Stanislaus II. August Poniatowski

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Stanislaus II. August im Kronungsornat (Gemalde von Marcello Bacciarelli )

Stanisław II. August (eigentlich Stanisław Antoni Poniatowski ; * 17. Januar 1732 in Wołczyn , Polen-Litauen ; † 12. Februar 1798 in Sankt Petersburg , Russisches Kaiserreich ) stammte aus dem Adelsgeschlecht der Poniatowskis , wurde 1764 mit Unterstutzung der russischen Kaiserin Katharina der Großen zum Konig von Polen und Großfursten von Litauen gewahlt und regierte bis zu seiner Abdankung im Jahre 1795 als letzter der polnischen Wahlkonige. Als Auftraggeber und starker Verfechter der Verfassung vom 3. Mai 1791 (erste moderne Verfassung Europas) gilt er heute als bedeutender Aufklarer .

Leben und Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stanisław II. August mit Krone und Stundenglas (Gemalde von Marcello Bacciarelli)
Katharina II. (ganz links) teilt Polen wie einen Kuchen zwischen sich, Joseph II. und Friedrich II. von Preußen (ganz rechts) auf, wahrend Stanislaus August sich verzweifelt an die Krone greift (Karikatur Le gateau des rois , gestochen von Noel Lemire nach Vorlage von Jean-Michel Moreau , 1773)

Stanisław August wurde als Sohn des polnischen Landadligen Stanisław Poniatowski aus der Familie Poniatowski und seiner Ehefrau Prinzessin Konstancja Czartoryska geboren. Sein Vater war ein langjahriger Vertrauter des schwedischen Konigs Karl XII. Im Alter von 20 Jahren trat er zuerst 1752 auf dem polnischen Reichstag als Abgeordneter auf.

Konig August III. sandte ihn zur Kaiserin Elisabeth nach Petersburg, wo er die Großfurstin und spatere Kaiserin Katharina traf, mit der er mehrere Jahre eine intime Beziehung unterhielt.

Stanisław II. August auf der polnischen Halbtaler - Probepragung von 1771

Nach Augusts Tod wurde Stanisław ? von russischer Seite aus massiv unterstutzt ? am 7. September 1764 zum Konig von Polen gewahlt und am 25. November in Warschau gekront. Bereits am 5. April 1764 hatte ihm Konig Friedrich II. von Preußen , als Poniatowski noch den Grafentitel fuhrte und Großtruchsess von Litauen war, den Schwarzen Adlerorden verliehen. [1] Mit seiner Wahl endete die Personalunion Sachsen-Polen .

Der aufgeklarte Herrscher versuchte, den in verschiedene Hochadelsfraktionen zerrissenen Staat zu reformieren. Seine Politik wurde durch konkurrierende Adelsparteien und die starke russische Einflussnahme erschwert. Wahrend des Sejms 1767/68 versuchte der Adel seine weitgehenden Freiheiten und Privilegien gegen außenpolitische Einflussnahme zu sichern. 1768 bildete sich mit der Konfoderation von Bar ein Streitbund oppositioneller Landadliger, der sich sowohl gegen den Konig als auch gegen die Einmischung Russlands in die inneren Angelegenheiten Polens richtete, jedoch langfristig nicht nur den staatlichen Niedergang des Landes beschleunigte, sondern zusatzlich die Anarchie durch den gleichzeitig ausbrechenden Hajdamakenaufstand vertiefte. Beides endete in den Folgejahren mit militarischen Ubergriffen Russlands.

Zu Vertretern der franzosischen Aufklarung und aus dem Kreis der Enzyklopadisten , so Friedrich Melchior Grimm , pflegte er freundschaftliche Beziehungen. [2]

Politische Interessen der benachbarten Großmachte fuhrten am 17. Februar und am 5. August 1772 zur Ersten Teilung Polens zwischen Preußen , Osterreich und Russland , mit Billigung des Sejms und des Konigs. Der Konig wurde abhangig vom Standigen Rat , den die Invasoren einberufen hatten. Trotzdem strebte Stanisław August Poniatowski danach, die Unabhangigkeit wieder zu erringen.

In den Folgejahren schloss er sich den Bestrebungen an, den zerrutteten Staat zu reformieren. So wurde mit der Verfassung vom 3. Mai 1791 die erste aufgeklarte Verfassung Europas verabschiedet, die eine Gewaltenteilung in Legislative und Exekutive festlegte. Das Burgertum, die Bauern und die Juden wurden mit neuen Rechten ausgestattet. Ohne seine Staatsform zu andern, wurde Polen zu einer modernen konstitutionellen Monarchie .

1792, wahrend des Russisch-Polnischen Krieges , schloss sich Stanisław Poniatowski allerdings der Konfoderation von Targowica an, die sich gegen die Reformen wandte und eine abermalige Einmischung der Russen veranlasste. Im Januar 1793 kam es auf dem Sejm von Grodno zur Zweiten Teilung Polens . Poniatowski wurde 1794 von der Ko?ciuszko-Regierung abgelost und 1795 nach Grodno gebracht, wo er nach dem gescheiterten Ko?ciuszko-Aufstand die Dritte Teilung Polens unterzeichnen und am 25. November 1795 abdanken musste.

Zar Paul I. berief ihn nach dem Tod Katharinas 1796 nach Sankt Petersburg, wo er am 12. Februar 1798 starb und begraben wurde.

Nachlass [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1938 wurde die Leiche nach Wołczyn (heute Belarus, damals zu Polen gehorig) uberfuhrt. 1993 beschloss man, ihn in der Kapelle des Koniglichen Schlosses von Warschau zu bestatten. Der stark beschadigte Sarg mit den Uberresten des Konigs wurde nach Warschau uberfuhrt und dort am 14. Februar 1995 beigesetzt.

In Warschau zeugen noch heute viele Gebaude von Stanisławs Herrschaft, wie das Warschauer Konigsschloss oder sein Sommerpalast im Łazienki-Park .

Der von ihm gestiftete Sankt-Stanislaus-Orden wurde 1816 vom Zaren Alexander I. erneuert und als niedrigster ziviler Orden des Zarenreiches (ab etwa 1870 bestand auch eine Militarklasse ?mit Schwertern“) bis 1917 verliehen.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Stanislaus II August of Poland  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Leopold von Zedlitz-Neukirch : Neues Preuß. Adelslexikon. Band 2, S. 94.
  2. Richard Butterwick: Polite liberty or l’esprit monarchique? Stanisław August Poniatowski, Jean-Jacques Rousseau, and politesse in England. Studies on Voltaire and the Eighteenth Century (SVEC) , Juli 2003, S. 249?270 (PDF; 12,7 MB).
Vorganger Amt Nachfolger
August III. Konig von Polen und Großfurst von Litauen
1764?1795
Staat aufgelost durch Preußen, Osterreich und Russland