Dusseldorfer Schauspielhaus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dusseldorfer Schauspielhaus
Frontansicht
Lage
Adresse: Gustaf-Grundgens-Platz 1
Stadt: Dusseldorf
Koordinaten: 51° 13′ 41,4″  N , 6° 47′ 0,5″  O Koordinaten: 51° 13′ 41,4″  N , 6° 47′ 0,5″  O
Architektur und Geschichte
Bauzeit: 1965?1969
Eroffnet: 16. Januar 1970
Architekt: Bernhard Pfau
Internetprasenz:
Website: dhaus.de
Dusseldorfer Schauspielhaus bei Nacht (2007)
Nach Renovierung (2021)
Detail nach Renovierung (2021)

Das Dusseldorfer Schauspielhaus , kurz D’haus , ist ein Ensembletheater in der nordrhein-westfalischen Landeshauptstadt Dusseldorf . Das Theatergebaude am Gustaf-Grundgens-Platz wurde nach Planen des Dusseldorfer Architekten Bernhard Pfau als Sprechtheater im Auftrag der Stadt Dusseldorf in den Jahren 1965 bis 1969 errichtet. Die skulpturale Großform steht im spannungsreichen Kontrast zum benachbarten Dreischeibenhaus und zeichnet sich daher durch eine besondere stadtebauliche Qualitat aus. Der Bau, welcher innerhalb der Nachkriegsmoderne der organischen Architektur zugeordnet werden kann, beherbergt mit dem Großen Haus und dem Kleinen Haus zwei Spielstatten von hohem akustischem und technischem Niveau. Das Schauspielhaus Dusseldorf ist das einzige Staatstheater des Landes Nordrhein-Westfalen . [1]

Wegen einer umfangreichen Renovierung war das Theatergebaude von 2016 bis 2019 geschlossen. Im September 2020 war die Fassade wieder hergestellt und im November die letzten Arbeiten abgeschlossen. [2]

Das Dusseldorfer Schauspielhaus hat ein Repertoiresystem , dies bedeutet, dass eine Reihe von Schauspielern dauerhaft Teil des hausinternen Ensembles bleiben und mehrere Stucke parallel uber einen langen Zeitraum im Repertoire behalten werden konnen.

Das Schauspielensemble inklusive fester Gaste am Dusseldorfer Schauspielhaus besteht in der Spielzeit 2019/20 aktuell aus Manuela Alphons , Cathleen Baumann, Sonja Beißwenger , Tabea Bettin , Judith Bohle , Markus Danzeisen, Rosa Enskat , Christian Erdmann , Henning Flusloh , Christian Friedel , Moritz Fuhrmann , Andreas Grothgar, Jonathan Gyles, Paul Jumin Hoffmann , Lieke Hoppe, Claudia Hubbecker , Andre Kaczmarczyk , Serkan Kaya , Torben Kessler, Burghart Klaußner , Kilian Land , Florian Lange , Jonas Friedrich Leonhardi , Alexej Lochmann, Jan Maak, Rainer Philippi, Bernhard Schmidt-Hackenberg, Thiemo Schwarz, Michaela Steiger , Lou Strenger , Studierende des Mozarteum Thomas Bernhard Institut ( Salzburg ), Sebastian Tessenow , Cennet Ruya Voß, Hanna Werth, Thomas Wittmann und Minna Wundrich . [3]

Gastdarsteller sind Miguel Abrantes Ostrowski , Manuela Alphons , Felix Banholzer, Anna Beetz, Sonja Beißwenger , Heikko Deutschmann , Julia Dillmann, Rosa Enskat , Emanuel Fellmer , Reinhart Firchow , Anya Fischer, Christian Friedel , Daniel Fries, Denis Geyersbach, Sven Gey , Esther Hausmann , Nicole Heesters , Wolf Danny Homann , Ben Daniel Johnk, Burghart Klaußner , Johanna Kolberg, Orlando Lenzen , Matthias Luckey , Hans Petter Melø Dahl, Lorenz Nufer, Caroline Peters , Anna Platen, Viola Pobitschka , Wolfgang Reinbacher, Jonathan Schimmer, Tanja Schleiff , Jana Schulz , Yohanna Schwertfeger , Alexander Steindorf, Moritz von Treuenfels , Lutz Wessel und Andre Willmund . [4]

Weitere Ensemblemitglieder, darunter Buhnen- und Maskenbildner, [5] Musiker und Komponisten [6] sowie weitere Mitarbeiter hinter den Kulissen und in PR [7] sind auf der Homepage des Theaters aufgelistet.

Theater am Marktplatz (1871)

Die Geschichte des Dusseldorfer Schauspielhauses lasst sich bis ins ausgehende 18. Jahrhundert zuruckverfolgen. 1747 wurde das ehemalige Grupello -Gießhaus im Auftrag des Kurfursten Karl Theodor , der auch Herzog des Herzogtums Berg war, zu einem Theater umgebaut. Im Jahre 1818 erhielt die Stadt Dusseldorf den kurfurstlichen Theaterbau am Marktplatz , auch genannt Grupellotheater, als Schenkung des Friedrich Wilhelm II von Preußen . Als Immermann’sche Musterbuhne erlebte dieses Haus in den 1830er Jahren seine Hochblute. In den Jahren 1873 bis 1875 wurde im Hofgarten, dem Standort der heutigen Oper , das erste Stadttheater errichtet. [8]

Das Schauspielhaus von Dumont und Lindemann

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Das alte Dusseldorfer Schauspielhaus an der Kasernenstraße (1905)
Blick auf das Schauspielhaus vom Tor der Großen Synagoge (um 1920)

Das Paar Louise Dumont und Gustav Lindemann grundeten am 16. Juni 1904 das Schauspielhaus Dusseldorf als Privattheater. Im zu dieser Zeit schnell wachsenden Dusseldorf konnte das geplante Theatergebaude zugig umgesetzt werden. So wurde der von Bernhard Sehring entworfene Theaterneubau bereits am 28. Oktober 1905 mit der Auffuhrung von Hebbels ?Judith“ eingeweiht. Das von beiden gemeinsam geleitete, avantgardistisch ausgerichtete Theater wurde als Reformbuhne bekannt. Im Jahre 1924 gliederte Louise Dumont eine Theaterakademie, die ?Hochschule fur Buhnenkunst‘, an das Schauspielhaus an. Aus dieser Theaterakademie ging Gustaf Grundgens als bekanntester Schuler hervor.

