Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter
TGV (Begriffsklarung)
aufgefuhrt.
TGV
[
te?e've
] (
Akronym
von
franzosisch
train a grande vitesse
‚
Hochgeschwindigkeitszug
‘
) ist die Bezeichnung fur verschiedene
Baureihen
von Zugen des Herstellers
Alstom
, die fur den
Hochgeschwindigkeitsverkehr
der franzosischen Staatsbahn
SNCF
eingesetzt werden. Die
Wortmarke
TGV
[1]
wurde von der SNCF bis 2017 auch als
Zuggattung
gebraucht. Um die Zuge und den Service zu unterscheiden, werden Verbindungen mit dem TGV seither unter der Marke
≪inOui≫
‚unerhort‘
, ?beispiellos‘, vermarktet; daneben werden Leistungen mit TGV-Zugen durch die SNCF unter der niederpreisigen Marke
Ouigo
angeboten.
Verschiedene Baureihen des TGV und Geschwisterzuge von
Thalys
und
Eurostar International
verkehren in Frankreich und dessen Nachbarlandern sowie den Niederlanden und Großbritannien. Auf dem TGV basierende Zuge verkehren in
Sudkorea
(
KTX
) und
Spanien
(Renfe-Baureihe 100, siehe unten).
TGV-Zuge stellten mehrmals
Geschwindigkeitsweltrekorde
auf. Die Hochstgeschwindigkeit im Regelbetrieb betragt, je nach Strecke und Baureihe, bis zu 320?km/h. Geschwindigkeiten dieser Großenordnung lassen sich in aller Regel nur auf eigens dafur errichteten
Schnellfahrstrecken
erreichen. Die Gesamtlange dieser
lignes a grande vitesse (LGV)
betragt rund 2734 Kilometer. Die erste wurde 1981
zwischen Paris und Lyon
eroffnet und erwies sich umgehend als großer kommerzieller Erfolg. Zwischen den angebundenen Stadten haben die Reisen per TGV aufgrund der Zeitersparnis die Flugreisen weitgehend verdrangt.
Jahr
|
Passagiere
[2]
[3]
[4]
(in Mio.)
|
1981
|
1,26
|
1982
|
6,08
|
1983
|
9,20
|
1984
|
13,77
|
1985
|
15,38
|
1986
|
15,57
|
1987
|
16,97
|
1988
|
18,10
|
1989
|
19,16
|
1990
|
29,93
|
1991
|
37,00
|
1992
|
39,30
|
1993
|
40,12
|
1994 *
|
43,91
|
1995
|
46,59
|
1996
|
55,73
|
1997 **
|
62,60
|
1998
|
71,00
|
1999
|
74,00
|
2000
|
79,70
|
2001
|
83,50
|
2002
|
87,90
|
2003
|
86,70
|
2004
|
90,80
|
2005
|
94,00
|
2007
|
100,00
|
2013
|
125,00
|
2016
|
100,00
|
2017
|
110,00
|
(* ab 1994 einschließlich Eurostar;
** ab 1997 einschließlich Thalys)
|
Schon fruh galt Frankreich als das Land der schnellen Zuge schlechthin.
[5]
1955 stellte die
SNCF
anlasslich von Versuchsfahrten in Sudwestfrankreich den
Geschwindigkeits-Weltrekord von 331?km/h
fur Schienenfahrzeuge auf. Ab 1967 wurde im kommerziellen Betrieb die Hochstgeschwindigkeit von 200?km/h eingefuhrt, zunachst zwischen Paris und Toulouse (
?Le Capitole“
) und wenig spater auch zwischen Paris und Bordeaux (?L’Aquitaine“ und ?L’Etendard“). Auf letzterer Verbindung wurden
Reisegeschwindigkeiten
bis 145?km/h erreicht, was fur konventionelle Strecken wiederum Weltrekord bedeutete. Eine weitere Erhohung der Hochstgeschwindigkeit auf 220?km/h wurde fur die Schnellfahrabschnitte der Strecke nach Toulouse ins Auge gefasst. Damit schienen die mit konventionellen Zugen und Strecken gegebenen Moglichkeiten ausgeschopft.
Ab Ende der 1950er-Jahre konkretisierte sich, neben anderen technischen Prestigeprojekten, die Entwicklung verschiedener Schnellverkehrssysteme auf der Basis neuer, zumeist beruhrungsfreier Fortbewegungstechniken. In Frankreich stand dabei bis 1974 die
Luftkissenbahn
Aerotrain
im Vordergrund. Parallel dazu befasste sich die staatliche Bahngesellschaft SNCF mit der Konzeption eines Schnellverkehrs auf konventionellen Stahlschienen, aber mit teilweise neu zu erstellenden Strecken und neuartigen Fahrzeugen.
Dabei war ursprunglich vorgesehen, dass diese ?TGV“-Zuge ? damals stand die Abkurzung fur
tres grande vitesse
‚sehr hohe Geschwindigkeit‘
, bzw.
turbine grande vitesse
‚Hochgeschwindigkeitsturbine‘
? mit
Gasturbinen
ausgerustet werden sollten. Grund dafur war einerseits, dass die Strecke so kostengunstig wie moglich konzipiert werden sollte, und andererseits, dass die Machbarkeit einer zuverlassigen Energiezufuhr uber die
Fahrleitung
und
Stromabnehmern
bei Geschwindigkeiten von uber 200?km/h damals nicht gesichert war. Gasturbinen versprachen bei relativ geringer Große ein gunstiges
Leistungsgewicht
und die Aufrechterhaltung einer großen Leistung uber einen langeren Zeitraum hinweg. Die Technologie wurde im Versuchsfahrzeug TGS (
Turbine a Gaz Speciale
) zur Einsatzreife entwickelt und in den Triebzugbaureihen
ETG
(
Element a Turbine a Gaz
) und
RTG
(
Rame a Turbine a Gaz
) den Belastungen des Alltagsbetriebs ausgesetzt. Ahnlich wie etwa die franzosische
Nukleartechnik
, das
Gezeitenkraftwerk von Saint-Malo
, die
Concorde
oder das Passagierschiff
?France“
wurde auch der Gasturbinentechnik eine hohe symbolische Bedeutung als Aushangeschild franzosischer Ingenieurskunst beigemessen.
Der ab 1972 getestete erste TGV-Prototyp
TGV 001
war als Gasturbinenzug konzipiert.
[6]
Das außere Erscheinungsbild (einschließlich der markanten Zugnase) wurde, wie auch die Inneneinrichtung, vom Designer
Jacques Cooper
entworfen. Die SNCF testete mit diesem Zug in 5227 Versuchsfahrten die neuen
Bremsen
, die notig waren, um die hohe
kinetische Energie
im Hochgeschwindigkeitsbereich abbauen zu konnen, aber auch Aspekte des Luftwiderstandes und des Signalsystems. Weiterhin wurde deutlich, dass sich mit (zwischen zwei Wagen platzierten)
Jakobs-Drehgestellen
eine bessere Laufruhe ergibt als mit klassischen
Drehgestellen
an den beiden Wagenenden.
Bedingt durch die
Olkrise
von 1973 erschien der Gasturbinenantrieb allerdings nicht mehr als zukunftstrachtige Losung, zumal die elektrische Traktion durch den Bau zahlreicher
Kernkraftwerke
ihrerseits billiger geworden war. Relativ kurzfristig wurde 1974 das elektrische Versuchsfahrzeug
Zebulon
hergerichtet, mit dessen Hilfe eine befriedigende Losung des Stromabnahmeproblems erarbeitet werden konnte.
1974 gab Prasident
Georges Pompidou
grunes Licht fur die Umsetzung des TGV-Konzepts, und Premierminister
Pierre Messmer
verfugte die Bereitstellung der notigen Geldmittel fur den Bau einer ersten TGV-Strecke zwischen Paris und Lyon, die die Bezeichnung LN1 ?
Ligne Nouvelle 1
(neue Linie 1) erhielt (heute heißt sie
LGV Sud-Est
). Bereits im Dezember 1976 begann bei
Ecuisses
im
Departement Saone-et-Loire
der Bau dieser nur fur die TGV entworfenen Hochgeschwindigkeitsstrecke. 1978 konnten die ersten zwei Vorserienzuge in Dienst gestellt und getestet werden.
[6]
Nach weiteren Modifikationen wurde die erste Serieneinheit am 25. April 1980 ausgeliefert.
Am 22. September 1981 weihte Staatsprasident
Francois Mitterrand
das erste Teilstuck der neuen Strecke ein, mit dem Fahrplanwechsel vom 27. Februar 1982 wurde sodann der kommerzielle Betrieb aufgenommen. Der ursprungliche Kundenbereich war im Geschaftsreiseverkehr vermutet worden. Der TGV etablierte sich aber bald auch bei einem breiteren Publikum.
Im ersten Betriebsjahr gab es an Werktagen dreizehn Verbindungen im Stundentakt, an Sonntagen acht. Nach der vollstandigen Eroffnung der Strecke konnte die
Fahrzeit
zwischen Paris und Lyon auf 2 Stunden reduziert werden. Damit waren die TGV fast doppelt so schnell wie der schnellste bisher verkehrende lokbespannte Zug, der beruhmte
TEE Mistral
, der 3 Stunden und 55 Minuten benotigte. Einen großen Anteil an dieser Fahrzeitverkurzung hatte auch die Reduzierung der Streckenlange zwischen Paris und Lyon von 512 auf 429 Kilometer. Mit der Verkurzung der Reisezeiten stiegen auch die Fahrgastzahlen, diese Tendenz hat sich bis heute fortgesetzt. In den ersten funf Betriebsjahren wurden 60 Millionen Passagiere zwischen 37 Stadten befordert, bei einem durchschnittlichen Marktanteil auf den entsprechenden Relationen von 57?Prozent.
[8]
Beflugelt durch den großen Erfolg der ersten Schnellfahrstrecke und die Aufbruchstimmung der beginnenden Ara
Mitterrand
, beschloss man in kurzer Zeit die Realisierung weiterer Projekte, die zwischen 1989 und 1994 in Betrieb genommen wurden:
Spater folgten in etwas großeren Zeitabstanden die
LGV Mediterranee
bis
Marseille
im Jahr 2001 und die
LGV Est europeenne
Richtung
Straßburg
im Jahr 2007. Auf den Relationen Paris?Marseille und Paris?London kommt der TGV auf einen Marktanteil von rund 70 Prozent.
[9]
Mit der Inbetriebnahme der
LGV Bretagne-Pays de la Loire
und
LGV Sud Europe Atlantique
im Jahr 2017 konnten die Fahrzeiten entlang der Atlantikkuste weiter verkurzt und das Angebot weiter ausgebaut werden.
Im Februar 1990 rief Bombardier das Projekt
TGV Canada
ins Leben. Aufbauend auf Ergebnissen einer Vorstudie sollte ein Einsatz des TGV in Kanada, zwischen
Quebec City
und
Windsor
, aufgezeigt werden. Auf einer zweigleisigen Hochgeschwindigkeitsstrecke sollten dabei wenigstens 300?km/h erreicht werden. Laut Herstellerangaben wurden TGV-Projekte zu dieser Zeit unter anderem auch in Australien (Melbourne?Sydney), der UdSSR (Moskau?Leningrad), Brasilien (Rio de Janeiro?Sao Paulo) und den Vereinigten Staaten (Dallas?Houston?San Antonio) erwogen.
