Chernobyl (Fernsehserie)

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Fernsehserie
Titel Chernobyl
Produktionsland Vereinigte Staaten , Vereinigtes Konigreich
Originalsprache Englisch
Genre Historienfilm , Drama
Lange 60?72 Minuten
Episoden 5 in 1 Staffel ( Liste )
Produktions­unternehmen
  • Sister Pictures
  • The Mighty Mint
Idee Craig Mazin
Regie Johan Renck
Drehbuch Craig Mazin
Produktion Sanne Wohlenberg
Musik Hildur Guðnadottir
Kamera Jakob Ihre
Schnitt
Erstausstrahlung 6. Mai ? 3. Juni 2019 auf HBO
Deutschsprachige
Erstausstrahlung
14. Mai ? 11. Juni 2019 auf Sky Atlantic
Besetzung und Synchronisation

Chernobyl ist eine US-amerikanisch - britische Miniserie der Sender HBO und Sky uber die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl . Die Serie wurde vom 6. Mai bis zum 3. Juni 2019 erstmals ausgestrahlt.

Schopfer der Serie ist Craig Mazin . Die Regie fuhrte Johan Renck . In den Hauptrollen sind Jared Harris , Stellan Skarsgard und Emily Watson zu sehen. Die bisher wichtigste Auszeichnung fur die Serie war der Golden Globe , den Chernobyl 2020 in der Kategorie Beste Miniserie oder Fernsehfilm erhielt.

Inhalt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Serie zeigt die Folgen der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl vom 26. April 1986 und stutzt sich dabei weitgehend auf reale Gegebenheiten. [1] Zentrale Figuren sind der Wissenschaftler Waleri Legassow , der von der Regierung als Experte nach dem Ungluck hinzugezogen wird, und der Politiker Boris Schtscherbina , dem die Verantwortung fur die Reaktion auf das Ungluck ubertragen wurde.

