Ulrich II. (Cilli)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ulrich von Cilli
Wappen von Ulrich II.

Ulrich II. von Cilli (auch Cilly oder Cili; * 1406 , in Celje [1] ; † 9. November 1456 in Belgrad [1] ) war gefursteter Graf von Cilli und der Letzte seiner Familie, die mit ihm ausstarb.

Herkunft, Familie und Kinder [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ulrich II. von Cilli war ein Enkel von Graf Hermann II. von Cilli . Seine Eltern waren Graf Friedrich II. von Cilli und dessen erste Ehefrau Elisabeth von Frangepan . Uber seine Tante Barbara von Cilli war er ein naher Verwandter von Kaiser Siegmund und dessen Tochter Elisabeth . Diese war mit Herzog Albrecht V. von Osterreich verheiratet, der uber das Herzogtum Osterreich herrschte und Siegmund als deutsch-romischer Konig (1438), als Konig von Ungarn (1437) und Konig von Bohmen (1438) nachfolgte. [1]

Um 1432/1434 heiratete Ulrich von Cilli Katharina Brankovi? , eine Tochter des serbischen Herrschers Georg Brankovi? und Schwester von Mara Brankovi? . Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor, die alle vor ihm starben.

  • Hermann IV. († 1452)
  • Georg († 1443)
  • Elisabeth (* 1441; † 1455), sie war mit einem der Sohne von Johann Hunyadi verlobt (oder bereits verheiratet). [2]

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Anfange [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Von Ulrichs Jugend ist kaum etwas bekannt. Zusammen mit seinem Vater wurde er am 20. November 1436 von Kaiser Siegmund zu gefursteten Grafen und ihre Grafschaften Cilli, Ortenburg und Sternberg zu Reichslehen erhoben. [3] Diese Erhebung in den Reichsfurstenstand (die laut anderen Quellen sogar schon am 27. September 1435, also noch zu Lebzeiten von Ulrichs Großvater Hermann II. vollzogen worden sein soll) wurde vom Herrscher uber die Herzogtumer Steiermark , Karnten und Krain , in denen sich ein großer Teil der Besitzungen der Cillier befand, dem spateren Kaiser Friedrich III. , nicht anerkannt, was jahrelange Fehden zur Folge hatte. [4] Erst mit dem Vertrag von Wiener Neustadt vom 16. August 1443 kam es zu einer Einigung. [4] Die Erhebung zu Reichsgrafen wurde von Friedrich III., der inzwischen zum deutsch-romischen Konig gewahlt worden war, anerkannt [5] (dies in einer Form, die es ihm erlaubte, sein Gesicht zu wahren) und ein Erbvertrag geschlossen. [6]

Da sich sein Vater im Wesentlichen um die Besitzungen der Familie kummerte, konnte Ulrich sich ganzlich der Politik widmen. Nach dem Tod von Kaiser Siegmund unterstutzte Ulrich zunachst dessen Schwiegersohn Albrecht, der ihn zu seinem Statthalter in Bohmen ernannte.

Unter der Herrschaft von Konig Ladislaus Postumus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach Albrechts Tod im Jahr 1439 unterstutzte Ulrich dessen Witwe Elisabeth und den postum geborenen Sohn Ladislaus (als Konig von Ungarn: Ladislaus V.) [1] [2] , an dessen Kronung im Mai 1440 er wesentlichen Anteil hatte. Es folgte eine Fehde mit den Hunyadis, verschlimmert durch Johann Hunyadis Angriff auf Serbien 1444 und seine Weigerung, Ulrichs Anspruch auf Bosnien nach dem Tode Stjepan Tvrtkos 1443 anzuerkennen. Nach dem Tod des kroatisch-slawonischen Bans Matko Talovac wurde Ulrich von 1445 bis 1456 Ban von Slawonien . Im Jahr 1446 plunderte Hunyadi, nun Reichsverweser von Ungarn, die Gebiete der Cillis in Kroatien -Slawonien; seine Macht wurde aber 1448 im Kosovo gebrochen, und Graf Ulrich konnte 1450 einen erfolgreichen Kreuzzug, nominell im Interesse der Habsburger, nach Ungarn fuhren.