[10]
Versuche von GEC-Alsthom und Siemens in der zweiten Halfte der 1990er-Jahre, Mischungen von ICE- und TGV-Komponenten im Rahmen des
Joint Ventures
Eurotrain
in Taiwan und der Volksrepublik China zu vermarkten, scheiterten.
Ab 28. Mai 2000 verkehrten erstmals TGV-Zuge planmaßig auf nicht elektrifizierten Strecken. Zwei Zugpaare verkehrten taglich auf der 112 Kilometer langen Strecke von
Nantes
nach
Les Sables-d’Olonne
. Auf diesem Abschnitt wurden den Triebzugen Diesellokomotiven vorgespannt.
[11]
Wegen hoher Betriebskosten wurde der Verkehr im Dezember 2004 eingestellt.
[12]
Im September 2003 feierten die SNCF den milliardsten Passagier auf dem TGV-, Thalys- und Eurostar-Netz.
[13]
Ab Anfang 2004 wurde unter der Bezeichnung
Clic TGV
mit 15 Triebzugen ein
Internetzugang
zwischen Paris, Bordeaux und
Pau
erprobt.
[14]
Das Streckennetz des TGV umfasst rund 7000 Kilometer. Davon sind 2734 Kilometer Neubaustrecken fur hohe Geschwindigkeiten (Stand: September 2022). Langfristige Plane bestehen fur weitere 1725?km.
[15]
Die franzosische Staatsbahn
SNCF
setzt die TGV im regularen Hochgeschwindigkeitsverkehr auf zwolf inlandischen
Lignes a grande vitesse (LGV)
.
Die zuerst errichtete TGV-Strecke ist die
LGV Sud-Est
, die
Paris
mit
Lyon
verbindet. Die 409 Kilometer lange Strecke beginnt in
Combs-la-Ville
und endet bei
Sathonay-Camp
. Die Eroffnung fand auf voller Lange am 25.?September 1983 statt. Bereits am 22.?September 1981 war das 273 Kilometer lange sudliche Teilstuck von
Saint-Florentin
nach Sathonay-Camp eingeweiht worden. Abgesehen von der Hauptmagistrale
Paris-Lyon-Mittelmeer
schafft diese Linie auch Verbindungen nach
Dijon
?
Dole
(und weiter nach
Besancon
, nach
Bern
und nach
Lausanne
(?
Brig
)), nach
Genf
, nach
Annecy
, nach
Chambery
?
Mont Cenis
?
Mailand
, nach
Grenoble
und nach
Saint-Etienne
.
Die Eroffnung der
LGV Atlantique
, die Paris mit dem Westen des Landes verbindet, erfolgte am 24.?September 1989. An diesem Tag gingen die 124 Kilometer lange Stammstrecke zwischen dem
Bahnhof Paris-Montparnasse
und
Courtalain
sowie die 53 Kilometer lange westliche Zweigstrecke zwischen Courtalain und
Connerre
bei
Le Mans
in Betrieb. Am 30.?September 1990 folgte der 102 Kilometer lange sudliche Seitenast von Courtalain nach
Monts
bei
Tours
.
Die 333 Kilometer lange
LGV Nord
fuhrt von Paris uber
Lille
zum Portal des
Eurotunnels
bei
Calais
und stellt die Verbindung nach
Brussel
und
London
her. Das sudliche Teilstuck zwischen
Arnouville
und
Arras
wurde am 23.?Mai 1993 eroffnet, das nordliche Teilstuck am 26.?September desselben Jahres. Am 14. Dezember 1997 ging dann auch der kurze Abschnitt bis zur belgischen Grenze zusammen mit der
HSL 1
in Betrieb.
Lediglich 57 Kilometer lang ist die am 29.?Mai 1994 eroffnete
LGV Interconnexion Est
. Sie umfahrt den Ballungsraum von Paris im Osten, verbindet die LGV Nord mit der LGV Sud-Est und ermoglicht so umsteigefreie Verbindungen. Die Strecke beginnt in
Vemars
, erschließt den
Flughafen Charles de Gaulle
und das
Disneyland Paris
und endet bei
Coubert
. Uber bestehende Strecken wird uberdies ein Anschluss an die
LGV Atlantique
beim
Bahnhof Massy TGV
ermoglicht.
Bei der
LGV Rhone-Alpes
handelt es sich um die Fortsetzung der LGV Sud-Est, die den Ballungsraum von Lyon ostlich umfahrt. Die 115 Kilometer lange Strecke beginnt in
Montanay
, erschließt den
Flughafen Lyon Saint-Exupery
und endet bei
Valence
. Am 13.?Dezember 1992 wurde das erste Teilstuck von Montanay nach
Saint-Quentin-Fallavier
eroffnet, am 3. Juli 1994 folgte die restliche Strecke.
Sudlich von Valence folgt direkt auf die LGV Rhone-Alpes die
LGV Mediterranee
. Die am 1.?Juni 2001 in Betrieb gegangene Linie ist 250 Kilometer lang. Sie beginnt bei
Saint-Marcel-les-Valence
und fuhrt zu einem Verzweigungsdreieck westlich von
Avignon
. Der westliche Abzweig endet bei
Redessan
in der Nahe von
Nimes
, der sudliche Abzweig in den Außenbezirken von
Marseille
.
Die 450 Kilometer lange
LGV Est europeenne
verbindet seit ihrer Eroffnung im Juni 2007 Paris mit dem Osten Frankreichs. Damals ging der 300 Kilometer lange Abschnitt von
Vaires-sur-Marne
bis
Baudrecourt
in Betrieb, wahrend die bauliche Erweiterung der Neubaustrecke bis
Straßburg
2010 begonnen und im Juli 2016 eroffnet wurde.
[16]
Weitere TGV-Zuge bedienen
Sedan
in der
Champagne
und
Saint-Die
in den
Vogesen
.
Mit der
LGV Perpignan?Figueres
ging im Dezember 2010 die grenzuberschreitende Neubaustrecke von
Le Soler
(bei
Perpignan
) bis zur nordostkatalanischen Stadt
Figueres
in Betrieb. Von den insgesamt 44,4 km, befinden sich 24,6 km auf franzosischem Boden. Sie stellt die Verknupfung des
normalspurigen
Hochgeschwindigkeitsnetzes Spaniens mit dem normalspurigen Schienennetz Zentraleuropas dar und wird deshalb auch vom Guterverkehr befahren.
Die
LGV Rhin-Rhone
ist die erste LGV uberhaupt, die nicht auf Paris ausgerichtet ist. Es ist eine Diagonalverbindung zwischen Ost- und Sudfrankreich, der erste Abschnitt des Ostastes ging im Dezember 2011 in Betrieb. Die Bauarbeiten an der 140 Kilometer langen Strecke zwischen Villers-les-Pots (bei
Dijon
) und
Petit-Croix
(bei
Belfort
) dauerten von Juli 2006 bis zum 8.?September 2011. Dies verkurzt die Fahrzeiten zwischen Paris und dem Elsass oder der Schweiz.
Als Fortsetzung der
LGV Atlantique
wurden zwei Strecken am 2. Juli 2017 eroffnet:
LGV Bretagne-Pays de la Loire
und die
LGV Sud Europe Atlantique
.
Die
LGV Bretagne-Pays de la Loire
zwischen Connerre (bei
Le Mans
) und
Cesson-Sevigne
(bei
Rennes
) stellt die Verlangerung nach Westen in die
Bretagne
dar. Sie weist eine Streckenlange von 182 km auf und verkurzt die Reisezeiten in die Bretagne um bis zu 40 Minuten und in den sudlichen Teil der
Pays de la Loire
(
Angers
,
Nantes
) um bis zu 15 Minuten. In diesem Zusammenhang wurde vorgeschlagen, die
Altbaustrecke
von Rennes nach
Brest
und
Quimper
auf eine Hochstgeschwindigkeit von 220?km/h zu ertuchtigen, wodurch in Kombination mit dem Einsatz von Neigetechnikzugen die Fahrzeit zwischen Paris und den zwei genannten Stadten an der Atlantikkuste auf drei Stunden verkurzt werden konnte.
[17]
Eine Besonderheit ist die Nutzung der Neubaustrecke durch
Regionalzuge
des Typs
Z 21500
zwischen Nantes und Rennes mit bis zu 200 km/h.
Die
LGV Sud Europe Atlantique
zwischen
Saint-Avertin
(bei
Tours
) und
Ambares
(bei
Bordeaux
) stellt die Verlangerung nach Suden in die
Nouvelle-Aquitaine
dar. Die 302 km lange Strecke erschliesst die Stadte
Poitiers
und
Angouleme
direkt uber Anschlussstrecken und verkurzt somit die Reisezeit von Paris nach Bordeaux auf ca. 2 Stunden. Auch die weiteren Ziele an der Atlantikkuste profitieren von den Fahrzeitverkurzungen.
Das
Contournement de Nimes et Montpellier
zwischen
Manduel
, ostlich von
Nimes
und
Lattes
, sudlich von
Montpellier
, stellt die westliche Verlangerung der
LGV Mediterranee
dar. Die 57 km lange Strecke wurde fur den Mischverkehr (Guter- und Personenverkehr) ausgelegt und wird von den TGV's vorerst mit 220 km/h befahren. Zu einem spateren Zeitpunkt soll die zulassige Hochstgeschwindigkeit auf 300 km/h erhoht werden, die Trassierung ist hierauf bereits ausgelegt. Seit dem 10. Dezember 2017 ist sie fur Guterzuge freigegeben, die Personenzuge nutzen diese seit dem 7. Juli 2018.
Im benachbarten Ausland gingen mehrere Schnellfahrstrecken in Betrieb, auf denen TGV-Zuge und die der Gesellschaften
Eurostar
und
Thalys
verkehren. Damit entstand ein internationales Schnellverkehrsnetz zwischen Marseille und Paris sowie weiter uber Lille nach London/Brussel?Koln, wie es bereits Anfang der 1970er-Jahre ? damals unter der Bezeichnung
Europolitain
? angedacht worden war.
[18]
Die
Eurostar
-Zuge verbinden seit 1994 das europaische Festland mit der britischen Hauptstadt
London
. Als erste Schnellfahrstrecke Großbritanniens ist ein 74 Kilometer langer Abschnitt von
High Speed 1
seit September 2003 in Betrieb. Dieser beginnt beim Portal des
Eurotunnels
in der Nahe von
Folkestone
und fuhrt zur Verzweigung
Fawkham Junction
in der Nahe von
Gravesend
. Die zweite Etappe zum Londoner
Bahnhof St Pancras
ist 34 Kilometer lang und wurde am 14. November 2007 eroffnet. Die Reisezeit zwischen Paris und London verkurzte sich auf 2 Stunden 15 Minuten, von London nach Brussel auf 1 Stunde 51 Minuten.