Dusseldorfer Buhnenkunstler, aufgenommen bei der Premiere des Goethestuckes ? Der Triumph der Empfindsamkeit “ im Jahr 1907

Das Schauspiel wirkte uber die Region hinaus und setzte Maßstabe: Autoren wurden als Dramaturgen gewonnen, beginnend mit Paul Ernst , gefolgt von Wilhelm Schmidtbonn und Herbert Eulenberg , spater Hans Franck , Herbert Kranz und Ludwig Strauss . Mit ?Masken“ wurde eine zweimal im Monat erscheinende Theaterzeitschrift herausgegeben. An den Sonntagen wurden ?Morgenfeiern“ genannte Matineen veranstaltet. So hielt beispielsweise Hermann Hesse am 28. Februar 1909 eine Lesung. [9]

Am Schauspielhaus arbeitete zeitweise der in Dusseldorf studierende August Macke . Er gestaltete Kostume und Dekorationen. Leon Askin , Paul Henckels , Hermine Korner , Wolfgang Langhoff , Peter Paul , Friedrich Schutze und Adolf Ziegler waren im Schauspiel als Darsteller tatig.

1932 starb die Schauspielerin und Mitbegrunderin des Schauspielhauses Louise Dumont.

Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten 1933 musste Lindemann die Leitung des Schauspiels abgeben. Die Stadtischen Buhnen, unter der Leitung von Walter Bruno Iltz , ubernahmen das Theatergebaude als zusatzliche Spielstatte. 1943 wurde das Schauspielhaus bei einem Luftangriff fast vollig zerstort und nach dem Kriege nicht wiederaufgebaut.

Die Stadtischen Buhnen, die ihre Spielstatte seit 1875 an der Stelle hatten, an der seit 1955 das Opernhaus steht, gingen zuruck auf das 1747 unter dem Pfalzer Kurfursten Karl Theodor am Marktplatz eingerichtete Theater ? das erste, das auch von Burgern der Stadt besucht werden konnte. (Das allererste Theatergebaude Dusseldorfs, das 1696 unter Johann Wilhelm errichtet worden war, befand sich in der Muhlenstraße.)

Die Neugrundung im Operettenhaus

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 ubernahm 1947 Gustaf Grundgens , der in Dusseldorf geboren worden war und an der Theaterakademie Dumonts studiert hatte, die Generalintendanz der Stadtischen Buhnen. Deren Schauspielsparte ging 1951 in der Neugrundung des Dusseldorfer Schauspielhauses auf. Der Vertrag uber die Grundung der ?Neuen-Schauspiel-Gesellschaft“ wurde am 10. April unterzeichnet. Grundgens hatte in Anerkennung an die zwischen 1905 und 1933 von seinen Lehrern Dumont und Lindemann gepragte Theatertradition den Namen des neuen Theaters vorgeschlagen. Eine von dem Land Nordrhein-Westfalen angestrebte Fusion der drei rheinischen Theater Koln , Bonn und Dusseldorf hatte aufgrund vehementer Proteste von Seiten Grundgens abgewandt werden konnen. [10]

Als Spielstatte ubernahm das neugegrundete Dusseldorfer Schauspielhaus in den Jahren 1951 bis 1970 das Operettenhaus an der Jahnstraße. Ursprunglich war das Gebaude 1904 als Hotel erbaut worden. 1910 wurde es zu einem Haus fur Schauspiele umgebaut. Nach einer weiteren Umstrukturierung zu Theaterzwecken im Jahr 1927 wurde der uberschaubare Bau fur Operetten und gelegentliche Lichtspieltheater genutzt. [11] Grundgens weihte das Operettenhaus als erster kunstlerischer Geschaftsfuhrer mit einer Inszenierung von Schillers Raubern am 13. September 1951 ein. Fur das in der Nachkriegszeit zum Erliegen gekommene Kulturleben in Dusseldorf stellte die Eroffnung des Schauspielhauses eine Bereicherung dar. [12] Inszenierungen unter der Leitung von Grundgens machten das Schauspielhaus zur zeitgenossischen bedeutendsten Theaterbuhne Europas. [13] Die bekannteste Inszenierung aus jener Zeit ist Grundgens Inszenierung von Goethes Faust I , die 1954 auf Sprechplatten erschien. In der Ara Grundgens arbeiteten unter anderem Karl Bruckel , Elisabeth Flickenschildt , Kathe Gold , Marianne Hoppe , Paul Hartmann , Rudolf Therkatz , Hans Muller-Westernhagen und Jurg Baur in Dusseldorf.

Die Große des Operettenhauses war jedoch von Beginn an fur die Zwecke des Dusseldorfer Schauspielhauses zu eng bemessen. Trotz zahlreicher Improvisationen konnte das Operettenhaus weder den Anspruchen der Theaterleitung noch denen des Publikums genugen. Die Zahl der Zuschauer uberstieg den rechtlich erlaubten Rahmen. Grundgens bezeichnete das Operettenhaus, so zitiert Meiszies, als ?Stall“ beziehungsweise als ?Scheune“. Das Operettenhaus war von Beginn seiner Nutzung an als Provisorium gedacht, somit war ein Neubau in absehbarer Zeit dringend erforderlich. Grundgens wechselte 1955 an das Deutsche Schauspielhaus nach Hamburg. Bei seiner dortigen Antrittsrede begrundet er die Beendigung seiner Arbeit in Dusseldorf einzig mit der Gefahr einer Stagnation. Er sah darin den Komfort des Intendanten und zugleich die Gefahr fur die Verantwortung gegenuber der Kunst, so zitiert Meiszies. [14]

Karl-Heinz Stroux ubernahm als Nachfolger Grundgens die kunstlerische Leitung des Hauses. Dessen Inszenierung von Ionescos Der Konig stirbt nahm 1964 am ersten Berliner Theatertreffen teil. In der Ara Stroux arbeiteten in Dusseldorf ? in Gastspielen oder mit festen Engagements ? unter anderem Elisabeth Bergner , Ernst Deutsch , Wolfgang Gronebaum , Fritz Kortner , Erni Mangold , Bernhard Minetti , Karl-Maria Schley , Paula Wessely , Maria Wimmer und Tom Witkowski . [15]

