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William Watson (Naturforscher)

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William Watson . Linienstich von J. Thornwaite nach einem Olgemalde des englischen Portratmalers Lemuel Francis Abbott , 1784.

Sir William Watson (* 3. April 1715 in London ; † 10. Mai 1787 ebenda) war ein englischer Apotheker, Arzt und Naturforscher .

Als Mitglied der Londoner Royal Society verfasste Watson eine Reihe von Arbeiten zu botanischen Themen und propagierte die Einfuhrung der Linneschen Systematik . Bekannt wurde Watson jedoch vor allem durch seine Leistungen auf dem Gebiet der Experimentalphysik, fur die er 1745 mit der Copley Medal ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit John Bevis gelang ihm 1746 eine entscheidende Verbesserung der sogenannten ? Leidener Flasche “, der fruhesten Bauform eines Kondensators . Neben seinem in mehreren Auflagen erschienenen Hauptwerk mit dem Titel Experiments and Observations tending to illustrate the Nature and Properties of Electricity veroffentlichte Watson auf der Grundlage seiner Erfahrungen als Arzt am Londoner Waisenhaus 1768 eine zu ihrer Zeit vielbeachtete Schrift zur Impfung von Kindern gegen Pocken . Im Jahr 1772 wurde er zum Vizeprasidenten der Royal Society berufen.

Watsons offizielles botanisches Autorenkurzel lautet ? Watson “.

Leben und Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Titelblatt von Linnes Species Plantarum . Watson schrieb in England die erste Rezension des bahnbrechenden Werkes.
Illustration eines von Watsons Versuchen zur Elektrostatik aus der franzosischsprachigen Ausgabe von Experiments and Observations tending to illustrate the Nature and Properties of Electricity (Paris 1748). Auf der rechten Seite wird durch eine Elektrisiermaschine Reibungselektrizitat erzeugt, die durch die Korper von zwei Versuchspersonen geleitet wird. Die Entladung aus dem Finger der linken Versuchsperson fuhrt uber einer Wasserschale zur Entstehung eines Tropfchennebels. [1]

Jugend und Ausbildung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

William Watson wurde 1715 als Sohn eines Kornhandlers im Londoner Stadtteil Smithfield geboren. Ab 1726 besuchte er die Merchant Taylors’ School und begann am 6. April 1731 eine Ausbildung bei dem Apotheker Thomas Richardson. Wahrend der folgenden acht Jahre zeichnete er sich durch besonderen Fleiß bei der Bestimmung von Pflanzen aus, wofur er mit einem Preis der Londoner Society of Apothecaries ausgezeichnet wurde. Im Sommer 1738 heiratete Watson, schloss seine Ausbildung vorzeitig ab und eroffnete eine eigene Apotheke im Londoner Stadtteil Aldersgate .

Mitglied der Royal Society [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ab Marz 1738 besuchte Watson die Zusammenkunfte der Londoner Royal Society , die seit 1660 unter der Maßgabe zusammentrat, wissenschaftliche Erkenntnisse aus experimentellen Forschungen abzuleiten, anstatt sich ? wie bis dahin allgemein ublich ? auf anerkannte Autoritaten zu stutzen. Am 9. April 1741 wurde Watson zum Mitglied der Gesellschaft gewahlt und besuchte fortan regelmaßig sowohl die offentlichen als auch die seit 1743 stattfindenden nicht offentlichen Treffen. Mit dem Aufsatz A Case Wherein Part of the Lungs Were Coughed up (?Ein Fall, bei dem Teile der Lunge ausgehustet wurden“) veroffentlichte er 1741 kurz nach seiner Aufnahme den ersten in einer langen Reihe von Beitragen zu den Philosophical Transactions , dem Publikationsorgan der Royal Society.