Der belgische Teil der Verbindung Paris?
Brussel
tragt die Bezeichnung
HSL 1
. Sie schließt an der franzosischen Grenze sudlich von
Lille
(bei
Wannehain
) an die LGV Nord an und endet sudwestlich der EU-Metropole in
Halle
. Die 71 Kilometer lange Strecke wurde am 14. Dezember 1997 eroffnet, gleichzeitig wie der 13 km lange Abschnitt in Frankreich.
Eurostar: Belgien, Niederlande und Deutschland (vormals Thalys)
[
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Als
Fortsetzung Richtung Deutschland
wurden die Neubauprojekte
HSL 2
und
HSL 3
entworfen. Die 63 Kilometer lange HSL 2
Lowen
?
Bierset
wurde 2004 eroffnet. Zwischen Brussel und Lowen verkehren die Zuge uber die
Neubaustrecke 36/36N
. Ostlich von Luttich wurde die bestehende
Bahnstrecke Luttich?Aachen
in den Endabschnitten (14 Kilometer)
ausgebaut
und im 42 Kilometer langen Mittelabschnitt durch die 2007 baulich fertiggestellte HSL?3 abgelost. Da letztere ausschließlich mit der Zugbeeinflussung
(Level?2)
ausgestattet wurde, verzogerte sich deren Inbetriebnahme bis ins Jahr 2009.
Vor
Aachen
wurde der
Buschtunnel
um eine zweite, eingleisige Tunnelrohre erweitert. Nach deren Inbetriebnahme sanierte man den alten, noch aus der Mitte des 19.?Jahrhunderts stammenden Tunnel. Der ursprunglich zweigleisige Tunnel wurde nach abgeschlossener Sanierung nur noch eingleisig wieder in Betrieb genommen. Die Strecke zwischen
Aachen und Koln
wurde zu einem großeren Teil ausgebaut, im Aachener Raum ist der Ausbau (Stand:2022) allerdings noch nicht abgeschlossen. Eingesetzt werden
Thalys
-Zuge bis nach
Dortmund
sowie die deutschen
ICE?3
uber die
Schnellfahrstrecke Koln?Rhein/Main
bis nach
Frankfurt am Main
.
Nach Antwerpen und Amsterdam wurde die Strecke uber
HSL 4
in Belgien und
HSL Zuid
in den Niederlanden fortgefuhrt und ist seit September 2009 in Betrieb.
Seit dem 9. Juni 2007 verkehrt der TGV auf der
transeuropaischen
Schienenschnellverbindung
Paris?Ostfrankreich?Sudwestdeutschland (POS)
zwischen Paris und Luxemburg via
Metz
mit einer Hochstgeschwindigkeit von 320?km/h. Am nachfolgenden Tag wurde die Strecke Paris?
Stuttgart
uber
Straßburg
und
Karlsruhe
eingeweiht. Die Reisezeit zwischen Stuttgart und Paris verkurzte sich dadurch auf 3 Stunden und 39 Minuten. Ab dem 9.?Dezember 2007 wurde die Verbindung von Stuttgart einmal taglich uber
Ulm
und
Augsburg
nach
Munchen
verlangert. Seit dem 24.?November 2010 wurde an der zweiten Phase der
LGV Est europeenne
zwischen
Baudrecourt
und
Vendenheim
bei Straßburg gebaut.
[19]
Die Strecke ging am 3.?Juli 2016 in Betrieb.
Auf der Strecke Paris?Saarbrucken?Frankfurt am Main verkehren je Richtung zweimal taglich TGV-Zuge neben mehreren ICE-Zugen. Seit Marz 2012 verkehrt einmal am Tag ein durchgehender TGV von Frankfurt am Main nach Marseille und in die Gegenrichtung uber die
LGV Rhin-Rhone
,
LGV Rhone-Alpes
und
LGV Mediteranee
.
Vom 26. August 2013 bis zum 8. Dezember 2018 verkehrte ein TGV-Zugpaar von
Freiburg im Breisgau
uber
Mulhouse
(
Mulhausen
),
Belfort TGV
,
Besancon TGV
und
Dijon
zum
Pariser Gare de Lyon
in etwa 3 Stunden und 40 Minuten.
[20]
Hierbei verkehrte dieser auf der
LGV Rhin-Rhone
und der
LGV Sud-Est
. Seit dem 9. Dezember 2018 wird stattdessen eine Routenfuhrung uber
Ringsheim/Europa-Park
,
Lahr
,
Offenburg
und
Strasbourg
(
LGV Est europeenne
) zum
Gare de l’Est
gewahlt. Diese Verbindung ist circa 30 Minuten schneller. Die TGV-Verbindung zwischen Freiburg und Frankreich wird allein durch die SNCF, und nicht in Kooperation mit
DB Fernverkehr
, betrieben.
[21]
Vom 10.?Juni 2007 an wurde die Strecke Paris?Basel?Zurich via Straßburg bedient. Die Reisezeit von Basel und Zurich nach Paris verkurzte sich auf 3 beziehungsweise 4 Stunden 34 Minuten. Mit der Inbetriebnahme der
LGV Rhin-Rhone
im Dezember 2011 verkehren die Zuge aus Basel und Zurich uber letztere und verkurzte die Fahrzeiten nochmals: in drei Stunden ab Basel und in vier Stunden ab Zurich. Seitdem benutzen samtliche Zuge aus der Schweiz in Paris den
Gare de Lyon
.
Samtliche Verbindungen in die Schweiz werden inzwischen von
TGV Lyria
, einer gemeinsamen Tochtergesellschaft der SNCF und der
SBB
, angeboten.
Mit der Inbetriebnahme der
LGV Perpignan?Figueres
am 19. Dezember 2010 verkehren
TGV-Duplex-Einheiten
nach Figueres-Vilafant in Spanien. Bis zur Inbetriebnahme der
Schnellfahrstrecke zwischen Figueres-Vilafant und Barcelona
mussten Reisende nach Barcelona hier in Zuge der
Renfe
umsteigen, die als
Enlace internacional
auf der breitspurigen Bestandsstrecke ohne Unterwegshalt verkehrten. Seitdem ist ein durchgehend regelspuriger Hochgeschwindigkeitsverkehr auf der Achse Paris?Barcelona?Madrid moglich geworden.
Daraufhin wurde das grenzuberschreitende spanisch-franzosische Hochgeschwindigkeitsnetz zum Fahrplanwechsel am 15.?Dezember 2013 neu geordnet. Seitdem war
Elipsos
, ein Gemeinschaftsunternehmen von Renfe und SNCF, fur diese Verbindungen verantwortlich. Die Zuge verkehrten unter dem Namen
Renfe-SNCF en cooperacion / en cooperation
.
Die Verbindung zwischen Paris und Barcelona wird dreimal am Tag mit
TGV-Duplex-Zugen
bedient, fur die anderen Linien dieses Netzes wurden Renfe-Triebzuge der Reihe
100
, die von der Bauart ≫TGV Atlantique≪ abgeleitet wurden und deshalb am einfachsten auf den Betrieb in Frankreich anzupassen waren, eingesetzt.
Per Dezember 2022 wurde die Kooperation aufgelost. Seitdem betreibt die SNCF nunmehr eigene Zuge von und nach Paris (
Gare de Lyon
) in Spanien eigenwirtschaftlich; die Renfe nahm 2023 eine Verbindung nach Lyon auf.
Das Streckennetz an Hochgeschwindigkeitsstrecken in Frankreich soll in den nachsten Jahrzehnten weiter ausgebaut werden.
Als Fortsetzung der LGV Sud Europe Atlantique sudostlich von Bordeaux einerseits sowie als Verbindung zwischen der Atlantikkuste und
Nizza
andererseits ist die
LGV Bordeaux?Toulouse
geplant. Die schatzungsweise vier Milliarden Euro teure Strecke soll fruhestens 2030 eroffnet werden. Ursprunglich sollte sie als erste Strecke mit bis zu 360?km/h befahren werden, wodurch sich die Fahrzeit zwischen Paris und
Toulouse
auf 3 Stunden und 7 Minuten verkurzt hatte.
[22]
Gemaß Planungsstand von 2021 wird die Hochstgeschwindigkeit auf 320 km/h festgelegt (die
Entwurfsgeschwindigkeit
liegt bei 350 km/h), womit 3 h 15 min als Fahrzeit erreicht werden.
[23]
Weiterhin ist die
LGV Bordeaux?Espagne
geplant, welche ca. 55 km sudlch von Bordeaux von der LGV Bordeaux?Toulouse abzweigen wird und die Verbindung ins
Baskenland
und nach
Vitoria
in Nordspanien herstellen wird.
[24]
Auf franzosischer Seite soll die Strecke von Bordeaux bis
Dax
um 2034 und von dort bis zur Grenze um 2040 eroffnet werden. In Spanien soll die Neubaustrecke
Baskisches?Y
zwischen Vitoria und
San Sebastian
2027 eroffnet werden.
[25]
Abzweigend von der LGV Sud Europe Atlantique wurde ab 2007 ferner die
LGV Poitiers-Limoges
von
Poitiers
nach
Limoges
projektiert. Dieses Projekt wurde jedoch im Sommer 2017 aufgegeben.
[26]
[27]
Als Luckenschluss zwischen dem
Contournement de Nimes et Montpellier
und der
LGV Perpignan?Figueres
soll die
Neubaustrecke Montpellier?Perpignan
entstehen. Hiermit wird ein durchgehendes Netz an Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Paris und Barcelona vorhanden sein, was die Fahrzeit Paris?Barcelona auf unter 6 Stunden verkurzen soll. Die 150 km Strecke soll auf 64 km als Mischverkehrsstrecke auf den Personen- und Guterverkehr ausgelegt werden. Der Bau sol in zwei Etappen erfolgen, das erste Teilstuck von Montpellier nach Beziers soll 2034 in Betrieb gehen, das zweite Teilstuck bis Perpignan ca. 2045.
Stark umstritten, vor allem bei Umweltschutzverbanden, war der Streckenverlauf einer geplanten
LGV PACA
, kurz fur
LGV Provence-Alpes-Cote d’Azur
. Sie sollte gemaß Uberlegungen aus den 1990er-Jahren von der
LGV Mediterranee
nach
Nizza
verlaufen und nach 2020 eroffnet werden. Die anvisierten Fahrzeiten zwischen
Marseille
und
Genua
lagen bei 3 Stunden 15 Minuten. 2013 wurde jedoch eine Variante gewahlt, die den Ausbau der bestehenden Strecke in zwei Stufen und die Erganzung durch Neubaustrecken auf Teilabschnitten vorsieht.
[28]
Die
LGV Rhin-Rhone
soll mit einem Ostast bis kurz vor Mulhouse verlangert werden, aktuell ist eine Inbetriebnahme 2033 vorgesehen.
[29]
Vorerst zuruckgestellt sind die Planungen fur den Sudast nach Lyon und den Westast zur LGV Sud-Est.
Auch fur den Verkehr nach London gibt es Planungen fur eine weitere Fahrzeitverkurzung mittels der
LGV Picardie
, einer Direktverbindung Paris?
