Freude
ist der
Gemutszustand
[1]
oder die primare
Emotion
,
[2]
die als Reaktion auf eine angenehme Situation oder die Erinnerung an eine solche entsteht. Je nach Intensitat außert sie sich als
Lacheln
,
Lachen
,
Freudenschrei
oder in einem
Handeln
.
Im weiteren Sinne kann auch der
Ausloser
einer Freude, eine frohe
Stimmung
oder ein frohes
Dasein
als Freude bezeichnet werden. Der Begriff
Gluck
wird manchmal im Sinne von Freude verwendet.
Freude ist fur sich selbst gesehen weder gut noch schlecht. Eine wertende Komponente kommt ihr erst zu, wenn sie in negativem oder positivem Verhaltnis zur geltenden Moral steht (Beispiele:
Schadenfreude
bzw. Siegesfreude).
Fur den griechischen Philosophen
Epikur
ist Freude (je nach Ubersetzung auch ?
Lust
“) ein zentrales Ziel des menschlichen Lebens.
In der
Bibel
ist vielfach von der Freude die Rede. Im Alten Testament an mehr als 200, im Neuen Testament an uber 100 Stellen. Die Bibel stellt die Freude an Gott als eine Quelle der Kraft dar (?Die Freude am Herrn ist eure Starke.“,
Neh
8,10b
EU
), die es ermoglicht, auch in unerfreulichen Situationen sein inneres Gleichgewicht zu erhalten. Sie zahlt die Freude zur
Frucht des Heiligen Geistes
. Der Dienst am
Nachsten
kann auch dem Dienenden Freude bereiten.
Da Gott seinem Wesen nach Liebe ist und die Freude mit der Liebe einher geht, fallen in Gott Liebe und Freude zusammen. Freude ist daher letztlich ?gottlichen Ursprungs“.
[3]
Nach seinem Selbstverstandnis ist das Christentum ?auch eine Religion der Freude“
[4]
und es gilt:
?Christus ist die Freude“ (Papst Paul VI.
[5]
), die Nachricht von ihm Evangelium, d. h. Botschaft der Freude; Liturgie soll Feier der Freude der Auferstehung sein. Es gilt fur den Christen: ?Freut euch zu jeder Zeit!“ (
1 Thess
5,16
EU
).
Im
Buddhismus
, aber auch in zahlreichen anderen ostlichen religiosen und meditativen Systemen wird angenommen, dass ein seelischer Zustand der Freude und Ausgeglichenheit durch Selbsterkenntnis und ?achtsame“ und ?rechte Lebensweise“ gefordert werden kann. Die Mitfreude (
Mudita
) an der Freude anderer nimmt daher eine zentrale Stellung in der buddhistischen Geistesschulung und Ethik ein.
Fur
Friedrich Schiller
ist Freude ein gottliches Prinzip, wie in seinem Gedicht
An die Freude
zu lesen (?Freude, schoner Gotterfunken, Tochter aus
Elysium
“). Es ist das Prinzip, welches alles Leben antreibt (?Freude, Freude treibt die Rader in der großen Weltenuhr“). Außerdem wird es als natureigenes Prinzip beschrieben (?Freude trinken alle Wesen an den Brusten der Natur“).
Erich Fromm
unterscheidet zwischen ?Vergnugen“ als kurzzeitigem
Hochgefuhl
und ?Freude“ als dem Gefuhl, das man auf dem Weg hin zur menschlichen Selbstverwirklichung verspure. Freude als Lebensprinzip steht fur Fromm somit im Gegensatz zu Vergnugen als Lebensprinzip (siehe auch
Hedonismus
), wobei letzteres nach Fromm ein Kennzeichen der Konsumgesellschaft ist.
Die Emotion der Freude tritt haufig in der Erwartung einer angenehmen Situation auf und ist oft starker als die Freude beim Eintreten des Erwarteten.
Mitfreude
ist die freudige
Teilnahme
an der Freude eines anderen (so wie
Mitleid
die Teilnahme am Leid eines anderen ist, also ein
Mitgefuhl
). Der Begriff tauchte erstmals unter kritischer Betrachtung des Mitleids bei
Friedrich Nietzsche
auf. Die Fahigkeit zu Mitfreude ist eine wesentliche Eigenschaft fur friedliches soziales Zusammenleben und eine Voraussetzung fur
Mehrfach-Beziehungen
. Wo keine Mitfreude ist, sondern Missgunst und Konkurrenz, da entsteht
Eifersucht
. In der Subkultur der
Polyamorie
gibt es fur die Mitfreude als Freude am Gluck eines geliebten Menschen, der von einer anderen Person geliebt wird (also fur ?das Gegenteil von Eifersucht“), die Benennung
Compersion
.
