KGB-Oberst Heyd?r ?liyev
Heyd?r ?lirza o?lu ?liyev
[1]
, deutsch:
Heidar Alijew
[2]
, (*
10. Mai
1923
in
Nachitschewan
,
Aserbaidschanische SSR
,
Sowjetunion
; †
12. Dezember
2003
in
Cleveland
,
Ohio
,
Vereinigte Staaten
) war viele Jahre lang der wichtigste
Politiker
zunachst der
Aserbaidschanischen Sowjetrepublik
und dann der unabhangigen
Republik Aserbaidschan
. Von 1969 bis 1982 war er
Erster Sekretar
des
Zentralkomitees
der Kommunistischen Partei der Aserbaidschanischen SSR und von 1982 bis 1987 Mitglied des
Politburos
der
KPdSU
und Erster Stellvertretender
Ministerprasident
der Sowjetunion. Nach dem
Zerfall der Sowjetunion
war er von 1993 bis 2003 Prasident des unabhangigen Aserbaidschans. Bereits zu Lebzeiten wurde ein
Personenkult
um den ?Nationalen Fuhrer“ (
Umummilli lider
) aufgebaut.
Angeblich stammt ?liyev aus einer Arbeiterfamilie. Das kann aber auch eine seinen Anhangern zugeschriebene
Legendenbildung
sein. Die Aussagen von Anhangern und Gegnern gehen so sehr auseinander, dass seine offizielle Biographie angezweifelt wird.
Nach Abschluss eines Studiums der
Geschichte
an der Staatlichen Universitat von Aserbaidschan begann ?liyev 1941 seine Karriere in verschiedenen Amtern der
Autonomen Republik Nachitschewan
. Ab 1944 arbeitete er fur das
NKWD
, 1967 wurde er als erster
Aserbaidschaner
Chef des
KGB
in Aserbaidschan. Im Juli 1969 wurde er zum Ersten Sekretar des Zentralkomitees der KPdSU in Aserbaidschan gewahlt. Im Jahr 1976 wurde er
Kandidat des Politburos des ZK der KPdSU
.
Laut einer Analyse des US-Auslandsgeheimdienstes
CIA
von 1983 schenkte der Westen ?liyevs Aufstieg wenig Aufmerksamkeit aufgrund der damals geringen wirtschaftlichen und politischen Bedeutung Aserbaidschans.
[3]
Im Dezember 1982 verließ er dieses Amt, um wichtige Amter in der sowjetischen Regierung in
Moskau
zu ubernehmen. Von
Leonid Breschnew
gefordert, stieg er 1982 auf in das hochste politische Gremium der UdSSR, er wurde Vollmitglied im
Politburo der Kommunistischen Partei der Sowjetunion
(KPdSU) und zwar in der Zeit vom 22. November 1982 bis zum 21. Oktober 1987. Zugleich war er von 1982 bis 1987 Erster Stellvertretender Vorsitzender des
Ministerrats
, der Regierung der UdSSR, in den Kabinetten von
Kossygin
,
Tichonow
und
Ryschkow
. 1987 musste er Politburo und Ministerrat verlassen, da er die
Reformpolitik
Michail Gorbatschows
nicht unterstutzte.
?Alijew gehorte, wie schon gesagt, der Gruppe um Breschnew an ? einer Gruppe, die tiefe Korruption, Vorliebe fur jeden erdenklichen Luxus und uberhaupt Sittenverderbnis auszeichneten. Sie trug diese Korruption provozierend offen, ohne die geringste Scham, zur Schau. Diese Appartementblocks, die im schonsten und reprasentativsten Teil [Bakus] stehen, konnen als Beispiel dafur gelten. Alijew verteilte die Wohnungen personlich, nach einer von ihm selbst erstellten Liste ? und uberreichte auch selber die Schlussel dazu. Das Kriterium der Verteilung war ganz einfach: Die besten Wohnungen bekamen die engsten Verwandten, dann folgten Cousins und hohergestellte Personlichkeiten des Alijew-Klans. In diesen Breiten sind, wie vor tausend Jahren, nach wie vor Stammesbande am wichtigsten. Ich habe eines dieser Hauser von innen gesehen. Der Wohnungsbesitzer war im hiesigen Parlament beschaftigt, doch wichtig war nur, da[ss] er Alijews Cousin war. Dieser Mann, der offiziell nur Groschen verdiente, hatte an den Wanden ganze Batterien elektronischer Gerate stehen […]. Er thronte selbstzufrieden im Kreis seiner Familie. Von allen Seiten blinzelten ihm die elektronischen Gerate mit ihren bunten Augen zu.“
?
