Surcouf (U-Boot)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Surcouf
Schiffsdaten
Flagge Frankreich   Frankreich
Schiffstyp U-Kreuzer
Bauwerft Arsenal de Cherbourg, Cherbourg
Stapellauf 18. November 1929
Indienststellung 3. Mai 1934
Verbleib Am 18. Februar 1942 nach Kollision gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Lange 110 m ( Lua )
Breite 9 m
Tiefgang (max.) 9,07 m
Verdrangung aufgetaucht: 3.300 t
getaucht: 4.373 t
 
Besatzung 118 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 Dieselmotoren
Maschinen­leistung 7.600 PS (5.590 kW)
Einsatzdaten U-Boot
Einsatzdauer 90 Tage
Tauchtiefe, normal 80 m
Hochst-
geschwindigkeit
getaucht
8,5 kn (16 km/h)
Hochst-
geschwindigkeit
aufgetaucht
18 kn (33 km/h)
Bewaffnung
  • 2 × Geschutz 203 mm L/50 (600 Schuss)
  • 2 × Flak 37 mm
  • 4 × MG 13,2 mm
  • 8 × Torpedorohr ? 550 mm (vier im Bug, vier mittschiffs extern, 14 Schuss)
  • 4 × Torpedorohr ? 400 mm (externer Vierfachsatz im Heck, 8 Schuss)

Der Unterseekreuzer Surcouf (N N 3) (benannt nach dem franzosischen Kaperkapitan Robert Surcouf ) war das großte U-Boot der franzosischen Marine im Zweiten Weltkrieg und bis zur Einfuhrung der Sen Toku -Klasse der Kaiserlich Japanischen Marine auch das großte U-Boot der Welt.

Konstruktive Merkmale [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das U-Boot war eine konventionelle Zweihullenboot -Konstruktion mit Dieselmotoren von Sulzer fur die Uberwasserfahrt und Elektromotoren fur die Tauchfahrt. Der Bootskorper war fur Tauchtiefen bis 80 m ausgelegt. Die Alarmtauchzeit des U-Kreuzers war mit zwei Minuten sehr lang. Trotzdem galt die Surcouf fur ihre Große als schnell und beweglich.

Eine Besonderheit der Konstruktion war die Moglichkeit, ein Bordflugzeug mitzufuhren. Im hinteren Bereich des Turmes befand sich ein druckfester Hangar , in dem ein Wasserflugzeug vom Typ Besson MB-411 untergebracht war. Das Flugzeug musste demontiert werden, um es in dem engen Hangar zu lagern. Der Zeitaufwand fur das Ausladen und Montieren oder Demontieren und Einladen betrug jeweils etwa 30 Minuten.

Ursprunglich war die Mitnahme eines Motorbootes geplant. Das Boot hatte eine Reichweite von 70  Seemeilen und eine Geschwindigkeit von 18  Knoten gehabt und sollte der Artilleriebeobachtung dienen. Eine weitere Aufgabe ware das Ubersetzen von Prisenkommandos gewesen. Spater wurde aber auf das Beiboot verzichtet.

Die Artillerie-Bewaffnung des leichtgepanzerten Bootes bestand aus zwei 203-mm-Geschutzen in einem begrenzt schwenkbaren Zwillingsturm . Die Geschutze waren zweieinhalb Minuten nach dem Auftauchen feuerbereit und konnten mit einer Feuergeschwindigkeit von drei Schuss pro Minute schießen. Die großtmogliche Rohrerhohung betrug 30°. Die Reichweite der Geschutze lag bei 27.500 m. Der Munitionsvorrat umfasste 600 Schuss. Ein Geschoss wog 123,2 kg. Die Feuerleitzentrale war mit einem 4-Meter- Raumbildentfernungsmesser mit einer Reichweite von 12.000 m ausgestattet. Lediglich die britische M-Klasse hatte großere Deckgeschutze . Das Kaliber der Geschutze ist auf den Washingtoner Flottenvertrag von 1922 zuruckzufuhren, der fur Schiffe, die keine Schlachtschiffe waren, eine Geschutzbewaffnung von hochstens 203 mm erlaubte. Die Geschutze des U-Kreuzers waren vom selben Modell wie die Hauptbewaffnung der 10.000 ts großen franzosischen Washington-Kreuzer . Die Surcouf war die einzige U-Boot-Konstruktion nach dem Washingtoner Flottenvertrag, die das großte erlaubte Kaliber ausnutzte.

Die Flugabwehr des U-Bootes verfugte uber zwei 37-mm- Flugabwehrkanonen in Einzellafetten und vier 13,2-mm- Maschinengewehre in Doppellafetten.

