Die
Rote Feuerameise
(
Solenopsis invicta
) ist ein ursprunglich aus
Sudamerika
stammender Vertreter der
Feuerameisen
(
Solenopsis
), die zur Unterfamilie der
Knotenameisen
(Myrmicinae) gehoren.
Seit ca. 1920 hat sich die Rote Feuerameise als
Neozoon
in den sudlichen Staaten der
USA
und in
Mexiko
ausgebreitet, neuerdings auch in
Australien
,
China
,
Taiwan
und, im Oktober 2022 bei
Syrakus
in
Sizilien
entdeckt,
[1]
mit wissenschaftlichem Nachweis dort seit September 2023 erstmals in Europa.
[2]
[3]
Die Kommunikation der Art verlauft wie bei vielen Ameisenarten vornehmlich uber Geruchsstoffe, die
Insektenpheromone
: Die Ameisen produzieren eine ganze Reihe davon und verstandigen sich so innerhalb ihrer Kolonie. Hinzu kommen
taktile Kommunikation
sowie Gerausche, die durch
Stridulation
oder Klopfen der Beine entstehen, fur Artgenossen allerdings nur in einem Umkreis von wenigen Zentimetern horbar sind.
Feuerameisen konnen Uberschwemmungen uberleben, indem sich die weiblichen Einzeltiere und Larven mit ihren Korpern zu einem
Floß
verbinden;
[4]
[5]
diese Floße konnen ausschließlich aus Arbeiterinnen bestehen, meist beherbergen sie aber auch Brut und Koniginnen,
[6]
oft auch Symbionten und mannliche Ameisen. Es wurde aber auch beobachtet, dass mannliche Ameisen daran gehindert wurden, Platz auf dem Floß einzunehmen, Einzelameisen ertrinken.
[7]
Die Rote Feuerameise war die erste Ameisen-Art, bei der ein
Magnetsinn
nachgewiesen wurde;
[8]
als moglicher Sitz dieses Magnetsinns wurden die
Fuhler
bzw. ?Antennen“ der Ameisen erortert.
[9]
Ihre rasche Verbreitung nach ihrer
Einschleppung
in den USA ist auf ihr aggressives Verhalten zuruckzufuhren, das sie sowohl gegen andere Ameisenarten als auch gegen potentielle Angreifer wie den Menschen an den Tag legt. Dieses Verhalten hat ihr einen recht ungewohnlichen wissenschaftlichen Artnamen eingebracht:
Solenopsis invicta
bedeutet ubersetzt ?unbesiegte Feuerameise“. Unter der Ausbreitung der Insekten hat allerdings nicht nur der Mensch zu leiden. Die Feuerameisen sind effektive Raubtiere unter den Insekten. Sie ernahren sich von beinahe allen anderen Insekten und wurden somit zu einer der wirksamsten Waffen gegen Schadlinge in der Landwirtschaft. Hier wird sie teilweise eingesetzt, um die Populationen der Kornbohrer, verschiedener
Blattlause
und einer Reihe weiterer Schadinsekten zu reduzieren. Besonders aggressiv gehen die eingeschleppten Roten Feuerameisen jedoch gegen andere Ameisenarten vor. So haben sie in den sudlichen USA die ehemals hier heimischen Feuerameisen
Solenopsis xyloni
und
Solenopsis geminata
beinahe ausgerottet. Ebenfalls wurden die Populationen der
Ernteameisen
Pogonomyrmex badius
durch die eingefuhrte Art drastisch reduziert und auch sehr viele andere Ameisenarten werden durch die Rote Feuerameise bedroht. Im Suden der USA begannen vor einigen Jahren Versuche der biologischen Bekampfung durch einen naturlichen Feind. Zum Einsatz kommt eine Art parasitoider
Buckelfliegen
(
Phoridae
),
Euryplatea nanaknihali
, auch Scharfrichterfliegen genannt, die aus Brasilien eingefuhrt wurden.
