Tutti Frutti (Show)

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Fernsehsendung
Titel Colpo grosso
Produktionsland Italien
Originalsprache Deutsch
Genre Erotik -Spielshow
Erscheinungsjahre 1990?1993, 2016
Lange
  • 45 (1990?1993),
  • ca. 90 (2016) Minuten
Episoden 151 in 4 Staffeln
Ausstrahlungs­turnus wochentlich sonntagabends (1990?1993),
einmalig freitagabends (2016)
Produktions­unternehmen
  • ASA TV (1990?1993),
  • strandgutmedia GmbH (2016)
Premiere 21. Jan. 1990 auf RTL plus
Moderation

Tutti Frutti (italienisch; ?alle Fruchte, gemischte Fruchte“) war die deutsche Version der italienischen Erotik - Spielshow Colpo Grosso (it. etwa: ?der große Coup“). Sie wurde vom 21. Januar 1990 bis zum 21. Februar 1993 auf dem Privatsender RTL plus ausgestrahlt. Insgesamt wurden drei Staffeln mit 150 Folgen produziert. Staffel 1 (1990/91) lief auf einem Sendeplatz am spaten Sonntagabend [1] , Staffel 2 (1991/92) wurde freitags ausgestrahlt [2] , Staffel 3 (1992/93) im Wechsel freitags und sonnabends [3] . Tutti Frutti gilt als erste erotische Fernsehshow in Deutschland.

Am 30. Dezember 2016 wurde eine einmalige Neuauflage der Show auf RTL Nitro unter Moderation von Jorg Draeger und Alexander Wipprecht ausgestrahlt.

Die Sendung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Produktion [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Moderator der Show war Hugo Egon Balder , der von bis zu drei Co-Moderatorinnen unterstutzt wurde:

  • Staffel 1: Monique Sluyter , [4] Tiziana d’Arcangelo, Nora Wenck
  • Staffel 2: Monique Sluyter, Tiziana d’Arcangelo
  • Staffel 3: Gabriella Lunghi

Die Sendung wurde staffelweise in den Studios der Produktionsfirma ASA TV in Cologno Monzese ( Mailand ) gedreht. Die Drehzeit betrug jeweils rund vier Wochen. Das sich mit jeder Staffel andernde Buhnenbild, das Format und große Teile der Besetzung wurden dabei komplett von Colpo Grosso ubernommen, ebenso das auf Italienisch gesungene Titellied. Weitere Colpo-Grosso -Adaptionen liefen in Spanien ( ¡Ay, que calor! ) und Schweden ( Tutti Frutti ). In Brasilien wurde eine nicht in Italien gedrehte, sonst aber nahezu vollstandig adaptierte Version namens Cocktail gesendet. Auch heute noch werden vor allem die italienischen Aufzeichnungen auf diversen Satellitenkanalen weltweit ausgestrahlt.

Das Ballett Cin Cin [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg von Tutti Frutti hatte das sogenannte Ballett Cin Cin (im Original: ragazze cin cin ), eine Gruppe von Models , die dauerhaft unter Vertrag standen, kleinere Rollen in den Quizrunden ubernahmen und sich dabei wenig bekleidet prasentierten. Jedes Model reprasentierte dabei eine bestimmte Farbe bzw. Frucht, unter der manche auch heute noch bekannt sind. Unter anderem waren hier Stella Kobs als Zitrone (Staffel 1) und Elke Jeinsen als Erdbeere (Staffel 3) zu sehen, beide ehemalige Playmates des Jahres im deutschen Playboy , sowie Jasmin Capelli (Erdbeere Staffel 1), die schwedische Ehefrau des italienischen Formel-1-Fahrers Ivan Capelli . Viele weitere Mitglieder des Ballett Cin Cin waren mit Fotostrecken in internationalen Mannermagazinen vertreten. Die Pornodarstellerin Zara Whites hatte in der italienischen Show ihre ersten Bildschirmauftritte.

Kandidaten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Pro Sendung traten ein Mann und eine Frau als Kandidaten auf. Dabei handelte es sich fast durchweg um Amateure, die sowohl vor der Kamera als auch mit den Striptease -Einlagen Neuland betraten. Ausnahmen stellten Petra Vieten dar, die 1990 Kandidatin war und auch Auftritte als Euro-Girl hatte, und die spater als Pornodarstellerin bekannt gewordene Isabel Golden , die ebenso wie ihr Ehemann, der spatere Pornofilmproduzent Klaus Goldberg, in der Show als Kandidatin mitspielte. [5] Die Kandidaten konnten sich anfangs uber die Zeitschrift Neue Revue bewerben, die in der ersten Staffel als Sponsor auftrat, und wurden spater von der Hamburger Agentur Euro Casting ausgewahlt. In jeder Sendung wurden die Fernsehzuschauer aufgefordert, sich als Kandidat zu bewerben.