Am 5. Marz 1452 trat er offiziell dem Mailberger Bund bei, den die osterreichischen Landstande unter der Fuhrung von Ulrich von Eyczing gebildet hatten, um die Vormundschaft, die Friedrich III. uber Ladislaus ausubte, selbst zu ubernehmen. Graf Ulrich gelang es ein Treffen zwischen Vertretern der ungarischen und osterreichischen Stande in Wien zustande zu bringen, das mit einem Vertragsabschluss endete und gemeinsames Vorgehen der Landesstande gegen Friedrich III. moglich machte. Hinzu kamen noch seine Kontakte zu den bohmischen Rosenbergern, die er ebenfalls fur die Sache der Landstande gewinnen konnte und die die Kampfhandlungen, zu denen es im August und September 1452 kam, unterstutzten. Die Auseinandersetzung endete am 4. September 1452 mit der Ubergabe von Konig Ladislaus, die direkt an ihn erfolgte. [7]

Nachdem der junge Konig Ladislaus in seine Obhut ubergeben worden war, war er de facto Herrscher des Herzogtums Osterreich ob und unter der Enns und des ungarischen Konigreichs. [8] Die Entsendung einer Gesandtschaft von Konigs Ladislaus, die unter der Leitung von Propst Simon von Klosterneuburg im August/September 1453 in Rom mit dem Papst wegen einer Aufhebung des Kirchenbanns, den dieser uber den Mailberger Bund verhangt hatte, verhandelte, durfte auf seine Initiative hin erfolgt sein. Im September 1453 erfolgte dann, Ausloser durfte die Vorbereitung der Kronung von Ladislaus zum bohmischen Konig gewesen sein, seine politische Entmachtung durch Ulrich von Eyczing, der von Vertretern der osterreichischen Landstanden unterstutzt wurde, und seine Flucht aus Wien zur Folge hatte. Dieser Entmachtung hatte letztlich auch Ladislaus zugestimmt oder zustimmen mussen. [9] Ulrichs Sturz war nur vorubergehend. [1]

Als sein Vater im Jahr 1454 starb, erbte Ulrich bedeutenden Reichtum, wodurch sich seine ohnehin beachtliche Machtbasis wesentlich vergroßerte. Im Jahr 1456 wurde er von Konig Ladislaus zu dessen Statthalter in Ungarn ernannt. Bei den Vorbereitungen zu einem weiteren Kriegszug gegen die Osmanen wurde Ulrich im November 1456 in Belgrad von Ladislaus Hunyadi und dessen Anhangern getotet. [10]

Der Tod und dessen Folgen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zu den Ursachen fur Ulrichs gewaltsamen Tod entwickelten sich zwei unterschiedliche Versionen:

  • Nach der einen Version wird sein Ableben als ein eiskalt geplanter Mord und Teil eines Machtkampfes gesehen. Die Hunyadis verschworen sich gegen Ulrich und wollten ihn beseitigen. Am 8. November (nach Kos 9. November morgens) ging er trotz Warnungen mit dem Konig nach Belgrad. Am nachsten Tag wurde er von Ladislaus Hunyadi und seinen Freunden angegriffen und getotet. [11]
  • In der nationalen ungarischen Geschichtsschreibung, die auf Matthias Corvinus ausgerichtet ist, wird dagegen die Totung Ulrichs als Notwehrakt entschuldigt, mit dem Ladislaus nur Ulrichs Mordplane gegen ihn und seine Familie verhinderte. Diese Deutung der Geschehnisse ist in der deutschsprachigen Sekundarliteratur haufiger zu finden. [12]

Mit Ulrichs Tod erlosch die mannliche Linie der Grafen von Cilli. Um sein Erbe kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Dank der Erhebung der Cillier zu Reichsgrafen und dem Erbvertrag von 1443, hatte Kaiser Friedrich III. eine ausgezeichnete rechtliche Basis, um die Besitzungen der Cillier an sich zu bringen. [13] [10] Etliche Gefolgsleute von Ulrich von Cilli schlossen sich ihm an. [8] Die im ungarischen Konigreich gelegenen Teile des Cillier-Erbes gingen an die ungarische Krone bzw. an Matthias Corvinus.

Ulrichs Witwe Katarina, die offensichtlich wegen ihrer Zugehorigkeit zur Ostkirche stark kritisiert wurde [14] , suchte und fand Schutz bei Jan Vitovec , der als Feldhauptmann Ulrich und seinem Vater gedient hatte. Sie ernannte ihn zum Verwalter aller cillischen Guter. Vitovec, der wenig spater in die Dienste von Ladislaus Postumus trat, verstand es nach dessen Tod glanzend, die Rivalitat zwischen Kaiser Friedrich III. und Matthias Corvinus , dem jungeren Bruder von Ladislaus Hunyady, der Ladislaus Postumus als Konig von Ungarn nachfolgte, fur seine Zwecke zu nutzen.