Botanische Studien [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Watsons eigene botanische Aufsatze in den Philosophical Transactions umfassten ein breites Themengebiet. 1743 widerlegte er Roger Pickerings Behauptung, als Erster die Vermehrung von Pilzen durch Sporen entdeckt zu haben, indem er auf die Forschungen Pier Antonio Michelis verwies. Im Dezember 1744 veroffentlichte er eine Erstbeschreibung der Pilzgattung Erdsterne ( Geastrum ), die unter europaischen Botanikern auf großes Interesse stieß. In mehreren Publikationen widmete Watson sich der Beschreibung von Unglucksfallen durch das Gift des Schierlings und des Schwarzen Bilsenkrauts . In einem Aufsatz aus dem Jahr 1754 argumentierte er fur die Zweihausigkeit der Europaischen Stechpalme .

Neben der Publikation eigener Arbeiten trat Watson auf dem Gebiet der Botanik auch durch die Besprechung oder Mitteilung fremder Forschungsergebnisse hervor. 1742 rezensierte er Albrecht von Hallers Beschreibung der schweizerischen Alpenflora ( Enumeratio methodica stirpium Helveticae indigenarum ) und im Mai veroffentlichte er die Ubersetzung eines bis dahin in England unbeachteten Berichts des Franzosen Jean-Andre Peysonnel (1694?1759), dass Korallen Tiere und nicht ? wie bisher angenommen ? Pflanzen seien. Ende 1754 erschien im Gentleman’s Magazine unter dem Autorenkurzel ?W. W.“ die erste englischsprachige Rezension zu Carl von Linnes Species Plantarum , in der sich Watson lobend uber Linnes Nomenklatur außerte. [2] Der englische Botaniker Richard Pulteney , selber ein Verfechter der Linneschen Systematik , nannte Watson spater ein ?lebendes Lexikon der Botanik“ ( a living lexicon of botany ). [3]

Versuche zur Elektrizitat [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Von 1744 an fuhrte Watson Experimente zur Elektrizitat durch. Angeregt durch Berichte des Leipziger Professors Johann Heinrich Winckler gelang es ihm Ende Marz 1745, warmen Spiritus mittels einer elektrostatischen Entladung zu entzunden. In einer weiteren Versuchsreihe, die er im Verlauf des Jahres 1745 durchfuhrte, experimentierte er mit verschiedenen Isolatoren und untersuchte die Leitfahigkeit von Glas, Kork und Metall. Assistiert von dem amtierenden Vorsitzenden der Royal Society Martin Folkes fanden einige der Versuche in Anwesenheit der beiden Sohne des englischen Konigs, Friedrich Ludwig von Hannover und Wilhelm August, Herzog von Cumberland statt.

Auf Vorschlag von Hans Sloane , dem ehemaligen Vorsitzenden der Royal Society, erhielt Watson 1745 fur seine Experimente die Copley Medal , die einmal jahrlich vergebene hochste Auszeichnung der Gesellschaft. Ein Jahr spater veroffentlichte Watson seine Ergebnisse unter dem Titel Experiments and Observations tending to illustrate the Nature and Properties of Electricity (?Experimente und Beobachtungen zur Erklarung der Natur und der Eigenschaften von Elektrizitat“). Die rund 60-seitige Schrift erlebte noch im selben Jahr allein in London vier Auflagen und lag bereits zwei Jahre spater in einer franzosischsprachigen Ubersetzung vor.

In Ubereinstimmung mit dem franzosischen Experimentalphysiker Abbe Nollet betrachtete Watson Elektrizitat als einen kontinuierlichen, bewegten Strom eines elektrischen Fluidums. Die Elektrisiermaschine begriff er als eine Art Pumpe, die dieses Fluidum uber ihre Erdung aus dem Boden pumpt.

Leidener Flasche

Als 1746 die Nachricht von der Erfindung der Leidener Flasche nach England drang, begann Watson unverzuglich mit ihr zu experimentieren. Mit der Leidener Flasche, der altesten Bauform eines Kondensators , konnte erstmals elektrische Ladung gesammelt, verstarkt, aufbewahrt und transportiert werden. Sie besteht aus einem nach oben offenen Glasgefaß, aus dessen Deckel ein mit einer Metallkugel versehener Messingstab ragt. Mit Hilfe einer Elektrisiermaschine und unter Ausnutzung des Effektes der Influenz kann die Flasche aufgeladen werden.

