Charles Hanbury Williams

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Charles Hanbury Williams

Sir Charles Hanbury Williams (* 8. Dezember 1708 in London ; † 2. November 1759 , ebenda) war ein britischer Diplomat , Schriftsteller und Satiriker .

Herkunft und Erbschaft

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Charles Hanbury wurde 1708 als vierter von sechs uberlebenden Sohnen des wohlhabenden Landbesitzers John Hanbury (1664??1734) und seiner zweiten Frau Bridget († 1741), der Tochter von Edward Ayscough of South Kelsey and Stallingborough in Lincolnshire, geboren. Sein Vater hatte aus altem Familienbesitz mehrere Bergwerke und Eisenhutten im walisischen Pontypool geerbt und war dort als Major Hanbury bekannt.

Seit 1716 hatte Charles Hanbury ein Internat in Chelsea besucht, von 1720 bis 1724 studierte er am Eton College . Danach trat er zusammen mit seinem Tutor Captain Sewell seine Grand Tour an, von der er 1726 zuruckkehrte. Bis 1731 avancierte er zu einer popularen Figur unter den Intellektuellen von London und wurde zum Vorbild fur die jungen Manner im aristokratischen Viertel St James’s .

1729, im Jahr seiner Volljahrigkeit, nahm Charles Hanbury den Namen Williams an. Ein alter Freund des Vaters, Charles Williams (1634?1720) hatte einst seinen Cousin im Duell getotet und war nach Smyrna geflohen, wo es ihm gelungen war ein Vermogen anzuhaufen. Aus Freundschaft und Dankbarkeit dafur, dass John Hanbury ihm die Ruckkehr in die Heimat ermoglicht hatte, hatte er ihn als Nachlassverwalter eingesetzt und verfugt, dass er das Erbe an Personen (Hanbury selbst ausgeschlossen) verteilen moge, die den Namen Williams annehmen wurden. John Hanbury hatte Coldbrook Park und weiteren Grundbesitz in Monmouthshire aufgekauft und einen Teil des Geldes in Hypotheken und Burgschaften investiert. 1732 ubergab er Coldbrook an seinen Sohn Charles zu dessen Heirat. Nach dem Tod des Vaters ging auch das ubrige Vermogen an ihn uber.

Ehe und Familie

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Am 1. Juli 1732 heiratete Williams in der St James’s Church, Piccadilly Lady Frances Coningsby (1709?1781), die jungste Tochter und Erbin des Politikers Thomas Coningsby, 1. Earl Coningsby . Die beiden waren sich wohl schon langer bekannt, da ihre Familien den gleichen Freundeskreis teilten. Am 4. Marz 1735 ging aus der Ehe eine Tochter, Frances (?Fanny“), hervor, am 8. Juli 1738 folgte die Geburt der zweiten Tochter Charlotte. Die Ehe stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Williams war oft nicht Zuhause und hatte Affaren. Nachdem er 1736 Mitglied der Society of Dilettanti geworden war, verschlechterte sich die Ehe immer weiter und war im September 1742 endgultig zerruttet.

Im Zeitraum von Juli bis November ließ sich Williams in Bath wegen einer außerst schweren Syphilisinfektion behandeln, hatte seiner Frau aber den Grund seines Aufenthaltes dort verschwiegen. Diese musste sich ebenfalls behandeln lassen. Als sie erfuhr, dass ihr Mann sie angesteckt und sie zudem uber den Grund der bei ihr auftretenden Symptome im unklaren gelassen hatte, verweigerte sie die Ruckkehr in das gemeinsame Haus, zog zu ihrer Tante, Lady Kildare, und wollte die Ehevereinbarungen aufheben lassen. Zunachst gegen eine Trennung eingestellt, willigte Williams schließlich ein, uberließ seiner Frau die Erziehung der Tochter, fur die er zukunftig Unterhalt zahlte, und gab die Mitgift an sie zuruck. Die Trennung sorgte fur viel Gesprachsstoff in der Stadt.

Williams erhielt ein herzliches Verhaltnis zu seinen Tochtern aufrecht und pflegte mit ihnen einen regen Briefverkehr. Mit der alteren, Fanny, teilte er seine Vorliebe fur Musik und Opern. 1749 arrangierte er eine Ehe Fannys mit dem Sohn von Lady Essex. Die Hochzeit fand aber erst 1754 statt, nachdem dieser von seiner Grand Tour zuruckgekehrt war.

