Die
Linie U4
der
Berliner U-Bahn
hat funf Stationen und ist 2,9 km lang. Sie fuhrt in
Berlin
als ausschließlich im Ortsteil
Schoneberg
verlaufende Linie vom
Nollendorfplatz
zum
Innsbrucker Platz
. Die Strecke wurde uber ihre Ursprungslange hinaus nie erweitert und es sind keine großen Ausbauten mehr geplant. Wie die Linien
U1
,
U2
und
U3
gehort sie zum Berliner
Kleinprofil
-Netz.
Sie war bei der Eroffnung im Dezember 1910 der Stolz der
damals selbststandigen Stadt Schoneberg
und ist als erste kommunale U-Bahn-Strecke Deutschlands von Bedeutung. Sie ist allerdings auch die kurzeste der Berliner U-Bahn-Linien.
Die Strecke der U4 beginnt unter der
Else-Lasker-Schuler-Straße
am Nollendorfplatz und verlauft zunachst unter der
Motzstraße
in Richtung Sudwesten bis zum
Viktoria-Luise-Platz
. Anschließend schwenkt die Strecke mit einer Linkskurve unter die
Munchener Straße
und folgt dieser bis zur
Rosenheimer Straße
. Ab da fuhrt sie durch die
Heilbronner Straße
zum
Bayerischen Platz
, wo sie seit 1971 die
U7
kreuzt, und weiter unter der
Innsbrucker Straße
bis zum Innsbrucker Platz. Seit 1933 ist dort ein Umstieg zum
S-Bahn
-
Ring
moglich.
Da die Zuge der heutigen Linie U4 von 1926 bis 1954 auch auf der Ost-West-Hochbahnstrecke Richtung
Kreuzberg
(bis
Kottbusser Tor
oder
Warschauer Straße
) weiterfuhren, erhielten diese ebenfalls die Linienbezeichnung ?B‘ (zunachst B
I
, spater B
II
, dann wieder B
I
, im Mai 1957 dann B
III
) und spater auch Grun als Linienkennfarbe. Mit der Umstellung auf Ziffern im Jahr 1966 erhielt sie die Bezeichnung Linie 4. Bis 1972 war sie auf den Liniennetzplanen in Blau dargestellt. Es erfolgte eine Anderung der Farbe in ein helles Gelb und ein Jahr spater wegen der besseren Sichtbarkeit in Ockergelb. Ab 1961 endete die Schoneberger U-Bahn bereits am Nollendorfplatz, da sich die Verkehrsstrome in Richtung
Zoologischer Garten
und
Kurfurstendamm
verlagerten und die damalige Linienfuhrung zum Kottbusser Tor beziehungsweise zum
Schlesischen Tor
nicht benotigt wurde.
Die Stadt Schoneberg wollte ihr Gebiet gut erschließen und so kam man 1903 auf den Gedanken, eine
Untergrundbahn
zu bauen. Man fuhrte Gesprache mit der Berliner
Hochbahngesellschaft
. Allerdings stimmten die Interessen der Partner nicht uberein, denn die kurze Strecke versprach keinen Gewinn zu bringen. So nahm die Stadt Schoneberg die Angelegenheit selbst in die Hand und plante die erste kommunale U-Bahn in Deutschland. Die Strecke sollte als
Unterpflasterbahn
vom Nollendorfplatz, auf dem bereits der Hochbahnhof der Berliner Hoch- und Untergrundbahn stand, zur
Hauptstraße
im Suden Schonebergs fuhren. Eine Verlangerung nach Norden wurde nicht ausgeschlossen, sogar uber eine Strecke bis
Weißensee
wurde nachgedacht. Zunachst wurden aber die Bahnhofe Nollendorfplatz (eigener Tunnelbahnhof in der Motzstraße vor dem bestehenden Hochbahnhof), Viktoria-Luise-Platz, Bayerischer Platz,
Stadtpark
(seit 15. Mai 1951: Rathaus Schoneberg) und
Hauptstraße
(seit 1. Juli 1933: Innsbrucker Platz)
[1]
geplant. Sudlich des Bahnhofs
Hauptstraße
sollte die Betriebswerkstatt errichtet werden.
Mit der gesamten Bauausfuhrung inklusive der Ausstattung der Strecke und der Lieferung der Fahrzeuge wurde die
Siemens & Halske
A.-G. beauftragt. Alle Normen wurden der bereits bestehenden Berliner Hoch- und Untergrundbahn angepasst, da man ja zukunftig eine direkte Anbindung an das Streckennetz der Hochbahngesellschaft plante. Daher erfolgte die Ausfuhrung der Strecke mit den Maßen und der elektrischen Ausrustung des Berliner
Kleinprofil
-Netzes. Der
erste Spatenstich
fand am 8. Dezember 1908 bei volksfestahnlicher Stimmung statt.