Calais
uber
Amiens
, ohne Umweg uber
Lille
. Fur das 3,3 bis 4,4?Milliarden Euro teure Projekt, das die Fahrzeit zwischen Paris und London auf unter zwei Stunden drucken wurde, machen sich vor allem Lokalpolitiker aus Amiens stark, da ihre Stadt bisher nicht an das TGV-Netz angebunden ist.
Eine Planung von 1991 enthielt auch bereits die
LGV Normandie
, die von den Pariser Vororten nach
Mantes-la-Jolie
fuhren und sich dort in einen Zweig nach
Rouen
und einen nach
Evreux
aufteilen sollte. Aufgrund eines schlechten Kosten-Nutzen-Verhaltnisses wurde dieses Projekt zuruckgestellt. Den veranderten Planungen zufolge soll die Strecke nun von Paris uber Rouen hinaus nach
Le Havre
und
Caen
fuhren. Die Inbetriebnahme soll spatestens 2025 stattfinden.
Das aufwendigste TGV-Neubauprojekt ist zweifelsohne die
LGV Lyon?Turin
, deren Herzstuck der 54 Kilometer lange grenzuberschreitende
Mont-Cenis-Basistunnel
sein wird. Die Inbetriebnahme des Basistunnels soll 2032 erfolgen
[30]
, der Realisierungshorizont der 140 km Neubaustrecke von Lyon bis Saint-Jean-de-Maurienne ist noch unklar.
Zu den Hauptvorteilen der TGV gegenuber konkurrierenden Eisenbahntechnologien wie z.?B.
Magnetschwebebahnen
gehort die Moglichkeit, bereits bestehende Infrastruktur abseits der Schnellfahrstrecken zu nutzen. Dies erlaubt es den TGV-Zugen, bis zu den Endbahnhofen in den Stadtzentren zu verkehren. Es entfallt aber auch die Notwendigkeit, in dicht besiedelten Gebieten teure eigenstandige Trassen zu errichten, wodurch die Baukosten spurbar gesenkt werden konnen.
Fur die Erschließung mittelgroßer Stadte fiel die Wahl haufig auf den Bau von
Bahnhofen
, die einige Kilometer von den Stadtzentren entfernt direkt an den Schnellfahrstrecken liegen. Der Halt von TGV-Zugen an solchen Bahnhofen ist mit weitaus geringerem Zeitverlust verbunden, als wenn die Zuge zuerst auf die Altbaustrecken ausfadeln und zu den Bahnhofen im Stadtzentrum fahren mussten (die in manchen Fallen in Form eines
Kopfbahnhofs
angelegt sind).
In einigen Fallen wurden Bahnhofe auf halbem Weg zwischen zwei Stadten errichtet, die auf der Straße, aber nicht per Eisenbahn erreichbar sind. Ein Beispiel dafur ist der Bahnhof zwischen
Montceau-les-Mines
und
Le Creusot
an der LGV Sud-Est. Hochst umstritten ist bis heute der Bahnhof
Haute Picardie
an der LGV Nord zwischen
Amiens
und
Saint-Quentin
. Er wurde von Medien und lokalen Behorden kritisiert, da er zu weit von den Stadten entfernt ist, die er eigentlich erschließen sollte, und zu weit von anderen Bahnlinien liegt, die eine bessere Anbindung ermoglichen wurden. Der Bahnhof wird spottisch als
la gare des betteraves
‚Bahnhof der
Ruben
‘
, bezeichnet, da er von Rubenfeldern umgeben ist. Diese Bezeichnung wird mittlerweile als Synonym fur ahnliche im ?Niemandsland“ liegende TGV-Bahnhofe verwendet.
Wahrend die ersten dieser TGV-Bahnhofe reine Zweckbauten sind, gelten die neueren als architektonische Meisterwerke. Dazu gehoren insbesondere der Bahnhof
Lyon-Saint-Exupery TGV
am Flughafen von Lyon, der
Bahnhof Aeroport Charles-de-Gaulle 2 TGV
am gleichnamigen Pariser Flughafen Charles de Gaulle und der Bahnhof
Avignon TGV
, der in Fachkreisen aufgrund seines spektakularen 340 Meter langen Glasdachs als moderne Kathedrale bezeichnet wird.
Da bei den auf Hochgeschwindigkeitsstrecken gefahrenen Geschwindigkeiten eine zuverlassige Erkennung von Außensignalen durch das menschliche Auge nicht mehr garantiert werden kann, wurde eine Fuhrerstandssignalisierung mit der Bezeichnung
TVM
(
Transmission Voie-Machine
) eingefuhrt. Dabei werden Informationen wie Geschwindigkeit, Zielgeschwindigkeit oder Halt-/Fahrbefehle uber elektrische Impulse durch die Schienen zum Zug geleitet und auf Instrumenten im Fuhrerstand angezeigt.
Die Schnellfahrstrecke ist in
Blockabschnitte
(
repere
) von etwa 1500 Metern eingeteilt, die Grenzen werden durch blaue Schilder mit gelbem Dreieck (an Stelle der Blocksignale, vergleichbar mit den deutschen Blockkennzeichen) markiert. Dem Lokfuhrer werden ahnlich wie bei der deutschen
linienformigen Zugbeeinflussung
(LZB) die zulassige Geschwindigkeit im aktuellen Abschnitt und die Zielgeschwindigkeit am Beginn des nachsten Blockabschnittes angezeigt. Die Hochstgeschwindigkeit wird von Faktoren wie der Entfernung zu vorausfahrenden Zugen (mit stetig abnehmender Geschwindigkeit bei abnehmender Anzahl freier Blockabschnitte zum vorausfahrenden Zug), Abzweigungen, normalen Geschwindigkeitsbeschrankungen und der Entfernung bis zum Ende der LGV bestimmt. Da der Regelbremsweg der Zuge in der Regel langer als ein Blockabschnitt ist, werden die Lokfuhrer angewiesen, die Geschwindigkeit von Abschnitt zu Abschnitt stufenweise zu verringern.
Auf den TGV-Schnellfahrstrecken werden die zwei TVM-Versionen TVM-430 und TVM-300 eingesetzt. TVM-430, das neuere System, wurde erstmals auf der LGV Nord zum Kanaltunnel sowie nach Belgien eingefuhrt und beliefert die Zuge mit mehr Informationen als TVM-300. Unter anderem wurde die minimale Zugfolge von vier Minuten auf drei Minuten verringert.
[31]
Wie beim franzosischen Signalsystem seit jeher ublich gelten reine Blocksignale als
franchissable
, d.?h. Zuge durfen mit begrenzter Geschwindigkeit (30?km/h) in einen besetzten Blockabschnitt einfahren. Erst wenn die Geschwindigkeit eines solchen Zuges 35?km/h uberschreitet, wird eine Zwangsbremsung ausgelost. Signale, die in Haltstellung nicht uberfahren werden durfen, sind mit einem Schild mit dem Zeichen ?Nf“ (fur
non-franchissable
) gekennzeichnet. Bleibt ein solches Signal wegen einer Storung in Haltlage, so kann der Lokfuhrer beim
Poste d'Aiguillage et de Regulation
(PAR ? Signal- und Kontrollzentrum) die Erlaubnis zur Weiterfahrt einholen. Diese wird, vergleichbar mit dem deutschen
Ersatzsignal
durch ein weißes Licht erteilt. Anschließend bestatigt der Lokfuhrer die Genehmigung durch Knopfdruck und deaktiviert damit die Zwangsbremsung, die andernfalls beim Uberfahren des Signals ausgelost wurde.
Wenn TGV-Zuge LGV-Strecken von
lignes classiques
erreichen oder umgekehrt, werden die Bedienelemente der Zugbeeinflussungseinrichtungen im Fuhrerstand selbsttatig auf das jeweilige System umgestellt. Wenn ein TGV zum Beispiel die LGV verlasst und eine ligne classique erreicht, wird das TVM-System ausgeschaltet und das KVB-System (
Controle Vitesse par Balise
, Lichtsignal-Geschwindigkeitskontrolle) aktiviert.
Die ursprunglichen TGV wurden von der SNCF und dem Hersteller
Alstom
(vormals GEC-Alsthom, Alsthom Atlantique) kontinuierlich weiterentwickelt und verkehren heute international in verschiedenen Variationen. Allen Baureihen gemeinsam ist, dass die Zuge aus zwei
Triebkopfen
bestehen, zwischen denen der Wagenzug aus acht oder zehn fest gekuppelten Mittelwagen eingestellt ist. Die Triebkopfe sind
Elektrolokomotiven
in Sonderbauart und angepasster Kastenform. Dieses Prinzip wurde bei vielen Hochgeschwindigkeitszugen in anderen Landern ubernommen, beispielsweise bei den italienischen
ETR 500
und den deutschen ICE der
Baureihe 401
. Der Vorteil ist, dass die Traktionsausrustung auf nur wenige Fahrzeuge konzentriert ist, ein Nachteil, dass die Triebkopfe hohe Achslasten aufweisen. Um den
Oberbau
bei hohen Geschwindigkeiten nicht zu uberlasten, wurde die Achslast der Triebkopfe auf 18 Tonnen begrenzt.
Besonderes Merkmal sind die
Jakobs-Drehgestelle
, sie sind gewichtssparend, bewirken eine besondere Laufruhe und verringern die Wahrscheinlichkeit des Entgleisens. Ein Nachteil dieser Bauweise ist, dass die Zuge nur mit großem Aufwand getrennt werden konnen. Wahrend die Triebkopfe standardmaßig abgekuppelt und teilweise baureihenubergreifend gewechselt werden konnen, sind fur die Trennung von Mittelwageneinheiten spezielle Hebevorrichtungen in den Depots notwendig.
Die Triebkopfe verfugen an den außeren Enden uber selbsttatige
Scharfenbergkupplungen
, die den Einsatz in
Mehrfachtraktion
ermoglichen und ungenutzt durch Klappen abgedeckt werden. Triebkopfe und Mittelwagen sind durch
Schraubenkupplung
verbunden. Die TGV-Triebkopfe verfugen zur verschleißfreien Geschwindigkeitsverringerung uber elektrische
Widerstandsbremsen
. Auf
Nutzbremsen
wurde verzichtet; vorrangig deshalb, weil die Ruckspeisung im Gleichstrombetrieb ohnehin nur moglich ist, wenn sich im selben Speiseabschnitt Fahrzeuge befinden, die die Leistung aufnehmen konnen. Fur Ruckspeisung ins Landesnetz sind die Gleichrichterunterwerke nicht ausgerustet. Auf Bremswiderstande kann man aus diesem Grund ohnehin nicht verzichten. Im Gegensatz zum ICE verzichtete man beim TGV auch auf druckdichte
Wagenkasten
zur Vermeidung von plotzlichen Druckwechseln bei Tunneleinfahrten; die franzosischen Schnellfahrstrecken fuhren allerdings deutlich seltener durch Tunnel.