Wahrend die Flasche in den ursprunglichen Versuchsanordnungen mit Alkohol gefullt war, verzichtete Watson auf Anregung des Londoner Arztes John Bevis auf die Flussigkeit und verstarkte den Effekt der Flasche durch den Einsatz dunneren Glases und einer inneren und außeren Verkleidung mit Stanniol . Beruhrte eine Versuchsperson gleichzeitig die aus der Flasche ragende Metallkugel und die außere Stanniolverkleidung der Flasche, so entlud sich die in der Flasche gespeicherte Ladung mit einem heftigen Schlag. Watson sah in dem Effekt eine Bestatigung seiner zuvor entwickelten Vorstellungen vom Stromfluss und veroffentlichte seine Ergebnisse noch vor Ende des Jahres 1746 in der Schrift A Sequel to the Experiments and Observations tending to illustrate the Nature and Properties of Electricity (?Eine Fortsetzung der Experimente und Beobachtungen zur Erklarung der Natur und der Eigenschaften von Elektrizitat“).

Im gleichen Jahr demonstrierte er auch, dass die Erde als Ruckleiter verwendet werden kann.

Im Jahr 1747 versuchte Watson gemeinsam mit Martin Folkes , John Bevis, James Bradley und Charles Cavendish die Geschwindigkeit der Elektrizitat zu messen. Dazu legten sie ein Kabel von einer Leidener Flasche uber die Londoner Westminster Bridge und versuchten, den elektrischen Strom durch die Themse und ihre eigenen Korper zuruckzuleiten. Aus dem Misslingen des Versuchs schlossen sie, dass die Elektrizitat zu schnell war, um gemessen zu werden.

Als die erste Auflage von Benjamin Franklins Experiments and Observations on Electricity, made at Philadelphia in America 1751 in London erschien, verfasste Watson insgesamt wohlwollende Rezensionen, widersprach Franklin aber in der Frage der Aufladung der Leidener Flasche. Ein Jahr spater misslang Watsons Versuch, Elektrizitat wahrend eines Gewittersturms zu untersuchen. Im selben Jahr berichtete er der Royal Society uber seine gemeinsam mit Cavendish unternommenen Versuche zu elektrischen Entladungen im Vakuum und verglich den Effekt mit dem des Polarlichts . Ende der 1750er Jahre entspannte sich das Verhaltnis zwischen Watson und Franklin und im Dezember 1762 empfahl Watson der britischen Admiralitat die Anbringung der Franklinschen Blitzableiters zum Schutz des Purfleet arsenal . Zwei Jahre spater veroffentlichte er in den Philosophical Transactions einen eigenen Vorschlag zum Schutz von Pulvermagazinen. 1769 gehorte er gemeinsam mit Benjamin Franklin, Edward Delaval , Benjamin Wilson und John Canton zu einer Kommission, die einen Vorschlag zur Sicherung der Londoner St Paul’s Cathedral gegen Blitzschlag ausarbeitete.

Wirken als Mediziner [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Oktober 1762 ging Watson als Arzt an das Londoner Foundling Hospital , eine von dem Philanthropen Thomas Coram gegrundete Einrichtung fur Waisenkinder. In den Philosophical Transactions veroffentlichte Watson Arbeiten zu den im selben Jahr in London ausgebrochenen Ruhr - und Grippe epidemien. 1763 folgte ein Aufsatz zur Behandlung der Muskelverspannungen beim Wundstarrkrampf mit Elektroschocks .

Seine wichtigste Schrift auf dem Gebiet der Medizin veroffentlichte Watson im Jahr 1768 unter dem Titel An Account of a series of experiments, instituted with a view of ascertaining the most successful method of inoculating the small-pox (?Bericht uber eine Reihe von Experimenten, die mit dem Ziel durchgefuhrt wurden, die erfolgreichste Methode der Pockenimpfung zu ermitteln“). Die Arbeit basierte auf seinen Erfahrungen als Kinderarzt im Waisenhaus. Watson empfahl, Kinder unter drei Jahren keinesfalls der damals praktizierten Pocken impfung mittels Variolaviren zu unterziehen und sie gleichzeitig am Verzehr von Fleisch und alkoholischen Getranken zu hindern.

