Pfalz-Neuburg

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Territorium im Heiligen Romischen Reich
Pfalz-Neuburg
Wappen
Karte
Herrschaftsform Furstentum
Herrscher /
Regierung
Herzog , Pfalzgraf
Heutige Region/en DE-BY
Reichstag Virilstimme
Reichskreis bayerisch
Hauptstadte /
Residenzen
Neuburg an der Donau , Nebenresidenz Lauingen
Dynastien 1505?1808 Herzoge und Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg
Konfession /
Religionen
romisch-katholisch , kurzzeitig protestantisch
Sprache /n Deutsch
Flache 2750 km²
Einwohner ca. 100.000 (1804)
Aufgegangen in Konigreich Bayern
Neuburg mit Schloss und Donau

Die Pfalzgrafschaft Pfalz-Neuburg , auch als Herzogtum Pfalz-Neuburg oder Junge Pfalz [1] bekannt, war ein selbstandiges, 1505 entstandenes Territorium des Heiligen Romischen Reiches und staatsrechtlich eigentlich ein Furstentum . Genealogisch war Pfalz-Neuburg die Bezeichnung mehrerer unterschiedlicher Linien der pfalzischen Wittelsbacher .

Residenzstadt des Furstentums war Neuburg an der Donau , Nebenresidenz Lauingen . Gegliedert war es in die Landesteile Oberland, Pfalz-Sulzbach , Nordgau und Franken (um Allersberg zwischen Nurnberg und Eichstatt ). Das stark zergliederte Territorium umfasste 2750 km² und zahlte gegen Ende seines Bestehens ca. 100.000 Einwohner.

Bezeichnung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Furstentum wurde zurnachst unspezifisch als ?Herzogtum in Ober- und Niederbayern“ bezeichnet, um die Anspruche auf das bayerische Erbe zu betonen. Unter Ottheinrich wurde der Name ?Junge Pfalz“ gebrauchlich und seinen Nachfolgern setzte sich die Bezeichnung ?Pfalz-Neuburg“ oder ?Furstentum Neuburg“, im 18. Jahrhundert auch (reichsrechtlich fragwurdig) ?Herzogtum Neuburg“ durch. [2]

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Grenzstein des Herzogtums Pfalz-Neuburg an der Grenze zu den ehemaligen Herrschaftsbereichen der Grafschaft Oettingen und des Furstentums Thurn und Taxis (in der Nahe von Amerdingen )

Das Furstentum Neuburg entstand 1505 als Folge des Landshuter Erbfolgekrieges durch den Kolner Schiedsspruch Konig Maximilians I. und des Ingolstadter Vertrags von 1509. [3] Es hatte bis 1808 Bestand. Durch die kaiserliche Entscheidung wurden Teile des Erbes von Georg dem Reichen mit jahrlichen Einkunften von 24.000 Gulden aus bayerischen Gebieten, hauptsachlich nordlich der Donau , fur die beiden Sohne des Wittelsbacher Pfalzgrafen Ruprecht von der Pfalz , Ottheinrich und Philipp geschaffen. Da Ottheinrich und Philipp noch minderjahrig waren, wurde als Vormund zunachst ihr Großvater Kurfurst Philipp eingesetzt, ab 1508 Pfalzgraf Friedrich II. (bis 1522). Bald nach dem Ende der Regentschaft trat Philipp in kaiserliche Dienste und uberließ die Herrschaft seinem Bruder. 1535 kehrte er jedoch zuruck und erzwang eine Teilung des Furstentums. Wahrend Ottheinrich den sudlichen Landesteil um Neuburg erhielt, regierte Philipp den nordlichen Landesteil um Schwandorf , Burglengenfeld und Sulzbach . 1541 verzichtete der verschuldete Philipp endgultig zugunsten seines Bruders auf die Herrschaft.

Der nun allein herrschende Ottheinrich trat im folgenden Jahr zum Luthertum uber. Seine aufwendige Lebensfuhrung fuhrte 1544 zum Staatsbankrott, woraufhin die Landstande unter Vorsitz von Hanns Krafft von Vestenberg auf Schloss Fronberg ( Schwandorf ) die Regierung des Landes ubernahmen. Im Schmalkaldischen Krieg besetzten Truppen Kaiser Karls V. das Land, da Ottheinrich im (begrundeten) Verdacht stand, den Schmalkaldischen Bund im Krieg gegen den Kaiser zu unterstutzen. Der geachtete Furst ging ins Exil, wahrend das Land von kaiserlichen Statthaltern verwaltet wurde. Nach dem Ende des Furstenaufstands und dem anschließenden Passauer Vertrag konnte Ottheinrich 1552 nach Neuburg zuruckkehren.

Nachdem Ottheinrich 1556 pfalzischer Kurfurst geworden war, trat er sein altes Furstentum, die sogenannte Junge Pfalz , 1557 im Heidelberger Sukzessionsvertrag an Wolfgang von Pfalz-Zweibrucken ab. Nach dessen Tod 1569 fiel Neuburg an dessen altesten Sohn Philipp Ludwig , der damit die jungere Linie Pfalz-(Zweibrucken-)Neuburg begrundete. Pfalz-Sulzbach wurde jedoch zuerst unter Philipp Ludwigs Bruder Otto Heinrich (bis 1604) und unter seinem Sohn August (ab 1614) abgetrennt.

