Savoyen
(
franzosisch
Savoie
[
savwa
],
italienisch
Savoia
,
frankoprovenzalisch
Savoue
) ist eine
Landschaft
, die sich heute im Wesentlichen uber die franzosischen
Departements
Haute-Savoie
und
Savoie
in der
Region Auvergne-Rhone-Alpes
erstreckt.
Savoyen liegt zwischen der
Schweiz
,
Piemont
und den Departements
Isere
sowie
Ain
. Die Flache betragt 10.416 km². Im Jahr 2008 wurden 1.125.119 Einwohner gezahlt. Savoyen ist die hochstgelegene Landschaft Europas und besteht hauptsachlich aus den
Savoyer Alpen
(mit dem
Mont Blanc
,
4810
m
) und den
Grajischen Alpen
(mit der
Grande Casse
,
3855
m
, und der Pointe de Charbonnel,
3752
m
) mit den Passen des
Kleinen St. Bernhard
und des
Mont Cenis
und grenzt im Suden an die
Cottischen Alpen
(mit der Aiguille de Scolette,
3506
m
, und dem
Pic du Thabor
,
3207
m
).
Die Bevolkerung spricht neben
Franzosisch
teilweise noch die frankoprovenzalische Sprache (
Arpitanisch
). Die Einwohner Savoyens werden Savoyarden genannt.
Der Mangel an Erwerbsmoglichkeiten ? es existierte praktisch nur
Landwirtschaft
(
Milch
-,
Kase
- und
Fleischproduktion
) ? zwang junge Savoyarden jahrhundertelang zur
Abwanderung
. Heute bilden auch
Industrie
(
Uhren
,
Elektronik
) und
Tourismus
(
Alpinismus
,
Wintersport
) die wirtschaftlichen Grundlagen des Gebiets.
In
keltischer
Zeit wurde das Gebiet von den
Allobrogern
bewohnt. 121 v. Chr. unterwarfen es die Romer und vereinigten es mit
Gallien
, aus dem sie spater die Provinzen
Alpes Graiae
und
Alpes Poeninae
bildeten.
Im Jahr 354 wurde das Land als
Sapaudia
(keltisch fur ?Waldland‘) bezeichnet. 443 wurden hier von den Romern die
Burgunden
angesiedelt, nachdem ihr Reich am
Rhein
von den
Hunnen
zerstort worden war.
534 eroberten die
Franken
das Land.
Im Jahr 838 kam die Sapaudia an
Hochburgund
, gehorte dann ab 934 zum
Konigreich Burgund
und kam mit diesem 1032 zum
Heiligen Romischen Reich
.
In dieser Zeit bildete das Land zwischen
Rhone
und
Alpenhauptkamm
,
Provence
und
Genfersee
die
Grafschaft Vienne
, die 1023 dem
Erzbischof von Vienne
gegeben worden war; dieser spaltete von seinem neuen Besitz zwei Lehen ab, von denen er das nordliche,
Maurienne
(
Chablais
, das Tal der oberen
Isere
und das obere
Wallis
),
Humbert I. mit den weißen Handen
anvertraute; dieser hatte kurz zuvor (1025) das
Aostatal
erworben, sein Sohn bekam durch Heirat die
Markgrafschaft Turin
in seinen Besitz.
Die neuen Herren nannten sich seit 1125
Grafen von Savoyen
und entledigten sich bald ihres kirchlichen Lehnsherren. Nach dem Erwerb
Pinerolos
und
Chamberys
1232 wurde Letzteres zur Hauptstadt Savoyens gemacht. 1268/1269 eroberte Savoyen das
Waadtland
.
1310/1313 wurde Savoyen zum
Reichsfurstentum
erhoben, 1349 ging die sudlich gelegene
Dauphine
an Frankreich, woraufhin Kaiser
Karl IV.
1361 Savoyen vom alten Konigreich Burgund (
Arelat
) abloste und reichsunmittelbar sowie den Grafen 1365 zum
Reichsvikar
fur Arelat machte.
