Heide Ecker-Rosendahl
, eigentlich
Heidemarie Ecker-Rosendahl,
geb.
Rosendahl
(*
14. Februar
1947
in
Huckeswagen
), ist eine ehemalige
deutsche
Leichtathletin
, die fur die Bundesrepublik Deutschland startete. Sie war in ihrer aktiven Zeit Weltrekordhalterin im Weitsprung und im Funfkampf, gewann bei den
Olympischen Sommerspielen 1972
in Munchen zwei Goldmedaillen und eine Silbermedaille und war eine der popularsten Sportlerinnen. Ihre leichtathletischen Spezialdisziplinen waren der
Weitsprung
, der
Sprint
und der
Funfkampf
. 1970 und 1972 wurde sie zur
Sportlerin des Jahres
gekurt. Nach Beendigung ihrer sportlichen Karriere war sie als Athleten-Beauftragte und von 1997 bis 2001 als
Vizeprasidentin
des
Deutschen Leichtathletik-Verbands
tatig.
Heide Rosendahl wuchs in
Radevormwald
auf. Ihr Vater war der Diskuswerfer
Heinz Rosendahl
. Schon als Kind interessierte sie sich fur Sport und sprang bereits als Siebenjahrige mit 3,71 Meter inoffiziellen Altersklassenweltrekord.
[1]
1963 machte sie sportlich erstmals von sich reden: Damals 16-jahrig sprang sie erstaunliche sechs Meter weit und gewann bei den Deutschen Jugendmeisterschaften im Weitsprung und Funfkampf. 1965 begann sie als 18-Jahrige in Koln ein Studium der Sportwissenschaften fur das Lehramt. In dieser Zeit wurde sie Mitglied in der Trainingsgruppe von
Gerd Osenberg
beim
TuS 04 Leverkusen
. Es war dies der Beginn der spater sehr erfolgreichen Frauen-Leichtathletik-Gruppe, der neben Heide Rosendahl namhafte Athletinnen wie
Liesel Westermann
,
Ellen Wellmann-Wessinghage
,
Ulrike Meyfarth
und
Heike Henkel
entstammten.
Bereits im Folgejahr 1966 zeigte die Zusammenarbeit Fruchte: Die vielseitige Heide Rosendahl gewann bei den
Europameisterschaften 1966
in
Budapest
die Silbermedaille im Funfkampf
[2]
und wurde durch diesen Erfolg einer breiteren Offentlichkeit bekannt. Die
Olympischen Sommerspiele 1968
in
Mexiko-Stadt
wurden fur Rosendahl zur Enttauschung. Im Weitsprung erreichte ?Miss Leichtathletik“, wie sie von einem Boulevard-Blatt genannt wurde, nur den achten Platz. Eine Muskelverletzung verhinderte zudem den Start im Funfkampf, bei dem sie als Weltjahresbeste und somit Favoritin angetreten ware ? u. a. hatte sie in der Saison zuvor
Ingrid Becker
, die 1968 Olympiasiegerin wurde, deutlich besiegt.
Im Jahr 1969 erzielte Heide Rosendahl mit 5155 Punkten einen neuen Weltrekord im Funfkampf. Ihr internationaler Durchbruch und Aufstieg in die absolute Weltklasse erfolgte dann ein Jahr spater. Im Rahmen der
Universiade
, der Weltmeisterschaft der Studentinnen und Studenten, siegte sie 1970 im Weitsprung mit der Weltrekordweite von 6,84 m. Außerdem gewann sie diese Disziplin in diesem Jahr auch beim
Europacup
in
Edinburgh
mit 6,84 m. Im Folgejahr 1971 gewann Heide Rosendahl bei den
Europameisterin
im Funfkampf Gold sowie Bronze im Weitsprung.
Den sportlichen Hohepunkt ihrer außergewohnlichen Karriere, die Heide Rosendahl zur damals beliebtesten Leichtathletin
Westdeutschlands
machte, erlebte sie bei den
Olympischen Spielen 1972
in
Munchen
: Heide Rosendahl siegte im Weitsprung mit 6,78 m im ersten Versuch
[3]
und errang wahrend der Spiele in Munchen am sechsten Wettkampftag die erste Goldmedaille fur die Leichtathletik-Mannschaft der
Bundesrepublik Deutschland
. Sie verwies ihre starkste Konkurrentin, die Bulgarin
Diana Jorgowa
, um einen Zentimeter auf Platz zwei. Zwei Tage spater gewann sie dann die Silbermedaille im Funfkampf, in dem sie der Britin
Mary Peters
um zehn Punkte unterlag. Weitere acht Tage spater avancierte Heide Rosendahl endgultig zum ?Gesicht der Spiele“ von Munchen: Als Schlusslauferin der
4-mal-100-Meter-Staffel
gelang es ihr, den minimalen Vorsprung des westdeutschen Quartetts gegen die favorisierte Staffel aus der
DDR
zu verteidigen. Diese hatte im Vorlauf einen neuen Europarekord aufgestellt. Gegnerin als Schlusslauferin Heide Rosendahls auf ostdeutscher Seite war die damalige Weltrekordhalterin und frischgekronte Olympiasiegerin im 100-Meter-Lauf,
Renate Stecher
. Zusammen mit
Christiane Krause
,
Ingrid Mickler
und
Annegret Richter
ersprintete Heide Rosendahl mit 42,81 Sekunden einen neuen Weltrekord.
