Babrak Karmal
(
Paschto
und
persisch
???? ?????
, eigentlich
Sultan Haschem
, *
6. Januar
1929
in Kamari, einem Dorf ostlich von
Kabul
; †
1. Dezember
1996
in
Moskau
[1]
) war ein
afghanischer
Politiker, der nach der
sowjetischen Besetzung
Afghanistans von der sowjetischen Besatzungsmacht als Staatsoberhaupt eingesetzt wurde und zwischen 1979 und 1986 dritter
Prasident
der
Demokratischen Republik Afghanistan
war.
Nach dem Abschluss des deutschen Nejat-Gymnasiums in Kabul begann Karmal 1947 an der
Universitat Kabul
Rechtswissenschaft
zu studieren. Dort kam er erstmals mit politischen Aktivitaten von
Kommunisten
in Beruhrung. Karmal stieg schnell zum Fuhrer der demokratischen Studentenbewegung ?Erwachte Jugend“ auf.
Wegen regimefeindlicher Umtriebe wurde Karmal Mitte der 1950er verhaftet, kam aber 1956 frei und erhielt eine Anstellung im afghanischen Ministerium fur Planung. 1957 formte Karmal unter dem Decknamen ?Marid“ eine kommunistische Plattform. Aus ihr grundete er zusammen mit dem Schriftsteller
Nur Muhammad Taraki
und weiteren 29 Genossen am 1. Januar 1965 die
Demokratische Volkspartei Afghanistans
(DVPA). 1965 und 1969 wurde Karmal fur jeweils vier Jahre ins Parlament gewahlt.
1967 brach die DVPA in zwei Fraktionen, die Chalq-Fraktion und die Parcham-Fraktion, auseinander. Karmal wurde Vorsitzender der gemaßigten Parcham-Fraktion. Gegen den Widerstand Karmals wurde die Partei 1977 wieder vereinigt. Nach einem
Staatsstreich am 27. April 1978
stieg die DVPA unter der Fuhrung von Taraki zur Regierungspartei auf. Karmal wurde zum stellvertretenden Premierminister ernannt. Als die Chalq-Fraktion innerparteiliche Machtkampfe fur sich entscheiden konnte, wurden alle Parcham-Mitglieder im Juli 1978 aus der Regierung des Landes entlassen, Karmal wurde als Botschafter nach
Prag
entsandt. Im August 1978 wurde er zusammen mit funf weiteren Parcham-Mitgliedern wegen
Hochverrats
aus der DVPA ausgeschlossen und nach Afghanistan zuruckbeordert. Dieser Anweisung widersetzte er sich. Im September 1978 wurde Karmal aus Sicherheitsgrunden von der tschechoslowakischen
Staatssicherheit StB
in der Ortschaft
?indelova
untergebracht.
[2]
Die DVPA versuchte Afghanistan nach
sozialistischen
Ideen zu modernisieren, vermochte es aber nicht, das Land zu stabilisieren. Wahrend der Intervention der
Sowjetunion
in Afghanistan holte die Sowjetunion Karmal zuruck und setzte ihn am 27. Dezember 1979 nach der Ermordung von
Hafizullah Amin
als neuen Prasidenten ein. Karmals Regierungszeit war gekennzeichnet durch Kampfe mit den aufstandischen
Mudschaheddin
.
Nach dem Amtsantritt von
Michail Gorbatschow
als Generalsekretar des
ZK
der
KPdSU
anderte die Sowjetunion ihre Afghanistan-Politik. Wegen der hohen Verluste, die die Besetzung forderte, begann die Sowjetunion mit der Vorbereitung des Abzuges ihrer Truppen. Fur die angestrebte Verstandigung mit den Fuhrern der Mudschaheddin galt der politisch belastete Karmal als Hindernis.
Am 4. Mai 1986 wurde Karmal als Generalsekretar der DVPA durch
Mohammed Nadschibull?h
ersetzt. Sechs Monate spater, am 21. November 1986, wurde
Hadschi Mohammed Tschamkani
neuer Staatsprasident.
Karmal ging nach Moskau. Mitte 1991 kehrte er wieder nach Afghanistan zuruck. Seine Beteiligung am Sturz Nadschibullahs am 15. April 1992 ist nicht geklart. Unter dem Schutz von General
Dostum
hielt sich Karmal noch eine Weile in der nordafghanischen Stadt
Masar-e Scharif
auf, ging aber dann nach
Duschanbe
. Karmal war Alkoholiker und starb am 1. Dezember 1996 in Moskau an
Leberkrebs
.
[3]
[4]
Sein Leichnam wurde in Hairatan beigesetzt.
- Andreas Kohlschutter:
?Karmal heißt Karl Marx Lenin.“ Der Zorn auf die Invasoren wachst auch unter denen, die sie begrußten.
In:
Die Zeit
, Nr. 6/1980.
- Mosstafa Danesch:
?Hafisullah Amin war ein Agent der CIA.“ Der afghanische Staats- und Parteichef Babrak Karmal uber die sowjetische Invasion.
In:
Der Spiegel
, Nr. 14/1980.
- Mosstafa Danesch,
Dieter Wild
:
?Ist das die europaische Kultur?“ Der afghanische Staats- und Parteichef Babrak Karmal uber sein Land und die Russen.
In:
Der Spiegel
, Nr. 27/1980.
- Mosstafa Danesch:
?Die Bundesrepublik mischt sich massiv ein.“ Afghanistans Prasident Babrak Karmal uber die Lage in seinem Land und die Beziehungen zu Bonn.
In:
Der Spiegel
, Nr. 45/1985.
- ?Wir mussen die Rachsucht begraben.“
In:
Der Spiegel
, Nr. 38/1991.
- Frud Bezhan:
The Afghan President (To Be) Who Lived A Secret Life In A Czechoslovak Forest.
Radio Free Europe/Radio Liberty
, 4. November 2019
;
abgerufen am 4. September 2020
(englisch).
- Several Deputies speak at vote of Confidence meet.
Abgerufen am 20. September 2020
In:
Kabul Times
Nr. 89, Jahrgang 9, vom 8. Juli 1971, digitalisiert in
The University of Arizona Digital Collections
.
- ↑
Deutsches Orient-Institut (Hrsg.)
Nahost Jahrbuch 1996, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten.
Leske + Budrich. Opladen 1997,
ISBN 978-3-322-95824-2
,
S. 54
.
- ↑
Frud Bezhan:
The Afghan President (To Be) Who Lived A Secret Life In A Czechoslovak Forest.
Radio Free Europe/Radio Liberty, 4. November 2019,
abgerufen am 4. September 2020
(englisch).
- ↑
Michael Dobbs:
Down with Big Brother. The Fall of the Soviet Empire.
Vintage Books, New York 1998,
ISBN 978-0-307-77316-6
,
S.
23
(englisch,
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
- ↑
Gestorben: Babrak Karmal.
In:
Der Spiegel
.
Nr.
50/1996
, 1996 (
spiegel.de
).
Staatsoberhaupter Afghanistans
Ministerprasidenten Afghanistans