Episodenliste [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nr. Deutscher Titel Original­titel Erstaus­strahlung USA Deutsch­sprachige Erstaus­strahlung (D)
1 Episode 1 1:23:45 6. Mai 2019 14. Mai 2019
Am 26. April 1988 nimmt Waleri Legassow eine Anzahl Tonaufnahmen auf, in denen er Anatoli Djatlow fur die Katastrophe von Tschernobyl verantwortlich macht und Djatlows geringes Strafmaß anprangert. Nachdem er die Aufnahmen außerhalb seiner Wohnung versteckt hat, erhangt sich Legassow. Genau zwei Jahre fruher beobachtet Ljudmila, die schwangere Frau des Feuerwehrmanns Wassili Ignatenko , in Prypjat eine Explosion im Kernkraftwerk Tschernobyl . Im Kontrollraum von Block 4 des Kraftwerks ignoriert in dem Moment Djatlow die Einschatzung von Akimow , Toptunow und anderer Untergebenen, die erkennen, dass der Reaktor explodiert ist. Der Reaktorkern liegt frei, brennt und lasst sich unter keinen Umstanden kontrollieren. Nachdem die Feuerwehr an den Ort des Geschehens gerufen wurde, sieht Ignatenko einen anderen Feuerwehrmann einen Gerollblock Graphit aufheben. Kurz danach erleidet dieser Feuerwehrmann nukleare Verbrennungen an seiner Hand. Ignatenko beschließt mit einigen anderen Feuerwehrmannern, das Dach zu besteigen, um von dort aus zu loschen. Wiktor Brjuchanow und Nikolai Fomin erhalten einen Bericht von Djatlow, aber Falschinformationen und ubermaßiges Vertrauen in das Design des RBMK - Reaktors verleiten Djatlow und das lokale Leitungskomitee von Prypjat, den Vorfall gegenuber Moskau herunterzuspielen. Djatlow erkrankt an der akuten Strahlenkrankheit und Anatoli A. Sitnikow, der auf der Gefahrlichkeit des Vorfalls bestanden hat, wird auf das Dach des Reaktors geschickt, um sich noch einmal zu vergewissern. Er erhalt eine todliche Dosis. Als Djatlow ins Krankenhaus gebracht wird, sieht er, wie viele Ersthelfer, auch Ignatenko, mit Anzeichen einer Verstrahlung dort sind. Auf Geheiß von Michail Gorbatschow wird eine Untersuchungskommission einberufen. Boris Schtscherbina teilt Legassow mit, dass er ab sofort als wissenschaftlicher Berater zu dieser Kommission gehort. In den letzten Einstellungen sieht man, wie ein Vogel in der Stadt Prypjat absturzt und stirbt.
2 Episode 2 Please Remain Calm 13. Mai 2019 21. Mai 2019
Sieben Stunden nach der Explosion entdeckt Ulana Chomjuk eine Steigerung von radioaktiven Partikeln in Minsk . Sie leitet daraus ab, dass es einen Vorfall in Tschernobyl gegeben hat. Nachdem ihre Bedenken von einem hohen Parteifunktionar zuruckgewiesen werden, macht sie sich selber auf den Weg nach Tschernobyl. In Prypjats uberfulltem Krankenhaus findet Ljudmila heraus, dass Wassili mit anderen Strahlenkranken nach Moskau ausgeflogen wurde. In Moskau erklart Legassow dem Vorsitzenden Gorbatschow, dass die Situation in Tschernobyl ernster sein musse als dargestellt. Legassow wird mit dem immer noch skeptischen Schtscherbina nach Tschernobyl geschickt. Vom Hubschrauber aus sieht Legassow die Graphit-Trummer und macht blaue, ionisierende Strahlung aus. Dadurch ist klar, dass der Reaktorkern freiliegt. Schtscherbina ist nun uberzeugt und konfrontiert Brjuchanow und Fomin mit den Fakten, die ihrerseits Legassow Falschinformation unterstellen. Aber General Wladimir Pikalow fahrt mit einem Dosimeter, das hohe Strahlungswerte messen kann, zum Reaktor und bestatigt die Befurchtung und hohen Werte. Legassow gibt nun die Anweisung an das Militar, das Feuer durch den Abwurf von Sand und Bor zu loschen. Dabei werden Hubschrauber der Strahlung des Kerns ausgesetzt, einer sturzt durch den Zusammenstoß mit einem Kran ab. Als sich die Nachrichten vom Unfall verbreiten, wird Prypjat schließlich evakuiert. Chomjuk kommt auch in Tschernobyl an und warnt Legassow und Schtscherbina uber das Risiko einer großen Dampfexplosion, wenn der Kern sich zum großen Auffangbecken unter dem Reaktor durchbrennt. Legassow bittet Gorbatschow um die Erlaubnis einer todlichen Mission , um das Wasser unter dem Kern abzulassen. Die Mitarbeiter Alexei Ananenko, Waleri Bespalow und Boris Baranow melden sich freiwillig.
3 Episode 3 Open Wide, O Earth 20. Mai 2019 28. Mai 2019