Der Neubau des Dusseldorfer Schauspielhauses

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wie bereits erwahnt war das Operettenhaus auf Grund seiner geringen Große von Beginn an ein Provisorium gewesen, daher wurde 1957 ein Neubau erwogen. 1958 fiel die Wahl auf ein Trummergrundstuck an der Goltsteinstraße/Bleichstraße. Der 1959 international ausgeschriebene Wettbewerb wurde 1962 final durch die Vergabe des Auftrages an den heimischen Architekten Bernhard Pfau entschieden. Zwischen 1965 und 1969 wurde das Dusseldorfer Schauspielhaus errichtet und konnte am 16. Januar 1970 mit der Auffuhrung von Buchners Dantons Tod eingeweiht werden. [16]

Begleitet wurde die Eroffnung des Dusseldorfer Schauspielhauses im Januar 1970 von wutenden Protesten. Die Kosten fur den Bau des Hauses waren von anfanglich kalkulierten 25 Millionen DM auf schlussendlich 41 Millionen DM gestiegen und erregten, da es sich um einen Bau der Stadt Dusseldorf handelte, die Gemuter der Burger. Daruber hinaus hatte es fur die Vorstellung keinen freien Kartenverkauf gegeben. Es wurden nur geladene Gaste eingelassen. Unter dem Motto ?Burger in das Schauspielhaus ? schmeißt die fetten Bonzen raus“ fanden sich Demonstranten auf dem Gustaf-Grundgens-Platz zusammen, die lautstark die Beseitigung des Neubaus forderten. Daraufhin wurde das Gebaude von der Polizei abgeriegelt, es gab Verletzte und circa 20 Personen wurden festgenommen. [17] Die abweisende Geschlossenheit der skulpturalen Großform wurde als Symbol eines elitaren Kulturverstandnisses interpretiert. [18]

Die Stadt Dusseldorf schrieb im Mai des Jahres 1959 einen Architektenwettbewerb fur die Errichtung des neuen Schauspielhauses aus. Neben einheimischen Architekten wurde auch an international renommierte Architekten wie Le Corbusier , Ludwig Mies van der Rohe , Walter Gropius und Richard Neutra die Teilnahme am Wettbewerb herangetragen. Aus unterschiedlichen Grunden schlugen jedoch bis auf Neutra alle genannten Architekten das Angebot aus. Zentral fur alle Wettbewerbsentwurfe war die Beachtung des stadtebaulichen Kontextes des Grundstuckes an der Goltsteinstraße/Bleichstraße, auf dem das Schauspielhaus errichtet werden sollte. Die Nahe zum Hofgarten und die direkte Nachbarschaft zum Thyssen-Hochhaus determinierten die Freiheit der Konzepte der Wettbewerbsteilnehmer. Den Anforderungen zur Folge sollte ein reines Spielhaus mit einer kleinen und einer großen Buhne sowie einem geraumigen Foyer entstehen. [19] In der ersten Wettbewerbsphase wurden 58 Konzepte eingereicht. Das Gremium, unter dem Vorsitz von Friedrich Tamms , kam jedoch im Marz 1960 zu dem Schluss, dass keines der Konzepte in allen geforderten Punkten uberzeugte. Die Arbeiten von Bernhard Pfau aus Dusseldorf, Richard Neutra aus Los Angeles und Ernst Friedrich Brockmann aus Hannover wurden pramiert. In einer zweiten Wettbewerbsphase sollten alle genannten Arbeiten noch einmal uberarbeitet werden. Im Februar 1961, am Ende der zweiten Wettbewerbsphase, oblag die Entscheidung fur einen Entwurf dem Hauptausschuss des Rates der Stadt Dusseldorf, da sich das Gremium erneut nicht festlegen konnte. Im November 1961 erhielt Bernhard Pfau offiziell den Auftrag zur Planung und Realisierung des Dusseldorfer Schauspielhauses. [20] Ausschlaggebend fur die Entscheidung fur Pfau war die stadtebauliche Qualitat seines Entwurfes. Das Gremium lobte diese bereits nach der ersten Wettbewerbsphase. ?Der gluckliche Gedanke, eine großformatige, plastische Form von origineller Selbststandigkeit an dieser Stelle zu entwickeln, bringt eine erstaunlich gute stadtebauliche Wirkung hervor“. [21]

Pragende Intendanten des Hauses

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1972 wurde Ulrich Brecht Intendant, er offnete das Haus auch bei Premieren fur die Offentlichkeit, gefolgt von Gunther Beelitz (1976?1986) und Volker Canaris (ab 1986). Von 1996 bis 2006 leitete Anna Badora , die im Gegensatz zu ihren beiden Vorgangern selbst auch regelmaßig Regie fuhrte, das Haus. Sie wurde zur Spielzeit 2006/2007 von Amelie Niermeyer abgelost. Ihr folgte zur Spielzeit 2011/2012 der schwedische Theaterregisseur Staffan Valdemar Holm , der am 28. November 2012 sein Amt niedergelegte. [22] Nach einer Interimsintendanz von Manfred Weber [23] folgte 2014 erneut Gunther Beelitz als Generalintendant.

Seit der Spielzeit 2016/2017 steht das Dusseldorfer Schauspielhaus unter der Generalintendanz von Wilfried Schulz , der vom Staatstheater Dresden in die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens zog. [24] Seit Juni 2008 stehen dem Schauspielhaus weitere Raumlichkeiten auf einer Flache von 13.939 Quadratmeter im Gebaude der fruheren Paketpost , Worringer Straße 140, in der Nahe des Dusseldorfer Hauptbahnhofs zur Verfugung. Neben Zweit-/Probebuhnen sind im Central genannten Gebaude auch Schreinerei, Schlosserei, Malersaal, Kulissenlager, Kostumfundus, Dekowerkstatt und Technikraume untergebracht. Wahrzeichen des Central ist seitdem die mit Lichtinstallationen neugestaltete Foyer-Brucke. Zum Dusseldorfer Schauspielhaus gehort außerdem das Junge Schauspiel in der Munsterstraße, das zwei Buhnen umfasst. Wahrend der Sanierung des Baus am Gustaf-Grundgens-Platz von 2016 bis 2019 gab es dort vereinzelt Auffuhrungen. Seit der Spielzeit 2019/20 findet der vollstandige Repertoirebetrieb wieder im Pfau-Bau statt. [25]

Entwurf und Realisierung des Schauspielhauses von Bernhard Pfau

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Anspruch Bernhard Pfaus an seinen Entwurf