Parallel zum Bau der U-Bahn erfolgte die Anlage des
Rudolph-Wilde-Parks
, der zu dieser Zeit wie der Bahnhof
Stadtpark
hieß. Da die Anlage des Parks auf einem bis zu 30 m tiefen sumpfigen Fenn erfolgte, wurde zu seiner Trockenlegung und Aufschuttung der Aushub der Tunnel in einem Gesamtvolumen von rund 850.000 m³ verwendet. Nach bereits zwei Jahren Bauzeit konnte die Strecke am 1. Dezember 1910 eroffnet werden. Die Feierlichkeiten waren jedoch sehr zuruckhaltend, da der großte Schoneberger Forderer der U-Bahn, Burgermeister
Rudolph Wilde
, einen Monat zuvor gestorben war.
Da die Schoneberger U-Bahn (zunachst) vollkommen getrennt vom (anderen) Berliner Netz war, mussten extra Anlagen fur diese erbaut werden. Dazu gehorten eigene Wagen, ein Umformerwerk und der Betriebshof mit Werkstatt. Als einzige Anbindung an das Berliner U-Bahn-Netz wurde ein Fußgangertunnel zwischen den beiden Bahnhofen Nollendorfplatz gebaut.
Sudlich des Bahnhofs Hauptstraße am Innsbrucker Platz wurde der Tunnel in die
Eisackstraße
fortgefuhrt. Hier existierte eine dreigleisige, im Tunnel befindliche
Kehr-
und Abstellanlage. Vom westlichen Gleis zweigte das Zufahrtgleis zur Werkstatt ab, das in einem eigenen Tunnel zur
Otzenstraße
schwenkte und dort auf dem Werkstattgelande das Tageslicht erreichte. In Hohe der
Traeger-
Ecke Otzenstraße ist noch heute ein Tunnelausstieg erkennbar. Am Ende des Werkstattgelandes existierte ein weiterer kurzer Tunnel, in dem das Zufahrtgleis endete. Die Betriebswerkstatt erhielt eine funfgleisige Wagenhalle und eine zweigleisige Werkstatthalle.
Die kleine Schoneberger Werkstatt wurde mit der Betriebseroffnung des neuen Umsteigebahnhofs am Nollendorfplatz im Jahr 1926 entbehrlich und deshalb 1932 stillgelegt, da nun ein freizugiger Fahrzeugaustausch und das Erreichen der großen Werkstatten der Hochbahn am U-Bahnhof
Stadion
(seit 1951 umbenannt in
Olympiastadion
) und am Bahnhof
Warschauer Brucke
(1995 umbenannt in
Warschauer Straße
) moglich wurden. Auf dem Werkstattgelande wurde nach dem
Zweiten Weltkrieg
die Waldenburg-Oberschule gebaut.
Die Stadt Schoneberg war zwar Bauherr und Eigentumer der Strecke, ubertrug den Betrieb aber der Berliner Hochbahngesellschaft. So traten die unterschiedlichen Besitzverhaltnisse fur die Fahrgaste gar nicht in Erscheinung, da einen Tag vor der Eroffnung noch eine Tarifgemeinschaft vereinbart worden war.
Am 27. November 2010 fand aus Anlass des 100-jahrigen Jubilaums der Schoneberger U-Bahn ein Sonderverkehr mit historischer Garnitur (Typ A1) statt.
[2]
Seit dem 20. April 2023 sind alle Bahnhofe der U4
barrierefrei
erreichbar.
[3]
Die Linie U4 ist die einzige Berliner U-Bahn-Linie, auf der an Wochenendnachten kein durchgehender
Nachtverkehr
angeboten wird. Auf der U4 fahren die kurzesten Zuge, die planmaßig nur aus zwei Wagen bestehen.