Die 1574 geschlossene Ehe Pfalzgraf Philipp Ludwigs mit Herzogin Anna von Julich-Kleve-Berg (1552?1632) legte die Grundlage fur eine reiche Erbschaft des Hauses Neuburg am Niederrhein. [4]

Den Pfalzgrafen von Neuburg fielen dann im Julich-Klevischen Erbfolgestreit 1609/1614 die niederrheinischen Lander Julich und Berg zu, 1685 auch die Kurpfalz . Unter Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm wurde Neuburg 1616/1617 wieder katholisch. Wolfgang Wilhelm hielt bis 1631 abwechselnd in Neuburg und Dusseldorf Hof, ab 1636 nur noch in Dusseldorf. 1717 bis 1718 residierte Karl III. Philipp fur etwas mehr als ein Jahr wieder in Neuburg, wahrend ansonsten von den Herrschern nun die Residenzen in Dusseldorf, Heidelberg und Mannheim bevorzugt wurden. Mit ihm starb Ende 1742 die Hauptlinie der Neuburger Pfalzgrafen aus und der Zweig Sulzbach des Hauses Neuburg trat mit Kurfurst Karl Theodor die Nachfolge an. Mit dem Tod von Maximilian III. Joseph 1777 beerbte Karl Theodor auch die bayerischen Wittelsbacher , so dass unter der Linie Pfalz-Sulzbach die großen wittelsbachischen Lander in Personalunion [4] mit Kurpfalz-Bayern wiedervereinigt wurden.

Als mit dem Ende des Alten Reiches die lehensrechtlichen Beschrankungen infolge der Souveranitat des neugeschaffenen Konigreichs Bayerns weggefallen waren, hob Konig Maximilian I. bzw. sein erster Minister, Graf Montgelas , die Furstentumer Neuburg und Sulzbach 1808 auf. Die zugehorigen Gebiete wurden dem jeweils nachstgelegenen Kreis ( Regierungsbezirk ) zugeordnet. Dies war fur Neuburg ab 1808 der Oberdonaukreis , der seit 1819 etwa dem heutigen Bezirk Schwaben entsprach und seit 1837 auch so genannt wurde. Die Gebiete um Sulzbach wurden 1810 dem Regenkreis und 1837 der Oberpfalz angeschlossen.

Territorium [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Territorium der ?Jungen Pfalz“ war durch die Vertrage bis 1512 in seinen Grundzugen festgelegt. Der neue Staat erstreckte sich uber 60 Quadratmeilen im heutigen Oberbayern, in Schwaben, Franken und in der Oberpfalz. Sein Territorium bestand aus sechs verstreut liegenden Teilen, die selber wiederum keine geschlossenen Flachen bildeten. Die Verwaltung des jungen Furstentums unterschied seine Landesteile im Oberland und auf dem Nordgau und bis zur Ablosung 1509 auch im Niederland.

Niederland [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ursprunglich waren auch die Amter im nordwestlich von Passau gelegenen ?Niederland“ dem neuen Furstentum zugesprochen worden. Auf diesen Landesteil zwischen der Donau und dem Bayerischen Wald mit den Amtern Barnstein , Ranfels , Dießenstein , Hilgartsberg , (Lkreis Freyung-Grafenau), Hilgartsberg (Landkreis Passau), Egg und Hengersberg (beide Landkreis Deggendorf), verzichtete Pfalz-Neuburg 1509 gegen Geldzahlung. [3] Im Hauptvertrag vom 13. August 1509 (Ingolstadter Vertrag) wurden diese Amter fur eine jahrliche Summe von 4.250 Gulden an das Herzogtum Bayern verkauft. [5]

Oberland [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im ?Oberland“ lagen zwei großere Komplexe mit den Amtern Neuburg, Graisbach, Monheim, Reichertshofen, Rennertshofen, Burgheim einerseits und Hochstadt, Gundelfingen, Lauingen, Staufen, Faimingen und Dattenhausen andererseits. Dazu kamen die drei Amter Allersberg, Heideck und Hilpoltstein auf der frankischen Alb. [5]

Nordgau [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im ?Nordgau“ nordlich von Regensburg erhielt das neue Furstentum sein großtes zusammenhangendes Gebiet mit dem Hauptort Burglengenfeld und den Amtern Hemau, Velburg, Schwandorf, Kallmunz, Hainsacker, Regenstauf und Laber (mit der Exklave Heilsberg). Von diesem Landesteil getrennt lagen im Norden zwei weitere: das Landgericht Sulzbach und die Amter Parkstein-Weiden mit Flossenburg und Vohenstrauß. [5]

Amter und Gerichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zur Verwaltung des Territoriums waren folgende Amter und Gerichte eingerichtet: [6]