[4]
Optisch pragnant und personliches Markenzeichen ihrer Starts bei sportlichen Wettkampfen war, dass Heide Rosendahl mit
Nickelbrille
antrat.
[1]
[5]
Heide Rosendahl beendete ihre Karriere im Jahr 1973 mangels Motivation.
[3]
Seit 1974 ist sie mit
John Ecker
, einem US-Amerikaner und ehemaligen
Basketballspieler
vom
TuS 04 Leverkusen
, verheiratet. Sohn David Ecker kam 1975 in den USA zur Welt; ihr Sohn
Danny Ecker
, 1977 in Leverkusen geboren, war in seiner aktiven Zeit einer der besten deutschen
Stabhochspringer
.
Heide Ecker-Rosendahl ist ausgebildete Diplom-Sportlehrerin. 1969 erhielt sie ihr Diplom an der
Deutsche Sporthochschule Koln
.
[6]
Sie lebt heute in
Leverkusen
, war bis 2011 Geschaftsfuhrerin eines Unternehmens fur Ernahrungswissenschaften und betrieb mehrere Sportstudios.
[7]
Von 1976 bis 1990 war sie Trainerin in der Leichtathletikabteilung des
TSV Bayer 04 Leverkusen
. Die Doppelolympiasiegerin entzundete zudem 1989 in
Duisburg
die
Universiade
-Flamme. Von 1993 bis 2001 gehorte sie dem Prasidium des
Deutschen Leichtathletik-Verbandes
an, davon vier Jahre als Vizeprasidentin (1997 bis 2001), und war dessen Athletenbeauftragte. Seit 2002 ist sie stellvertretende Vorsitzende der Leichtathletikabteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen. Sie ist außerdem stellvertretende Vorsitzende der nordrhein-westfalischen Stiftung zur Nachwuchsforderung im Leistungssport (
Sportstiftung NRW
) in Koln.
1970 wurde Heide Rosendahl das
Goldene Band der Sportpresse
verliehen. Fur ihre sportlichen Leistungen wurde sie
1970
und
1972
von den deutschen Sportjournalistinnen und -journalisten zur
Sportlerin des Jahres
gewahlt. Ebenfalls 1972 erhielt sie den Goldenen
Bravo Otto
, einen Medienpreis der Jugendzeitschrift
Bravo
. 1973 wurde ihr vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) der
Rudolf-Harbig-Preis
verliehen. Das Land Nordrhein-Westfalen zeichnete sie 1989 mit dem
Verdienstorden des Landes
aus. 2004 erhielt sie den Ehrenring der Stadt Leverkusen, 2008 wurde sie mit dem
Bundesverdienstkreuz
Erster Klasse ausgezeichnet.
[8]
2011 wurde sie mit der Goldenen Sportpyramide geehrt. Außerdem ist sie Tragerin des
Silbernen Lorbeerblattes
, der hochsten sportlichen Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland.
Im Jahr 2011 erfolgte die Aufnahme in die
Hall of Fame des deutschen Sports
.
[9]
- Weitsprung: 6,84 m
- 100-Meter-Lauf: 11,35 s
- 200-Meter-Lauf: 22,96 s
- 100-Meter-Hurdenlauf: 13,15 s
- Funfkampf: 4791 Punkte/5155 Punkte
(*) Ihr 1969 aufgestellter Weltrekord von 5155 Punkten lasst sich wegen nachfolgender Regelanderungen mit spateren Ergebnissen nicht mehr vergleichen.