Das Wasser im Keller wurde erfolgreich abgelassen, aber eine Kernschmelze hat nun begonnen, die zu einer Kontamination des Grundwassers fuhren kann. Schtscherbina und Legassow uberzeugen Gorbatschow, dass eine Kuhlung unter dem Kern erforderlich ist. Dafur werden von Michail Schtschadow Bergleute aus Tula rekrutiert, die von Gluchow angefuhrt werden. Sie sollen unter extremen Bedingungen und ohne Maschinen einen Tunnel unter dem Kraftwerk bohren. Schtscherbina warnt Legassow, dass sie unter der Beobachtung des KGBs stehen. Legassow schickt Chomjuk zum Moskauer Krankenhaus, um die Uberlebenden zu befragen. Djatlow verhalt sich unkooperativ. Aber sie findet von den Sterbenden Toptunow und Akimow heraus, dass das Kraftwerk explodiert ist, nachdem Akimow die Notfallabschaltung gedruckt hat. Das ist ein Szenario, das fur unmoglich gehalten wurde. Ljudmila besticht Mitarbeiter des Krankenhauses und verschweigt ihre Schwangerschaft, um ihren todkranken Mann Wassili zu sehen. Sie missachtet Anweisungen, halt sich langer im Zimmer auf und beruhrt ihren Mann. Dabei findet Chomjuk Ljudmila und droht damit, alles dem Zentralkomitee zu melden, und wird von Mitarbeitern des KGBs verhaftet. Nachdem Legassow interveniert, wird sie wieder freigelassen. Schtscherbina und Legassow tragen dem Zentralkomitee ihren Plan zur Dekontamination vor, der die Mobilisierung von Massen an Liquidatoren erfordert. Wahrenddessen steht Ljudmila neben den Angehorigen von anderen Toten, die der Strahlenkrankheit erlegen sind. Wassili wird in einem verschweißten Bleisarg in einem Massengrab beerdigt, das anschließend mit Beton versiegelt wird.
4 Episode 4 The Happiness of All Mankind 27. Mai 2019 4. Juni 2019
Eine alte Frau weigert sich, die Sperrzone um Tschernobyl zu verlassen. Sie erklart, dass sie auch vor fruheren Gefahren nie geflohen sei. Ein Soldat zwingt sie mitzugehen, indem er ihre Kuh totet, die ihr Milch gegeben hat. Der Einberufene Pawel wird zusammen mit dem Veteranen des Afghanistankrieges Bacho verpflichtet, in der Zone zu patrouillieren und verwahrloste Tiere zu erschießen und einzusammeln, da diese radioaktiv kontaminiert sind. Der Kommandeur der Liquidatoren , General Nikolai Tarakanow lasst Mondlandefahrzeuge auf dem Dach des Kraftwerks absetzen, um das Dach fur den Sarkophag vorzubereiten und die radioaktiven Trummer zu beseitigen. Nachdem ein westdeutscher Polizeiroboter aufgrund der uberhohten Strahlung nach kurzer Zeit seinen Dienst einstellt, ist Tarakanow gezwungen, 3.828 Liquidatoren aufzubieten. Diese mussen das Dach mit Schaufeln von Hand vom Schutt befreien. Jeder hat aufgrund der todlichen Strahlung nur einmal 90 Sekunden Zeit. Chomjuk besucht das Archiv in Moskau und konfrontiert Djatlow mit dem Vorwurf, dass die Regierung nicht an der Wahrheit interessiert sei. Bei einem konspirativen Treffen ohne Beschattung des KGB wird Chomjuk von Schtscherbina und Legassow informiert, dass sie als Sachverstandige im Prozess gegen Djatlow, Brjuchanow und Fomin aussagen muss. Legassow wird vor der internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) aussagen. Chomjuk offenbart ihnen einen Bericht uber einen ahnlichen, aber harmloseren Unfall im Kernkraftwerk Leningrad aus dem Jahr 1975, der vom KGB zensiert wurde. Sie sagt ihnen auch, dass Ljudmila ein Madchen zur Welt gebracht habe, das aufgrund der radioaktiven Verstrahlung nach vier Stunden gestorben sei. Chomjuk drangt Legassow dazu, der IAEA die komplette Wahrheit zu erzahlen. Schtscherbina rat zur Vorsicht und warnt vor Vergeltungsmaßnahmen der Regierung.
5 Episode 5 Vichnaya Pamyat 3. Juni 2019 11. Juni 2019
Nach Legassows Aussage bei der IAEA in Wien, bei der er gelogen hat, wird Djatlow, Brjuchanow und Fomin der Prozess in Tschernobyl gemacht. Schtscherbina wird als erstes aufgerufen, um seine Zeugenaussage zu machen. Er erklart, wie ein Kernkraftwerk funktioniert. Chomjuk und Legassow bezeugen, wie es zu dem Unfall kam. Dabei stutzen sie sich auf die Aussagen der Leute aus dem Kontrollraum. In Ruckblenden wird gezeigt, dass der Ausloser des Unfalls ein Sicherheitstest war, der sich um 10 Stunden verzogert hat. Djatlows Ungeduld, den Test durchzufuhren, von dessen Abschluss sich sowohl er als auch seine Vorgesetzten Karrieresprunge erhoffen, fuhrt dazu, dass der Reaktor zuerst zum Stillstand kommt und dann aufgrund der deaktivierten Sicherheitsmechanismen durchgeht. Akimow druckt den AZ-5-Knopf, die Notsicherheitsabschaltung , aber eine Schwachstelle im Design fuhrt dazu, dass die Kontrollstabe die Leistung des Reaktors verzehnfachen, bevor er explodiert. Legassow offenbart auch die zensierte Information uber den Vorfall im Kraftwerk Leningrad . Damit gibt er zu, dass er bei seiner Zeugenaussage in Wien gelogen hat. Er wird vom KGB verhaftet und informiert, dass seine Zeugenaussage nicht in den Staatsmedien veroffentlicht wird. Zusatzlich wird ihm verboten, mit irgendjemanden uber Tschernobyl zu sprechen. Er wird keine Anerkennung fur seine Rolle bei der Bekampfung der Katastrophe erhalten und nie wieder arbeiten konnen. Das Ende zeigt Bilder und Videoaufnahmen des echten Legassow und weiterer wichtiger Helfer und deren Schicksale. Es werden zudem die anhaltenden Folgen des Unfalls gezeigt.

