Der Begriff
Uberseeprovinz
(
provincia ultramarina
) wurde vom portugiesischen
Estado Novo
als Verwaltungsbezeichnung fur die
portugiesischen Kolonien
Angola
,
Kap Verde
,
Mosambik
,
Portugiesisch-Guinea
,
Portugiesisch-Indien
,
Portugiesisch-Timor
,
Macau
,
Sao Joao Baptista d’Ajuda
und
Sao Tome und Principe
verwendet.
Die portugiesischen Territorien in Indien wurden 1946 als erste so bezeichnet, 1951 folgten die ubrigen portugiesischen Kolonien durch ihre entsprechende Deklaration in der
portugiesischen Verfassung
.
[1]
Portugal
wollte auf diese Weise vermeiden, international weiter als Kolonialmacht betrachtet zu werden. Damit ging auch die Verwendung der Bezeichnung
Portugiesisches Kolonialreich
(
Imperio Colonial Portugues
) zu Ende. Der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
wies die Konstruktion der Uberseegebiete als ?Uberseeprovinz“ in der
Resolution 180
am 31. Juli 1963 zuruck. Die Weigerung einer Dekolonialisierungspolitik wurde als Verletzung der UN-Verpflichtung und eine Gefahrdung von Frieden und Sicherheit in Afrika verurteilt. Strafmaßnahmen gegen das
NATO
-Land Portugal blieben aber aus, da diese die Westmachte mit ihrem Veto blockiert hatten.
Durch die Anbindung ans portugiesische Mutterland anderte sich auch der Autonomiestatus. Schwarzafrikanische Einwohner hatten nun die Moglichkeit, bei Erfullung gewisser Kriterien, rechtlich als
Assimilado
anerkannt zu werden. Dieser Status gewahrte eine weitgehende Gleichberechtigung mit den Portugiesen des Mutterlandes.
Das Regime unter
Antonio de Oliveira Salazar
und spater
Marcelo Caetano
sah in den Uberseebesitzungen einen integrierten und nicht abtrennbaren Teil Portugals, einer
?multiethnischen und plurikontinentalen Nation“
(
Nacao Multirracial e Pluricontinental
).
Nach der
Nelkenrevolution
1974 wurden die portugiesischen Kolonien in Afrika unabhangig. Portugiesisch-Timors Verabschiedung in die Unabhangigkeit verzogerte sich zunachst durch einen
Burgerkrieg
zwischen den beiden großten Parteien der Kolonie. Die portugiesische Administration zog sich aus der Hauptstadt
Dili
zuruck und die aus dem Konflikt siegreich hervorgehende
FRETILIN
rief am 28. November 1975 aufgrund der Bedrohung durch den Nachbarn
Indonesien
einseitig die Unabhangigkeit aus, die nur von wenigen Staaten anerkannt wurde. Neun Tage spater begann Indonesien offiziell mit der Besetzung des Nachbarlandes. International galt Portugiesisch-Timor trotz der Annexion bis 1999 als
Portugiesisches Territorium unter indonesischer Verwaltung
. Dann ubernahmen die
Vereinten Nationen
die Verwaltung und entließen
Osttimor
2002 endgultig in die Unabhangigkeit. Macau bekam den Status eines
Chinesischen Territoriums unter portugiesischer Verwaltung
, bis es 1999 an die
Volksrepublik Chinas
friedlich ubergeben wurde.
- ↑
Diario do governo:
Gesetz 2048
, 11. Juni 1951