Henry Fox, 1. Baron Holland (1705?1774), vertrauter Freund Williams’

Politische Laufbahn

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Nach dem Tod seines Vaters kandidierte Williams als Nachfolger fur Monmouthshire im Parlament und wurde 1735 gewahlt. Im Gegensatz zu diesem unterstutzte er Robert Walpole und zahlte bald zu dessen engerem Kreis. 1737 lernte er Henry Fox, 1. Baron Holland (1705?1774) kennen, der zu seinem vertrauten Freund und Ratgeber wurde. Zusammen mit Thomas Winnington (1696?1746) schlossen sie sich den ?Good Whigs “ ( old corps ) an, die loyal zu Walpole, spater aber auch zu Henry Pelham standen.

1737 wurde Williams Zahlmeister der Marine, 1741 wurde er erneut ? und diesmal ohne politischen Gegner ? fur Monmouthshire ins Parlament gewahlt. Durch seine Heirat hatte er zudem Einfluss in Herefordshire gewonnen, wo sein Schwiegervater schon fur die Whigs im Parlament gesessen hatte. Im gleichen Jahr wurde er dort Custos rotulorum und bald darauf Lord Lieutenant . 1744 wurde er zum High Steward von Leominster auf Lebenszeit gewahlt.

Seine weitere Laufbahn verlief wenig erfolgreich. Weder konnte er sich ein Profil im Parlament erarbeiten und folgte dort eher seinen Verbindlichkeiten, als seinen eigenen Meinungen, noch konnte er sich mit dem neuen Premier Pelham arrangieren. Er wurde zunehmend desillusioniert und hielt insgesamt nur vier Reden. Sein Verhaltnis zu Pelham verschlechterte sich noch, als er die heimliche Heirat von Henry Fox mit der Tochter von Charles Lennox, 2. Duke of Richmond , Caroline Lennox, 1. Baroness Holland unterstutzte ? Richmond war ein Anhanger und Verbundeter Pelhams. Zu seinem Gluck verhinderte Richmond nicht die Aufnahme Williams’ als Knight Companion des Order of the Bath (KB), die am 20. Oktober 1745 erfolgte und seine Erhebung in den Ritterstand mit sich brachte.

1745 wurde Williams’ Kandidat fur Herefordshire von Pelham nicht aufgestellt und Williams trat als Lord Lieutenant von Herfordshire zuruck, sprach auch zudem von einem Ruckzug aus der Politik. Weiterhin setzte ihn eine Untersuchung uber die Veruntreuung von Geldern der Marine durch zwei seiner Untergebenen, unter Druck, obwohl im keinerlei Schuld zugewiesen wurde. Der plotzliche Tod Winningtons 1746 betraf ihn ebenfalls tief und zudem wurde ihm eine Gedichtzeile als Verunglimpfung der Iren ausgelegt, was ihm den Unmut von Edward Hussey-Montagu, 1. Earl Beaulieu und seiner Anhanger einbrachte.

Sein darauf folgender Eintritt in den diplomatischen Dienst wurde ihm als Feigheit ausgelegt ? zu unrecht. Hatte er sich doch auf den Posten als Sekretar des Lord Lieutenant of Ireland William Stanhope, 1. Earl of Harrington beworben, eine Anstellung, die ihn unweigerlich nach Irland gefuhrt hatte. Williams’ Gesuch war jedoch nicht angenommen worden. Auf Betreiben seines Freundes Fox hin wurde er schließlich Gesandter in Sachsen. Er legte seinen Posten als Zahlmeister der Marine nieder und verließ England 1747.

In seiner Abwesenheit tauschte er den Sitz im Parlament mit seinem Bruder Capel, der auch den nachsten Wahlkampf fur ihn in Leominster organisieren sollte. Williams verlor jedoch die Wahl 1747 und bekam erst wieder 1754 einen Sitz im Parlament.

Literarisches Wirken

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Obwohl Williams nur vier Reden im Parlament hielt, brachte er das Anliegen seiner politischen Partei doch erheblich voran, indem er Satiren gegen die Gegner Walpoles verfasste. Unter ihnen waren es besonders George Lyttelton, 1. Baron Lyttelton , George Dodington, 1. Baron Melcombe und John Campbell, 4. Duke of Argyll , die er der Heuchlerei bezichtigte und denen er vorwarf, eben jene Dinge, die sie bei der Regierung anprangerten, wie Bestechungen, Begunstigungen und Vetternwirtschaft, selbst zu betreiben. Nach dem Rucktritt Walpoles im Februar 1742 begann er unter der Anleitung von Robert Fox eine systematische Kampagne gegen die ?New Whigs“. Insbesondere William Pulteney, 1. Earl of Bath griff er in nicht weniger als 19 Gedichten an. In dieser Zeit, bis zur Einsetzung Pelhams im Dezember 1743, erreichte sein Schaffen seinen Hohepunkt und er wurde zur Beruhmtheit. In diesem Jahr wurde auch in den White’s Club aufgenommen. Nach der Einsetzung Pelhams ebbte sein Interesse an satirischer Dichtung ab und nach 1744 entstanden kaum noch Werke in dieser Richtung. Lediglich wahrend des Jakobitenaufstands 1745 verfasste er noch einige Gedichte gegen die Tories .

