Grumman EF-111

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Grumman EF-111 Raven

Eine Grumman EF-111A Raven beim Manover ?Exercise Solid Shield '87“
Typ EloKa - Kampfflugzeug
Entwurfsland

Vereinigte Staaten   Vereinigte Staaten

Hersteller * Grumman
Erstflug 10. Marz 1977
Produktionszeit

1981 bis 1985

Stuckzahl 42

Die Grumman EF-111 Raven war ein Kampfflugzeug der U.S. Air Force zur elektronischen Kriegsfuhrung . Es wurde auf Basis der General Dynamics F-111 ab 1974 entwickelt und als Ersatz fur die EB-66 ab 1981 beschafft. Die Raven war von 1983 bis 1998 im aktiven Dienst und kam u. a. im Zweiten Golfkrieg zum Einsatz.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Entwicklung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In den spaten 1960er Jahren begann die U.S. Air Force damit, nach einem EloKa-Nachfolgermuster fur die EB-57 und EB-66 zu suchen. Zunachst wurde dabei in einer Studie von 1967 bis 1968 [1] die Moglichkeit zur Anschaffung der EA-6 untersucht, welche sich zu diesem Zeitpunkt bei der Navy in der Entwicklung befand. Diese Option wurde aber schnell verworfen, da die Air Force ein uberschallschnelles Muster bevorzugte, da man sich davon eine bessere Penetrations- und Uberlebensfahigkeit im feindlichen Luftraum erhoffte. Da es als zu teuer angesehen wurde, ein komplett neues Muster zu entwickeln entschied man 1972, ein bereits vorhandenes umzubauen. Dabei fiel die Wahl auf die F-111A , da dies der einzige uberschallschnelle Typ der Air Force war, der ein ausreichend hohe Tragkapazitat fur die ECM-Ausrustung hatte.

Im Dezember 1974 erhielt Grumman den Auftrag, die ersten zwei F-111A zu EF-111 Prototypen umzubauen und setzte sich dabei gegen Generals Dynamics durch. Die erste voll umgebaute EF-111, zu diesem Zeitpunkt ?Electric Fox“ bezeichnet, absolvierte ihren Jungfernflug am 10. Marz 1977. Insgesamt wurden 42 Maschinen fur 1,5 Mrd. US-Dollar umgebaut (unter Berucksichtigung der Inflation entspricht dies einem heutigen Wert von rund 5 Mrd. US-Dollar). Die erste Raven wurde im November 1981 an das 388th Tactical Electronic Squadron der Mountain Home Air Force Base in Idaho ausgeliefert, die letzte 1985.

EF-111A (im Vordergrund) im Vergleich zur F-111F: Dabei ist der ?Football“ im Seitenleitwerk und der rund 5 m lange Dorn am Rumpf fur die ECM-Ausrustung gut zu erkennen.

Bei der Umrustung zur Raven wurde das Navigationssystem der F-111 beibehalten, zusammen mit einer Uberarbeitung des AN/APQ-160-Radars fur eine bessere Terrainverfolgung . Die primare Anderung war aber die Integration des AN/ALQ-99E -Storsenders, eine modifizierte Version des ALQ-99 der Prowler . Dieses wurde im Waffenschacht der F-111 untergebracht, die Antennen des Systems wurden wie bereits bei der EA-6 an der Spitze des Seitenleitwerks in einem Behalter installiert, der von den Mannschaften als ?Football“ bezeichnet wurde. Des Weiteren musste fur das AN/ALQ-99E die Elektronik und das Kuhlsystem des Flugzeuges verbessert sowie das Cockpit neu geordnet werden. Dabei wurden alle Steuereinrichtungen und Navigationsdisplays auf die Pilotenseite umgesetzt, um den Platz des Kopiloten zum Bedienplatz der EW-Ausrustung machen zu konnen. Ein großer Vorteil am Storsystem der EF-111A gegenuber der EA-6 Prowler lag darin, dass es von nur einem gegenuber drei Offizieren bei der Prowler bedient werden konnte. An weiteren Systemen zur elektronischen Kriegfuhrung erhielt die EF-111A das ALQ-137-System fur elektronische Gegenmaßnahmen, das ALR-62-Radarwarnsystem, ALR-23-Radarstorstrahlungsempfanger sowie ALE-40 -Tauschkorperwerfer.

