tanzveranstaltung)
  • die Birne (Obst), die Birne (Gluhbirne)
  • die Decke (Stoffstuck zum Bedecken eines Tisches oder Bettes), die Decke (obere Begrenzung eines Raumes)
  • das Gericht (als Mahlzeit zubereitete Speise), das Gericht (offentliche Institution)
  • der Hahn (Wasserhahn), der Hahn (mannliches Huhn)
  • der Strauß (Laufvogel), der Strauß (Blumengebinde)
  • das Schloss (Turschloss), das Schloss (Bauwerk)
  • die Weide (Baum, Strauch), die Weide (landwirtschaftliche Flache fur Nutztiere)

Uneigentliche Homonyme mit gleicher Schreibweise und Aussprache [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Substantive mit unterschiedlichem Genus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  • der Bauer (Genus: Maskulinum) (Landwirt), das Bauer (Genus: Neutrum) (Vogelkafig)
  • die Kiefer (Genus: Femininum) (Nadelbaum), der Kiefer (Genus: Maskulinum) (Teil des Gesichtsschadels)
  • der Otter (Unterfamilie der Marder), die Otter (Viper)
  • der Tau (Niederschlag), das Tau (Seil), das Tau (griechischer Buchstabe)
  • das Tor (breite Tur, Einfahrt, Fußballtor, Zugang im ubertragenen Sinne etc.), der Tor (torichter Mensch)
Substantive mit unterschiedlichem Numerus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  • die Bank (Mobel) (Sitzbank), Bank (Untiefe im Meer) → Plural: die Banke; die Bank (Geldinstitut) → Plural: die Banken
  • die Mutter (eines Kindes) → Plural: die Mutter, die Mutter (einer Schraube) → Plural: die Muttern
  • der Reif (Ring) → Plural: die Reife; der Reif (Eiskristalle) → Plural: nicht existent
  • das Tau (Seil) → Plural: die Taue, das Tau (griechischer Buchstabe) → Plural: die Taus
Substantive mit unterschiedlichem Kasus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Deutschen ist kein homonymes Substantiv mit selbem Genus bekannt, das sich innerhalb des Singulars ausschließlich im Kasus unterscheidet.

Wortartenunterschiedliche uneigentliche Homonyme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  • die Buchen (Laubbaum), buchen (eine Reise buchen )
  • das Gen , gen (Kurzform zu gegen )
  • laut (gerauschvoll), laut (gemaß, zufolge)
  • Rugen (Plural von Ruge ), Rugen (Name einer Insel)
  • Sieben (Zahlwort), sieben (durch ein Sieb schutteln)
  • Stahl (Eisen), stahl (von stehlen )
  • sein (Verb), sein (Possessivpronomen)
  • weiß (Farbe), weiß (Verbform von wissen )

Homographe [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Homographe mit verschiedener Aussprache [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Hinweis zur Aussprache: Fur einen betonten kurzen Vokal steht zum Beispiel a, fur einen betonten langen Vokal ?.

  • Coll?gen [ko?laː??n] (Plural von Collage ), das Collag?n (Strukturprotein im Bindegewebe)
  • das Gestern (Sternbild), gestern (der Tag vor heute)
  • der Jammer , der Jammer (Musiker der Richtung Jam)
  • die Logen (Zuschauerraume), sie logen (sagten nicht die Wahrheit)
  • das Meer (Gewasser) sowie mehr (Gegensatz von weniger) gegenuber: die Mar (Erzahlung)
  • M?ntage (Plural von Montag ), die Mont?ge [m?n?taː??] (Zusammenbau, Einbau)
  • das oder der Rev?rs [?e?veː?] (umgeschlagener Kragen), der Revers [?e?ve?s] (schriftliche Verpflichtung)
  • rasten (ruhen), r?sten (Prateritum 3. Person Plural zu rasen )
  • das Rentier oder R?ntier (Hirschart), der Renti?r , frz. [????tjeː] (Rentner)

Homographe von Nominalkomposita [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Zeichen ¬ dient als Hervorhebung einer Worttrennung.