Neben seinen satirischen Gedichten schrieb Williams Lobreden, Lieder, Liebesgedichte und Nachahmungen antiker Dichter. Viele seiner Verse wurden von den Zeitgenossen als obszon angesehen, waren aber teils auch eigentlich nicht zur Veroffentlichung vorgesehen. Sein Vorbild war der fruhe Alexander Pope , an diesen kam die Qualitat seiner Poesie aber nicht heran. Nach 1749 schrieb er dann nur noch sehr selten einzelne Gedichte.

In seiner Tatigkeit als Diplomat an verschiedenen europaischen Hofen war Williams bestrebt, die Beziehungen zwischen Großbritannien und Sachsen , Polen sowie Russland zu festigen. Frankreich und Preußen sah er hingegen als storende Faktoren fur den Frieden an und versuchte, deren Intrigen und Einfluss am jeweiligen Hofe zu unterbinden oder abzuschwachen. Er arbeitete hart und versorgte Chesterfield , Newcastle und Holderness in ausfuhrlichen Briefen mit Informationen, Analysen und durchdachten Vorschlagen. Die Antworten aus der Heimat waren jedoch oft dunn gesat.

In Sachsen und Preußen

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Im Mai 1747 traf er in Dresden ein, wo er von August III. zwar freundlich empfangen wurde, sich trotz seiner Beliebtheit aber nicht wohlfuhlte. Bereits 1748 ersuchte er um Versetzung, die ihm zwar ? wiederum auf Betreiben von Fox ? gewahrt wurde, jedoch nicht, wie zunachst geplant nach Turin , sondern nach Preußen erfolgen sollte.

Nach einem langeren Aufenthalt in England und einer Reise nach Den Haag und Hannover begab er sich 1750 zusammen mit Henry Digby , dem Neffen von Fox, als seinem Sekretar nach Berlin . Dort wurde er nicht gerade herzlich begrußt und sein Verhaltnis zu Friedrich II. blieb gepragt von beiderseitigem Misstrauen. Bereits nach drei Wochen fuhr er zu einem Sejm nach Warschau , wo er aber erst eintraf, als die wichtigen Punkte der Tagesordnung schon beschlossen worden waren. Er erhielt jedoch vom polnischen Konig, August III., die Zusage, dass er den Vertrag mit Frankreich nicht erneuern wurde und ein Bild von ihm in einer diamantenbesetzten Schnupftabaksdose. Zuruck in Berlin wurde er von allen anderen Wurdentragern geschnitten, hatte der Preußenkonig doch Anweisung dazu erteilt und Geruchte uber ihn verbreitet. Zudem hatte er sich in London uber Williams beschwert. Im Januar 1751 wurde Williams, ohne dass ihm ein Vorwurf gemacht wurde, abberufen und wieder nach Dresden versetzt. Immerhin hatte er in Berlin jedoch Voltaire kennengelernt und die Bekanntschaft des jungen Poniatowskis gemacht.

Zuruck in Dresden arbeitete er einen Subsidienvertrag zwischen Großbritannien, den Niederlanden und dem Konig von Polen aus. Dieser wurde im Januar 1752 mit großer Mehrheit vom britischen Parlament verabschiedet. Im August unternahm Williams eine Reise zum Sejm in Grodno , die jedoch recht erfolglos verlief. Zuruck in Dresden bekam er den Auftrag Newcastles, nach Wien zu reisen und dort mit Maria Theresia zu sprechen. Er sollte deutlichere Worte finden es als zuvor der Gesandte Robert Murray Keith getan hatte und wurde so deutlich, dass die Konigin verargert war und er sein Ziel nicht erreichte.

Nach einem langeren Aufenthalt in England zwischen 1753 und 1754 kehrte er im August erneut nach Dresden zuruck und reiste gleich darauf ein weiteres Mal nach Warschau. Dort musste er feststellen, dass der Konig, der ihn kuhl empfing, unter dem Einfluss der franzosischen Seite stand. Williams arbeitete gegen die Franzosen und stand auch im latenten Ringen um eine mogliche Thronfolge auf Seite der Familie Czartoryski , wahrend die Franzosen die Potockis unterstutzten. Dies gefiel den Russen und im Marz 1755 erhielt Williams die Nachricht aus London, dass er zum britischen Botschafter in Russland bestellt worden war. Er nahm seinen Freund Poniatowski als Sekretar mit dorthin.

