Taiji
(andere Schreibweisen:
Tai Chi
,
chinesisch
太極
/
太?
,
Pinyin
Taiji
,
W.-G.
T'ai chi
? ?Das sehr große Außerste, die großen Gegensatze, sinngemaß: Ursprung des Kosmos“) bezeichnet das hochste Prinzip des Kosmos. Der Terminus findet sich im
Daoismus
und auch im
Konfuzianismus
.
Eine allgemeine Definition ist schwierig, da der Begriff sehr unterschiedlich verwendet wird und in sich fließend ist. Das Zeichen
太
(
tai
) bedeutet ?sehr“, ?hochst“, ?außerst“, ?der/die/das Großt(e)“, ?der/die/das Hochst(e)“, das Maximum. Das Zeichen
極
/
?
(
ji
) bedeutet ursprunglich den
?Firstbalken“
eines Satteldaches, hat spater die Bedeutung von ?hochste Position“, ?allerhochste Stelle“, ?die Spitze“, ?der Pol“, ?der/die/das Außerst(e)“ bekommen. Daraus entwickelte sich die Bedeutung des Hauptpunktes, der Achse, des Zentrums. In den klassischen Schriften Chinas wird auch der Polarstern ? gleichsam als
Dreh- und Angelpunkt
des Himmels ? als Taiji bezeichnet.
In der daoistischen Tradition bezeichnet das Taiji vor allem die Einheit der komplementaren Polaritaten, ganzheitlich betrachtet also der sich erganzenden Gegensatze des
Yin und Yang
. Das Zeichen
Y?n
(
陰
/
?
, veraltet
?
) bezeichnete ursprunglich die im Schatten liegende Seite eines Hugels. Das Zeichen
Yang
(
陽
/
?
, veraltet
?
) hingegen bezeichnete ursprunglich die der Sonne zugewandte, helle sonnige Seite. Im
etymologischen
Aufbau des Schriftzeichens hat das
Radikal
?, also 阜
, der beiden Zeichen
Y?n
陰
/
?
und
Yang
陽
/
?
die Bedeutung eines Hugels.
Y?n
und
Yang
vereinigen sich am Gipfel (
極
/
?
), eben am Taiji. Damit druckt das Taiji aus, dass alle Dinge in der Welt der Erscheinungen letztendlich in Harmonie stehen und dass auch scheinbare Gegensatze (z. B. Licht und Schatten) aus demselben Urgrund hervorgehen. Nach daoistischer Lehre ist das Taiji aus dem
Wuji
, dem Nicht-Sein, der Leere, entstanden. Aus dem Taiji hingegen geht die gesamte Welt der Erscheinungen hervor (
Wanwu
,
萬物
/
万物
? ?wortl. zehntausend Dinge, korrekt: unzahlige Dinge“). Taiji ist damit die Kraft, die die beiden Pole hervorbringt. Im Kapitel 42 des
Daodej?ng
von
L?o Z?
heißt es hierzu: ?
Dao
erzeugt Eins, Eins erzeugt Zwei, Zwei erzeugt Drei, Drei erzeugt alle Dinge.“ 【
道生一
。
一生二
。
二生三
。
三生萬物
/
道生一
,
一生二
,
二生三
,
三生万物
。】.
Im Konfuzianismus wird das Konzept des Taiji vor allem durch den
neo-konfuzianischen
Philosophen
Zh? X?
(1130?1200) eingebunden. Kern seiner Lehre ist, dass alle Dinge
L?
(
理
? ?im philosophischen Kontext etwa Grund, Vernunft, Prinzip, Logik“) besitzen. Das
L?
ist unveranderlich, immateriell und den Dingen inharent. Betrachtet man das Universum als Ganzes, so ist dessen L? eben das Taiji, also das ordnende Urprinzip des Universums. ?Das Taiji ist einfach das hochste von allem, jenseits dessen nichts sein kann.“ (
Zh? X?
)
Haufig wird mit dem Begriff auch nur die symbolische Darstellung des Taiji bezeichnet, die eigentlich
Taijitu
(
太極圖
/
太??
, ?) heißt. Diese allgemein bekannte graphische Darstellung des Taiji, dann oft auch als
Monade
bezeichnet, geht vermutlich auf Lai Zh?de (
來知德
/
?知德
; 1525?1604), auch als Lai Q?tang (
來瞿唐
/
?瞿唐
) bekannt, zuruck.
Die Grundidee, alle Dinge so zu denken, als bestunde im Hintergrund eine hohere Harmonie, hat die gesamte ostasiatische Kultur auf das Tiefste beeinflusst. Das Einswerden mit dieser Harmonie des Taiji beherrscht nicht nur die
Spiritualitat
, sondern wirkt sich auf Wohnen und
Stadteplanung
(mittels der
F?ngshu?-Lehre
),
Gartenbau
, Gesellschaftsordnung,
Medizin
und viele andere Bereiche bis in die heutige Zeit aus.
Im Westen wird der Begriff zuweilen falschlicherweise als Kurzform fur die Kampfkunst
Taijiquan
(
太極拳
/
太?拳
) verwendet. Auch dieses Ubungssystem basiert auf diesem Einswerden mit der Harmonie des Taiji. Als Kampfkunst bedient es sich dieser Erkenntnisse. Als
Formubung
ist es der bewegungsmeditative Ansatz mit der Moglichkeit, diese Harmonie zu erreichen.
- Ellen M. Chen:
The Tao Te Ching. A New Translation and Commentary.
Paragon House, New York NY 1989,
ISBN 1-55778-083-8
(
A new ERA book
, englisch).
- Yu Youhua, Lin Qian, Kulturministerium der VR China (Hrsg.):
Traditional Chinese Medicine in Chinese Culture
. CAV Production Co., Peking 2008. (englisch)