  • die Rutschendekomposition : Rutschen¬ dekomposition (Zerlegung einer Rutsche ), Rutsch¬ende¬ komposition (die Zusammensetzung verschiedener Vorgange wahrend der Beendigung eines Rutschvorgangs)
  • Saugarten : der Sau¬garten (ein Garten fur Saue), die Saug¬arten ( Arten des Saugens)
  • Schiffstau : das Schiffs¬ tau (Seil auf Schiffen), der Schiff¬ stau (Stockung auf Wasserstraßen) ? kein Homograph im Fraktursatz
  • der Vorabendspurt : Vorab¬ endspurt (noch nicht der finale Endspurt), der Vorabend ¬spurt (Spurt am Vorabend)
  • die Wachstube : Wachs¬tube (mit Wachs gefullte Tube ), Wach¬ stube (Aufenthaltsraum einer wachhabenden Einheit ) ? kein Homograph im Fraktursatz, vergleiche Abbildung
  • der Wachtraum : Wach¬traum (auch: Tagtraum ), Wacht¬raum (Raum fur eine Wache )

Homographe mit verschiedener Betonung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Hinweis zur Aussprache: Fur einen betonten kurzen Vokal steht zum Beispiel a, fur einen betonten langen Vokal ?.

  • August (mannlicher Vorname), der August (Monat)
  • die Hochzeit (Vermahlung), die H?chzeit (Hohepunkt)
  • der Hum?r (Spaß), der H?mor (medizinisch fur Korpersaft )
  • die Konstanz (Bestandigkeit), Konstanz (Stadt am Bodensee)
  • die Lache (Art des Lachens), die Lache oder L?che (Pfutze)
  • das Laufende (das Ende eines Laufs), laufende (Adjektiv abgeleitet vom Verb laufen )
  • das Lautende (das Ende eines Lauts), lautende (Adjektiv abgeleitet vom Verb lauten )
  • m?dern (verrotten), modern (neumodisch, neuzeitlich)
  • Sie r?sten (fuhren schnell) uber die Autobahn ? Hier konnten wir rasten (ausruhen)
  • der Rom?n (Literaturgattung), R?man (Jungenname)
  • sch?n (Imperativ Singular zu schonen ), schon (bereits)
  • das Spielende (Ende des Spiels), der oder die Spielende (Person, die spielt)
  • der Ten?r (Stimmlage und Sanger), der T?nor (Grundhaltung)
  • ubersetzen (in eine andere Sprache ubertragen, Kraftubersetzung durch Zahnrader), ?bersetzen (einen Fluss uberqueren)
  • der W?g (Straße), weg (z. B. weit weg)
  • umfahren (etwas mit einem fahrenden Fahrzeug zu Fall bringen), umf?hren (einem Hindernis aus dem Weg gehen)
  • umgehen (z. B. mit einer fordernden Person oder einem Gegenstand), umg?hen (Schwierigkeiten, Hindernissen aus dem Weg gehen)

Homophone mit verschiedener Schreibweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Homophone mit gleicher Buchstabenfolge und Aussprache [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Hier sind Homophone aufgefuhrt, die bis auf Groß- und Kleinschreibung gleiche Buchstaben und Buchstabenreihung besitzen. (Vergleiche hierzu auch den Abschnitt uneigentliche Homonyme .)

  • der Arm (Korperteil), arm (mittellos)
  • der Elf (Marchengestalt), elf (Zahl)
  • das Fest (Feier), fest (bestandig, hart)
  • Lose (Plural von Los ), lose (nicht angebunden)
  • der Rasen (Rasen im Garten), rasen (schnell fahren)
  • der Reif (Ring; Niederschlag), reif (voll entwickelt)

Homophone mit gleicher Buchstabenfolge und Leerzeichen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Diese homophonen Ausdrucke bestehen aus einem oder zwei Wortern.