- 100 m
- 60 m (Halle):
- 100 m Hurden
- 1967: Vizemeisterin hinter
Inge Schell
- 1969: Meisterin vor
Margit Bach
- 1970: Vizemeisterin hinter Margit Bach
- 1971: Vizemeisterin hinter Margit Bach
- 60 m Hurden (Halle)
- 1967: Vizemeisterin hinter Inge Schell
- 1969: Vizemeisterin hinter Inge Schell
- 1971: Meisterin vor Margit Bach
- Weitsprung
- Weitsprung (Halle)
- 1966 Meisterin vor Dorothee Sander
- 1967 Meisterin vor
Ursula Kunzel
- 1968 Meisterin vor Ursula Kunzel
- 1969 Meisterin vor Heidi Schuller
- 1970 Meisterin vor
Brigitte Kramer
- 1971 Meisterin vor Heidi Schuller
- 1972 Meisterin vor Brigitte Roesen(-Kramer)
- Funfkampf
- 1965: Vizemeisterin hinter
Renate Balck
- 1966: Meisterin vor Erika Muller
- 1967: Vizemeisterin hinter Ingrid Becker
- 1968: Meisterin vor Ingrid Becker
- 1970: Meisterin vor Ingrid Mickler
- 1971: Meisterin vor
Karen Mack
- 1972: Meisterin vor Karen Mack
- 4 × 100 m
- 1969, 1970, 1971 und 1972: Meisterin mit dem TuS 04 Leverkusen (Heide Rosendahl immer als Schlusslauferin)
- 4 × 1 Runde (Halle)
- 1969, 1970, 1971 und 1972: Meisterin mit dem TuS 04 Leverkusen (Heide Rosendahl immer als Schlusslauferin)
Hinzu kommen insgesamt sieben Jugendmeisterschaften im Weitsprung, im Funfkampf (jeweils 1963, 1964 und 1965) sowie uber 80 Meter Hurden (1965).
(jeweils Weitsprung)
- 1966
in
Dortmund
: Bronze mit 6,49 m hinter
Tatjana Schtschelkanowa
(Gold mit 6,73 m) und
Mary Rand
(Silber mit 6,53 m)
- 1967
in
Prag
: Silber mit 6,41 m hinter
Berit Berthelsen
(Gold mit 6,51 m) und vor
Viorica Viscopoleanu
(Bronze mit 6,40 m)
- 1970
in
Wien
: Silber mit 6,55 m hinter Viorica Viscopoleanu (Gold mit 6,56 m) und vor
Mirosława Sarna
(Bronze mit 6,54 m)
- 1971
in
Sofia
: Gold mit 6,64 m vor
Irena Szewinska
(Silber mit 6,56 m) und Viorica Viscopoleanu (Bronze mit 6,53 m)
- Semifinale 1970 in
Berlin
- Weitsprung: Siegerin mit 6,27 m
- 100 m Hurden: Siegerin in 13,8 s
- Finale 1970 in Budapest
- 1968
in
Mexiko-Stadt
:
- Weitsprung: Achte mit 6,40 m (fur eine Medaille hatte sie 6,67 m springen mussen; es siegte Viorica Viscopoleanu mit 6,82 m)
- Funfkampf: verletzt, nicht angetreten
- 1972
in
Munchen
:
- Weitsprung: Gold mit 6,78 m vor
Diana Jorgowa
(Silber mit 6,77 m) und
Eva ?uranova
(Bronze mit 6,67 m). Heide Rosendahls Uberlegenheit war großer, als es der eine Zentimeter vermuten lasst. Sie hatte insgesamt vier Sprunge uber 6,70 m, die Bulgarin dagegen nur einen einzigen.
- 4 × 100 m: Gold in 42,81 s (Weltrekord) vor der DDR (Silber in 42,95 s) und Kuba (Bronze in 43,36 s).
- Funfkampf: Silber mit 4791 Punkten hinter
Mary Peters
(Gold mit 4801 Punkten) und vor Burglinde Pollak (Bronze mit 4768 Punkten). Folgende Tabelle zeigt die Leistungen und Platzierungen Heide Rosendahls im Vergleich zu den Ergebnissen der Siegerin Mary Peters:
Disziplin
|
100 m Hurden
|
Kugel
|
Hoch
|
Weit
|
200 m
|
Rosendahl
|
13,34 (3.)
|
13,86 (9.)
|
1,65 (14.)
|
6,83 (1.)
|
22,96 (1.)
|
Peters
|
13,29 (2.)
|
16,20 (1.)
|
1,82 (1.)
|
5,98 (17.)
|
24,08 (6.)
|
Beide Athletinnen hatten einen Aussetzer: Heide Rosendahl im Hochsprung, Mary Peters im Weitsprung. Somit gab letztlich die Unterlegenheit Rosendahls im Kugelstoßen den Ausschlag.
- Gerd Osenberg, Heide Rosendahl:
Heide Rosendahl. Springen und Sprinten.
BLV-Verlagsgesellschaft, Munchen 1973,
ISBN 3-405-11292-3
.
- Karl-Heinz Keldungs:
Heide Rosendahl.
In: ders.:
Die deutsche Leichtathletik in 100 Portrats von Hanns Braun bis Malaika Mihambo
. Arete Verlag Christian Becker, Hildesheim 2022,
ISBN 978-3-96423-081-2
, S. 135?138.