Kapu?ci?ski
:
Imperium,
S. 180f.
Briefmarke aus Aserbaidschan von 2006
Briefmarke aus Aserbaidschan von 2001: Heyd?r ?liyev und
Wladimir Putin
Nach der Unabhangigkeitserklarung Aserbaidschans wandte er sich von der
kommunistischen Ideologie
ab und trat am 19. Juli 1991 aus der KP aus. Die aserbaidschanische KP loste sich in der Folgezeit auf und benannte sich in
Volksfront Neues Aserbaidschan
(aserb.
Yeni Az?rbaycan
) um; ?liyev wurde deren erster Vorsitzender. Von 1991 bis 1993 war er ausfuhrender Vizeprasident des Obersten Rates Aserbaidschans. Am 3. Oktober 1993 wurde er im Ergebnis einer von ihm gefuhrten Militarrebellion zum Prasidenten von Aserbaidschan gewahlt und folgte
?bulf?z Elcib?y
nach, der wegen dieser Militarrebellion zuruckgetreten war. Er verfolgte nun eine nationalistische Politik und akzeptierte etwa
Russisch
nicht mehr als zweite
Amtssprache
nach
Aserbaidschanisch
. Am 11. Oktober 1998 wurde er in einer umstrittenen Wahl wiedergewahlt.
Im Jahr 1994 unterzeichnete ein internationales Konsortium, die Aserbaidschan International Operating Company (AIOC), den ersten Vertrag (?Vertrag des Jahrhunderts“) uber die aserbaidschanischen Erdol- und Erdgasvorkommen. Die ?liyev-Regierung beabsichtigte, damit die Erdol- und Erdgasreserven Aserbaidschans auszubeuten und zu exportieren und Investitionen aus dem Ausland anzuziehen.
Am 12. November 1995 wurde eine neue Verfassung Aserbaidschans angenommen und trat am 27. November 1995 in Kraft. Die Verabschiedung einer
neuen Verfassung im Jahr 1995
und die Abschaffung der Todesstrafe im Jahr 1998
[4]
waren Schritte ?liyevs auf dem Weg zur Rechtsstaatlichkeit. Im Jahr 2002 unterzeichnete die Heyd?r ?liyev-Regierung die
Europaische Menschenrechtskonvention
. Bereits 1998 wurde das Verfassungsgericht geschaffen.
[5]
Wahrend Anhanger von einer Blutezeit des aserbaidschanischen Staates unter ?liyev sprechen, meinen Kritiker, dass seine Regierung ?dem Volk als schwerste Zeit im Gedachtnis bleiben wird“. Sie werfen ihm vor, eine
Tribokratie
? eine Herrschaft der
Stamme
? errichtet und fur sich und seinen
Klan
gewaltige Reichtumer angehauft zu haben, wahrend der Großteil des Volkes in Armut lebt.
Außenpolitisch versuchte ?liyev die schwierige Gratwanderung einer guten Beziehung Aserbaidschans mit dem politisch isolierten
Iran
, dem
NATO
-Staat
Turkei
und den
USA
sowie der Beibehaltung der alten Beziehung zu
Russland
. Er strebte die Aufnahme des Landes in die
Welthandelsorganisation
an, was in der Bildung einer Arbeitsgruppe fur Aserbaidschan am 16. Juli 1997 resultierte.