In der Technik spiegelt sich auch die Weiterentwicklung der Antriebstechnik wider: Wahrend der TGV Sud-Est
Gleichstrommotoren
besitzt, die von gesteuerten
Gleichrichtern
in
Thyristortechnik
versorgt werden, besitzen alle anderen Versionen
Drehstrommotoren
. In den Versionen TGV Atlantique, TGV Reseau und TGV Duplex sind diese als
Synchronmotoren
ausgefuhrt, in den Varianten Eurostar und POS als
Asynchronmotoren
. Die Drehstrommotoren werden von
Umrichtern
mit
GTO-Thyristoren
versorgt, außer bei den POS-Zugen, wo erstmals die
IGBT-Technik
zur Anwendung kommt.
Zugtyp
|
Hochstgeschwindigkeit
|
Sitzplatze
|
Anzahl Garnituren
|
Lange
|
Breite
|
Gewicht
|
Leistung
|
25?kV?~
|
15?kV?~
|
3?kV?=
|
1,5?kV?=
|
750?V?=
|
TGV Sud-Est
|
270?km/h bzw. 300?km/h
1
|
345
|
107
|
200,20?m
|
2,81?m
|
385?t
|
0
6450?kW
|
?
|
?
|
4400?kW
|
?
|
TGV Atlantique
|
300?km/h
2
|
485
|
105
|
237,59?m
|
2,90?m
|
444?t
|
0
8800?kW
|
?
|
?
|
3880?kW
|
?
|
TGV Reseau
|
300?km/h bzw. 320?km/h
3
|
377
|
80
|
200?m
|
2,90?m
|
383?t
|
0
8800?kW
|
?
|
(?)
|
3680?kW
|
?
|
Class 373 (Eurostar)
|
300?km/h
|
794
|
41
|
393,70?m
|
2,81?m
|
752?t
|
12?240?kW
|
?
|
?
|
5700?kW
|
3400?kW
|
TGV Duplex
|
320?km/h
|
512
|
160
|
200?m
|
2,90?m
|
380?t
|
0
8800?kW
|
?
|
?
|
3680?kW
|
?
|
Thalys
PBKA
|
320?km/h
4
|
377
|
17
|
200?m
|
2,90?m
|
385?t
|
0
8800?kW
|
4460?kW
|
3680?kW
|
3680?kW
|
?
|
TGV POS
|
320?km/h
[32]
|
377
|
19
|
200?m
|
2,90?m
|
383?t
|
0
9280?kW
|
6280?kW
|
?
|
?
|
?
|
TGV 2N2 (Duplex 4. Generation)
|
320?km/h
|
509
|
55 + 40
[33]
5
|
200,19?m
|
2,90?m
|
383?t
|
0
9280?kW
|
6800?kW
|
?
|
3680?kW
|
?
|
1
vor bzw. nach Umbau
2
[34]
4
seit 2003
[35]
[36]
[37]
5
Anzahl bestellter Garnituren
Mit dem
TGV Iris 320
steht seit 2006 daruber hinaus ein zehnteiliger TGV-Messzug zur Verfugung.
Die Fahrzeuge der Bauart TGV Sud-Est (PSE bzw. TGV SE) mit dem ursprunglichen, markanten orangefarbenen Lack sind die altesten TGV und wurden vor allem auf der Strecke Paris?Lyon eingesetzt. Sie sind fur die im franzosischen Eisenbahnnetz vorhandenen Stromsysteme (25?kV, 50?Hz Wechsel- sowie 1,5?kV Gleichspannung) ausgelegt. Neun der insgesamt 107 Garnituren (TGV 110?118) verfugten uber eine Ausrustung fur drei Systeme (zusatzlich 15?kV, 16,7?Hz Wechselspannung) und wurden von der Gesellschaft
Lyria
im Verkehr zwischen der Schweiz und Frankreich eingesetzt. Sie wurden jedoch bis Februar 2013 durch TGV POS ersetzt und ausgemustert.
Aufgrund der Beteiligung der
Schweizerischen Bundesbahnen
(SBB) an Lyria gehorten zwei dieser Garnituren (TGV 112 und 114) den SBB, die ubrigen sieben der SNCF. Die Lyria-Zuge erreichten auf dem Schweizer Schienennetz eine Hochstgeschwindigkeit von 160?km/h. Jeder Zug besteht aus zwei Triebkopfen und acht Mittelwagen, hat eine Gesamtmasse von 385 Tonnen, ist 200 Meter lang und 2,81 Meter breit. Die den Triebkopfen folgenden Drehgestelle des ersten Wagens sind ebenfalls angetrieben. Sie gehoren zur Traktionsausrustung des jeweils benachbarten Triebkopfes. Die
Fahrmotoren
sind Gleichstrom-
Reihenschlussmotoren
.
Wegen des Eisenquerschnittes der auf den Betrieb mit 50?Hz ausgelegten Haupttransformatoren war die Antriebsleistung der Triebkopfe bei einer Frequenz von 16,7?Hz deutlich geringer als bei 50?Hz. Diese Einschrankung blieb auch bei den meisten Folgebauarten bestehen.
Der
Sitzteiler
in den Reihensitzen der zweiten Klasse lag bei Inbetriebnahme bei 850 Millimetern,
[38]
in den acht Wagen fanden 386 Reisende Platz.
[39]
111 Sitzplatze entfielen auf die erste, 275 Sitze auf die zweite Klasse.
[40]
Ab 1997 wurden die Zuge renoviert. Umgerechnet mehr als drei Millionen
Schweizer Franken
und rund 12?000 Arbeitsstunden wurden dazu pro Zug aufgewandt. Das Außendesign wurde von Orange auf Silbergrau verandert. Neu eingerichtet wurden unter anderem Abteile in der ersten Klasse sowie fur Familien sowie Vis-a-vis-Bereiche in der ersten Klasse.
[41]
Entfernt wurden unter anderem Telefonzellen, neu eingebaut dafur Steckdosen.
[42]
Aus der Umrustung gingen zwei Varianten hervor:
[42]
- Bei einer Variante (65 Triebzuge, darunter neun Zuge des Schweiz-Verkehrs) wurde (neben anderen Maßnahmen) der Sitzabstand um 40?mm angehoben, die Ruckenlehnen der zweiten Klasse wurden beweglich gestaltet. Die Zuge umfassen nach der Umgestaltung 110 Sitzplatze in der ersten und 240 Platze in der zweiten Klasse. Ihre Hochstgeschwindigkeit liegt teils bei 270 (18 Zuge, Zugbeeinflussung TVM?300), teils bei 300?km/h (47 Zuge, TVM?430).
[42]
Zunachst waren 245 Sitzplatze in der zweiten Klasse vorgesehen.
[41]
- Eine zweite Variante (42 Triebzuge) wurde fur den Langstreckenverkehr zwischen Paris und der
Cote d’Azur
(uber die LGV Mediterranee) hergerichtet. Bei diesen Zugen wurde der Erste-Klasse-Bereich auf 69 Sitzplatze reduziert und in der zweiten Klasse angehoben. Der Sitzabstand der 276 Sitze der zweiten Klasse wurde um 80?Millimeter erhoht sowie Gepackregale und Steckdosen eingerichtet. Die Zuge wurden mit TVM?430 ausgerustet und fur eine Hochstgeschwindigkeit von 300?km/h ertuchtigt.
[42]
Die Arbeiten wurden im SNCF-Werk
Bischheim
(bei
Straßburg
) vorgenommen. Fur die Anhebung der Hochstgeschwindigkeit von 270 auf 300?km/h waren Anderungen am Brems- und Kuhlsystem erforderlich.
[43]
Die Umrustung wurde vor Inbetriebnahme der
LGV Mediterranee
(2001) abgeschlossen.
[42]
Im Jahr 1984 verkehrten erstmals vier TGV-Zugpaare in die Schweiz (Lausanne). Sieben Einheiten waren fur den Betrieb in der Alpenrepublik unter 15?Kilovolt sowie
16
2
⁄
3
?Hertz Wechselspannung umgerustet worden.
[44]
Mehrere Triebzuge wurden bis Mitte 2015 fur den
TGV postal
eingesetzt. Ein Triebzug war als Neigetechnik-Erprobungstrager verwendet worden und wurde bis Mitte 2001 umgebaut.
[42]
Der planmaßige Einsatz der Triebzuge endete im Dezember 2019. Ende Februar 2020 gehorten noch neun Triebzuge zum Betriebsbestand. Fur diese Zuge sollen keine Laufplane mehr aufgestellt werden.
[45]
Kurzzeitig waren die beiden Triebkopfe des TGV?01, der seit seiner Indienststellung rund 13,5 Millionen Kilometer zuruckgelegt hatte, fur eine Abschiedstour im ursprunglichen orangen Design lackiert worden.
[46]
Auch die Mittelwagen bekamen ein Retro-Design, womit der Zug alle drei Lackierungsvarianten seiner aktiven Zeit trug.
[47]
Die TGV Atlantique (kurz: TGV A) wurden fur die Strecken nach West- und Sudwestfrankreich, insbesondere auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke
LGV Atlantique
, in den Jahren 1988 bis 1992 gebaut.
Der Zug wurde in
Belfort
am 14. April 1988 erstmals der Offentlichkeit vorgestellt. Zum Preisstand von 1988 kostete jeder Triebzug 73 Millionen
Francs
, etwa elf Millionen
Euro
.
[48]
Am 23.?Januar 1989 wurde ein klassisches Zugpaar zwischen Paris und Nantes bzw. Rennes durch einen TGV Atlantique ersetzt, um die Wirkung der Zuge auf die Reisenden zu erproben.
[49]
Die Zuge sind eine Weiterentwicklung des TGV Sud-Est und bestehen, abweichend von allen anderen Versionen des TGV, aus zehn Mittelwagen (drei der ersten, sechs der zweiten Klasse, dazwischen ein Barwagen).
[48]
Zur Inbetriebnahme standen in jedem Zug unter anderem zwei Familienabteile, ein Spielbereich fur Kinder, ein Wickelraum, ein Rollstuhl-Stellplatz, ein WC fur Behinderte und drei Telefonzellen zur Verfugung. Service-Nischen in den
Wagenubergangen
ermoglichen die Zubereitung von vorbereiteten Speisen. Auf Ubergangsturen zwischen den
luftgefederten
Wagen wurde verzichtet.
[48]
Die ersten beiden Zuge (301 und 302) wurden weiß und blau, alle weiteren silber und blau lackiert.
[34]
Insgesamt wurden 105 Einheiten mit zwei Stromsystemen (1,5?kV Gleich- und 25?kV Wechselspannung mit 50?Hz) gebaut. Sie sind 237,5 Meter lang und 2,9 Meter breit. Sie haben eine Gesamtmasse von 444 Tonnen und 485
[39]
Sitzplatze in zehn Wagen.
[6]
Die Antriebstechnik konnte aufgrund der verwendeten
Drehstromantriebstechnik
mit Synchronmotoren auf je vier (vormals sechs)
Fahrmotoren
in den Triebkopfen konzentriert, die Leistung von 6,4 auf 8,8?MW sowie die Hochstgeschwindigkeit von 270 auf 300?km/h gesteigert werden. Der
Schnellbremsweg
aus der Hochstgeschwindigkeit mittels dynamischer und Scheibenbremsen liegt bei 3300 Metern.
