Uriella

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Uriella , eigentlich Erika Hedwig Bertschinger-Eicke (* 20. Februar 1929 als Erika Hedwig Gessler in Zurich ; [1] †  24. Februar 2019 in Ibach im Schwarzwald ), war die Grunderin und das Oberhaupt der neureligiosen Bewegung Fiat Lux . Sie verstand sich als Sprachrohr Jesu ; ihre Anhanger sehen sie als Wunderheilerin und behaupten, sie habe uber magische Krafte verfugt.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Erika Gessler hatte schon fruh Kontakte zur Geistigen Loge Zurich und zu neuen religiosen Gemeinschaften im Vereinigten Konigreich und in den Vereinigten Staaten . Nach einem Reitunfall im Jahr 1973, bei dem sie schwere Kopfverletzungen erlitten hatte, behauptete sie, hellsehend zu sein. Am Weihnachtstag 1975 soll sie im ≪Lichtzentrum Bethanien≫ in der Schweiz in Tieftrance eine erste Offenbarung empfangen haben.

Fiat Lux [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nachdem ihr erster Mann gestorben war, grundete sie am 12. Januar 1980 in Egg ( Kanton Zurich ) den ≪Orden≫ Fiat Lux und ein ≪ Heiligtum ≫ als zentralen Versammlungsort fur ihre Anhanger. Hier trat sie das erste Mal als ≪Uriella≫ in Gottesdiensten auf. Sie verstand sich als direktes Sprachrohr Jesu Christi und gab ihre Offenbarungen weiter. Der Erzengel Uriel betreue neben Jesus Christus auch sie selbst und sei ihr schon viele Male in ihrem Wohnzimmer erschienen. Inzwischen ist das ≪Heiligtum≫ als Ausgangs- und Zentralpunkt der Bewegung nach Ibach /Lindau im Schwarzwald verlegt worden.

Anfang der 1990er Jahre erreichten Fiat Lux und damit auch Uriella den Hohepunkt ihrer Bekanntheit. Zu dieser Zeit hatte der ≪Orden≫ eine Mitgliederzahl von rund 1000 Personen. Daruber hinaus erlangte Uriella durch ihr von Aussenstehenden als skurril empfundenes Auftreten grosses offentliches Interesse, auch ausserhalb ihrer Anhanger: Wie alle Mitglieder von Fiat Lux trug sie stets weisse Kleider, jedoch ubertrieben mit Stickereien, Spitzen und glitzernden Steinen verziert, dazu eine schwarze Perucke, darauf ein Diadem und weiteren Schmuck. Offizielle Fotos zeigten sie haufig mit entrucktem Lacheln vor Heiligenfiguren oder Arrangements aus kunstlichen Blumen. Uriella und ihr vierter Ehemann Eberhard Bertschinger-Eicke (* 29. August 1940), genannt ≪Icordo≫, waren zu dieser Zeit sehr prasent in den Medien und traten haufig in Talkshows auf, wobei sie als seltsame, nicht recht ernstzunehmende Gestalten prasentiert wurden, ihre Gedanken aber dennoch mit grosser Standhaftigkeit vertraten. Der Fernsehmoderator Roger Schawinski , in dessen Sendungen das Paar mehrmals zu Gast war, meinte zu dieser ambivalenten Rolle Uriellas: ≪Sie war eine einmalige Figur, mit ihrem Ornat , ihrem entrucktem Auftritt ? und sie brachte wahnsinnige Einschaltquoten. […] Fur 99 Prozent war sie eine Witzfigur. Sie selber hoffte wohl, im verbleibenden einen Prozent neue Anhanger gewinnen zu konnen.≫ [2]

Die Lehre von Fiat Lux beruht auf den Offenbarungen von Uriella, die sie von Jesus oder Maria erhalten haben will und in der Ich-Form vortrug. Diese Kundgaben sollen einen tieferen Einblick in Gottes Plane vermitteln und zur Umkehr vor dem Weltende anleiten. Die Lehre besteht aus einer Mischung von Reinkarnationslehre , Karmadenken , Farbenlehre , spiritistischen Quellen, alternativer Medizin , okologischen Ideen, dem Reichsflugscheibenmythos und anderem mehr. ≪Fiat-Lux≫-Trager kleiden sich in Weiss, da diese Farbe den Strahl Luzifers (≪Schamanah≫) abwehre.

Uriella vertrat die Ansicht, dass das Ende der Welt nahe sei. Die Anhanger von ≪Fiat Lux≫ wurden jedoch von unbemannten Raumschiffen gerettet werden. Bereits fur den August 1998 wurde der Weltuntergang vorhergesagt. [3] Diese und andere Aussagen, die medial aufgegriffen wurden, sowie Auftritte in Talkshows machten sie zu einem der wohl bekanntesten Gesichter von Sekten im deutschsprachigen Raum.