Die EF-111 war unbewaffnet und bezog ihre Uberlebensfahigkeit aus ihrer Beschleunigung und Hochstgeschwindigkeit. Trotz mehrfacher Uberlegungen, die AGM-88 HARM zu integrieren, wie dies bei der EA-6 Prowler nachtraglich geschehen war, wurde dies nie realisiert, was die taktischen Moglichkeiten der Raven einschrankte und sie sich bei SEAD-Missionen auf andere Maschinen verlassen musste. Da die Unzuverlassigkeit der Triebwerke bereits bei der F-111A ein Problem war, wurden diese ab 1986 durch die verbesserten TF30-P-9 der F-111D ersetzt. Parallel zum Pacer-Strike-Programm der F-111F wurde von 1987 bis 1994 das Avionics-Modernization-Programm (AMP) bei der Raven durchgefuhrt. Dabei wurde das AN/ASN-41 LINS, das AN/APN-218-Dopplerradar sowie das AN/APQ-146-Gelandefolgeradar eingebaut. Das Instrumentenbrett erhielt zwei Multifunktionsdisplays.

Einsatze [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die EF-111A erreichte die ? Initial Operating Capability “ 1983 und erhielt dabei den offiziellen Beinamen ?Raven“. Bei den Mannschaften war aber der Name ?Spark Vark“ deutlich verbreiteter. Den ersten Einsatz absolvierte die EF-111 wahrend der Operation El Dorado Canyon gegen Libyen 1986. 1989 folgte der Einsatz gegen Panama im Rahmen der Operation Just Cause .

Den großten Einsatz absolvierten die Raven wahrend der Operation Desert Storm 1991 uber dem Irak. Der Einsatz der EF-111 Raven trug dazu bei, dass kaum Flugzeuge der Koalitionsstreitkrafte durch radargesteuerte Boden-Luft-Raketen abgeschossen wurden. Obwohl unbewaffnet, errang am 17. Januar 1991 eine EF-111 den einzigen ?Luftsieg“ einer F-111 uberhaupt, als sie eine angreifende, irakische Dassault Mirage F1 ausmanovrierte, die dabei absturzte. Wahrend der Kampfhandlungen sturzte eine Raven am 13. Februar 1991 ab, wobei die Besatzung getotet wurde. [2]

Nach dem zweiten Golfkrieg kam die EF-111 noch bei der Operation Deliberate Force , Operation Provide Comfort , Operation Northern Watch und Operation Southern Watch zum Einsatz, bevor die Raven am 2. Mai 1998 ohne potentiellen Ersatz ausgemustert und vorlaufig im 309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group (AMARG) eingelagert wurden. Sie waren die letzte Variante der F-111 im Dienst der US Air Force. [3]

Technische Daten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Dreiseitenriss der EF-111A Raven
Oberseite einer EF-111 …
… und deren Unterseite.
Eine EF-111A Raven uber Gibraltar
Kenngroße [4] Daten
Besatzung Pilot und Waffensystemoffizier
Lange 23,17 m
Spannweite
  • ausgeschwenkt: 19,20 m
  • eingeschwenkt: 9,74 m
Hohe 6,10 m
Flugelflache
  • ausgeschwenkt: 61,07 m²
  • eingeschwenkt: 48,77 m²
Flugelstreckung
  • ausgeschwenkt: 7,56
  • eingeschwenkt: 1,95
Tragflachenbelastung
  • minimal (Leermasse): 429 kg/m²
  • maximal (max. Startmasse): 920 kg/m²
Leermasse 25.072 kg
normale Startmasse 31.751 kg
max. Startmasse 40.370 kg
Hochstgeschwindigkeit
  • auf optimaler Hohe: 2.338 km/h
  • auf Meereshohe: 1.348 km/h
Dienstgipfelhohe 13.715 m
Steigrate 56 m/s
Einsatzradius 3.220 km
Reichweite 6.110 km
Triebwerk zwei Turbofans Pratt & Whitney TF30-P-3 ,
spater zwei Turbofans Pratt & Whitney TF30-P-9
Schubkraft
  • ohne Nachbrenner: 2 × 53,4 kN
  • mit Nachbrenner: 2 × 82,32 kN
Schub-Gewicht-Verhaltnis
  • maximal (Leermasse): 0,8
  • minimal (max. Startmasse): 0,37

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : EF-111 Raven  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Gunston 1983, p. 55.
  2. Mailes, Yancy (2007). Mountain Home Air Force Base . Chicago: Arcadia Publishing. p. 112. ISBN 978-0-7385-4805-0
  3. Grumman EF-111A Raven. Abgerufen am 9. Februar 2023 .
  4. Sweetman, Bill. The Great Book of Modern Warplanes. New York: Portland House, 1987, ISBN 0-517-63367-1 .