[48]
Der Sitzabstand in der ersten Klasse lag Anfang der 1990er-Jahre bei 950 Millimetern, in der zweiten Klasse bei 850 Millimetern. Die Sitze der zweiten Klasse waren dabei 450?Millimeter breit.
[50]
2005 begann eine Modernisierung der 105 zwischen 1988 und 1992 gebauten Garnituren. Zusammen mit der zeitgleichen Modernisierung von 76 Reseau-Garnituren plante die SNCF, 350 Millionen Euro in das Projekt zu investieren.
[51]
Die TGV-Einheit 325 stellte am 18. Mai 1990 mit 515,3?km/h einen
Weltrekord
fur Rad-Schienen-Fahrzeuge auf und uberbot damit den alten Weltrekord vom 1.?Mai 1988 des
InterCityExperimental
(ICE V). Fur den Test wurde der Triebzug auf drei Mittelwagen und somit etwa 250 Tonnen Masse reduziert. Der Weltrekord des TGV Atlantique hielt fast 17 Jahre bis zum 3.?April 2007, als er von einem modifizierten
TGV POS
mit 574,8?km/h ubertroffen wurde.
Die TGV Reseau sind eine Weiterentwicklung der TGV Atlantique und werden, da sie aufgrund ihrer Lange von 200?Metern (mit acht Mittelwagen) auch kurzere Bahnsteige bedienen konnen, auf dem gesamten Netz eingesetzt. Die Bezeichnung
Reseau
(franzosisch fur
Netz
) spiegelt diese universelle Einsetzbarkeit wider.
[52]
Diese Zuge sind in silber-blau gehalten, 2,90?Meter breit und haben eine Gesamtmasse von 383 Tonnen. Erstmals kamen sie mit der Eroffnung der LGV Nord zum Einsatz. Auch die TGV Reseau gibt es in verschiedenen Ausfuhrungen. 50 Zweisystemeinheiten
(bicourant)
dienen dem innerfranzosischen Verkehr. Des Weiteren wurden 30 Dreisystemeinheiten (
tricourant
, zusatzlich fur 3?Kilovolt Gleichspannung) gebaut, die zum einen fur den Verkehr nach
Belgien
und in die
Niederlande
dienen, andererseits auch fur Fahrten nach
Mailand
einsetzbar sind.
Die Reseau-Einheit 531 stellte am 26. Mai 2001 bei der sogenannten
Operation Sardine
einen Langstreckenweltrekord auf.
[52]
Nach verschiedenen Studien entschied die SNCF Anfang 2003, fur den Betrieb auf der
LGV Est europeenne
15 Garnituren mit je zwei neuen Triebkopfen auszurusten. Der entsprechende Auftrag an Alstom wurde mit 188 Millionen Euro beziffert und enthielt eine Option auf 31 weitere Triebkopfe. Die existierenden Triebkopfe sollten demnach mit neuen Doppelstockwagen im innerfranzosischen Verkehr zum Einsatz kommen.
[53]
2005 begann die Modernisierung der 78 zwischen 1993 und 1996 beschafften Garnituren. Der erste uberarbeitete Zug wurde am 8.?September 2005 der Presse vorgestellt. In der zweiten Klasse wurde der Sitzabstand um 70?Millimeter vergroßert.
[51]
Nach 22 Betriebsjahren wurden die ersten beiden Einheiten (539 und 551) im Jahr 2015 dauerhaft abgestellt.
[54]
Fur Strecken mit hoher Auslastung wurden mit den TGV Duplex doppelstockige TGV entwickelt. Die ersten Einheiten wurden 1996 in Dienst gestellt. Die Zuge erwiesen sich als so erfolgreich, dass es bereits mehrere Nachbestellungen gab. Heute werden die TGV Duplex zumeist auf der chronisch uberlasteten Strecke von Paris in Richtung Lyon und Marseille eingesetzt. Eine der zukunftigen Lieferungen wird die 15 Garnituren umfassen, die nur aus Wagen bestehen und mit den freiwerdenden Reseau-Triebkopfen gekuppelt werden sollen. Ein Zug dieses Typs hat eine Masse von 386 Tonnen und ist 200 Meter lang. Zwischen den zwei Triebkopfen sind acht
Doppelstockwagen
eingereiht. Die fur beide franzosischen Stromsysteme geeigneten Zuge erreichen eine Leistung von 8800?Kilowatt und haben eine gegenuber ihren Vorgangern leicht erhohte Hochstgeschwindigkeit von 320?km/h.
Bei der Entwicklung der unter dem Projektnamen
TGV 2?N
projektierten Zuge waren verschiedene Probleme zu losen. So waren die Wagen insbesondere im Bereich der
Drehgestelle
grundlegend neu zu konstruieren, um den Fahrgastraum tief genug absenken zu konnen. Auch musste mittels neuer Konstruktionsmethoden die Masse der Wagen auf die auf franzosischen Schnellfahrstrecken geltende Hochst-Radsatzlast von 17?
Tonnen
pro Achse reduziert werden. Unter anderem wurden, gegenuber vorherigen TGV-Generationen,
Aluminium
und
Verbundwerkstoffe
statt
Stahl
eingesetzt. Die SNCF erhoffte sich von dem Konzept um 18 Prozent sinkende Kosten pro Sitzplatz sowie geringere relative Betriebskosten.
[39]
Innerhalb der TGV-Duplex-Typen werden verschiedene Triebkopfe verwendet, was zu Unterscheidung mehrerer
Duplex-Baureihen oder Generationen
fuhrt. Unterschieden werden die nach der ersten Baureihe entwickelten
Duplex Reseau
,
Duplex Dasye
und
Euroduplex
(auch als
TGV 2N2
bezeichnet). Von den Euroduplex wurde eine Variante fur die
marokkanische Staatsbahn ONCF
abgeleitet, die auf der Schnellfahrstrecke
LGV Tanger?Kenitra
im Einsatz ist.
Die TGV POS (Paris?Ostfrankreich?Suddeutschland) wurden technisch aus den TGV-Reseau- und TGV-Duplex-Zugen abgeleitet. Sie verkehrten seit dem 10.?Juni 2007 auf der Linie
Paris
?
Straßburg
?
Karlsruhe
?
Stuttgart
, die zum 9.?Dezember 2007 bis
Munchen
verlangert wurde, sowie Paris ? Straßburg ?
Mulhausen
?
Basel
?
Zurich
. Seit 2009 wurde außerdem einmal pro Tag die Strecke Paris ?
Saarbrucken
?
Mannheim
?
Frankfurt
bedient. Seit Dezember 2012 bis Dezember 2019 gehorten die Zuge der
TGV Lyria
und verkehrten in die Schweiz, den Verkehr nach Deutschland ubernahmen Euroduplex-TGV.
Die ersten beiden Triebkopfe wurden 2004 fertiggestellt und ab Juni gleichen Jahres fur Testfahrten eingesetzt. Zur Monatsmitte wurden die beiden Triebkopfe mit einer achtteiligen Reseau-Wagengarnitur gekuppelt.
[55]
Ende Juli 2004 wurde eine aus zwei Triebkopfen und acht Wagen gebildete POS-Einheit fur Testfahrten zum
Eisenbahnversuchsring Velim
in Tschechien uberfuhrt.
[56]
Die TGV-Zulassungsfahrten in Deutschland begannen am 5.?Dezember 2005 und wurden Mitte 2006 abgeschlossen. Auf der
Schnellfahrstrecke Nurnberg?Ingolstadt
fanden im Juli 2006
Hochtastfahrten
auf bis zu 330?km/h statt. Um das fur das deutsche Streckennetz vorgeschriebene Bremsvermogen zu erreichen, wurde je ein Drehgestell der beiden Triebkopfe sowie der beiden Endwagen mit einer
Magnetschienenbremse
ausgerustet. Diese zusatzlichen Bremsen wirken ausschließlich bei
Schnellbremsungen
im Bereich zwischen 50 und 160?km/h.
[57]
Zum Einsatz kam dabei die Garnitur 4401.
[58]
Auch muss das mitgefuhrte Wasser
Trinkwasserqualitat
haben.
[59]
Am 31. Mai 2007 erteilte das
Eisenbahn-Bundesamt
die Zulassung der TGV POS fur den kommerziellen Betrieb in Deutschland; am selben Tag erfolgte die Zulassung der ICE?3MF durch die franzosische Zulassungsbehorde
EPSF
.
[60]
Die SNCF hatte DB Systemtechnik mit den Zulassungsfahrten beauftragt.
[61]
Zur Betriebsaufnahme der LGV Est im Juni 2007 standen zehn Einheiten mit je 360 Sitzplatzen zur Verfugung. Die Flotte sollte bis 2008 auf 19 Garnituren anwachsen (Stand: Mai 2007).
[62]
In jedem dieser Zuge konnten
Stellplatze
fur vier Fahrrader reserviert werden.
[63]
Die Zuge werden von der Deutschen Bahn intern als Baureihe
475
gefuhrt.
[64]
Die beiden Triebkopfe sind durch eine 25-kV-Dachleitung elektrisch miteinander verbunden. Die Triebzuge konnen in
Doppeltraktion
verkehren und auch mit Einheiten des TGV Reseau und TGV Duplex gekuppelt werden.
[57]
Das Zulassungsverfahren fur den Betrieb in Doppeltraktion in Deutschland wurde im Marz 2009 begonnen
[65]
und 2010 abgeschlossen. Als die
Kehler Rheinbrucke
wegen Bauarbeiten zwischen dem 28. August und dem 10. Oktober 2010 nicht befahren werden konnte, verkehrten TGV POS der Linien nach Frankfurt und Munchen gemeinsam in Doppeltraktion von Paris uber Saarbrucken bis nach Mannheim und wurden dort
geteilt (geflugelt)
.
Im Februar 2011 entschieden die
Schweizerischen Bundesbahnen
(SBB) und die SNCF, die TGV-POS-Zuge an
TGV Lyria
abzugeben. Bereits 2007 hatten die SBB die TGV-POS-Einheit 4406 erworben und auf den Namen
Basel
getauft.
[66]
Seit August 2012 verkehrten die ersten TGV-POS-Zuge in einer neuen Lackierung auf der Linie Paris?Lausanne. Alle 19 TGV POS waren seit Dezember 2012 im Besitz von TGV Lyria und verkehrten bis Ende 2019 in die Schweiz.
[67]
[68]
Zum Fahrplanwechsel 2019 wurden die TGV-POS-Garnituren mit je 355 Sitzplatzen abgelost durch 15
TGV Euroduplex
mit je 507 Platzen, und damit das Platzangebot deutlich erweitert.
[69]
Die 19 POS-Garnituren kehrten im Dezember 2019 zur SNCF zuruck, und wurden innen und außen angepasst fur den Einsatz als TGV inOui auf der
LGV Nord
und der
LGV Est
.
[70]
[71]
2018 bestellte die SNCF 100 Triebzuge einer neuen Generation, die im Juli 2020 unter dem Namen TGV M (ursprunglich auch als ?TGV du futur“ bzw. bei Alstom als ?