Liste der Herzoge und Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Altere Neuburger Linie (1505?1557) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1505?1522: Regentschaft fur die minderjahrigen Fursten
1522?1523: gemeinsame Regierung der Bruder
1523?1535: alleinige Regierung Ottheinrichs
1535?1541: Landesteilung:
  • Ottheinrich regiert sudlichen Landesteil (Neuburg)
  • Philipp regiert nordlichen Landesteils (Schwandorf, Sulzbach )
  • Ottheinrich, 1541?1557 alleiniger Furst, fuhrt 1557 den Protestantismus in der Kurpfalz und Neuburg ein
1544?1546 Verwaltung durch die Landstande unter Vorsitz von Hans Krafft von Vestenberg
1546?1552 kaiserliche Besatzung und Verwaltung nach dem Schmalkaldischen Krieg

Linie Pfalz-Zweibrucken (1557?1569/1808) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Wolfgang , 1557?1569, durch die Erbaufteilung unter seinen Sohnen trennen sich Zweibrucken, Sulzbach und Neuburg wieder

Jungere Neuburger Linie (Pfalz-Zweibrucken-Neuburg) (1569?1742) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Linie Pfalz-Sulzbach (1742?1799) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Linie Pfalz-Zweibrucken-Birkenfeld-Bischweiler (1799?1808) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Michael Cramer-Furtig: Landesherr und Landstande im Furstentum Pfalz-Neuburg. Staatsbildung und Standeorganisation in der ersten Halfte des 16. Jahrhunderts. Beck, Munchen 1995, ISBN 3-406-10686-2 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte, Bd. 100; zugleich Diss., Regensburg 1992).
  • Helmut Eikam: Landstandschaft und Landschaftskommissariat im Furstentum Pfalz-Neuburg. Ein Beitrag zu den Rechtsformen und Institutionen des neuzeitlichen Standestaates. Diss., Mainz 1978.
  • Stephan Lippold: Von Kaisers Gnaden. 500 Jahre Furstentum Pfalz-Neuburg. Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 2005, ISBN 3-937974-03-2 .
  • Karl Mayr: Pfalz-Neuburg und das Konigreich Neapel im 17. und 18. Jahrhundert. Munchen 1939.
  • Horst H. Stierhof (Red.): 475 Jahre Furstentum Pfalz-Neuburg. Wittelsbacher Ausgleichsfonds, Munchen 1980.
  • Alfred Tausendpfund: Die Manufaktur im Furstentum Neuburg. Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte unter besonderer Berucksichtigung der großbetrieblichen Entwicklung im Zeitalter des Merkantilismus. Stadtarchiv Nurnberg, Nurnberg 1975, ISBN 3-87432-034-0 (Nurnberger Werkstucke zur Stadt- und Landesgeschichte, Bd. 16; zugleich Diss., Erlangen/Nurnberg 1975).
  • Siegrid Westphal : Frau und lutherische Konfessionalisierung. Eine Untersuchung zum Furstentum Pfalz-Neuburg 1542?1614. Lang, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-631-46246-8 .
  • Suzanne Baumler, Evamaria Brockhoff und Michael Henker (Hrsg.): Von Kaisers Gnaden. 500 Jahre Pfalz-Neuburg . Katalog zur Bayerischen Landessausstellung 2005 in Neuburg an der Donau. Bayerisches Staatsministerium fur Wissenschaft, Forschung und Kunst, Pustet, Regensburg/Augsburg 2005, ISBN 978-3-7917-1966-5 .
  • Gunter Frank und Georg Paulus: Die pfalz-neuburgische Landesaufnahme unter Pfalzgraf Philipp Ludwig . In: Regensburger Beitrage zur Heimatforschung . Band   6) . Regensburg / Kollersried 2009 ( heimatforschung-regensburg.de ).
  • Sarah Hadry: Kartographie, Chorographie und Territorialverwaltung um 1600; Die Pfalz-Neuburgische Landesaufnahme (1579/84-1604) (= Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte, Band 32) , Munchen 2020, ISBN 9783769666625 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Palatinate-Neuburg  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Historische Spurensuche ? ?Die Junge Pfalz in Bayern“. Haus der Bayerischen Geschichte , 2005, abgerufen am 19. Juni 2016 .
  2. Markus Nadler: Belehnung, Reichsunmittelbarkeit und Bezeichnung In: Pfalz-Neuburg, Herzogtum: Politische Geschichte
  3. a b Markus Nadler: Ingolstadter Vertrag In: Pfalz-Neuburg, Herzogtum: Politische Geschichte
  4. a b Markus Nadler: Pfalz-Neuburg, Herzogtum: Politische Geschichte In: Historisches Lexikon Bayerns
  5. a b c Wolfgang Kaps: S. 9
  6. Markus Nadler: Die Pfalz-Neuburger Amter und Gerichte In: Pfalz-Neuburg, Herzogtum: Territorium und Verwaltung
  7. Adalbert Prinz von Bayern : Die Herzoge von Pfalz-Neuburg bis zum Ende der Linie Neuburg 1742. In: Die Wittelsbacher Prestel Verlag Munchen 2005 Tafel VII