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Pfau hatte in der Konzeptphase mit Paul Schneider-Esleben in einer Arbeitsgemeinschaft gearbeitet. Aufgrund kontrarer inhaltlicher Ausrichtungen reichte letztlich jedoch jeder einen eigenen Entwurf ein. Pfau hatte einen hohen Anspruch an sein Konzept. ?Auf keinen Fall sollte das Theater etwa mit einem profanen Bau irgendwelcher Art verwechselbar sein“, [26] fordert Pfau und legt drei wesentliche Aspekte seinem Entwurf zu Grunde. Diese sind zum einen der stadtebauliche Kontext des Schauspiels, zum zweiten die zentrale Frage des Buhnenkonzeptes und zum dritten der Anspruch einen architektonischen Ausdruck zu finden, welcher dem Theater in seinem Wesen entspricht. [27]

Stadtebaulicher Kontext des Schauspiels

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Im Kontrast zum Dreischeibenhaus (2012)

Das Dusseldorfer Schauspielhaus wurde auf einem Trummergrundstuck errichtet. Im Norden seines Standortes liegt der Hofgarten, im Osten verlauft die Bleichstraße/Goltsteinstraße, im Suden liegt der Gustaf-Grundgens-Platz, der fruhere Jan-Wellem-Platz , und im Westen befindet sich das Thyssen-Hochhaus in direkter Nachbarschaft. Es wurde bereits angefuhrt, dass dieses bereits vorhandene Umfeld die Entwurfe des Schauspielhauses beeinflusste. Trotz der Beauftragung Pfaus 1961 und dem Lob, dass er eben jenen stadtebaulichen Kontext in kompetenter Weise beachtet habe, wurde sein Entwurf 1962 bezuglich seiner Ausrichtung abgeandert. Auf Anraten des Vorsitzenden des Gremiums Friedrich Tamms wurde Pfaus Entwurf um seine Nord-Sud-Achse gespiegelt und nach Norden in Richtung des Hofgartens verschoben. Diese Grundrissspieglung hatte den Vorteil, dass die Buhneneingange nicht mehr gegenuber dem Haupteingang des Thyssenhauses lagen, sondern eine starkere raumliche Verbindung zum Hofgarten entstand und der Jan-Wellem-Platz, der heutige Gustaf-Grundgens-Platz, vergroßert wurde. [20] Der starkste stadtebauliche Einfluss auf das neu zu errichtende Schauspielhaus kommt dem Thyssenhochhaus zu, welches 1960 nach dem Entwurf von Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg erbaut wurde und auch unter der, seiner Form entlehnten, Bezeichnung Dreischeibenhaus bekannt ist. Das Thyssenhaus pragt seine Umwelt im Wesentlichen durch seine ausgepragte Horizontalitat. Ein in seiner Nachbarschaft zu errichtendes Schauspielhaus musste sich dieser Vorgabe entweder unterordnen oder ihr ein eigenes Konzept entgegenstellen. Pfau entschied sich fur letzteres und setzte mit seinem Entwurf des Dusseldorfer Schauspielhauses einen spannungsreichen Kontrast. Die Bestrebung einen solchen Kontrast zu erzielen war fur Pfau und seinen Entwurf von Beginn an bestimmend. Als formale Grundordnung hatte sich Pfau daher fur die Kugel als maximalen Kontrast zur Scheibe entschieden. Auf Basis dieser formalen Ordnung differenzierte der Architekt seine Entwurfe aus. Aus dem Entwurf eines kugelformigen Gebaudes entwickelte sich zunachst der Entwurf eines linsenformigen Baukorpers, und letztlich der heute realisierte Entwurf der skulpturalen Großform aus einer Schichtung aus Scheiben. [28] Pfau setzte mit dieser skulpturalen Großform dem Dreischeibenhaus, das von kubischen Formen gepragt ist, einen in seinen Grundzugen vertikal ausgerichteten Bau aus abgerundeten Elementen entgegen. Die detaillose mattweiße Oberflache des Schauspielhauses steht diametral zu der dunklen, verspiegelten klar gegliederten Fassade des Dreischeibenhauses. Niederwohrmeier bezeichnet die unmittelbare Nachbarschaft dieser beiden Gebaude als antithetisch und erkennt eben darin die Originalitat der von Pfau erbrachten architektonischen Leistung. [29] Von zeitgenossischen Kritikern wurde jener spannungsreiche Kontrast der Gebaude als Chiffre fur die Polaritat von Rationalitat und Musikalitat als Charakteristika der Stadt Dusseldorf interpretiert. Wirtschaft und Kunst, welche als dominant agierende Krafte der Stadt Dusseldorfs erachtet wurden, sollen sich dieser Auffassung nach in der Architektur am Gustaf-Grundgens-Platz widerspiegeln. [30]

Fassadenbeschreibung

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Grundriss

Die wesentliche Charakteristik des Dusseldorfer Schauspielhauses ist seine Homogenitat und Geschlossenheit. Der hochste Teil des Gebaudekomplexes ist der Buhnenturm, der eine Hohe von ca. 27 Metern misst und den Kern des Gebaudes darstellt. Mehrere horizontal gestaffelte, konvex wie konkav geformte weiße Flachen formen den detaillosen Bau. Dieser lasst sich nicht durch eine frontale Fassadenansicht im konventionellen Sinne erschließen, denn er entbehrt jegliche bekannte Dimensionen der Gebaudegliederung. Das Dusseldorfer Schauspielhaus bedarf zur ganzheitlichen Erfassung einer allansichtigen Betrachtung. Niederwohrmeier fuhrt den Vergleich des Gebaudes mit einer Skulptur oder einer Plastik des 16. Jahrhunderts an, welche sich erst durch das Umschreiten erfassen lasse. [20]

Das Schauspielhaus von oben (2012)

So verhalt es sich auch mit dem Schauspielhaus, dessen komplexe Plastizitat sich erst durch dessen Umrundung erschließen lasst. Je nach Position des Betrachters zeigen sich vier bis funf uberschneidende Fassadenflachen. Diese winden sich an einigen Stellen zum Inneren des Gebaudes hin und bilden so Raum fur Terrassenflachen aus. Die Hohen der Geschosse lassen sich nur anhand der minimalistischen Befensterung des Baus erahnen. Identisch große, quadratische Fenster ziehen sich um den Baukorper und bilden mehrere Fensterreihen aus, die sich an manchen Stellen verdichten und damit die Dynamik der Bauplastik unterstreichen. Die dominante Geschlossenheit des Schauspielhauses wird einzig zu funktionalen Zwecken im Erdgeschoss durchbrochen. Die Offnung der Fassade im Erdgeschoss ist jedoch nicht partiell, sondern umschließt den gesamten Bau und halt so dessen homogenes Erscheinungsbild aufrecht. Hier treten Stutzen an die Stelle der Fassadenflachen und bilden einen uberdachten Gang im Sockelgeschoss aus. Es entsteht der Eindruck als wurde der homogene, weiße Gebaudekomplex auf dem Sockelgeschoss schweben. [31]