Avelia Horizon
“ bezeichnet) dem Publikum vorgestellt wurden. Diese sind eine Weiterentwicklung der TGV Duplex, der mit großerer Anpassungsfahigkeit (mit Zugen aus 7, 8, 9 oder 10 Wagen, bzw. der Moglichkeit, ohne großen Aufwand die Bestuhlung von der ersten zur zweiten Klasse zu wechseln), sowie unter Einsatz neuer Materialien und einer breiten Ausstattung mit Sensoren verspricht, die Kapazitat der Zuge um bis zu 20 Prozent zu erhohen und die Betriebskosten zu senken. Ein ursprunglich angedachter Einsatz ab dem Jahr 2023 wurde auf den Beginn der
Olympischen Spiele in Paris
im Juni 2024 verschoben.
[72]
Ein TGV M soll bis zu 740 Sitzplatze bieten (Vergleich zum aktuellen TGV mit der hochstmoglichen Sitzplatzanzahl: 634).
[73]
Eurostar
-Zuge mit den Bezeichnungen TMST (franzosisch) bzw. Class 373 (britisch) sind TGV-Abkommlinge fur den Betrieb durch den
Eurotunnel
. Der großte Unterschied ist das Halbzugkonzept ? der Zug muss aus Sicherheitsgrunden in zwei separat angetriebenen Halften aus dem Eurotunnel fahren konnen. Zur Erhohung der Reibungsmasse sind wie bei den TGV PSE auch die den Triebkopfen zugewandten Drehgestelle der Endwagen Triebdrehgestelle. Die Zuge sind aufgrund des kleineren britischen
Lichtraumprofils
schmaler, im unteren Bereich eingezogen sowie etwas stromlinienformiger gestaltet und in gelb-weiß-silber gehalten. Zusatzlich sind sie mit seitlichen Stromabnehmern fur die von oben bestrichenen Stromschienen im Streckennetz des englischen Sudostens und Klapptrittstufen fur den Profilausgleich an den kontinentaleuropaischen Bahnsteigen ausgerustet. Im Gegensatz zu den meisten europaischen Zugen ist ihr Innenraum in drei statt wie ublich zwei
Wagenklassen
aufgeteilt (Business/Premier, Leisure, Standard).
Nach dem im Jahr 2015 begonnenen Umbau werden diese Fahrzeuge als
Eurostar e300
bezeichnet, wahrend die noch nicht umgebauten Fahrzeuge als
Eurostar Original
vermarktet wurden, bis sie aus dem Betrieb abgezogen wurden.
[74]
Mit Einsatz des neuen
Eurostar 320
von Siemens ab 2016 wurden viele der 28 TMST-Garnituren abgestellt, zeitweise aber auch in neuer Lackierung bei der von Thalys betriebenen Low-Cost-Marke
Izy
zwischen Paris und Brussel eingesetzt. Insgesamt acht Zuge wurden modernisiert.
[75]
Die Marke
Thalys
steht fur internationale Verbindungen zwischen Frankreich, Belgien, den Niederlanden sowie Deutschland. Fur diese orderten die Bahngesellschaften SNCF, SNCB, NS und DB leicht modifizierte TGV Reseau, die unter verschiedenen Stromsystemen und Zugbeeinflussungseinrichtungen fahren konnen. Es gibt zwei Thalys-Typen: Der TGV Thalys PBA (Paris?Brussel?Amsterdam) kann auf dem franzosischen, belgischen und niederlandischen Netz eingesetzt werden. Der TGV Thalys
PBKA
(Paris?Brussel?Koln?Amsterdam) besitzt eine zusatzliche Ausrustung fur das deutsche Netz.
Die spanischen
AVE
-Einheiten der Baureihe 100 basieren auf der Technik der TGV Atlantique. Die spanische Eisenbahn
RENFE
wunschte aber, dass die Zuge einen eigenen Charakter besitzen, und ließ Außen- und Innendesign von einem spanischen Buro uberarbeiten.
Die RENFE bestellte zunachst 24 Triebzuge in iberischer Breitspur (1668 mm) und wandelte diese Bestellung spater in 18 regel- und 6 breitspurige Einheiten um.
[76]
Die unter der Reihenbezeichnung
101
eingeordneten Breitspureinheiten wurden bis November 2009 als Zuggattung
Euromed
eingesetzt und verkehrten mit einer Hochstgeschwindigkeit von 220 km/h im Wesentlichen zwischen
Barcelona
und
Alicante
. Die regelspurigen Einheiten verkehren mit einer Hochstgeschwindigkeit von 300 km/h auf der
Schnellfahrstrecke Madrid?Sevilla
.
Im Zug des weiteren Ausbaues des spanischen Hochgeschwindigkeitsnetzes wurden die Euromed-Einheiten bis 2010 auf Regelspur umgebaut und in die Baureihe 100 eingegliedert.
Fur den Einsatz der Zuge nach Frankreich mussten Anpassungen an den Stromabnehmern, der Traktionsausrustung fur Gleichspannung und der Zugbeeinflussung vorgenommen werden. Eine fur die Reisenden sichtbare Erganzung sind Platznummern nach spanischem (von mit Zahl fur die Reihe und Buchstabe fur den Platz von der Luftfahrt abgeleitet) und europaischem System. Seit dem 15. Dezember 2013 verkehren taglich drei Zugpaare nach Lyon, Marseille und Toulouse.
[77]
Wegen der einfacheren Integration in die bestehenden Anlagen wurden die Endabschnitte der Schnellfahrstrecke Madrid?Sevilla mehrere Jahre mit 3 Kilovolt Gleichspannung betrieben. Deshalb wurden die Triebzuge als Zweisystemfahrzeuge ausgelegt. Die fur den Betrieb in Frankreich ertuchtigten Einheiten sind zusatzlich unter 1,5 kV Gleichspannung einsetzbar und damit dreisystemfahig.
Die US-amerikanischen
Acela Express
,
Amtraks
Hochgeschwindigkeits-Neigezuge, ahneln außerlich den TGV, basieren aber auf einem kanadischen Neigezug von
Bombardier
. Die Antriebsausrustung wurde von den franzosischen Zugen ubernommen. Die Acela wurden in den Vereinigten Staaten gebaut. 20 Zuge verkehren auf der Strecke
Washington, D.C.
?
New York City
?
Boston
mit einer Geschwindigkeit von (abschnittsweise) maximal 240?km/h.
Fur die erste koreanische Hochgeschwindigkeitsstrecke
Seoul
?
Cheonan
?
Daegu
?
Busan
wurden die
KTX
(Korea Train eXpress) ebenfalls aus den TGV Atlantique entwickelt. 46 Einheiten dieser Bauart befahren seit Dezember 2003 die 412 Kilometer lange Strecke.
Fur die im Zuge des
Speedrail
-Projektes in Australien geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke waren neun TGV-Zuge mit je acht Wagen vorgesehen. Diese sollten die 300 Kilometer lange Strecke zwischen
Sydney
und
Canberra
mit 320?km/h ohne Zwischenhalt in 81 Minuten befahren.
[78]
Das Projekt wurde Mitte Dezember 2000 aufgegeben.
Im Fruhjahr 2000 kundigte das Unternehmen
Virgin Rail
an, fur seine Bewerbung um das Zugangebot auf der
East Coast Main Line
55 bis 60 Hochgeschwindigkeitszuge auf TGV-Basis zu beschaffen. Die als
Virgins a grande vitesse
(VGV) bezeichneten und bis zu 330?km/h schnellen Zuge sollten uber London hinaus bis Paris, Amsterdam und Koln verkehren.
[79]
Eine Sonderstellung nahmen die gelben Post-TGV ein, die vom 1.?Oktober 1984 bis zum 27.?Juni 2015 in Betrieb waren. Sie waren technisch mit den TGV Sud-Est identisch, jedoch wurden die Mittelwagen als Post- statt Reisezugwagen ausgebaut. Zuletzt existierten dreieinhalb Post-TGV, die als sieben Halbzuge organisiert waren. Drei Vollzuge (bestehend aus sechs Halbzugen) waren im Einsatz, der siebente Halbzug diente als Reserve. Damit realisierte die
franzosische Post
einen schnellen Transport der Sendungen zwischen Paris, Lyon und Marseille. Zu diesem Zweck stand bei
Macon
im Burgund und bei
Cavaillon
in der Provence je ein Verteilzentrum mit Gleisanschluss zur Verfugung, wo Post- und Briefsendungen per LKW angeliefert und in kleinen
Rollwagen
in den bereitstehenden Post-TGV umgeladen wurden.
Ihre hohe Geschwindigkeit und großen Nutzlasten (fast 90 Tonnen gegenuber rund 15 Tonnen bei einem Transportflugzeug vom Typ
Transall C-160
) hatte ahnlich wie beim Reiseverkehr auch zu einer Reduzierung des Guterverkehrs in der Luft und auf der Straße beigetragen. So wurden z. B. seit 1984 auf der Strecke Paris?Lyon keine Transall-Maschinen mehr von der franzosischen Post eingesetzt, da die Post-TGV diese Strecke schneller, wirtschaftlicher und umweltfreundlicher bedienten. Die Nutzung der
TGV postaux
wurde im Jahre 2015 eingestellt.
Es gab einen Prototyp eines TGV mit
Neigetechnik
, den TGV Pendulaire. Er entstand 1998 durch den Umbau eines herkommlichen TGV Sud-Est. Nach zahlreichen Versuchsfahrten wurde das Projekt jedoch wieder eingestellt und der Prototyp wieder zuruckgebaut.
Ende 2000 hatten die SNCF den Umbau von TGV Atlantique zu TGV Pendulaire erwogen. Ursprungliche Plane, eine neue TGV-Generation mit Neigetechnik zu beschaffen, waren bereits zuvor verworfen worden.
[7]
Am 8. Dezember 1972 erreichte der Gasturbinenzug TGV?001 eine Geschwindigkeit von 318?km/h und stellte damit einen Weltrekord fur thermisch angetriebene Eisenbahnfahrzeuge auf.
Am 26. Februar 1981 erreichte die TGV-Einheit PSE 16 auf der
Schnellfahrstrecke Paris?Lyon
380?km/h und brach damit den seit 1955 bestehenden, ebenfalls franzosischen Weltrekord von 331?km/h.
[80]
Die 400?km/h-Grenze wurde sodann erstmals
von einem deutschen ICE uberschritten
, doch bereits am 5.?Dezember 1989 ubernahm der ?TGV-Atlantique“-Triebzug Nr. 325 mit 482,4?km/h die Fuhrung, um diese am 18.?Mai 1990 auf 515,3?km/h auszubauen.
Auf der ?LGV Est europeenne“ wurden bei inoffiziellen (nicht homologierten) Rekordfahrten am 13.?Februar 2007 554,2?km/h und am 20.?Februar 557,4?km/h erreicht.
[81]
Am 3. April 2007 fand auf dem nordlichen Gleis der
LGV Est europeenne
mit dem
V150
zwischen den Bahnhofen
Meuse TGV
und
Champagne-Ardenne TGV
eine Weltrekordfahrt statt.