Entstehung und Veroffentlichung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Figur Darsteller Deutscher Sprecher [2]
Waleri Legassow Jared Harris Romanus Fuhrmann
Boris Schtscherbina Stellan Skarsgard Detlef Bierstedt
Ulana Chomjuk Emily Watson Sabine Falkenberg
Ljudmila Ignatenko Jessie Buckley Anna Grisebach
Wassili Ignatenko Adam Nagaitis Jeremias Koschorz
Alexander Akimow Sam Troughton Gerrit Hamann
Leonid Toptunow Robert Emms Konrad Bosherz
Anatoli Djatlow Paul Ritter Uwe Buschken
Wiktor Brjuchanow Con O’Neill Tobias Lelle
Nikolai Fomin Adrian Rawlins Rainer Doering
Wiktor Proskurjakow Karl Davies Patrick Keller
Michail Gorbatschow David Dencik Frank Roth
Scharkow (?arkov) Donald Sumpter Rainer Gerlach
General Wladimir Pikalow Mark Lewis Jones Axel Lutter
General Nikolai Tarakanow Ralph Ineson Peter Flechtner
KGB -Vorsitzender Charkov Alan Williams Thomas Kastner
Anatoli Sitnikow Jamie Sives Rainer Fritzsche
Alexander Juwtschenko Douggie McMeekin
Pavel Barry Keoghan
Bacho Fares Fares Sven Brieger
Andrei Gluchow Alex Ferns Lutz Schnell
Andrei Stepaschin Michael McElhatton Oliver Siebeck