  • die kranken Schwestern, die Krankenschwestern (im Genitiv gibt es eine weitere Bedeutung: der kranken Schwestern, der Krankenschwestern, der Kranken Schwestern [= die Schwestern der Kranken])
  • die blinden Hunde, die Blindenhunde

Homophone mit unterschiedlichen Buchstaben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • die Ahle (Werkzeug), Aale (Fische)
  • die Beete , bete (1. Person Singular Prasens von beten )
  • das Boot , bot (Prateritum von bieten )
  • das Corps (Verbindung), der Chor (Gruppe von Sangern)
  • das (Artikel oder Begleiter), dass (Konjunktion)
  • der Einheitspreis , der Einheizpreis (Preis des Einheizens)
  • die Fase (abgeschragte Kante), Phase (Entwicklungsstand),
  • fliehst (2. Person Singular von fliehen ), fliest (2. Person Singular von fliesen ), fließt (2. Person Singular von fließen )
  • der Fohn (warmer Fallwind), der Fon (Haartrockner)
  • die Frist , er frisst (2. und 3. Person Singular Prasens zu fressen )
  • die Gans , ganz
  • heute (am heutigen Tag), Haute (Plural von Haut )
  • die Kuste , kusste (Prateritum von kussen )
  • der Lachs , des Lacks (Genetiv zu Lack), lax (nachlassig),
  • die Larche (Nadelbaum), die Lerche (Singvogel)
  • der Leib (Korper), der Laib (Brot)
  • die Leichen , laichen (Eier ablegen)
  • die Lehre (Unterricht, wissenschaftliche Theorie), die Leere (Zustand des Leerseins)
  • den Leuten , das Lauten
  • das Lid (Augenlid), das Lied (Musikstuck)
  • malen (abbilden), mahlen (zerreiben)
  • das Meer (Gewasser), mehr (Gegensatz von weniger)
  • die Mehrheitskosten [14] , die Mehr heizkosten [15]
  • das Rad , der Rat
  • rachte (1. Person Singular Prateritum zu rachen ), Rechte
  • der Reis , reiß (Imperativ Singular zu reißen )
  • der Rhein (Fluss), der Rain (Feldrain), rein (sauber), rein (kurz fur herein )
  • seh (Verbform von sehen ), die See , der See
  • die Seite (linke Seite, Buchseite etc.), die Saite (Teil eines Musikinstruments)
  • die Stelle , die Stalle (Plural von Stall )
  • die Terme (Plural von Term ), die Therme (offentliches Bad)
  • den Umsatzen (Dativ Plural zu Umsatz ), umsetzen
  • der Vetter (Cousin), fetter (Komparativ zu fett )
  • der Vorname , die Vornahme (von vornehmen )
  • die Wagen (Fahrzeuge), die Waagen (Gerate zur Gewichtsbestimmung), vagen (Deklination von vage ), etwas wagen (riskieren)
  • die Waise (elternloses Kind), die Weise (Art, Methode)
  • wer , das Wehr (Wasserbau) , war (Kurzform des Konjunktiv von sein )
  • die Ware (kaufliche Gegenstande), wahre (gebeugte Form von wahr )
  • die Wande (Mauern), die Wende (Umkehr)
  • die Welle , die Walle
  • bewerten (einschatzen), bewehrten (Beton mit Stahleinlage bewehren ), bewahrten (erproben, Verb zu Bewahrung )
  • der Wirt , wird (3. Person Singular zu werden )
  • weist (2. Person Singular zu weisen ), weißt (2. Person Singular zu weißen und zu wissen )

Die Bedeutung der Homonymie in der Lexikographie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten von Signifikantenidentitat fur mehrere Signifikate ist insbesondere fur die Lexikografie (Worterbucherstellung) von Bedeutung, zum Beispiel, wenn es darum geht, ob ein neues Lemma eingerichtet werden muss oder nur Unterpunkte der Bedeutung oder Unterunterpunkte der subbedeutungsspezifischen semantischen Merkmale, Aussprachen und grammatischen Variierbarkeiten (z. B. spezifische Satzbauplane oder Idiome). Man betrachte hierzu im Großen Worterbuch der deutschen Sprache (Duden) das Lemma ?Zug“. Es enthalt fur den Schweizer Kanton und zusammen fur die 16 Polysemien dieses Signifikanten je ein eigenes Lemma (also insgesamt zwei Lemmata [16] ).