Spielregeln [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Kandidaten konnten durch recht einfach gehaltene Glucks- und Ratespielrunden Punkte gewinnen, die in abzulegende Kleidungsstucke der so genannten Euro-Girls ( Stripperinnen , die jeweils ein europaisches Land reprasentierten) investiert wurden. Weitere Punkte erzielten die Kandidaten durch eigene Striptease-Einlagen, wobei bestimmten Kleidungsstucken ein fester Punktwert zugeordnet war. Die Regeln und Punktwerte unterschieden sich dabei von Staffel zu Staffel. Der Sieger erhielt einen Gewinn von 3000 D-Mark in ECU -Munzen (Staffel 1) bzw. 1000 D-Mark pro erspieltem Landerpunkt (Staffel 2). In Staffel 3 uberreichte Balder fur jeden erspielten Landerpunkt sofort einen 1000-Mark-Schein, unabhangig vom Ausgang des Spiels.

Sendungsverlauf [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zu Beginn der Sendung wurden die Kandidaten in kurzen Gesprachen von Balder begrußt sowie die Assistentinnen, Cin-Cin- und Euro-Girls vorgestellt. Anschließend wahlten die Kandidaten je ein Cin-Cin-Girl aus, die vor Moderator Balder die Bruste entbloßten und den Kandidaten anhand eines Aufklebers einen zugeordneten Punktwert als Startkapital bescherten. In weiteren Spielen, unter denen einfache Varianten von Roulette , Wurfeln , Quizfragen und 17 und 4 sowie die Slot-Machine wiederkehrende Elemente waren, konnten die Kandidaten weitere Punkte hinzu gewinnen. Teilweise mussten bei den Spielen auch Punkte gesetzt werden. Hatten die Kandidaten keine Punkte mehr auf dem Konto, mussten sie selbst mit eigenen Striptease-Einlagen die notigen Punkte sammeln. Hatten sie stets noch genugend Punkte, bat Moderator Balder den Kandidaten oder die Kandidatin nach einiger Zeit zu einem ?freiwilligen“ Strip. Dabei hatte bei den Frauen stets der BH den hochsten Punktwert, bei den Mannern die Hose . Die Kandidatinnen und Kandidaten behielten immer mindestens einen Slip an und durften sich nach ihrem Striptease auch einen Bademantel uberziehen. Die Bademantel waren anfangs noch mit einem Werbeaufdruck der Neuen Revue versehen, so dass einige der ersten Sendungen als Dauerwerbesendung gekennzeichnet werden mussten. Spater wurde der Schriftzug verpixelt, ab der zweiten Staffel abgeschafft.

In den Unterbrechungen zwischen den Spielen, die teilweise langer dauerten als die Spiele selbst, wurden die von den Kandidaten erspielten Punkte in Kleidungsstucke der Euro-Girls investiert, die diese dann in Strip-Einlagen ablegten. Hatte ein Kandidat eine der Stripperinnen nahezu komplett entkleidet, erhielt er/sie den dieser Stripperin zugeordneten Landerpunkt. Die Tanzerinnen behielten dabei stets einen Stringtanga an. Die Anzahl der insgesamt erzielten Landerpunkte entschied letztlich uber den Sieg.

Aufgelockert wurde das Programm durch live gespielte Musikdarbietungen der Studioband (vor allem in der ersten Staffel meist mit Balder selbst am Klavier und Mikrofon). Zudem versuchte Balder regelmaßig, mit Witzen oder ironischen Wortbeitragen der Sendung einen komodiantischen oder gar anarchischen Anstrich zu verleihen. Einer der Hohepunkte dieser Art war ein Auftritt von Drehbuchautor Hubert Franke , der sich mit Schnauzbart, aber im Minirock und engen Oberteil als Wirsing unter die Cin-Cin-Girls mischte [6] . Bei (zeitlichem) Bedarf kamen kurze, vorher aufgezeichnete Strip-Clips von einzelnen Madchen des Cin-Cin-Balletts hinzu, die fur das italienische Original produziert worden waren. In solchen Einspielfilmen gab es im italienischen Original Colpo Grosso vereinzelt auch einen Komplett-Striptease zu sehen, bei dem auch die letzte Hulle fiel. In der deutschen Version blieb der Intimbereich auch in diesen Szenen durchweg bedeckt.