Uriella verbot ihren Klienten Arztbesuche, so dass zwei von ihnen starben. [4] Wegen der Anwendung unregistrierter Heilmittel, verbotenen Versandhandels sowie Steuerhinterziehung musste sich Uriella in den 1990er-Jahren mehrmals vor Gericht verantworten. [5]

Krankheit und Tod [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 8. Marz 2007 verneinte Uriellas vierter Ehemann Eberhard Bertschinger Eicke bei Radio Top (Winterthur) Vermutungen, wonach Uriella wahrend der letzten Jahre schwer erkrankt sei. Sie erhole sich von einer Kieferhohlenentzundung , werde bald wieder offentlich in Erscheinung treten und ≪noch zu ihren Lebzeiten den neuen Aon erleben≫. Am 23. April 2009 tauchten interne Faxpapiere auf, die besagten, dass Uriella schwer krank sei. [6] Als Folge sollen viele Anhanger die Bewegung verlassen haben, so dass diese zu jenem Zeitpunkt nur noch weniger als hundert Mitglieder gezahlt habe. [7] Eines ihrer letzten Lebenszeichen ist eine schriftliche Stellungnahme mit ihrer und der Unterschrift ihres Mannes, datiert vom Sommer 2011. [8]

Im August 2012 bestatigte Uriellas Ehemann, dass sie schwer krank sei; [9] zwei Jahre spater nannte er in einem Interview Lahmung und Bettlagerigkeit. [10] Im August 2015 gab es wieder ein Lebenszeichen von ihr: In der Boulevardzeitung Blick verteidigte sie in einem Brief einen mutmasslichen Kinderschander. [11]

Anfang 2016 meldeten mehrere Medien, Uriella sei in Folge der Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) fast vollig gelahmt und leide an starken Schmerzen. Dennoch soll sie, so ihre wenigen verbliebenen Anhanger, geistig klar gewesen sein und weiterhin das Gedankengut der Gruppe gepragt haben. [12]

Sie starb am 24. Februar 2019, vier Tage nach ihrem 90. Geburtstag, in Ibach. [1] [13] Dort wurde sie auch bestattet. [14]

Publikationen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b Uriella gestorben relinfo.ch , 25. Februar 2019.
  2. Michele Binswanger , Christian Zurcher: Die Bachelorette Gottes Tages-Anzeiger , 25. Februar 2019 (Archiv).
  3. Erika Bertschinger Eicke, Eberhard Bertschinger Eicke: Prophezeiungen uber die Endzeit und den 3. Weltkrieg. Presseerklarung vom 8. August 1988. Wiedergegeben auf der Website der Evangelischen Informationsstelle Kirchen ? Sekten ? Religionen , 3. April 2007, abgerufen am 26. Januar 2017.
  4. Kampf gegen die Starksten . In: Spiegel Online . Band   32 , 7. August 1995, S.   154–162 ( spiegel.de [PDF; abgerufen am 23. November 2019]).
  5. Sektenfuhrerin Uriella ist tot . In: Tages-Anzeiger . ISSN   1422-9994 ( tagesanzeiger.ch [abgerufen am 28. Februar 2019]).
  6. Andy Fischer: Uriellas Leben steht auf Messers Schneide. In: 20 Minuten . 23. April 2009, archiviert vom Original am 23. Juli 2012 ; abgerufen am 26. Januar 2017 .
  7. Lilian Sporri: Uriella ist in den letzten Zugen. In: Blick . 24. April 2009, abgerufen am 26. Januar 2017.
  8. Andy Fischer: Was macht eigentlich … Uriella. Weltuntergangsprophetin? In: Tagblatt der Stadt Zurich . 8. September 2014, archiviert vom Original am 24. September 2014 ; abgerufen am 26. Januar 2017 .
  9. Hugo Stamm : ≪Uriella leidet ohne Ende≫. In: Tages-Anzeiger . 24. August 2012, archiviert vom Original am 15. Januar 2013 ; abgerufen am 26. Januar 2017 .
  10. Lea Gnos: Icordo, der Ehemann der Sektengrunderin: ≪Uriella ist gelahmt≫. In: Blick.ch . 31. August 2014, abgerufen am 26. Januar 2017.
  11. Viktor Dammann: Die neuste Botschaft der Sektenfuhrerin: Jetzt verteidigt Uriella einen Bubenschander. In: Blick.ch. 20. August 2015, abgerufen am 26. Januar 2017.
    Viktor Dammann: Post von der Sektenfuhrerin: ≪Uriella geht es physisch sehr bedauerlich≫. In: Blick.ch. 20. August 2015, abgerufen am 26. Januar 2017.
  12. ≪Sie ist noch lange nicht weg vom Fenster≫: Sektenmitglied verrat Details zu Uriellas Krankheit. In: Schweizer Illustrierte . 11. Februar 2016, abgerufen am 3. Oktober 2017.
  13. Sira Huwiler: Uriella ist tot: Sektenfuhrerin aus Ibach stirbt im Alter von 90 Jahren Sudkurier , 25. Februar 2019.
  14. Uriella wird in Unteribach beerdigt. In: Nau.ch , 1. Marz 2019.