Die Torpedobewaffnung bestand aus acht 550-mm- und vier 400-mm- Torpedorohren . Vier 550-mm-Rohre befanden sich im Bug und waren intern nachladbar. Dazu kamen, wie bei franzosischen U-Booten dieser Zeit ublich, vier 550-mm- und vier 400-mm-Rohre in Vierfachsatzen (schwenkbar) außerhalb des Druckkorpers im mittleren und hinteren Teil des Bootes.

Die ausgeklappten Rohre behinderten die Trimmung des U-Bootes und vergroßerten den Stromungswiderstand. Auf diese Bauform konnte aber nicht verzichtet werden, da die Steuerungsautomatik der damaligen franzosischen Torpedos, insbesondere der 400-mm-Torpedos, sehr unzuverlassig war. Die Surcouf war das einzige franzosische U-Boot, das die externen Rohre auf hoher See ohne fremde Hilfe nachladen konnte.

Durch seine enorme Große war der U-Kreuzer in der Lage, bis zu 40 Kriegsgefangene aufzunehmen. Die Surcouf war fur den Kaperkrieg entsprechend dem Prisenrecht vorgesehen. Deshalb wurde Raum fur die Besatzungen der aufzubringenden gegnerischen Schiffe eingeplant.

Die Surcouf war mit ihrer großen Reichweite, der schweren Bewaffnung, der hohen Geschwindigkeit und guten Manovrierbarkeit ein technisch erfolgreicher Entwurf. In der Praxis konnte sie aber ihre eigentliche Aufgabe, den Handelskrieg, nicht erfullen, da es keine nennenswerte deutsche Hochsee-Handelsschifffahrt mehr gab.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wahrend des Ersten Weltkriegs entwickelten die Deutschen die Konzeption eines U-Boot-Kreuzers. Auf dieser Konzeption basierte der Entwurf der Surcouf [1] . Der Bau des Bootes wurde 1926 bewilligt. Einsatzziel des riesigen Entwurfes war die Storung der feindlichen Handelsschifffahrt. Ursprunglich waren zwei weitere U-Kreuzer dieser Großenordnung geplant. Dieses Projekt wurde aber nicht umgesetzt. Zwischen 1927 und 1934 wurde das Schiff auf der Marinewerft von Cherbourg (Arsenal de Cherbourg) gebaut.

Im Sommer 1940 konnte sich der U-Kreuzer dem deutschen Zugriff durch Flucht nach Plymouth in England entziehen. Nach dem Waffenstillstand zwischen Deutschland und Frankreich am 22. Juni 1940 enterten die Briten im Rahmen der Operation Grasp den U-Kreuzer am 3. Juli 1940. Bei der britischen Ubernahme kam es zu einem Feuergefecht zwischen den Briten und der franzosischen Besatzung, das mehrere Todesopfer forderte. [2] Die Briten stellten den U-Kreuzer spater der freifranzosischen Marine unter General Charles de Gaulle zur Verfugung.

Am 24. Dezember 1941 nahm das Schiff maßgeblich an der kampflosen Ubernahme der unter vichyfranzosischer Kontrolle stehenden Kolonie Saint-Pierre und Miquelon durch freifranzosische Streitkrafte teil. Die USA lehnten im Gegensatz zu Großbritannien derlei Einsatze der Freifranzosen ab, da die Vereinigten Staaten auch nach ihrem Kriegseintritt im Dezember 1941 die vichyfranzosische Regierung Frankreichs unter Marschall Henri Philippe Petain diplomatisch anerkannten und die Freifranzosen vorerst offiziell ignorierten.

Anschließend fuhr die Surcouf nach Kanada . Nach einem Werftaufenthalt auf den britischen Bermudas ging die Surcouf am 18. Februar 1942 auf dem Marsch in die franzosische Kolonie Martinique infolge einer Kollision mit dem US-amerikanischen Frachter Thomson Lykes in der Nahe des Panamakanals verloren. [3]

Alle 130 Seeleute (andere Schatzung: uber 150) an Bord fanden bei dem Untergang den Tod. Dies ist die großte bisher verzeichnete Opferzahl bei einem Totalverlust eines U-Bootes. Der Untergang der Surcouf zahlt neben den Verlusten der USS  Thresher (1963, 129 Tote), Kursk (2000, 118 Tote), USS  Scorpion (1968, 99 Tote), HMS Thetis (1939, 99 Tote), K-129 (1968, 98 Tote) sowie der sogenannten Schlacht bei der Insel May (1918, 105 Tote) zu den schwersten Unfallen der U-Boot-Geschichte .

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Surcouf  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fußnoten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Hugh und David Lyon: Kriegsschiffe von 1900 bis heute . Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH, Koln 1978, S.   94 .
  2. Janusz Piekałkiewicz: S. 303.
  3. Janusz Piekałkiewicz: S. 618.