FL?TENSCHNITZEN UND BLUMENKRANZBINDEN SIND IMMER NOCH BELIEBT. AUCH DER PASTOR SCHNITZT FR?HLICH MIT.

VON SVEN KAMIN

Ramsloh - „Tok, tok, tok“ – Die V?gel zwitschern in den m?chtigen B?umen am Torfwerk, und immer wieder mischt sich dieses Klopfen in das fr?hliche Kinderlachen: „Tok, tok, tok“. Nein, es sind keine Spechte, die sich hier bemerkbar machen, sondern Gro?v?ter, die ihren Enkelkindern zeigen, wie sie sich, als sie selbst noch klein waren, Fl?ten aus ?sten der Eberesche geschnitzt haben. Und nebenan sitzen die Gro?m?tter an einem Tisch, auf dem sich bergeweise Butterblumen stapeln, die die Frauen mit flinken Fingern zu filigranen Kr?nzen flechten.

Das Lachen, das Herumalbern mit ihren Enkeln – Einmal im Jahr werden in Ramsloh die Gro?eltern selbst wieder zu Kindern. Immer Mitte Mai, wenn die Eberesche „reif“ ist zum Fl?tenschnitzen, treffen sich die Omas und Opas, um ihren Enkeln die Spiele ihrer Kindheit zu zeigen. Organisator ist auch in diesem Jahr das Saterfriesisch-Team der Ramsloher Kinderg?rten St. Jakobus und Pusteblume um Wilhelmine Espeter und Renate Brinkmann. Und flei?ig ge?bt haben sie mit den Jungen und M?dchen nat?rlich auch. Zum Beispiel das saterfriesische Lied „Siep Sap Siepke“, das alle gemeinsam singen. Und wer nur Bahnhof versteht, dem erkl?ren die Kinder, allen voran die kleine Vanessa, dass das Lied von der Zeit handelt, in der die V?gel br?ten und die Eberesche reif zum Schnitzen ist. Aber auch bei den Saterfriesischen Namen der Spiele ihrer Gro?eltern sind die Kleinen ganz gro?. Murmelspielen hei?t „Knikkerje“, Seilspringen „Touspringe“ und ein aus Gr?sern gekn?pfter „Froschstuhl“ ist, na klar, ein

Poogenstouhl.

Unterdessen brutzeln auf dem Grill die Bratw?rste und auch die Diskussionen ?ber die richtige Fl?tenschnitztechnik gewinnt an Temperatur: „Man darf die Rinde nicht auf einem harten Untergrund losklopfen, sonst rei?t sie“, sagt Lukas R?lander. Ob das Schnitzen nach so langer Zeit noch gut von der Hand geht? „Sowas kann man nicht verlernen“, sagt R?lander. Unterdessen bastelt neben ihm Pastor Hubert Moormann unter besonders vehementem „Tok, tok, tok“ an einem raffinierten Posaunenmodell mit Zugmechanik und freut sich wie ein kleiner Junge als er die Rinde in einem St?ck vom Holz schieben kann.

Und als er dann nicht nur „H?nschen klein“, sondern auch „Der Mai ist gekommen“ auf der Fl?te spielt, dann lauschen Gro? und Klein und f?r einen kurzen Moment verstummt sogar das „Tok, tok, tok“.

Siep, sap, siepke ...

Saterfriesisches Lied ,

das zum Basteln der Fl?ten gesungen wird:

Siep, Sap, Siepke,

wanner wolt du riepje.

Touken Moai, touken Moai

Wan die Fugel lait’n Oai

Een Oai,

d?t tw?ide oia, d?t tr?de Oai

?tter’n kute Tied,

here wie uut N??st

Piep, piep, piep,

Un dan b??st du riep.

Die ?bersetzung

Siep, Sap, Siepke,

wann bist du reif

im n?chsten Mai,

im n?chsten Mai

wenn der Vogel legt ein Ei.

Ein Ei, das zweite Ei,

das dritte Ei.

Nach kurzer Zeit h?ren wir aus dem Nest,

Piep, piep, piep und jetzt bis du reif

Den Text schrieb Wilhelmine Espeter auf.

Diese neue NWZ -Serie gibt in loser Folge Einblicke in die saterfriesische Sprache und die Kultur des Seeltersk.