Technische Herausforderungen und Materialitat

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Neben dem Zuspruch fur den Entwurf Pfaus meldeten sich seitens des Fachpublikums auch kritische Stimmen. Die Skepsis richtete sich in erster Linie an die Realisierbarkeit der Außenhaut des stark bewegten Gebaudekomplexes. [32] ?Man darf gespannt sein, ob der Verfasser die große Kraft aufbringt, deren es bedarf, den Entwurf nach Austilgung aller Schwachen nochmals zu dieser originalen Selbststandigkeit zu bringen.“ [33] In der Tat war die letztendliche Realisierung des Entwurfs mit einem erheblichen konzeptionellen und technischen Aufwand verbunden. Der letztendlich realisierte Bau des Dusseldorfer Schauspielhauses lasst sich als das Ergebnis eines stetigen Entwicklungsprozesses begreifen. Bezuglich der Fassade entwickelte Pfau, im Vorfeld des finalen Konzeptes, zahlreiche Entwurfe. Die Variante einer tragenden Fassade, angelehnt an einen Schiffsrumpf aus Stahl, wurde ebenso verworfen, wie das Konzept einer vorgehangten Fassade aus Lochblech, welche, laut Pfau, eine Abstraktion eines licht- und luftdurchlassigen Strickhemdes darstellen sollte. [34] Realisiert wurde die Fassadenbekleidung letztlich mit Paneelen . Diese Variante stellte eine technische Herausforderung dar, da das Material keine Spiegelungen erzeugen, konvexe sowie konkave Rundungen zulassen und daruber hinaus ohne außen sichtbare Befestigungen zu montieren sein sollte. Die Materialwahl fur die Vorgangfassade fiel auf Stahlblechpaneele, die mit weißem PVC- Plastisol beschichtet wurden. Die 30 cm breiten und 1,5 mm dicken Paneele konnten auf eine Lange bis zu 16 Meter vertikal angebracht werden. [35] Die Aufhangung erfolgte von außen nicht einsehbar durch Befestigungsklammern an der Ruckseite der Paneele und umlaufenden Riegeln aus Winkelstahl. Neben den Paneelen zur Verkleidung der Fassade stellte auch der geschwungene Gebaudeumriss des Entwurfes eine technische Herausforderung bezuglich der Realisierung dar. Die komplexe Kurvatur des Gebaudes konnte nicht mit der Kreisgeometrie definiert werden und musste daher aus freien Kurven und Geraden entwickelt und anschließend im Maßstab 1:1 in einer Messehalle ausgelegt und korrigiert werden. Ubertragen wurde die Kurvatur anschließend mit einem Koordinatennetz. [36]

Organische Architektur

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Es ist bereits darauf hingewiesen worden, dass das Dusseldorfer Schauspielhaus nicht mittels einer klassischen frontalperspektivischen Fassadenbeschreibung erfasst werden kann. Pfau selbst verstand seinen Bau vielmehr als ein Gehause als ein Gebaude. [20] Die Schichtung der weißen Scheiben in ihren konkaven und konvexen Windungen erinnern weniger an ein statisches Gebaude als vielmehr an etwas Organisches. Das Dusseldorfer Schauspiel kann daher der organischen Architektur zugeordnet werden. Die heterogene Architekturkategorie entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts und ist, wie der Begriff verrat, durch ihre organischen, der Natur entlehnten Formen gekennzeichnet. Aquivalent wird von Niederwohrmeier auch der Bezug des Baus zu dem Stil Novo aufgezeigt. Dieser ebenfalls durch geschwungene Formen gekennzeichnete Stil, pragte vor allem die Alltagskultur der funfziger Jahre. Als Vorbilder des Schauspielhauses von Pfau werden in der Literatur ubereinstimmend die Werke Alvar Aaltos und Le Corbusiers angefuhrt, da diese ebenfalls als skuplturale Großformen verstanden werden konnen. [37] Die Literatur ist sich ebenfalls einig uber die starke Einheit von Form und Funktion des Dusseldorfer Schauspielhauses. Der Bau entspricht in seiner außeren Erscheinung dem Geschehen im Inneren. Bernhard Pfau war selbst der Ansicht mit dem Schauspielhaus ?eine Form gefunden zu haben, die Theater und nichts anderes zum Ausdruck bringt.“ [38] Die Interpretation der Windungen der weißen Fassadenflachen der architektonischen Skulptur als uberdimensionaler Theatervorhang, erscheint vor dem Hintergrund der Einheit von Form und Funktion nicht abwegig. [39] Fernere Interpretationen assoziieren in der organischen Formensprache des Schauspiels den Prozess der Metamorphose in der Natur, beispielsweise der Windungen eines Schmetterlings aus seinem Kokon . [40]

Das Innere des Schauspielhauses ist in seiner Grundstruktur, zur besseren inneren Orientierung im Haus, teilsymmetrisch konstruiert. Sowohl der Zuschauerbereich als auch das Große Haus sind axialsymmetrisch und auf die Buhnenachse ausgerichtet. [41] In das Innere des Schauspielhauses, welches insgesamt funf Geschosse umfasst, gelangt man durch das Eingangs- und Kassengebaude im Erdgeschoss. Dieses ist zum Gustaf-Grundgens-Platz ausgerichtet und ragt aus dem Gebaudekomplex heraus. An dieses schließt sich, im weitgehend offen gestalteten Erdgeschoss, zunachst das Garderobenfoyer an. Dieses umringt den Buhnenturm, der sich im Inneren des Baus fortsetzt. Umlauft der Besucher den Buhnenturm gelangt er ins Hauptfoyer, welches unter dem Zuschauerraum positioniert ist. Die Raumabfolge der Foyers differenziert sich erganzend mit jeweils unterschiedlichen Fußbodenbelagen.