1388 wurde die
Grafschaft Nizza
erworben, 1401 die
Grafschaft Genevois
, das Genfer Land ohne die Stadt
Genf
. 1416 wurden die Grafen von Savoyen zu Herzogen erhoben. 1512/1521 wurde Savoyen schließlich formal in den
oberrheinischen Reichskreis
aufgenommen.
Da
Franz I.
1536 Savoyen im
Dritten Italienischen Krieg
besetzte und das Stammland somit bis zum
Zweiten Vertrag von Cateau-Cambresis
1559 zur franzosischen Krone gehorte, verlegten die Herzoge ihre Hauptstadt von Chambery nach
Turin
. Gleichzeitig (1534/36) gingen erhebliche Teile des Landes beidseits des Genfersees an die
Eidgenossen
verloren: das Waadtland fiel an
Bern
, und auch Freiburg und Wallis konnten sich vergroßern. Durch den Vertrag von Lausanne kehrten 1564 Chablais, Genevois und Gex gegen Verzicht auf die Waadt an Savoyen zuruck und im Vertrag von Thonon 1569 gab das Wallis Evian und Abondance zuruck. Mit weiteren Bundnissen von 1509, 1512, 1570, 1571 und 1577 regelte Savoyen seine Beziehungen mit verschiedenen eidgenossischen Orten. Am 17. Januar 1601 wurden die Gebiete im außersten Westen (
Bresse
,
Bugey
,
Valromey
und Gex) mit dem
Vertrag von Lyon
an Frankreich abgetreten, 1631, am Ende des
Mantuanischen Erbfolgekriegs
, auch die Festung
Pinerolo
; im Gegenzug bekam Savoyen Teile der
Markgrafschaft Montferrat
zugesprochen.
Im
Frieden von Utrecht
1713 musste
Spanien
das Konigreich Sizilien und Teile des
Herzogtums Mailand
an das Herrscherhaus von Savoyen abtreten, das seither den Konigstitel fuhrte. Sizilien wurde 1720 gegen
Sardinien
getauscht, das Herzogtum Savoyen mit Sardinien zum
Konigreich Sardinien
vereinigt. 1738 wurden
Novara
und
Tortona
und 1748 weitere Gebiete erworben.
Am 22. September 1792 ruckten franzosische
Revolutionstruppen
ohne Kriegserklarung in das Gebiet ein. Zwischen 1796 und 1815 war Savoyen Teil Frankreichs und bildete zunachst das Departement Mont-Blanc. 1798 wurde es in die Departements Mont-Blanc und
Leman
geteilt. 1801 schied das Land auch volkerrechtlich aus dem romisch-deutschen Reich aus.
Nach dem
Wiener Kongress
kam es durch den
Zweiten Pariser Frieden
zuruck zum Konigreich Sardinien. Der nordliche Teil Savoyens wurde neutralisiert und sollte im Kriegsfall durch die Schweiz besetzt werden. Das Konigreich Sardinien gewahrte der Schweiz 1816/29 zwei Zollfreizonen. Die eine Zone im Grenzgebiet von Genf umfasste die Provinz Carouge und einige kleinere Gebiete ostlich und nordlich anschließend an den Kanton Genf, die andere bei
St-Gingolph
das unmittelbare Grenzgebiet am Genfer See zum Kanton Wallis.
Als Folge des
italienischen Einigungsprozesses
, der mit franzosischer Unterstutzung zustande kam, trat am 24. Marz 1860 Konig
Viktor Emanuel II.
im
Vertrag von Turin
Savoyen und die
Grafschaft Nizza
an das
franzosische Kaiserreich
ab. Die Abtretung wurde durch eine
Volksabstimmung
bestatigt. Als Folge dieser Abtretung kam es in der Schweiz zu einer politischen Krise, die als
Savoyerhandel
bezeichnet wird. Dabei wurde die Moglichkeit eines Anschlusses der Provinzen
Chablais
und
Faucigny
an die Schweiz diskutiert.
- Humbert I. Blanche-Main
Weißhand
, 1003?1047 oder 1048
- Amadeus I. Queue
der Schwanz
, 1048?1051 oder 1056
- Otto
, 1051 oder 1056?1060
- Peter I.
, 1060?1078
- Amadeus II.