[6]
Schadenfreude ist Freude am Schaden oder Missgeschick, Misserfolg oder Ungluck eines anderen.
Hier bestehen zahlreiche Wortpragungen:
Arbeitsfreude
,
Gaumenfreude
, Freuden der
Liebe
,
Spielfreude
.
Die
innere Freude
eines Mitmenschen ist nicht ausdrucklich erkennbar, geht jedoch zumeist mit einer Entspannung der
Gesichtsmuskulatur
einher. Wenn jemand seine Freude zeigt, hebt er die Mundwinkel.
Guillaume-Benjamin Duchenne
fand heraus, dass bei
echter Freude
nicht nur der Mund
lachelt
, sondern auch die Augenringmuskeln aktiviert werden. Letztere konnen nur schwerlich vom Willen kontrolliert werden, wodurch der Ausdruck rund um die Augen beim erzwungenen Lacheln fehlt.
Die
Mimik
der Freude ist kulturubergreifend nahezu identisch (vgl. z. B.
Paul Ekman
).
In ostlichen und westlichen Landern wird die Bedeutung der Freude fur Lebensqualitat, Gesundheit und gesellschaftliche Weiterentwicklung zunehmend erkannt. In Bhutan entwarf Konig Jigme Khesar Namgyel Wangchuck bereits 1972 sein Gross National Happiness (Bruttonationalgluck). Es wurde durch eine UN-Resolution 2011 weltweit bekannt. Großbritannien startete 2014 das Bewerten von Wohlbefinden auf nationaler Ebene.
[7]
Vom Schweizerischen
Verein Welten verbinden
wird seit 2014 das Freudebarometer bei internationalen Fuhrungskraften erhoben.
[8]
In Deutschland wurde 2015 durch die Bundesregierung die Initiative
Gut leben in Deutschland
gegrundet.
[9]
Diese Initiativen streben einen bewussteren Umgang mit dem eigenen Lebenskonzept und der eigenen Gesundheit, dem Miteinander sowie den endlichen Ressourcen an. Auf vielen offentlichen Flachen in Deutschland ist das Spielen und Zeigen der Lebensfreude von Kindern inzwischen nicht mehr verboten, sondern ausdrucklich erwunscht.
- Paul Ekman
:
Gefuhle lesen ? Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren.
(Originaltitel:
Emotions Revealed
, ubersetzt von Susanne Kuhlmann-Krieg und Matthias Reiss), 2. Auflage, Spektrum, Heidelberg 2010 (deutsche Erstausgabe 2004),
ISBN 978-3-8274-2568-3
.
- Joachim Ringelnatz
:
Freude soll dauern ein Leben lang ? Joachim Ringelnatz zum Glucklichsein
, Serie der rote Faden Nr. 133, Coppenrath Verlag, Munster 2018,
ISBN 978-3-649-63019-7
.
- Hans Wallhof:
Freude.
In:
Christian Schutz
(Hrsg.):
Praktisches Lexikon der Spiritualitat.
Herder 1992, Freiburg i.Br. u. a.,
ISBN 3-451-22614-6
, Sp. 407?411
- ↑
Duden
- ↑
Die primare Emotion, 2001, Alfried Langle.
Archiviert vom
Original
;
abgerufen am 12. Februar 2024
.
- ↑
Hans Wallhof:
Freude.
In:
Christian Schutz
(Hrsg.):
Praktisches Lexikon der Spiritualitat.
Herder 1992, Freiburg i.Br. u. a.,
ISBN 3-451-22614-6
, Sp. 407
- ↑
Hans Wallhof:
Freude.
In:
Christian Schutz
(Hrsg.):
Praktisches Lexikon der Spiritualitat.
Herder 1992, Freiburg i.Br. u. a.,
ISBN 3-451-22614-6
, Sp. 407
- ↑
Hans Wallhof:
Freude.
In:
Christian Schutz
(Hrsg.):
Praktisches Lexikon der Spiritualitat.
Herder 1992, Freiburg i.Br. u. a.,
ISBN 3-451-22614-6
, Sp. 407 (ohne Nachweis)
- ↑
http://www.polyamorysociety.org/compersion.html
- ↑
Measures of National Well-being Dashboard.
Office for National Statistics,
abgerufen am 13. April 2019
(englisch).
- ↑
Positive Impulse fur unsere Gesellschaft.
Connect Worlds Association,
abgerufen am 13. April 2019
.
- ↑
Gut leben in Deutschland.
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung,
abgerufen am 13. April 2019
.