Rezeption [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zur Erstausstrahlung von Tutti Frutti befand sich die Bundesrepublik Deutschland im Wandel. Tutti Frutti als erste erotische Fernsehshow im deutschen Fernsehen fungierte sozusagen als eine Art ?erotische Maueroffnung “. [7] Die Sendung wurde daraufhin auch als frauenfeindlich kritisiert, zu einem Sittenskandal fuhrte der von Tutti Frutti gewagte Umgang mit Nacktheit indes kaum. Vielmehr dokumentiert die damalige Debatte in der deutschen Boulevard- und auch Qualitatspresse die ?vollzogene Normalisierung offentlich inszenierter Nacktheit.“ Die zumeist vernichtenden Urteile der Fernsehkritik zielten eher auf die fragwurdige Asthetik der Sendung als auf Moralfragen ab. [8]

Finanziell war Tutti Frutti lange Zeit ein großer Erfolg, da die Werbeeinnahmen den Minutenpreis der Sendung bei weitem uberstiegen. Tutti Frutti machte unter anderem durch eine Klageschrift der zustandigen Landesmedienanstalt gegen RTL wegen der Einblendung von Sponsorenwerbung (daher auch die Einblendung Dauerwerbesendung bzw. die nachtragliche Unkenntlichmachung der Logos) auf sich aufmerksam, durch Einspieler mit Strips in 3D (siehe Pulfrich-Effekt ) in der zweiten Staffel und durch ein sehr umfangreiches Merchandising (Tontrager, Zeitschriften, Kalender, Videos).

Fans schatzten vor allem den eher anarchischen Charme der Show. ? Tutti Frutti war das, was man spater mal Kult genannt hatte“, so der Medienkritiker Hans Hoff . [7]

Neuauflage 2016 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

RTL gab im Oktober 2016 die Neuauflage der Show bekannt. [9] Die Sendung wurde am 30. Dezember 2016 beim Spartensender RTL Nitro ausgestrahlt. Jorg Draeger fuhrte durch die Sendung, als Co-Moderator fungierte Alexander Wipprecht . Daneben wirkte auch wieder ein sechskopfiges Cin-Cin-Playboy-Ballett an der Sendung mit, das die sechs ehemaligen Playmates Lea Gotz, Annetta Negare, Daria Eppert, Jennifer Martin, Victoria Paschold und Nina Weis bildeten. Monique Sluyter war erneut als Assistentin dabei, wahrend Hugo Egon Balder nur in Einspielern zu sehen war. [10]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. imfernsehen GmbH & Co KG: Tutti Frutti (D) Staffel 1 Episodenguide. Abgerufen am 3. April 2020 .
  2. imfernsehen GmbH & Co KG: Tutti Frutti (D) Staffel 2 Episodenguide. Abgerufen am 3. April 2020 .
  3. imfernsehen GmbH & Co KG: Tutti Frutti (D) Staffel 3 Episodenguide. Abgerufen am 3. April 2020 .
  4. Was macht eigentlich...Monique Sluyter in Stern vom 9. Dezember 2003
  5. Kandidaten. In: TUTTI FRUTTI & COLPO GROSSO. 2. Dezember 2012, abgerufen am 3. April 2020 (deutsch).
  6. Christoph Velten, Gregor Tholl: Hubert vom Venn bei ?Tutti Frutti“: Knappe Fruchtchen und ein Autor. Abgerufen am 3. April 2020 .
  7. a b Hans Hoff : Wer "Tutti Frutti" anschaut, mochte sich in einer Tour schamen , Suddeutsche Zeitung , 30. Dezember 2016, abgerufen am 30. Dezember 2016.
  8. Christian Pundt: Konflikte um die Selbstbeschreibung der Gesellschaft: Der Diskurs uber Privatheit im Fernsehen. In: Ralph Weiß, Jo Groebel: Privatheit im offentlichen Raum: Medienhandeln zwischen Individualisierung und Entgrenzung . VS Verlag, Wiesbaden 2002. S. 272?273.
  9. RTL NITRO on Twitter . In: Twitter . ( twitter.com [abgerufen am 14. Oktober 2016]).
  10. Werben & Verkaufen: W&V: "Tutti Frutti" kommt zuruck ins TV. In: www.wuv.de. Abgerufen am 14. Oktober 2016 .