Die Produktion begann im April 2018 in Litauen . [3] Die Dreharbeiten begannen am 13. Mai 2018 in Fabijoni?k?s , einem Wohngebiet in Vilnius , der Hauptstadt Litauens. Der Vorort kommt sehr nah an die Atmosphare der Sowjetunion heran und dient der Darstellung der ukrainischen Stadt Pripyat . Die dicht an dicht gebauten Plattenbauwohnungen dienten als Kulisse fur die Evakuierungsszenen. Regisseur Johan Renck gefielen die auffalligen modernen Fenster in den Hausern nicht, ließ sie aber in der Postproduktion nicht entfernen.

Da eine Vielzahl an Wissenschaftlern mit der Katastrophe sowie der Aufbereitung des Hergangs beschaftigt waren, entschied man sich, die Figur einer fiktiven Wissenschaftlerin zu erschaffen, die symbolisch fur die Arbeit aller anderen stehen sollte. Die Figur Ulana Chomjuk wurde auch deshalb ausgewahlt, um zu zeigen, dass Frauen in der UdSSR stark in der Gesellschaft vertreten waren und dabei auch leitende Funktionen ubernahmen.

Ende Marz wurde weiter in Visaginas gedreht. Hauptkulisse war das Innere des Kernkraftwerk Ignalina , eines stillgelegten Kernkraftwerkes, das wegen seiner optischen Ahnlichkeit zu Tschernobyl ausgewahlt wurde. Ignalina wird manchmal als ?Schwester von Tschernobyl“ bezeichnet und hatte ebenfalls einen RBMK -Kernreaktor. Ab Anfang Juni 2018 wurde in der Ukraine gedreht, hauptsachlich kleinere Endsequenzen. [4] Die Dreharbeiten zu Chernobyl dauerten insgesamt 16 Wochen. [5]

Die Filmmusik zu Chernobyl wurde von Hildur Guðnadottir komponiert. Dafur nahm sie im Kernkraftwerk Ignalina, das auch als Hauptkulisse fur die Serie diente, Gerausche auf und fugte diese am Computer zu Klangcollagen zusammen. Diesen Ansatz nennt sie ?faktenbasierte Musik“. [6] Der Soundtrack umfasst 13 Musikstucke und wurde am 31. Mai 2019 von der Deutschen Grammophon digital veroffentlicht. [7]

Die Serie wurde vom 6. Mai bis zum 3. Juni 2019 erstausgestrahlt. Die deutsche Synchronisation der Serie wurde bei der Scalamedia nach einem Dialogbuch von Robert Golling und unter der Dialogregie von Cay-Michael Wolf erstellt. [2] Im deutschsprachigen Raum war die Serie vom 14. Mai bis zum 11. Juni 2019 beim Sender Sky Atlantic HD im Fernsehen zu sehen und zudem uber Sky Ticket abrufbar. Des Weiteren ist sie auch bei Maxdome und Prime Video oder als DVD oder Blu-ray verfugbar. Am 12. April 2021 zeigte ORF 1 in Osterreich als deutschsprachige Free-TV-Premiere alle funf Folgen hintereinander. [8] Ebenfalls ab dem 12. April 2021 folgte an drei aufeinanderfolgenden Montagen die Ausstrahlung bei ProSieben . [9]

Kritiken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Quelle Bewertung
Rotten Tomatoes (Kritiker) 95% [10]
Metacritic (Kritiker) 82/100 [11]

Schon aufgrund des Themas wurde die Serie in der Presse oft besprochen. Der US-amerikanische Aggregator Rotten Tomatoes erfasst nahezu ausschließlich wohlwollende Besprechungen und ordnet die Serie als ?Zertifiziert Frisch“ ein. [10] Dessen Konkurrent Metacritic ermittelt aus den vorliegenden Bewertungen ?Durchgangiges Kritikerlob“. [11] Auch viele Zuschauer waren begeistert. Die Serie machte Schlagzeilen, weil sie kurz nach der Ausstrahlung einige Monate lang mit einer Wertung von 9,7 von 10 Punkten die bestbewertete Fernsehserie in der Internet Movie Database war, [12] Stand Februar 2024 gehort sie mit einer Wertung von 9,3 dort weiterhin zu den Top 5. [13]

Allerdings sahen Kritiker durchaus Schwachen beim Realismus. Die Suddeutsche Zeitung kritisierte besonders die Ubertreibung der Gefahren durch den Unfall:

?Doch abgeliefert haben Drehbuchautor Craig Mazin und Regisseur Johan Renck eher ein etwas missglucktes Actiondrama. Dabei ist die funfteilige Serie eigentlich nicht schlecht gemacht. […] Den Machern gelingt so die erstaunliche schopferische Leistung, in einer Serie uber den schwersten nuklearen Unfall in der Geschichte der Menschheit noch zu dick aufzutragen.“

? Marlene Weiß : Suddeutsche Zeitung [14]

Der Spiegel sah Parallelen zur Gegenwart:

?Auch wenn die Apparatschicks in ?Chernobyl‘ zum Teil bis ins Alberne uberzeichnet sind, Wiederganger aus der Mottenkiste des Kalter-Krieg-Films US-amerikanischer Pragung, ergibt die Verengung des historischen Ereignisses auf den Kampf zwischen ignoranter Regierung und warnender Wissenschaft durchaus Sinn. Es geht Autor Craig Mazin wohl weniger um eine akkurate Rekonstruktion des historischen Ereignisses (die verhindert schon die Besetzung mit uberwiegend britischen Darstellern) als um dessen Indienstnahme fur gegenwartige Debatten.“

? Till Kadritzke : Der Spiegel [15]

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung wurdigt die Eindringlichkeit der filmischen Umsetzung und problematisiert mangelnde Technologiefolgenabschatzung und deren Vertuschung:

?[…] die gewaltige energetische, verderbenbringende Wirkung dieser unsichtbaren und daher unheimlichen Kraft zu zeigen, liegt die Meisterschaft dieser Serie. Es sind nicht die naheliegenden, verstorenden und unmittelbaren Vorgange, wie Verbrennungen ohne Feuer oder die sich ubergebenden Menschen. Es sind die visuellen Gefaße und Vehikel, die Johann Renck (Regie), Jakob Ihre (Kamera) und Craig Mazin (Buch) erschaffen haben, um so etwas wie Strahlung sicht- und beinahe schmerzlich fuhlbar zu machen: die schwarze Rauchsaule, die feine Asche, die zu den Schaulustigen heruberweht, eine Drossel, die vom Himmel fallt, ein verendetes Reh auf feuchter Erde, Wind, der durch Kinderhaare streicht ? stets weiß nur der Zuschauer, wofur diese Dinge wirklich stehen. Es ist nicht so, dass man dergleichen noch nie gesehen hatte, doch das schnorkellose Arrangement der filmischen Mittel und Symbole ist derart dicht und verlasst sich so selbstverstandlich auf seine Aussagekraft, dass das Geschehen den Zuschauer mit einer Wucht trifft, die Fluchtinstinkte weckt. Stadte werden zu Stillleben, und Raume schnurren auf ihren giftigen Inhalt zusammen. Seit Wolfgang Petersens ?Das Boot‘ hat kaum ein Bewegtbildangebot mehr eine derartige Beklemmung hervorgerufen. Eine bis ins Detail ausgefeilte Gerauschkulisse, die homoopathisch eingesetzte Schreckensuntermalung durch Musik und Dialoge, in denen vieles unausgesprochen bleibt oder weggeschnaubt werden darf, tragen ihren Teil dazu bei. Zu einer intensiven Erfahrung wird die Serie auch durch das Ungleichgewicht zwischen der Ahnungslosigkeit der Figuren und dem Wissen des Zuschauers um die zerstorerische Strahlung. Wobei auch der Zuschauer kaum weiß, wie und wann sie wirkt. Diese Ahnungslosigkeit reicht bis hinauf an die Spitze der Sowjetunion, zum Generalsekretar des Zentralkomitees, Michail Gorbatschow. … So funktioniert ?Chernobyl‘ auch heute als Verweis auf das Versagen gesellschaftlicher Technikfolgenabschatzung ? in einer Zeit, in der Politik und Gesellschaft erst ansatzweise die mitunter fatalen Folgen absehen, welche die Informations-Vorherrschaft digitaler Kommunikationskonzerne und Plattformen wie Facebook oder Google hat. Auch hier fehlt es an zwingend notwendiger Transparenz.“

? Axel Weidemann : FAZ [16]

Das im angelsachsischen Raum bedeutende Wirtschaftsmagazin Forbes kritisierte die ubertriebenen, auf Effekthascherei ausgelegten Darstellungen, ohne einigermaßen serios und wissenschaftlich die Folgen der Strahlenbelastung darzustellen:

?Ob in der ?Bridge of Death“-Szene, der Helikopterszene, mit der Behauptung, dass Strahlung zu Blutungen fuhre, der, dass ein Kernreaktor wie eine Atombombe explodieren konne oder der, dass die Anzahl der Krebskranken in der Ukraine und in Belarus dramatisch angestiegen sei ? was Strahlung und Tod angeht, war das Skript ein fiktionales Historiendrama.“

? James Conca : Forbes [17]