Der speziell fur die Rekordfahrt zusammengestellte Zug erreichte eine Geschwindigkeit von 574,79?km/h.
[82]
In einer
Rekordfahrt vom 26. Mai 2001
legte die Reseau-Einheit 531 die 1067,2 Streckenkilometer zwischen Calais und Marseille in 3 Stunden und 29 Minuten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 306,37?km/h zuruck.
Die TGV gelten als ausgesprochen sicheres Verkehrsmittel. So gab es von der Betriebsaufnahme im Jahr 1981 bis Oktober 2015 keinen einzigen Unfall mit Todesfolge, der auf den Betrieb auf Schnellfahrstrecken zuruckzufuhren ist. Allerdings entgleisten in drei Fallen einzelne Wagen, was einige leicht Verletzte zur Folge hatte.
Die schwerwiegenderen Unfalle geschahen bis dahin allesamt auf bereits bestehenden Altbaustrecken, verursacht durch Kollisionen mit Fahrzeugen auf
Bahnubergangen
sowie in einem Fall durch einen Schienenbruch. Als Folge dieser Unfalle wurden samtliche niveaugleichen Bahnubergange auf der Strecke
Tours
?
Bordeaux
aufgehoben, weitere Altbaustrecken, auf denen TGV-Zuge verkehren, sollen folgen.
- Am 14. Dezember 1992
entgleiste
im
Bahnhof Macon-Loche TGV
ein TGV von
Annecy
nach Paris bei einer Geschwindigkeit von 270 km/h. Nach einem vorhergehenden Nothalt blieb ein Radsatz blockiert, beim Uberfahren einer Weiche im Bahnhof entgleiste das betroffene Drehgestell. Reisende im Zug wurden nicht verletzt, allerdings erlitten 25 Personen, die am Bahnsteig auf einen anderen TGV warteten, leichte Verletzungen durch herumfliegenden
Schotter
.
- Am 21. Dezember 1993 entgleiste ein von
Valenciennes
nach Paris fahrender TGV bei einer Geschwindigkeit von 294 km/h in der Nahe von
Ablaincourt-Pressoir
. Die vier letzten Wagen und der Triebkopf entgleisten, wobei zwei Reisende verletzt wurden. Durch Regen hatte sich ein aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammender Hohlraum unter den Gleisen geoffnet, der beim Bau der Strecke unentdeckt geblieben war.
[83]
[84]
- Am 5. Juni 2000 entgleiste ein
Eurostar
mit 290 km/h in der Nahe der Abzweigung von Croisilles bei
Arras
. Vier von 24 Drehgestellen sprangen aus den Gleisen, etwa zehn der 501 Fahrgaste erlitten leichte Verletzungen.
[85]
[86]
- Am 14. November 2015 ereignete sich mit dem
Eisenbahnunfall von Eckwersheim
der erste Unfall mit Todesopfern eines TGV auf einer Hochgeschwindigkeitsneubaustrecke, allerdings bei einer Messfahrt und damit nicht im Regelbetrieb. Bei dieser Testfahrt waren die ublichen Sicherheitssysteme teilweise abgeschaltet.
[87]
- Am 5. Marz 2020 entgleiste ein TGV, der auf dem Weg von Colmar uber Straßburg nach Paris fuhr, in der Nahe der elsassischen Gemeinde
Ingenheim
. Er war mit einer Geschwindigkeit von 284?km/h unterwegs, als er um 7.32 Uhr auf eine abgerutschte Boschung traf. Nach Angaben der SNCF entgleisten der fuhrende Triebkopf sowie die vier ersten Wagen. Von 307 Fahrgasten wurden 21 verletzt, wovon 4 in Krankenhauser gebracht wurden. Darunter war der am Rucken verletzte Lokfuhrer, der noch eine Notbremsung vollzogen hatte.
[88]
[89]
[90]
- Am 31. Dezember 1983 explodierte bei
Tain-l’Hermitage
im TGV von Marseille nach Paris eine Bombe. Bei diesem
Zugattentat
, fur das der Terrorist
Ilich Ramirez Sanchez
(?Carlos“) die Verantwortung ubernahm, gab es zwei Tote.
- Am 28. September 1988 kollidierte ein TGV von
Grenoble
nach Paris bei
Voiron
(
Isere
) mit einem 80-Tonnen-LKW, der auf einem Bahnubergang steckengeblieben war. Die zustandige Behorde hatte keine Erlaubnis fur die Benutzung des Bahnubergangs durch den uberschweren LKW erteilt. Der Lokfuhrer und ein Reisender starben, 25 weitere Personen wurden verletzt.
- Wegen eines Bremsdefekts rollte am 4. Januar 1991 ein fuhrerloser Zug aus dem Depot in
Chatillon
, er wurde auf ein unbenutztes Gleis geleitet und kollidierte bei 60 km/h mit einer Autoverladerampe im Bahnhof Paris-Vaugirard. Es gab keine Verletzten, doch am vorderen Triebkopf und an den folgenden zwei Wagen entstand erheblicher Sachschaden.
- Am 25. September 1997 kollidierte ein TGV von Paris nach
Dunkirchen
, mit einer Geschwindigkeit von 130 km/h, mit einer Straßenwalze, die auf einem Bahnubergang bei
Bergues
zuruckgelassen worden war. Der Triebkopf uberdrehte sich und rutschte die Boschung hinab, die zwei vordersten Wagen entgleisten. Der Unfall forderte sieben Verletzte.
- Am 31. Oktober 2001 entgleiste ein TGV nach Verlassen des Bahnhofs von
Dax
, bei Biarritz. Der hintere Triebkopf kippte um, zehn Wagen gerieten in Schraglage. Funf von 422 Fahrgasten wurden verletzt. Es war das erste TGV-Ungluck, bei dem ein Triebkopf umkippte.
[91]
- Mitte November 2002 entgleiste ein TGV Sud-Est zwischen Lyon und Grenoble, nachdem Gleise durch eine
Schlammlawine
verschuttet worden waren; verletzt wurde niemand.
[92]
- Am 30. Januar 2003 stieß ein 106 km/h schneller TGV von
Dunkirchen
nach Paris bei
Esquelbecq
auf einen Lastwagen, der auf einem Bahnubergang steckengeblieben war. Dabei wurde der Triebfahrzeugfuhrer leicht verletzt.
- Am 19. Dezember 2007 stieß ein mit rund 100?km/h fahrender TGV von Paris nach Genf nahe der Stadt
Tossiat
mit einem Lkw zusammen, der auf einem Bahnubergang stehengeblieben war. Dabei wurde der Lkw-Fahrer getotet und 35 Insassen des TGV verletzt, darunter der Lokfuhrer.
- Am 17. Juli 2014 fuhr ein Regionalexpress auf einen TGV bei Denguin, 15?km westlich von
Pau
, im Sudwesten Frankreichs, auf. Dabei wurden 25 Reisende verletzt, vier davon schwer.
[93]
- Am 2. August 2015 brannte ein Renfe-Triebkopf bei
Lunel
aus.
[94]
Die ersten Proteste aus Umweltschutzgrunden gegen eine franzosische Hochgeschwindigkeitsstrecke gab es im Mai 1990 wahrend der Planungsphase der LGV Mediterranee. Demonstranten nannten die Strecke unnotig; man konne stattdessen die vorhandenen Strecken nutzen, die Lyon und Marseille verbinden.
[95]
Die
LGV Lyon?Turin
, die den TGV mit dem italienischen Hochgeschwindigkeitsnetz verbinden soll, war seit 2005 Gegenstand von Protesten in Italien. Wahrend sich die meisten italienischen Parteien beim Bau der Linie einig sind (Stand 2005), sind die Einwohner der Anliegergemeinden vehement dagegen. Ihre Besorgnisse beziehen sich darauf, dass beim Bau der Strecke
asbest-
oder
uranhaltiges
Ausbruchsmaterial gefordert werden konnte. Diese Gesundheitsrisiken konnten durch den Einsatz von teureren Techniken vermieden werden.
Nachdem Billigfluggesellschaften auf der Verbindung nach Sudfrankreich mit Preisen unter 100 Euro die variablen Angebote in den TGV-Zugen vielfach unterboten und die Fahrgastzahlen auf den entsprechenden TGV-Strecken zuruckgingen, konzipierte die SNCF neue Angebote. Seit 2004 uber die Tochter iDTGV, die Sondertarife uber das Internet vertreibt und seit dem April 2013 mit dem
Low-Cost
-TGV ?
Ouigo
“ mit Fahrkartenpreisen ab zehn Euro fur Erwachsene und funf Euro fur Kinder unter zwolf Jahren. Er verbindet den
Bahnhof Marne-la-Vallee - Chessy
in der Gemeinde
Chessy
(ostlich von Paris) uber
Lyon
mit
Sudfrankreich
. Endpunkte sind die TGV-Bahnhofe in
Marseille
und
Montpellier
.
[96]
Der
franzosische Rechnungshof
(Cour des Comptes)
hat am 23. Oktober 2014 ein umfangreiches kritisches Gutachten veroffentlicht.
[97]
Wegen der politisch gewollten Anbindung von insgesamt 230 Stadten an das TGV-Netz fielen hohe Investitionen von etwa 30 Millionen Euro je Schienenkilometer an. Zugleich wurden zu viele Kompromisse bei der Streckenfuhrung eingegangen: Entweder die modernen Stationen entstanden fern der regionalen Zentren mit negativen Konsequenzen fur die Auslastung, oder der TGV wurde (wie zum großen Teil der deutsche ICE) auf das klassische Schienennetz umgeleitet. Immerhin 40 Prozent der Zuge fahren laut Rechnungshof nicht mit der Hochstgeschwindigkeit von 320?km/h. So wuchs die Konkurrenz von Flugzeug, Bus und Mitfahrgelegenheiten. Durch die geringe Auslastung sank die Rendite erheblich.
[98]
[99]
- In dem 1983 gedrehten franzosischen Spielfilm
Der Außenseiter (Le Marginal)
von dem Regisseur
Jacques Deray
wird im Intro eine Fahrt von
Jean-Paul Belmondo
mit dem TGV von Paris nach Marseille zwei Minuten lang gezeigt. Die Fahrt wurde auf einer erst kurze Zeit zuvor fur den TGV gebauten Hochgeschwindigkeitsstrecke absolviert.
- Im 2007 veroffentlichten Roadmovie
Mr. Bean macht Ferien
unternimmt
Rowan Atkinson
als Mr. Bean eine Reise im TGV von Paris nach
Cannes
. Die Zugfahrt endet jedoch nach einem weiteren Zwischenstopp in
Avignon
.
- Ein Triebkopf des Gasturbinen-TGV?001 wurde an der Ausfahrt
Bischheim
an der franzosischen Autobahn
A 4
als Denkmal auf ein symbolisches Gleisstuck gestellt, der andere an der Ausfahrt
Belfort
-Glacis du Chateau
an der franzosischen Autobahn
A 36
.
[100]
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Victime de son succes, le TGV est a bout de souffle
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Gesehen im Juni 2012, ggf. kann das relativ schlechte Foto eingestellt werden./die 44pinguine