[10]
[11]
Die Weibchen dieser Fliege greifen die wesentlich großeren Ameisen im Sturzflug an und injizieren ein Ei in deren
Mesosoma
. Die Larve schwacht langsam das Wirtstier, bis dieses stirbt und von anderen Arbeiterinnen vor dem Bau abgelegt wird. Hier schlupfen kurz danach die jungen Fliegen. Diese beginnen in kurzester Zeit die nachste Angriffswelle.
[12]
Die Wirksamkeit als parasitarer Feind ist zwar gering (Schatzungen: < 3 % Befall)
[13]
, jedoch konnen die Fliegen bei massenweisem Auftreten den normalen Nestbau, Nahrungsbeschaffung und Brutpflege stark storen.
In China begannen die Behorden Anfang 2005 mit der Bekampfung von Kolonien in
Hongkong
und
Guangdong
.
[14]
Ebenfalls hat sich die Rote Feuerameise in Australien verbreitet.
[15]
Die Rote Feuerameise ist 2022 in die
Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung
fur die
Europaische Union
aufgenommen worden.
In einigen Staaten der USA hat sich die Rote Feuerameise zu einem der haufigsten
Allergieausloser
entwickelt: In den betroffenen Gebieten wie
Texas
werden jahrlich etwa 13 % der Bevolkerung Opfer von Ameisenattacken ? mehr als im gleichen Zeitraum zum Beispiel durch die beruchtigten ?
Killerbienen
“ oder
Wespen
.
Bei einem Angriff attackiert die kleine Ameise durch eine Kombination ihrer Kiefer und ihres Giftstachels am Hinterleib. Sie beißt erst in die Haut und spritzt in die entstandene Wunde ihr Gift ein. Mehrere dieser Angriffe erfolgen in kurzen Abstanden voneinander. Das Gift besteht hauptsachlich aus hochwirksamen
Alkaloiden
, die mit einer leichten Zeitverzogerung eine brennende Hautreaktion hervorrufen. Die betroffene Stelle wird feuerrot und bildet
Pusteln
, bei Allergikern kommen
Schockreaktionen
hinzu. Ausgelost werden diese durch verschiedene Bestandteile des Giftes, von denen bisher allerdings erst vier Substanzen identifiziert werden konnten.
Begegnungen mit einzelnen Ameisen sind entsprechend nur fur Allergiker gefahrlich. Wird jedoch eine Kolonie der Tiere aufgestort, sturzen sich gleich Hunderte auf den potentiellen Angreifer. Schwere ?Verbrennungen“ und lebensgefahrliche Schockreaktionen sind das Resultat einer solchen Begegnung.
- ↑
Badische Zeitung:
Die Feuerameisenwalze.
20. April 2024,
abgerufen am 20. April 2024
.
- ↑
Isabella Fresner, O1 Wissenschaft:
Rote Feuerameise in Europa angekommen.
11. September 2023,
abgerufen am 12. September 2023
.
- ↑
Mattia Menchetti, Enrico Schifani, Antonio Alicata, Laura Cardador, Elisabetta Sbrega, Eric Toro-Delgado u. Roger Vila:
The invasive ant Solenopsis invicta is established in Europe.
Current Biology, Volume 33, Issue 17, September 2023,
doi:10.1016/j.cub.2023.07.036
- ↑
spiegel.de
26. April 2011:
Feuerameisen verknuddeln sich zu Rettungsboot
()
- ↑
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In:
J. of Biogeography
, Band 32, Nr. 2, 2005, S. 221?227,
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- ↑
C. Anderson, G. Theraulaz, J.-L. Deneubourg:
Self-assemblages in insect societies
In:
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, Band 49, Nr. 2, Mai 2002, S. 99?110
- ↑
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Raft formation by the red imported fire ant, Solenopsis invicta.
In:
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- ↑
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In:
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- ↑
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- ↑
Die Scharfrichter-Fliege kopft Ameisen, in:
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, 3. Juli 2012, abgerufen am 22. September 2019
- ↑
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.