In Russland sollte Williams einen Subsidienvertrag aushandeln, durch den ein Heer zum Schutz Hannovers gegen einen moglichen Einmarsch der Preußen aufrechterhalten werden sollte. Als der Vertrag am 12. Februar 1756 nach zahlreichen Verzogerungen endlich zustande kam, erfuhr Williams, dass am 16. Januar die Konvention von Westminster unterzeichnet worden war. Mit diesem Wissen hatte die Zarin Elisabeth den Vertrag wohl nie in Erwagung gezogen.

Nachdem am 29. August 1756 die preußische Armee in Sachsen einmarschiert war, versuchte Williams erfolglos, die Zarin zu einer Schlichtung des Konflikts zu uberreden. Diese nahm hingegen die 1747 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zu Frankreich wieder auf und unterzeichnete am 31. Dezember 1756 den Beitritt Russlands zum Vertrag von Versailles von 1756 , dem Bundnis zwischen Frankreich und Osterreich . Williams befand sich nun in einer schwierigen Lage, da er zwangslaufig auf der Seite des verbundeten Preußen stand, dies aber nicht allzu offenkundig zeigen durfte. Zum ersten Mal erwarb er sich nun die Anerkennung Friedrichs II., nachdem er ihm heimlich genaue Informationen uber die Mobilmachung der russischen Truppen zugespielt hatte.

Die Zarin stand ihm nun kuhl gegenuber, anders war dies bei Großfurst Peter und seiner Gemahlin Katharina Alexejewna , die auf britisch-preußischer Seite standen. Williams war Katharina sogleich sympathisch, Poniatowski wurde ihr Liebhaber. Es entspann sich nun eine heimliche, fast tagliche Korrespondenz in Briefen zwischen Williams und Katharina. Diese endete erst, als Poniatowski Russland im Januar 1757 verließ. Die Korrespondenz umfasst 157 Briefe, in denen Williams der spateren Zarin Informationen, Ratschlage und Analysen uber die Zustande in Russland liefert. Sie wurden erstmals 1909 in Moskau veroffentlicht und erschienen 1928 auch in englischer Ubersetzung.

Williams litt seit langerem an chronischer Krankheit und Depressionen und sein Zustand verschlechterte sich wahrend des Aufenthalts in Russland. Er bat daher mehrfach um seine Ablosung, die ihm aber erst im Juli 1757 genehmigt wurde, da Friedrich II. zuvor auf seinem Bleiben bestanden hatte. Im Oktober begab er sich auf seine lange und beschwerliche Heimreise, unterwies in Hamburg seinen Nachfolger Robert Keith und traf im Februar 1758 wieder in England ein.

Bereits im diplomatischen Dienst hatte Williams mehrfach Anzeichen irrationalen Verhaltens gezeigt, die ohne Zweifel Spatfolgen seiner schweren Syphiliserkrankung waren. Auf seiner Ruckreise hatte sich sein Zustand weiter verschlimmert und in London bekam er Halluzinationen und gewalttatige Ausbruche. Mit Hilfe von Robert Fox ließ ihn die Familie einsperren und gab ihn in die Behandlung William Batties . Sein Zustand verbesserte sich, so dass er im Fruhjahr 1758 den Sommer in Monmouthshire verbringen konnte, wo ihn seine Tochter besuchten. Wieder in London, verschlimmerte sich sein Zustand wieder. Diesmal wurde er endgultig fur geisteskrank erklart und sein Vermogen in die Obhut seines Bruders Capel gegeben. Er starb am 2. November 1759. Die Hochzeit seiner jungeren Tochter Charlotte am 17. Juli und den Tod seiner Tochter Frances im Kindbett am 19. Juli hatte er nicht mehr mitbekommen. Er wurde bei einem aufwandigen Zeremoniell im nordlichen Kirchenschiff der Westminster Abbey beigesetzt.

  • Mary Margaret Stewart: Williams, Sir Charles Hanbury in Oxford Dictionary of National Biography , Bd. 59, Oxford University Press, Oxford / New York 2004, ISBN 0-19-861409-8 , S. 140?144
Vorganger Amt Nachfolger
Thomas Villiers
?
Britischer Gesandter in Sachsen-Polen
1747?1749
1751?1755
?
David Murray
Henry Bilson-Legge Britischer Gesandter in Preußen
1749?1751
?
Andrew Mitchell (ab 1755)
Melchior Guy Dickens Britischer Gesandter in Russland
1755?1759
Robert Murray Keith