Der Historiker Serhii Plokhy , Autor eines Sachbuchs uber die Nuklearkatastrophe, bescheinigte der Serie, die Lebenswelt der politischen und gesellschaftlichen Bedingungen in der Sowjetunion visuell besser dargestellt zu haben, als alle anderen westlichen und meisten postsowjetischen Fernsehproduktionen, auch wenn sie inhaltliche Fehler enthalte. Die ?meisterhafte und anschauliche Darstellung des Kontextes“ sei der wichtigste Beitrag der Serie fur das Verstandnis der Ereignisse von Tschernobyl und der Herausforderungen im Umgang mit der Kernenergie. [18]

Die russischen Staatsmedien warfen der Serie reflexartig den Standardvorwurf gegen alles Westliche in der Russischen Propaganda , namlich Russophobie vor. Die Serie sei ?westliche Propaganda, die die Hirne unserer Jugend vernebelt und diese auf den falschen Pfad zwingt“. Die Rossijskaja gaseta sprach von ?Aufspaltung der Hirnzellen“ aufgrund minutios gesuchter Detailfehler wie verglaster Balkone. Angebliche Fehler wurden aber auch sogleich im Internet als korrekt widerlegt, dies trotz des auch politisch erfolgreichen ?Unsrigen“-Konzepts (swoi-tschuscho) : Den ?Unsrigen“ wird grundsatzlich mehr vertraut als ?Fremden“, die per se bestimmt etwas Aufruhrerisches im Sinne haben, einfach, weil sie ?Fremde“ sind. Also alles, was in Russland nicht funktioniere, durfe auch heute nicht vom Ausland kritisiert werden, auch wenn die Russen nichts lieber machten, als ansonsten genau daruber zu jammern. [19]

Der Film habe die Russen aus dem ?Informationssarkophag“ herausgeholt, schrieb hingegen Andrei Kolesnikow vom Moskauer Carnegie-Zentrum; Moskauer Buchladen meldeten einen vervielfachten Absatz des Buches von Swetlana Alexijewitsch uber Tschernobyl. [19]

Auszeichnungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Golden Globe Awards 2020 (2 Auszeichnungen, 4 Nominierungen)

  • Beste Miniserie oder Fernsehfilm
  • Bester Nebendarsteller ? Serie, Miniserie oder Fernsehfilm ? Stellan Skarsgard

Primetime-Emmy-Verleihung 2019 (10 Auszeichnungen, 19 Nominierungen)

  • Outstanding Limited Series
  • Outstanding Writing For A Limited Series, Movie Or Dramatic Special ? Craig Mazin
  • Outstanding Directing For A Limited Series, Movie Or Dramatic Special ? Johan Renck
  • Outstanding Cinematography For A Limited Series Or Movie ? Jakob Ihre
  • Outstanding Music Composition For A Limited Series, Movie Or Special (Original Dramatic Score) ? Hildur Guðnadottir
  • Outstanding Production Design For A Narrative Period Or Fantasy Program (One Hour Or More)
  • Outstanding Single-Camera Picture Editing For A Limited Series Or Movie ? Simon Smith
  • Outstanding Sound Editing For A Limited Series, Movie Or Special
  • Outstanding Sound Mixing For A Limited Series Or Movie
  • Outstanding Special Visual Effects In A Supporting Role