- ↑
a
b
Gunnar Meinhardt:
Fur den Olympiasieg gab es 1972 ein Bugeleisen
. In:
Die Welt
. 14. Februar 2017 (
welt.de
[abgerufen am 8. Juni 2021]).
- ↑
Heide Rosendahl: Biografie.
In:
Who’s Who.
Abgerufen am 8. Juni 2021
.
- ↑
a
b
Olympia-Queen Heide Ecker-Rosendahl wird 60.
In:
Focus
Online.
13. November 2013,
abgerufen am 8. Juni 2021
.
- ↑
Heide Ecker-Rosendahl ? 40 Jahre Doppel-Gold.
In:
sid/sb.
Leichtathletik.de, 30. August 2012,
abgerufen am 8. Juni 2021
.
- ↑
Holger Schmidt:
Mit Nickelbrille und Ringelsocken zu ewigem Ruhm.
In:
Nordwest-Zeitung.
14. Februar 2012,
abgerufen am 8. Juni 2021
.
- ↑
Detlef Kuhlmann:
Heide Ecker-Rosendahl wird 70 Jahre alt.
DOSB,
abgerufen am 9. Juli 2021
.
- ↑
Heide Ecker-Rosendahl wird 65: "Miss Leichtathletik" ist immer noch aktiv
(
Memento
vom 29. August 2012 im
Internet Archive
), Interview mit Heide Ecker-Rosendahl anlasslich ihres 65. Geburtstages auf der Website des
WDR
, 14. Februar 2012
- ↑
Ministerprasident Ruttgers: Ordenstrager haben Krafte entfaltet, Menschen geholfen und Chancen eroffnet
- ↑
Robert Hartmann:
Das Gesicht von Munchen 1972.
Hall of Fame des deutschen Sports, Mai 2011,
abgerufen am 8. Juni 2021
.
- 1928:
Kanada 1921
CAN
Smith
,
Rosenfeld
,
Cook
,
Bell
- 1932:
Vereinigte Staaten 48
USA
Carew
,
Furtsch
,
Rogers
,
von Bremen
- 1936:
Vereinigte Staaten 48
USA
Bland
,
Rogers
,
Robinson
,
Stephens
- 1948:
Niederlande
NED
Stad-de Jong
,
Witziers-Timmer
,
van der Kade-Koudijs
,
Blankers-Koen
- 1952:
Vereinigte Staaten 48
USA
Faggs
,
Jones
,
Moreau
,
Hardy
- 1956:
Australien
AUS
Strickland
,
Croker
,
Mellor
,
Cuthbert
- 1960:
Vereinigte Staaten
USA
Hudson
,
Williams
,
Jones
,
Rudolph
- 1964:
Polen 1944
POL
Ciepły
,
Kirszenstein
,
Gorecka
,
Kłobukowska
- 1968:
Vereinigte Staaten
USA
Ferrell
,
Bailes
,
Netter
,
Tyus
- 1972:
Deutschland BR
FRG
Krause
,
Becker
,
Richter
,
Rosendahl
- 1976:
Deutschland Demokratische Republik 1949
DDR
Oelsner
,
Stecher
,
Bodendorf
,
Eckert
- 1980:
Deutschland Demokratische Republik 1949
DDR
Muller
,
Eckert
,
Auerswald
,
Gohr
- 1984:
Vereinigte Staaten
USA
Brown
,
Bolden
,
Cheeseborough
,
Ashford
- 1988:
Vereinigte Staaten
USA
Brown
,
Echols
,
Griffith-Joyner
,
Ashford
,
Young
*
- 1992:
Vereinigte Staaten
USA
Ashford
,
Jones
,
Guidry
,
Torrence
,
Michelle Finn
*
- 1996:
Vereinigte Staaten
USA
Devers
,
Miller
,
Gaines
,
Torrence
,
Guidry
*
- 2000:
Bahamas
BAH
Fynes
,
Sturrup
,
Davis-Thompson
,
Ferguson
,
Clarke-Lewis
*
- 2004:
Jamaika
JAM
Lawrence
,
Simpson
,
Bailey
,
Campbell
,
McDonald
*
- 2008:
Belgien
BEL
Borlee
,
Marien
,
Ouedraogo
,
Gevaert
- 2012:
Vereinigte Staaten
USA
Madison
,
Felix
,
Knight
,
Jeter
,
Tarmoh
*,
Williams
*
- 2016:
Vereinigte Staaten
USA
Bartoletta
,
Felix
,
Gardner
,
Bowie
,
Akinosun
*
- 2020:
Jamaika
JAM
Williams
,
Thompson-Herah
,
Fraser-Pryce
,
Jackson
,
Morrison
*,
Burchell
*
* Einsatz im Vorlauf
Europameisterinnen im Funfkampf