Beurteilung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Artikel der Allgemeinen Deutschen Biographie [15] baut im Wesentlichen auf der feindseligen Beschreibung zu Ulrich II. auf, die sein Zeitgenosse Enea Silvio Piccolomini von ihm gibt. Dieser gehorte viele Jahre der Kanzlei von Kaiser Friedrich III., einem von Ulrichs Gegnern, an. Eine positive Beschreibung von Ulrich II. findet sich dagegen in den ?Denkwurdigkeiten“ von Helene Kottanner , fur die er einer der wenigen zuverlassigen Verbundeten von Konigin Elisabeth ist. Beide Beispiele zeigen, dass eine Beurteilung Ulrichs auch davon abhangig war, auf wessen Seite Chronisten und spater Historiker bzw. Historikerinnen standen.

Bei der Beurteilung der Familie der Cillier und von Ulrich II. durften zudem auch geographische und politische Grunde ausschlaggebend gewesen sein. Die Familie war im heutigen Slowenien ansassig, ihre politischen Aktivitaten galten dem ungarischen Konigreich und den Herrschaftsgebiete der Habsburger, sie befand sich an der Peripherie des Heiligen Romischen Reiches. Gerade in der deutschsprachigen und der ungarischen Geschichtsforschung wird Ulrich von Cilli recht negativ beurteilt, was weniger in seiner tatsachlichen Personlichkeit begrundet sein durfte, als in dem Umstand, dass die Cillier mit ihm ausstarben und er von seinen politischen Gegnern beerbt wurde.

Rezeption [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ulrichs Tod ist neben der Hinrichtung von Ladislaus Hunyady auch Thema der ungarischen ?Nationaloper“ Hunyadi Laszlo (Musik: Ferenc Erkel ; Libretto: Beni Egressy ) nach dem Theaterstuck Die beiden Laszlos (Ket Laszlo) von L?rinc Toth. Hier ist Ulrich einer der Bosewichter , der nicht nur die Ermordung von Ladislaus Hunyady geplant hat, sondern auch Konig Ladislaus Postumus, als dessen Vertrauter er fungiert, vernichten will.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Paul-Joachim Heinig : Kaiser Friedrich III. (1440?1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Band 12) Bohlau, Koln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1 , siehe Register und besonders Band 1, S. 219 f.
  • Milko Kos: Grofje Celjski. In: Srednjeve?ka zgodovina Slovencev. ( Die Grafen von Cilli. In: Die mittelalterliche Geschichte der Slowenen. ) Ljubljana 1985.
  • Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Osterreich (1418?1463). Ein Furst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 38). Bohlau, Koln u. a. 2015, ISBN 978-3-412-50139-6 (Teilweise zugleich: Munchen, Ludwig-Maximilians-Universitat, Dissertation, 2013; online )
  • Franz Theuer : Der Raub der Stephanskrone. Eisenstadt 1994, ISBN 3-85374-242-4 .

Lexikon-Artikel [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Quellen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Karl Mollay (Hrsg.): Die Denkwurdigkeiten der Helene Kottannerin (1439?1440). Wien 1971.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b c d e Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. 1992, Band 1, S. 576.
  2. a b vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440?1493) in seiner Zeit. Band 1, S. 220.
  3. Hans Wagner:  Cilli, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2 , S. 254 f. ( Digitalisat ).
  4. a b Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Osterreich (1418?1463). 2015, S. 32f.
  5. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440?1493) in seiner Zeit. Band 1, S. 219.
  6. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Osterreich (1418?1463). 2015, S. 72f.
  7. Franz Dirnberger: Reisen im Mittelalter. Die Gesandtschaftsreise des Konigs Ladislaus nach Rom . 1453. Diplomarbeit (nicht publiziert), Wien 1997, S. 24 und S. 29.
  8. a b vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440?1493) in seiner Zeit. Band 1, S. 219 f.
  9. Franz Dirnberger: Reisen im Mittelalter. Die Gesandtschaftsreise des Konigs Ladislaus nach Rom 1453. Diplomarbeit (nicht publiziert), Wien 1997, S. 29.
  10. a b Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. 1992, Band 1, S. 576 f.
  11. Diese Sicht findet sich zum Beispiel bei Franz Theuer.
  12. So z. B. bei Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Osterreich (1418?1463) . 2015, S. 444.
  13. Johannes Grabmayer, Christian Domenig: Die Grafen von Cilli und ihr Archiv. S. 87 f. ( @1 @2 Vorlage:Toter Link/www2.arc.usi.ch PDF ( Seite nicht mehr abrufbar , festgestellt im Januar 2021. Suche in Webarchiven ) ).
  14. Vgl. ADB , wo die Aussage eines anonymen Chronisten und Zeitgenossen zitiert wird.
  15. ADB