, 1060?1080
- Humbert II.
der Starke
, 1080?1103
- Amadeus III.
, 1103?1148
- Humbert III.
der Heilige
, 1148?1189
- Thomas I.
, 1189?1233
- Amadeus IV.
, 1233?1253
- Bonifaz
, 1253?1263
- Thomas II.
, 1253?1259
- Peter II.
, 1263?1268
- Philipp I.
, 1268?1285
- Amadeus V.
der Große
, 1285?1323
- Eduard
der Liberale
, 1323?1329
- Haimone
, 1329?1343
- Amadeus VI. le Comte Vert
,
der Grune Graf
, 1343?1383
- Amadeus VII. le Comte Rouge
,
der Rote Graf
, 1383?1391
- Amadeus VIII.
der Friedfertige
, 1391?1440, ab 1416 Herzog von Savoyen
- Amadeus VIII.
der Friedfertige
, 1391?1440, ab 1439 als Felix V. Gegenpapst
- Ludwig
der Altere
, 1440?1465
- Amadeus IX.
der Gluckliche
, 1465?1472
- Philibert I.
der Jager
, 1472?1482
- Karl I.
der Kampfer
, 1482?1490
- Karl II. Johann Amadeus
, 1490?1496
- Philipp II.
Ohneland
, 1496?1497
- Philibert II.
der Schone
, 1497?1504
- Karl III.
der Gute
, 1504?1553
- Emanuel Philibert
Eisenkopf
, 1553?1580
- Karl Emanuel I.
der Große
, 1580?1630
- Viktor Amadeus I.
, 1630?1637
- Franz Hyacinth
, 1637?1638
- Karl Emanuel II.
, 1638?1675
- Viktor Amadeus II.
, 1675?1720, 1730?1732, 1720?1730
Konig von Sardinien
- Karl Emanuel III.
, 1720?1730, 1732?1773, 1730?1773 Konig von Sardinien
- Viktor Amadeus III.
, 1773?1796, Begrunder des
Konigreichs Sardinien-Piemont
- Karl Emanuel IV.
1796?1819, bis 1802 auch Konig von Sardinien-Piemont, 1807?1819
Jakobitischer Erbfolger
- Viktor Emanuel I.
, 1819?1824, 1802?1821 Konig von Sardinien-Piemont, 1819?1824 Jakobitischer Erbfolger
- Karl Felix I.
, 1824?1831, 1821?1831 Konig von Sardinien-Piemont
- Karl Albert
, 1831?1849, auch Konig von Sardinien-Piemont
- Viktor Emanuel II.
, 1849?1878, grundet 1861 das
Konigreich Italien
, welches das Konigreich Sardinien-Piemont ablost
- Umberto I.
, 1878?1900, auch Konig von Italien
- Viktor Emanuel III.
, 1900?1946, auch Konig von Italien
- Umberto II.
, 1946, Auflosung des Konigreichs Italien und des Herzogtums Savoyen
- Viktor Emanuel (IV.)
, 1946?2006, nur noch
Oberhaupt des Hauses Savoyen
- Amadeus (X.)
, 2006?2021, Oberhaupt des Hauses Savoyen und (moglicherweise)
Thronpratendent
Italiens
- Seit dem 1. Juni 2021 besteht eine Thronvakanz.
- Peter Faber
(1506?1546), Mystiker
- Franz von Sales
(1567?1622), Bischof und Kirchenlehrer
- Georg Muffat
(1653?1704), Musiker des Barockzeitalters
- Eugen von Savoyen
(1663?1736), osterreichischer Feldherr
- Joseph de Maistre
(1753?1821), Staatsmann und Philosoph
- Maximilian Josef Graf von Montgelas
(1759?1838), Grunder des
modernen bayerischen Staates
- Jacques Balmat
(1762?1834), Gamsjager, und
Michel-Gabriel Paccard
(1757?1827), Arzt, Erstbesteiger des
Mont Blanc
- Michel Croz
(1830?1865),
Bergfuhrer
des fruhen
Alpinismus
, (Mit-)Erstbesteiger unter anderem des
Matterhorns
, der
Grande Casse
, der
Barre des Ecrins
und des
Monte Viso