Entstehen und Verschwinden von Homonymen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Entstehung von Homonymen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Homonyme sind oft aus ursprunglich differenten Morphemen entstanden, die im Lauf der Zeit gleichlautend wurden. Ein Beispiel dafur ist das mittelhochdeutsche Wort kiver fur den Kiefer (Teil des Schadels) und das althochdeutsche Wort kienforha fur die Kiefer (Baum).

Gehen die mehrdeutigen Worter jedoch auf eine gemeinsame etymologische Wurzel zuruck, handelt es sich nicht um Homonyme, sondern um Polyseme . Bei der Polysemie wird die Bedeutung eines Wortes im Lauf der Zeit aufgeteilt, z. B. bezeichnet das Wort Schloss heute sowohl das Turschloss als auch ein herrschaftliches Gebaude. Man beachte die Argumentation bei Adelung [Bd. 3, Sp. 1539.]: ?Bey den Pferden ist das Schloß das Ende der Nase, wodurch die bey den Nasenlocher abgesondert werden; vielleicht weil sich hier die Nase schließet oder endiget. An den Kunstgestangen ist das Schloß derjenige Ort, wo zwey Gestange an einander schließen, und daher selbst mit Ringen und Schrauben verwahret sind. 4) Ein eingeschlossener, d. i. wider den Anfall eines Feindes verwahrter Ort, da es denn Spuren gibt, daß ehedem auch befestigte Stadte so wohl Burge, als Schlosser und Castelle genannt worden. Jetzt werden nur noch befestigte und mit gewissen Hoheitsrechten begabte Wohnsitze der Fursten, Herren und Dynasten Schlosser genannt; ehedem hießen sie Burge. Ein konigliches Schloß, ein furstliches Schloß. Ein Bergschloß, wenn es auf einem Berge liegt, ein Raubschloß, so fern es zur Sicherheit der Rauber befestiget ist, oder Raubereyen aus demselben geschehen. Schlosser in die Luft bauen, unmogliche Entwurfe aushecken.“ [17]

Unabhangig von solchen historischen Vorgangen konnen sehr viele Worter je nach Verwendung unterschiedliche Bedeutungen annehmen. Unterscheiden sich dann bestimmte semantische Merkmale wie zum Beispiel die Pluralbildung oder das Geschlecht werden aus einem polysemischen Wort homonyme Worter, die im Lexikon als eigene (durchnummerierte) Stichworter auftreten.

Verschwinden von Homonymen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Homonymie kann eine Ursache fur das Verschwinden von Wortern sein (Homonymenkonflikt durch Mehrdeutigkeit). [18]

Beispiele

  • Wenn ein Wort sehr viele Bedeutungen hat, es also mehrdeutig wird, verschwinden oft einige Bedeutungen, manchmal auch das ganze Wort, zum Beispiel weil auf andere Bezeichnungen ausgewichen wird.
  • Wenn ein Wort in der sprachlichen Ebene sinkt, werden gleich- oder ahnlich lautende andere Worter oft ebenfalls verdrangt: ? Ficke “ (als Ausdruck fur ? Kleidertasche “) wurde unublich wegen ? ficken “, einem als obszon betrachteten Wort. Gegenbeispiel: Wenn sich die Kontexte klar unterscheiden, konnen Homophone auf der normalen Sprachebene auch neben der niedrigeren bestehen bleiben: Das vulgare to jack off (masturbieren) im Englischen hat z. B. keinen Einfluss auf die anderen Lesarten von ?jack / to jack / Jack-of-all-trades“.
  • Im Japanischen ist die Zahl ?vier“ homophon mit dem Wort fur ?Tod“ (shi) . Daher gibt es eine zweite Aussprache (yon) fur ?vier“, die in Kontexten gebraucht wird, wo durch die Homophonie eine Mehrdeutigkeit mit negativer Konnotation entstehen konnte.