Foyer (2011)

Das Hauptfoyer gibt durch seine vollstandig verglaste Fassade den Blick zunachst auf die vorgelagerten Terrassen und dann auf den Hofgarten frei. Charakteristisch fur das Hauptfoyer ist seine Deckenkonstruktion. Eine massive, nach unten konisch verlaufende Stutze in der Mitte des Foyers tragt 23 bis zu 15 Meter lange radial verlaufende Stahlbetontrager. Der rauen Textur des Stahlbetons setzt Pfau den in der Bodengestaltung verwendeten portugiesischen Marmor sowie das Knopfmosaik entgegen. [42] Schubert außert sich kritisch gegenuber der Rippenkonstruktion der Foyerdecke. Die im Grunde weitlaufige Flache des Foyers werde durch die schweren Stahlbetontrager beengt. Die Konstruktion wirke insgesamt erdruckend massiv. [43] Zwei große freistehende Treppen fuhren vom Hauptfoyer in den Zuschauerraum des Großen Hauses. Beim Besteigen der Treppen richtet sich der Blick zunachst auf die verglaste Fassade und somit auf den Hofgarten. Ein Zwischenpodest lenkt die Gang- und Blickrichtung um 90 Grad und richtet diese auf den Zuschauerraum aus. [44] Der Buhnenturm, als Kernelement des Hauses, nimmt insgesamt vier Obergeschosse ein. Die Kunstlergarderoben und die Raume der Generalintendanten befinden sich im zweiten Obergeschoss, die technische Leitung im dritten, die Kostumabteilung und Probebuhnen im vierten und funften Obergeschoss. [45] Eine Passage fuhrt im Erdgeschoss zwischen dem kleinen und dem großen Haus vom Gustaf-Grundgens-Platz durch das Gebaude auf die Seite des Hofgartens. Am Ende der Passage bildet ein Theatercafe, ausgerichtete auf den Hofgarten, einen gesellschaftlichen Treffpunkt. [45] [43]

Das Große Haus des Dusseldorfer Schauspielhauses ist ranglos und verzichtet auf Quer- und Mittelgange sowie auf Tribunen. Auf einer Flache von 30 mal 28 Meter finden in den ansteigenden Sitzreihen bis zu 738 Zuschauer Platz. Die Decke sowie die Wande des Zuschauerraumes sind einheitlich mit Holzlamellen ausgekleidet. Die 50 Meter langen Holzlamellen verlaufen parallel zur Buhne vom Boden der einen der Wandflache, uber die Decke hinweg bis zum Wandabschluss der gegenuberliegenden Seite. Durch die Biegung der Lamellen ist der Ubergang von der Wand zur Decke fließend abgerundet. Fur technische Zwecke, wie die Licht- und Tontechnik, wurden Funktionsoffnungen in den Wande geschaffen. Diese sind jedoch vom Zuschauerraum nicht einsehbar, da sich der Raum nach hinten verjungt.

Blick von der Buhne in den Zuschauerraum des Großen Hauses (2011)

Pfau bezeichnet die Auskleidung des Zuschauerraumes als ?Hor- und Sehschale“, so Niederwohrmeier. Dies begrundet sich zunachst in der optischen Einheit, die sich dem Blick des Zuschauers in den Raum eroffnet. Die detaillose Homogenitat des Saales lenkt die Aufmerksamkeit des Zuschauers ungehemmt auf die Buhne und erzeugt so die genannte ?Sehschale“. Die Bezeichnung ?Horschale“ ergibt sich aus Pfaus Orientierung an einem holzernen Resonanzkorper. Die verwendeten Lamellen sind aus Vogelaugenahornholz gefertigt, welches aufgrund seiner akustisch hervorragenden Materialeigenschaften auch im Instrumentenbau verarbeitet wird. Der Architekt außerte im Gesprach mit Tamms das Bestreben den Innenraum des Großen Hauses wie das Innere eines Streichinstrumentes gestalten zu wollen. [46] Die Umsetzung dieses Bestrebens gelang Pfau gemeinsam mit dem Akustiker Heinz Graner. Dieser bewirkte, dass die Wandflachen des Zuschauerraumes um 14 Grad geneigt wurden, um so eine akustische Brennpunktbildung, welche sich aus dem kreisahnlichen Grundriss ergeben konnte, auszuschließen. Des Weiteren ist die Stahlbetonkonstruktion des Buhnenturmes der Akustik dienlich, da ihr Gewicht den Buhnenbereich gegen Luftschall abschirmt. Diese akustisch motivierten Konzeptionen des Baus, erzielen in ihrer Gesamtheit eine Schallqualitat, die als hervorragend bezeichnet werden kann und sogar die Atempausen der Schauspieler horbar mache. [47] Die Farbgebung des Zuschauerraumes ist dezent dunkel gehalten. Die graubraunen Lamellen, der rote Bodenbelag und die olivgrunen, heute dunkelblauen Sitze bilden einen neutralen Hintergrund fur das Publikum, welches, laut Pfau, seine eigene Farbigkeit mit sich bringt. Lediglich der nach einem Entwurf von Gunter Grote gestaltete Vorhang ist von einer intensiveren, gemusterten Farbigkeit. Die Buhne des Großen Haus ist eine klassische Guckkastenbuhne . Die daraus resultierende strikte Trennung von Zuschauerraum und Darstellerraum kann im Großen Haus durch variable Boden- und Wandelemente abgeschwacht werden. Die Buhne kann so unmittelbar in den Zuschauerraum hinein vergroßert werden. [48] Sie verfugt des Weiteren uber drei Nebenbuhnen sowie eine Hinterbuhne. [43]

Die umfangreiche Auseinandersetzung Pfaus mit der Problematik der Buhnenkonzeption zeigt sich jedoch maßgeblich im Kleinen Haus des Schauspielhauses. Das Kleine Haus befindet sich schrag gegenuber dem Großen Haus. Ebenso wie das Große Haus verfugt auch das Kleine uber eine eingangs beschriebene Holzschale als Raumabschluss. Insgesamt ist das Kleine Haus jedoch weit weniger homogen gestaltet als das Große. Dies ist dem variablen Buhnenkonzept geschuldet, welches je nach Buhnenanordnung Platz fur gerade 219 oder bis zu 309 Zuschauer bietet. [49]