Grammy Awards 2020

Venice TV Award 2019

  • Gewinner der Kategorie Beste TV Serie [20]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. HBO: The Chernobyl Podcast | Part One | HBO. 6. Mai 2019, abgerufen am 18. Mai 2019 .
  2. a b Chernobyl. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei , abgerufen am 16. Juli 2019 .
  3. Cynthia Littleton: HBO Sets ‘Chernobyl’ Miniseries to Star Jared Harris. In: Variety. 26. Juli 2017, archiviert vom Original am 12. Mai 2019 ; abgerufen am 2. Juni 2019 (englisch).
  4. Jurgita Lapienyt?: Fabijoni?k?se filmuojamo ??ernobylio“ re?isierius pakeit? po?i?r? ? branduolin? energij?: tai pabaisa, kurios negalime suvaldyti. In: 15min.lt. 13. Mai 2018, archiviert vom Original am 1. April 2019 ; abgerufen am 2. Juni 2019 (litauisch).
  5. Prodiuser?: HBO projektas Lietuvoje paliks ne ma?iau 7 mln. eur?. In: 15min.lt. 27. Juli 2017, archiviert vom Original am 1. April 2019 ; abgerufen am 2. Juni 2019 (litauisch).
  6. Florian Zinnecker: So klingt ein Atomkraftwerk. In: ZEIT ONLINE. 16. Januar 2020, abgerufen am 15. Dezember 2021 .
  7. ‘Chernobyl’ Soundtrack Album Details. In: Film Music Reporter. 30. Mai 2019, abgerufen am 16. Dezember 2021 (englisch).
  8. Zum 35. Jahrestag von Tschernobyl Neue Serie: Chernobyl ( Memento vom 12. April 2021 im Internet Archive ) auf ORF1; abgerufen am 12. April 2021.
  9. ProSieben zeigt die Serie Chernobyl ab 12. April ; auf der Website von ProSieben; abgerufen am 31. Marz 2021
  10. a b Chernobyl. In: Rotten Tomatoes . Fandango, abgerufen am 11. Februar 2024 (englisch, 104 erfasste Kritiken).
  11. a b Chernobyl. In: Metacritic . Abgerufen am 11. Februar 2024 (englisch, 27 erfasste Kritiken).
  12. Todd Spangler: HBO’s ‘Chernobyl’ Is Now the Top-Rated TV Show on IMDb. In: Variety . 5. Juni 2019, abgerufen am 12. Februar 2024 (englisch).
  13. Top Rated TV Shows. In: IMDb . Abgerufen am 12. Februar 2024 (englisch).
  14. Marlene Weiß: Zu viel Drama auf Kosten der Wahrheit . In: Suddeutsche Zeitung . 14. Mai 2019, ISSN   0174-4917 ( sueddeutsche.de [abgerufen am 15. Dezember 2021]).
  15. Till Kadritzke: HBO/Sky-Serie ?Chernobyl“: Glitzernde Wunden, gluhende Luft . In: Der Spiegel . 14. Mai 2019, ISSN   2195-1349 ( spiegel.de [abgerufen am 15. Dezember 2021]).
  16. Axel Weidemann: TV-Serie ?Chernobyl“: Die Vernichtung wird vom Wind getragen . ISSN   0174-4909 ( faz.net [abgerufen am 16. Januar 2020]).
  17. James Conca: How HBO Got It Wrong On Chernobyl. In: Forbes . 27. Juni 2019, abgerufen am 15. Dezember 2021 (englisch): ?Whether it was the Bridge of Death scene, the Helicopter scene, pretending radiation makes you start bleeding, pretending a nuclear reactor can go off like a nuclear bomb, or claiming a dramatic spike in cancer rates across the Ukraine and Belarus, for radiation and death the script was a fictional historical drama.“
  18. Serhii Plokhy: Die Wahrheit in unserer Zeit . In: Die Frontlinie. Warum die Ukraine zum Schauplatz eines neuen Ost-West-Konflikts wurde . Rowohlt, Hamburg 2022, ISBN 978-3-498-00339-5 , S.   279?298 , hier S. 296?297 (englisch: The Frontline. Essays on Ukraine’s Past and Present . Cambridge (MA) 2021.).
    Serhii Plokhy: Spinning conspiracy theories won’t help us prevent another Chernobyl. In: The Observer. 18. August 2019, abgerufen am 25. April 2024 (englisch).
  19. a b Inna Hartwich: Die Wahrheit ist das Allerschlimmste: Die russischen Reaktionen auf die Serie ≪Chernobyl≫. In: Neue Zurcher Zeitung . 10. Juli 2019, abgerufen am 24. September 2022 .
  20. Chernobyl Wins at Venice TV Award for Best TV Series 2019 , tvmoviefix.com; abgerufen am 14. April 2021.