Ahnliche Begriffe mit unterschiedlicher Bedeutung in verschiedenen Dialekten einer Sprache sind Paronyme .

Verwendung von Homonymen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vermeidung durch Homonymzusatze [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Homonymproblematik kann in vielen Fallen durch das Ausweichen auf andere Bezeichnungen gelost werden. So kann beispielsweise festgelegt werden, dass eine Bank zum Sitzen immer ?Sitzbank“ genannt werden sollte.

In kontrollierten Sprachen werden zur Unterscheidung von Homonymen Namensraume oder Qualifikatoren als Homonymzusatze hinzugefugt. In Worterbuchern dienen dazu ublicherweise hochgestellte Zahlen, wahrend in Thesauri Zusatze in Klammern angehangt werden. In den Regeln fur den Schlagwortkatalog (RSWK) der Schlagwortnormdatei (SWD) werden dafur auch Winkelklammern ?  und  ? benutzt. Fur Absatz gibt es in der SWD zum Beispiel drei Eintrage:

  • Absatz fur den Absatz von Waren, weil dies innerhalb des Einsatzzweckes der SWD (Literaturverschlagwortung) die haufigste Verwendungsform ist
  • Absatz ? Text ?
  • Absatz ? Schuh ? wobei die Bezeichnung Schuhabsatz vorzuziehen ist

Die Homonymzusatze selbst sollten moglichst eindeutig definierte und uberschaubare Begriffe sein. Zum Beispiel kann festgelegt werden, dass die Homonymzusatze einzelne Fachgebiete oder Fachsprachen bezeichnen sollen (Ring ? Umgangssprache ?, Ring ? Mathematik ?, Ring ? Astronomie ?…)

Absichtliche und unabsichtliche Verwendung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die durch Homonyme mitunter entstehende Verwirrung wird besonders deutlich in der rhetorischen Figur der Kolligation .

In Ratselgedichten wird gerne ein Homonym als Losungswort verwendet, das im Ratselgedicht mit seinen verschiedenen Bedeutungen umschrieben wird.

Homonyme Worter, die als Adjektiv wie auch als Substantiv verwendet werden, bilden manchmal schone Wortpaare, zum Beispiel die ?taube Taube“, die ?laute Laute“, und ?mit Preisen preisen“.

Trivia [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das bekannte Spiel ? Teekesselchen “ basiert auf dem Erraten von Homonymen.

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Heteronyme ? Worter, die gleich geschrieben, aber unterschiedlich ausgesprochen werden
  • Falscher Freund ? ein Wort das einem Wort aus einer anderen Sprache ahnelt, jedoch mit anderer Bedeutung