Buhnenkonzeption
[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Buhnenkonzept des Guckkastens, welches den Buhnen- und Zuschauerraum streng voneinander trennt, war fester Bestandteil des Anforderungsprofils fur die Entwurfe des Dusseldorfer Schauspielhauses. Pfau stellte diese traditionelle Form des Theaters jedoch in Frage. Bereits im Vorfeld der Entwurfsplanung hatte er sich daher intensiv mit potentiellen Theaterbuhnen auseinandergesetzt und eine umfangreiche Materialsammlung uber realisierte sowie geplante Theaterbauten angelegt. Auf Basis dieser Sammlung verglich er seine eigenen Uberlegungen zur Buhnenkonzeption mit denen anderer. Im Besonderen fiel ihm dabei das Kugeltheater von Jacques Polieris sowie Erwin Piscators Raumbuhne auf. Diese beiden Konzepte realisierten das neue Verstandnis der Darsteller-Zuschauer-Beziehung, welches sich in der Verbindung und Offnung von Buhne und Zuschauerraum darstellte. Diese Konzepte brachten Pfau, nach eigener Aussage, zu der vernunftigsten Handlung in seiner Lage. ?Ich fragte die Theaterleute selbst. Ich fragte sie: was wollt ihr? Was erwartet ihr von einem neuen Theater? Die Antworten lassen sich folgendermaßen zusammenfassen; sie lauten etwa: Wir wollen nichts weiter als einen moglichst großen, weiten, brauchbaren Raum haben, ja, einen ?Spielraum‘“. [50] Pfau suchte erganzend das Gesprach mit dem Theaterleiter und Regisseur Piscator. Dieser hatte in den 1920er Jahren, gemeinsam mit Walter Gropius , das Konzept der Raumbuhne als pragende Innovation der Nachkriegszeit verfolgt. Fur das Große Haus entschied sich Pfau letztlich fur eine dezente Weiterentwicklung der traditionellen Buhnenform des Guckkastentheaters. Durch eine variable Vorbuhne konnte die Distanz des Darstellerraumes zum Zuschauerraum nach Bedarf verringert werden. [48] Das Buhnenkonzept des Kleinen Hauses hingegen orientiert sich an dem Raumtheater Piscators und bietet Pfau Raum fur sein innovatives Buhnenverstandnis. Das Kleine Haus verfugt uber eine Experimentierbuhne, die sich je nach Bedarf flexibel zu einem Arena-Theater , einem Guckkastentheater oder zu einer Raumbuhne umgestalten lasst. Zu diesem Zweck sind die Zuschauerplatze auf Wagen angebracht sowie die Buhnentechnik auf ebenfalls beweglichen Turmen und Podien montiert. Auch die bereits genannte Holzschale des Raumes ist durch klapp- und schwenkbare Elemente variabel. Insgesamt besitzt das Kleine Haus durch die zahlreichen Variationsmoglichkeiten sowie die einsehbare Buhnentechnik einen ?Werkstattcharakter“. Die Farbgebung und Materialitat des Raumes ist auf diesen technisch, rohen Charakter des Saales abgestimmt. In Bezug auf das Kleine Haus kann berechtigterweise von dem von Walter Gropius geforderten ?Buhneninstrument“ gesprochen werden. [49]

Einordnung des Schauspielhauses in das Œuvre Bernhard Pfaus

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der geburtige Mainzer Architekt Bernhard Pfau begrundet in Dusseldorf sein erstes eigenes Atelier und baut in den 1930er Jahren zunachst Einfamilienhauser. Diese Arbeiten, die sich an dem Stil des Neuen Bauens orientieren, zeigen bereits die Großzugigkeit und Helligkeit, die sich als dominante Konstanten im gesamten Œuvre des Architekten durchsetzten. Aufgrund dieser Eigenschaften seiner Arbeiten wird Pfau auch als Glasarchitekt bezeichnet. Beispielhaft ist hier der Umbau des Familienhauses Loeb 1930 und der Bau des Wohn- und Geschaftshauses des Optikers Zeim zu nennen. Wahrend des Zweiten Weltkriegs arbeitete Pfau an einigen Bauprojekten in Frankreich. 1949 kehrt der Architekt nach Dusseldorf zuruck und pragt das Stadtbild mit zahlreichen Bauten. Zu nennen ist hier beispielhaft das Dusseldorfer Haus der Glasindustrie von 1950, mit dem er an seine Vorkriegstatigkeit im Stil des Neuen Bauens anschließen konnte. Zentral fur Pfaus Wirken in der Nachkriegszeit ist auch seine politische Teilnahme am Dusseldorfer Architektenring . Dieser richtete sich gegen die angestrebte Stadtplanung Dusseldorfs, welche unter der Agide Friedrich Tamms’ durch ehemalige Anhanger der Nationalsozialisten gelenkt wurde. Sein Engagement gegen diese Stadtplanung nach nationalsozialistischem Vorbild hatte große Einbußen fur seine Auftragslage in Dusseldorf zur Folge. [51] Betrachtet man vor diesem Hintergrund nun das Dusseldorfer Schauspielhaus, so nimmt es aufgrund seiner bis dato von Pfau unbekannten Geschlossenheit und Plastizitat eine Sonderstellung in dessen Werk ein. Anders als die von Glas dominierten bisherigen Bauten Pfaus, tritt dieses Element beim Schauspielhaus zu Gunsten der Homogenitat des Baus zuruck. Die organische Großform stellt einen, von Pfau bisher ebenfalls unbekannten, Gestaltungsschwerpunkt dar. Bei genauer Betrachtung lassen sich jedoch Parallelen zu Vorgangerbauten feststellen. So zeigt das Schauspiel Ahnlichkeiten zu dem Horsaalgebaude der Textilingenieurschule, welches 1959 in Krefeld von Pfau errichtet wurde. Dieser Bau weist eine ahnliche Plastizitat und Geschlossenheit sowie ein Kontrastverhaltnis zum Nachbargebaude auf. Das Studienhaus , welches 1967 von Pfau errichtet und zeitgleich mit dem Schauspielhaus geplant wurde, kann laut Niederwohrmeier sogar als Prototyp dessen verstanden werden. Zahlreiche Merkmale wie die aus der Kreisgeometrie entwickelte Grundstruktur des Gebaudes, das radial angeordnete Tragwerk sowie die Anordnung der Garderoben stutzen diese Annahme. Grundsatzlich lasst sich sagen, dass die Loslosung vom kubischen Grundriss und die Hinwendung zu einem freieren Grundriss, wie es beim Bau des Schauspielhauses realisiert wurde, fur die nachfolgenden Bauten Pfaus richtungweisend war. Beispielhaft zeigen diese Tendenz die Wohnhauser Fischer und Winkelmann. [52]

Das Dusseldorfer Schauspielhaus ist eines der Motive fur den Desktop -Hintergrund von Microsoft Windows 7 .