Am 6. Oktober 1786 wurde Watson fur seine Leistungen als Knight Bachelor in den Adelsstand erhoben. [4] Er starb am 10. Mai 1787 und hinterließ einen Sohn, der ihm spater als Arzt und Naturforscher nachfolgte, und eine Tochter, die mit Edward Beadon, dem Bruder des Richard Beadon, Bischof von Bath und Wells , verheiratet war.

Ehrungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ihm zu Ehren wurde die Gattung Watsonia Mill. aus der Pflanzenfamilie der Schwertliliengewachse (Iridaceae) benannt. [5]

Schriften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eigenstandige Schriften

Zeitschriftenbeitrage (Auswahl)

  • A Case Wherein Part of the Lungs Were Coughed up. Presented to the Royal Society by William Watson, F. R. S. , in: Philosophical Transactions 41 (1741), ISSN   0260-7085 , S. 623?624, online verfugbar als PDF -Dokument im zentralen Medienverzeichnis Wikimedia Commons (Watsons erste Veroffentlichung als Mitglied der Londoner Royal Society).
  • Some Remarks Occasioned by the Precedeing Paper, Addressed to the Royal Society by Mr. William Watson, Apothecary, and F. R. S. , in: Philosophical Transactions 42 (1743), ISSN   0260-7085 , S. 599?601, online verfugbar als PDF-Dokument im zentralen Medienverzeichnis Wikimedia Commons (Watsons erste Stellungnahme gegen Pickerings Ausfuhrungen uber die Entdeckung von Pilzsporen).
  • Experiments and Observations, Tending to Illustrate the Nature and Properties of Electricity , in: Philosophical Transactions 43 (1745), ISSN   0260-7085 , S. 481?501, online verfugbar als PDF-Dokument im zentralen Medienverzeichnis Wikimedia Commons (Watsons Bericht an die Royal Society uber die 1745 durchgefuhrte Versuchsreihe zur Elektrizitat).
  • An Account of a Manuscript Treatise … Intituled, Traite du Corail … That is to Say, A Treatise upon Coral, and Several Other Productions Furnish’d by the Sea, in Order to Illustrate the Natural History Thereof, by the Sieur de Peyssonnel … Extracted and Translated from the French by Mr. William Watson , in: Philosophical Transactions 47 (1752), ISSN   0260-7085 , S. 445?469, online verfugbar als PDF-Dokument im zentralen Medienverzeichnis Wikimedia Commons (Watsons Ubersetzung des Berichts von Jean-Andre Peyssonnel , dass Korallen Tiere und nicht Pflanzen seien).
  • Observations upon the Effects of Lightning, with an Account of the Apparatus Proposed to Prevent Its Mischiefs to Buildings, More Particularly to Powder Magazines … , in: Philosophical Transactions 54 (1764), ISSN   0260-7085 , S. 201?227, online verfugbar als PDF-Dokument im zentralen Medienverzeichnis Wikimedia Commons (Watsons Vorschlage zum Schutz von Pulvermagazinen vor Blitzschlagen).

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : William Watson  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Watson beschrieb den Versuch erstmals in seinem Bericht an die Royal Society unter dem Titel Experiments and Observations, Tending to Illustrate the Nature and Properties of Electricity , in: Philosophical Transactions 43 (1745), S. 481?501, hier S. 491.
  2. Dazu: Felix Bryk, Linne und die Species Plantarum , in: Taxon 2, 3 (1953), ISSN   0040-0262 , S. 63?73, hier S. 68f. Der Aufsatz gibt einen faksimilierten Ausriss aus Linnes Antwort auf Watsons Besprechung im Gentleman’s Magazine wieder (Fig. 4).
  3. Pulteney, Historical And Biographical Sketches Of The Progress Of Botany In England , Band 2, London 1790, S. 337.
  4. William Arthur Shaw: The Knights of England. Band 2, Sherratt and Hughes, London 1906, S. 299.
  5. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen ? Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin , Freie Universitat Berlin , Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018 .
  6. Uber Rackstrow: Richard Daniel Altick, The Shows of London , S. 55