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Angela Linke, Markus Nussbaumer, Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik . Max Niemeyer, Tubingen 2004, ISBN 3-484-31121-5 , S. 141 f.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wiktionary: Homonym  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: Homonymie  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: aquivok  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: Aquivokation  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: Verzeichnis:Deutsch/Homophone  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: Verzeichnis:Deutsch/Homonyme  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: Verzeichnis:Deutsch/Homographe  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Vgl. dazu die erstmalige Verwendung von homonym im ersten Wort der Kategorienschrift von Aristoteles : ?Homonym heißt, was nur dem Wort nach gleich ist, dem Wesen nach aber verschieden.“ (Aristoteles, Kategorien 1, 1?2a).
  2. a b Bauer, Knape, Koch, Winkler: Dimensionen der Ambiguitat. In: Zeitschrift fur Literaturwissenschaft und Linguistik. 158, 2010, S. 7 (47).
  3. Vgl. Piroska Kocsany: Grundkurs Linguistik: ein Arbeitsbuch fur Anfanger. Fink, Paderborn 2010, S. 61: zufallig .
  4. Z. B. bei Helmut Rehbock: Homonymie. In: Helmut Gluck (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 4. Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2010.
  5. Michael Bogdal: BA-Studium Germanistik: ein Lehrbuch. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, S. 126: ?Homonyme lassen sich also als Worter bestimmen, bei denen zwei (oder mehr) Bedeutungen mit derselben Laut- oder Schriftgestalt keinen inneren Zusammenhang haben, bei denen also kein inhaltliches Merkmal der einen Bedeutung mit einem der anderen ubereinstimmt.“
  6. Reiner Arntz, Heribert Picht, Felix Mayer: Einfuhrung in die Terminologiearbeit. 6. Auflage. Olms, Hildesheim / Zurich / New York 2009, ISBN 978-3-487-11553-5 , S. 130 f.
  7. Volker Harm: Einfuhrung in die Lexikologie. WBG, Darmstadt 2015 (Einfuhrung Germanistik), ISBN 978-3-534-26384-4 , S. 22.
  8. a b Reiner Arntz, Heribert Picht, Felix Mayer: Einfuhrung in die Terminologiearbeit. 6. Auflage. Olms, Hildesheim / Zurich / New York 2009, S. 131.
  9. So DIN 2330 (in der Fassung 1992), referiert in Arntz, Picht, Mayer: Terminologiearbeit. 6. A. 2009, S. 130.
  10. Vgl. Volker Harm: Einfuhrung in die Lexikologie. WBG, Darmstadt 2015 (Einfuhrung Germanistik), ISBN 978-3-534-26384-4 , S. 48 f.
  11. Nach Angelika Linke, Markus Nussbaumer, Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik. 5. Auflage. Max Niemeyer Verlag, Tubingen 2004, S. 160.
  12. So DIN 2330, nach Arntz, Picht, Mayer: Terminologiearbeit, 6. A. 2009, S. 130.
  13. z. B.: Hadumod Bußmann : Lexikon der Sprachwissenschaft (= Kroners Taschenausgabe . Band 452). 2., vollig neu bearbeitete Auflage. Kroner, Stuttgart 1990, ISBN 3-520-45202-2 , S. 314; oder Metzler Lexikon der Sprache. 2. Auflage. 2000, S. 280, wo Homonymie definiert wird als ?die Bedeutungsbeziehung zweier sprachlicher Zeichen, die bei Nichtubereinstimmung ihres Inhalts ausdrucksseitig, und zwar phon. und graph. identisch sind“. Der Gegenbeleg fur eine Synonymie von Homonymie mit Homophonie, der sich in Duden Band 5. Fremdworterbuch . 2. Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim 1966, S. 278 fande, wird jedenfalls aufgehoben durch Duden ? Das große Fremdworterbuch, 4. Auflage. Mannheim 2007 [CD-ROM]: ?1.b) (fruher) Wort, das ebenso wie ein anderes lautet u. geschrieben wird, aber einen deutlich anderen Inhalt [u. eine andere Herkunft] hat“. Das angegebene Beispiel Schloss (Turschloss und Gebaude) ist allerdings irrefuhrend, da eindeutig nicht von anderer Herkunft (Adelung, Grimm, Kluge, Pfeifer).
  14. Vgl. https://www.dzonline.de/muensterland/furcht-vor-mehr-staus-in-munsters-innenstadt-2043601
  15. Vgl. https://raburo.de/vermieter-haftet-fuer-mehrheizkosten-fuer-durch-einbau-einer-besonders-unwirtschaftlich-arbeitenden-anlage/
  16. so in: Duden ? Das große Worterbuch der deutschen Sprache, 4. Auflage. Mannheim 2012 [CD-ROM] Vgl. die Gliederung dazu bei Duden online.
  17. online im Worterbuchnetz.
  18. Den Homonymenkonflikt als ? haufig falschlich angesehenen ? Ausloser fur den Wortschatzwandel hat Joachim Grzega darzulegen versucht: vgl. Joachim Grzega: Uber Homonymenkonflikt als Ausloser von Wortuntergang . In: Joachim Grzega : Sprachwissenschaft ohne Fachchinesisch . Shaker Verlag , Aachen 2001, ISBN 3-8265-8826-6 , S. 81?98.
    Joachim Grzega: Bezeichnungswandel: Wie, Warum, Wozu? Universitatsverlag Winter, Heidelberg 2004, ISBN 3-8253-5016-9 .