Einladungen zum Berliner Theatertreffen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  • Claudia Elbert: Die Theater Friedrich Weinbrenners. Bauten und Entwurfe. Karlsruhe 1988, ISBN 3-7880-7340-3 .
  • Clemens Klemmer: Meister der Moderne. Der Dusseldorfer Architekt Bernhard Pfau. In: Verlegergemeinschaft Werk, Bauen + Wohnen, 75.11,1988, S. 84?86.
  • Hannelore Schubert: Moderner Theaterbau. Internationale Stationen, Dokumentationen, Projekte, Buhnentechnik. Stuttgart 1971, ISBN 3-7828-0416-3 , S. 168?170.
  • Hans Schwab-Felisch: Das Dusseldorfer Schauspielhaus mit 135 Abbildungen. Dusseldorf 1970, ISBN 3-430-18194-1 .
  • Hans Schwab-Felisch: Funfundsiebzig Jahre Dusseldorfer Schauspielhaus 1905?1980. ISBN 3-430-18194-1 .
  • Julius Niederwohrmeier: Das Lebenswerk des Dusseldorfer Architekten Bernhard Pfau 1902?1989. Stuttgart 1997, ISBN 3-7828-4033-X , S. 263?292.
  • Markus Bruderlin (Hrsg.): Archiskulptur. Dialoge zwischen Architektur und Plastik vom 18. Jahrhundert bis heute. Ausst. Kat. 3. Oktober 2004 bis 30. Januar 2005 in der Fondation Beyeler in Riehen. Basel, Ostfildern-Ruit 2004, ISBN 3-7757-1491-X .
  • Paul Ernst Wentz: Architekturfuhrer Dusseldorf. Dusseldorf 1975, Objektnr. 12, ISBN 3-7700-0408-6 .
  • Peter Adamski: Mutation. In: Stattzeitung Nr. 165 (September 1989) S. 4?5.
  • Winrich Meiszies (Hrsg.): Jahrhundert des Schauspiels. Vom Schauspielhaus Dusseldorf zum Dusseldorfer Schauspielhaus. Dusseldorf 2006, ISBN 3-7700-1242-9 , S. 7?31/149?155/182?187.
Commons : Dusseldorfer Schauspielhaus  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Der Streit um das Schauspielhaus dauert an. In: rp-online.de , 12. November 2016, abgerufen am 12. November 2016.
  2. Dusseldorfer Schauspielhaus erstrahlt im neuen Gewand - Landeshauptstadt Dusseldorf. Abgerufen am 6. Mai 2021 .
  3. Ensemble: Schauspieler ( Memento vom 10. April 2018 im Internet Archive ) In: dhaus.de, abgerufen am 9. April 2018.
  4. Ensemble: Gastdarsteller In: dhaus.de, abgerufen am 9. April 2018.
  5. Ensemble: Buhnen- und Maskenbildner In: dhaus.de, abgerufen am 9. April 2018.
  6. Ensemble: Musiker ( Memento des Originals vom 9. April 2018 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.dhaus.de In: dhaus.de, abgerufen am 9. April 2018.
  7. Ensemble: Mitarbeiter ( Memento des Originals vom 10. April 2018 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.dhaus.de In: dhaus.de, abgerufen am 9. April 2018.
  8. Homepage Dusseldorfer Schauspielhaus
  9. Literaturrat NRW e. V. (Heinrich-Heine-Institut Dusseldorf): Literatur-Archiv-NRW | Sonderausstellung| Beiden Rheinufern angehorig. In: literatur-archiv-nrw.de. www.literatur-archiv-nrw.de, abgerufen am 27. Februar 2016 .
  10. Vgl. Meiszies 2006, S. 149.
  11. Vgl. Meiszies 2006, S. 150.
  12. Vgl. Meiszies 2006, S. 150.
  13. Homepage Dusseldorfer Schauspielhaus
  14. Vgl. Meiszies 2006, S. 150?151.
  15. Theatermuseum der Landeshauptstadt Dusseldorf / Dumont-Lindemann-Archiv. In: onb.ac.at. Theatermuseum der Landeshauptstadt Dusseldorf / Dumont-Lindemann-Archiv, abgerufen am 27. Februar 2016 .
  16. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 263.
  17. Dusseldorf Marketing & Tourismus: Dusseldorfer Schauspielhaus: ?Kulturschande oder moderne Eleganz?“ ( Memento vom 8. Oktober 2006 im Internet Archive )
  18. Vgl. Meiszies 2006, S. 182.
  19. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 263?265.
  20. a b c d Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 270.
  21. Kramer 1960, S. 17?63 zitiert nach Niederwohrmeier 1997, S. 269.
  22. Andreas Wilink: Dusseldorfs Intendant Holm legt sein Amt nieder ? Rucktritt nach anderthalb Jahren. In: nachtkritik.de. 29. November 2012, abgerufen am 20. Januar 2013 .
  23. Dusseldorfer Interimsintendant muss gehen. Abgerufen am 16. November 2016 .
  24. Arne Lieb: Dusseldorf: Neuer Intendant Schulz ubernimmt 2016. Rheinische Post, 13. November 2014, abgerufen am 22. September 2018 .
  25. dhaus.de ? Spielstatten. Abgerufen am 22. September 2018 .
  26. Bernhard Pfaus Erlauterungen zum Dusseldorfer Schauspielhaus, Typoskript 1965 zitiert nach Niederwohrmeier 1997, S. 265.
  27. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 264?265.
  28. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 265?268.
  29. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 271.
  30. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 280?281.
  31. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 270?272.
  32. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 269.
  33. Conrads 1960 zitiert nach Niederwohrmeier 1997, S. 270.
  34. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 272.
  35. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 272?273.
  36. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 273?274.
  37. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 281.
  38. 1832?1970. Eine Dokumentation uber das Dusseldorfer Schauspielhaus, S. 121?126 zitiert nach Meiszies 2006, S. 184.
  39. Vgl. Homepage Dusseldorfer Schauspielhaus
  40. Vgl. Homepage Dusseldorfer Schauspielhaus
  41. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 274.
  42. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 274?275.
  43. a b c Vgl. Schubert 1971, S. 168.
  44. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 275.
  45. a b Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 268.
  46. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 276.
  47. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 278.
  48. a b Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 276?277.
  49. a b Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 277.
  50. Bernhard Pfau, Gedanken zum Sprechtheater und dessen Buhne. Typoskript 1969 zitiert nach Meiszies 2006, S. 184.
  51. Vgl. Klemmer 1988, S. 84?86.
  52. Vgl. Niederwohrmeier 1997, S. 279?280.