[6]
Innenpolitisch baute er einen betont turkisch-aserbaidschanischen
Nationalismus
auf, indem Heyd?r ?liyev der ursprunglichen
turkischen
Sprache und Kultur des Landes gegenuber jungeren russischen Kultureinflussen den Vorrang gab (seinen eigenen Namen ?returkisierte“ er jedoch nicht).
Um seinem Klan die Macht zu sichern, machte ?liyev, als sich seine Gesundheit verschlechterte, seinen Sohn
?lham ?liyev
zum Ministerprasidenten. In einer vorbereiteten Erklarung, die er im Oktober 2003 verlesen ließ, bezeichnete er ihn als ?wurdigen Nachfolger“ im Prasidentenamt, worauf aussichtsreiche Kandidaten der ihm nahestehenden Parteien ihre Kandidatur zuruckzogen und ?lham zum Prasidenten gewahlt werden konnte. Am 12. Dezember 2003 starb ?liyev nach viermonatigem Aufenthalt in einer Herzklinik in Cleveland in den USA.
Nach ?liyevs Tod wurden viele offentliche Einrichtungen, darunter der
Flughafen Baku
, nach ihm benannt. Neben weiteren zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen tragt auch die
Aserbaidschanische Offiziershochschule
in Baku seinen Namen. Schon zu Lebzeiten war ihm der Titel ?Nationaler Fuhrer“ (
Umummilli lider
) verliehen worden.
[7]
Westliche Journalisten stufen diese Ehrungen als eine Form des
Personenkultes
ein: Nach
Lutz Kleveman
ist sein Bildnis in jedem Buro uberall im Land zu finden.
[8]
Nach Thomas Goltz hat sich ?liyev im Stile des franzosischen Konigs
Ludwig XIV.
als Personifikation des Staates hochstilisiert.
[9]
1997 erhielt ?liyev den
ukrainischen
Orden des Fursten Jaroslaw des Weisen
1. Klasse.
[10]
- Ryszard Kapu?ci?ski
:
Imperium. Sowjetische Streifzuge.
Eichbornverlag, Frankfurt am Main 1993,
ISBN 3-8218-4436-1
- Fatma Abdullazade:
Heidar Alijew. Prasident der Aserbaidschanischen Republik.
Deutsch-Aserbaidschanisches Forum, Bonn 1999.
- ↑
Aussprache: [
hej?dæ? æli??z? o??lu æ?lijef
]
- ↑
vgl. Abdullazade; englische Transkription:
Heydar Aliyev
- ↑
Seinen ethnischen und muslimischen Hintergrund wertete die CIA als "Handicap" gegenuber der traditionell russisch-slawischen ausgerichteten Sowjet-Elite.
Central Intelligence Agency:
Geydar Aliyev: His new role in the USSR Council of Ministers.
In:
Research Paper.
CIA, Oktober 1983, archiviert vom
Original
am
5. November 2019
;
abgerufen am 12. September 2017
(englisch).
- ↑
Kahr Media, Furstenfeldbruck:
Landerinformation zur Todesstrafe, ASERBAIDSCHAN - todesstrafe.de.
Abgerufen am 2. April 2017
.
- ↑
Az?rbaycan Respublikası Konstitusiya M?hk?m?si.
Abgerufen am 2. April 2017
.
- ↑
?lkin Sabiro?lu:
WTO.az | .:: Az?rbaycan v? Umumdunya Ticar?t T??kilatı ::.
Abgerufen am 20. Juni 2017
.
- ↑
Heydar Aliyev Center
- ↑
Lutz Kleveman:
The New Great Game. Blood and Oil in Central Asia.
Grove Press, New York 2004, S. 22 und 220.
- ↑
Thomas Goltz:
Azerbaijan Diary. A Rogue Reporter’s Adventures in an Oil-Rich, War-Torn, Post-Soviet Republic.
M.E. Sharpe Inc., Armonk NY 1998, S. 25.
- ↑
Ukraine erinnerte an die Vergabe von Orden an Assad und Gaddafi
auf
apostrophe.ua
vom 8. Oktober 2015; abgerufen am 12. April 2017 (russisch)