Linie
|
Mo?Fr (HVZ)
(7?9 Uhr und 15?18:30 Uhr)
|
Mo?Fr (NVZ)
(4:30?7 Uhr; 9?15 Uhr und 18:30?0:30 Uhr)
|
Sa
(5:30?0 Uhr)
|
Sonn- und Feiertag
(7?0 Uhr)
|
Schwachverkehrszeit
(Sa+So 0?0:30 Uhr und So 5:30?7 Uhr)
|
Nollendorfplatz ? Innsbrucker Platz
|
5 min
|
10 min
|
10 min
|
10 min
|
15 min
|
Die Zuge der Linie U4 fuhren von 1981 bis 1985 im Versuchsbetrieb bzw. von 1985 bis 1993 im Fahrgastbetrieb
vollautomatisch
; rein technisch ware hierfur kein Fahrer notwendig gewesen. Hierzu wurde die gesamte U4 mit dem
Betriebsleitsystem
SelTrac
ausgerustet, das unter anderem den Einbau einer
Linienzugbeeinflussung
in alle Gleise, eine Anpassung der Stellwerke und die Ausrustung von 16 Kleinprofil-Doppeltriebwagen mit SelTrac-Fahrzeuggeraten beinhaltete. SelTrac der Firma
Standard Elektrik Lorenz
(SEL) ermoglichte ein Fahren im absoluten Bremswegabstand mit Zugabstanden von nur 50 bis 90 Sekunden. 1988 startete ein Zusatzversuch zur Zugfahrerselbstabfertigung (ZSA), die ab 1992 im Fahrgastbetrieb getestet und spater zur Fahrerselbstabfertigung weiterentwickelt wurde.
[4]
|
Siehe: Senatsverwaltung fur Verkehr und Betriebe
[5]
|
Die weitreichenden Ausbauplane aus der Anfangszeit der Schoneberger U-Bahn konnen heute nicht mehr umgesetzt werden.
In Richtung Norden wurde in den 2000er Jahren allerdings eine Verlangerung bis zum
Magdeburger Platz
erwogen,
[6]
die 2011 in der Koalitionsvereinbarung
[7]
des
Berliner Senats
als Erweiterungsziel als ?planerisch zu berucksichtigen“ genannt wurde. Laut Planung
[8]
der fruheren
Senatsverwaltung fur Verkehr und Betriebe
aus dem Jahr 1995 sollte dabei eine Umsteigemoglichkeit (
Genthiner Straße
) zur langfristig geplanten
Linie U10
vorgehalten werden. Im August 2012 teilte der Senat auf eine Kleine Anfrage aus dem
Abgeordnetenhaus
jedoch mit, dass bei einer Verlangerung zum Magdeburger Platz eine nennenswerte Verlagerung von Verkehren nach einer groben Einschatzung der BVG nicht zu erwarten sei und deshalb ?eine weitergehende Prufung der Verlangerung der U-Bahn-Linie U4 aus Sicht des Senates derzeit nicht vordringlich“ sei.
[9]
In Richtung Suden waren Erweiterungen aufgrund des auf gleicher Hohenlage befindlichen Tunnelstucks des in den 1970er Jahren neugebauten
Autobahn-Stadtrings
am
Innsbrucker Platz
nur noch mit großem Aufwand moglich. Die U-Bahn-Gleise der U4 wurden sowohl die Fußgangerverteilebene als auch den oberen Bereich des Autobahntunnels schneiden.
- Friedrich Gerlach
:
Die elektrische Untergrundbahn der Stadt Schoneberg
. In:
Zeitschrift fur Bauwesen
.
Nr.
1
, 1911,
Sp.
93?134, Sp. 261?322
(
zlb.de
– Atlas: Tafel 15?20).
- Jan Gympel:
100 Jahre Schoneberger U-Bahn.
Herrndorff, Berlin 2011,
ISBN 978-3-940386-01-4
.
- Reinhard Arf:
100 Jahre Schoneberger U-Bahn.
In:
Verkehrsgeschichtliche Blatter
, 37. Jg. 2010, Heft 6 (November/Dezember), S. 158?171 / 38. Jg. 2011, Heft 1 (Januar/Februar), S. 21?23.
- ↑
Brian Hardy:
The Berlin U-Bahn
. Capital Transport, Harrow Weald 1996,
ISBN 1-85414-184-8
,
S.
86
.
- ↑
100 Jahre Schoneberger U-Bahn und BVG-Weihnachtsmarkt am 27. November 2010
Bahninfo.de
- ↑
Stufenlose U4.
In:
BVG Unternehmen.
Abgerufen am 4. November 2023
.
- ↑
Markus Jurziczek v. Lisone:
Der SelTrac-Versuchsbetrieb.
In:
Berliner Verkehrsseiten.
2010,
abgerufen am 2. Dezember 2011
.
- ↑
Senatsverwaltung fur Verkehr und Betriebe, Stand 1995.
home.arcor.de
- ↑
Berlins U-Bahn-Linien
(
Memento
vom 11. Marz 2007 im
Internet Archive
)
- ↑
Koalitionsvereinbarung 2011?2016.
(PDF) berlin.de
- ↑
Senatsverwaltung fur Verkehr und Betriebe, Stand: 1995
(
Memento
vom 4. Marz 2016 im
Internet Archive
)
- ↑
Prufungs- und Planungsvorhaben Verlangerung der U-Bahn-Linie 4 von Nollendorfplatz bis Magdeburger Platz.
(PDF; 26 kB) parlament-berlin.de