Singer-Songwriter
(
englisch
fur ?Sanger-Liedschreiber“) ist der
Anglizismus
fur einen
Liedtexter
,
Komponisten
und
Sanger
in einer Person, der
Vokalmusik
uberwiegend in der
Pop-
oder
Rockmusik
kreiert und interpretiert.
In der amerikanischen
Fachliteratur
ist der
Songwriter
ein
Urheber
, der sowohl
Liedtexte
als auch Musik konzipiert, konstruiert und zusammenformt, um daraus ein
Musikstuck
zu gestalten,
[1]
wobei diese Quelle klarstellt, dass der allgemeine Begriff des
Songwriters
auch lediglich fur einen Liedtexter oder Komponisten alleine gelten kann. Wenn der Songwriter seinen selbstverfassten
Musiktitel
auch interpretiert, wird er Singer-Songwriter genannt.
[2]
Zu den ersten Vertretern des Genres gehorten ab den 1930er Jahren zum Beispiel
Woody Guthrie
oder
Pete Seeger
. Etwa ab 1962 wurde nach einem Begriff fur die Musik- und Darbietungsform gesucht, die in dieser Zeit vor allem durch
Joan Baez
und
Bob Dylan
popular wurde. Die ersten Interpreten dieses Genres wurden
Hootenannys
genannt.
[3]
Wegen des haufig politischen Inhalts wurden ihre Lieder oft den
Protestliedern
zugeordnet. Sie interpretierten aber nicht nur Eigenkompositionen, sondern auch Stucke von anderen.
Musiker und Sanger wie
Joni Mitchell
,
Laura Nyro
,
Tim Buckley
,
Patti Smith
,
Donovan
,
Cat Stevens
oder
Leonard Cohen
mit stark unterschiedlichen musikalischen Grundlagen pragten ab den spaten 1960er-Jahren durch ihr spezifisches Auftreten ein eigenes Genre.
Folkbands
schufen ihre Stucke gemeinsam, wahrend Singer-Songwriter Musik und Texte alleine schrieben und teils solo mit
Gitarre
oder
Klavier
, teils mit einer kleinen Begleitband, interpretierten.
Im Gegensatz zur traditionellen Folk- oder
Country-Musik
mit
Akustikgitarre
und
Mundharmonika
war nun auch der Einsatz von
E-Gitarren
nicht mehr unublich. Singer-Songwriter ließen zunehmend
Rockelemente
in ihre Musik einfließen. Neben politischen Inhalten wurden auch private Themen textlich thematisiert. Musikalische Einflusse gab es auch aus
Soul
,
Jazz
und dem
Psychedelic Rock
.
Eine der Singer-Songwriter, die das
Genre
Anfang der 1970er-Jahre endgultig etablierten, war
Carole King
, deren Album
Tapestry
aus dem Jahr 1971 sich mehr als 25 Millionen Mal verkaufte. Bei den
Grammy Awards 1972
erhielt sie vier Auszeichnungen, was bis zu diesem Zeitpunkt noch keiner Kunstlerin gelungen war. Ihr Song
You’ve Got a Friend
gilt als Meilenstein des Genres. Auch
Paul Simon
konnte sich ab Anfang der 1970er etablieren.
Ab Ende der 1980er-Jahre gab es zum Beispiel mit
Suzanne Vega
wieder hauptsachlich weibliche Kunstler, die sich der Singer-Songwriter-Tradition anschlossen. Ab den 1990er-Jahren waren
Tracy Chapman
,
K. D. Lang
,
Alanis Morissette
,
Sheryl Crow
und
Tori Amos
erfolgreich. Zu den jungeren international erfolgreichen Singer-Songwritern zahlen
James Blunt
,
Katie Melua
,
Amy Macdonald
,
Ed Sheeran
,
Alicia Keys
oder
Milow
.
Im deutschsprachigen Raum gibt es den
Liedermacher
: Hier findet sich in vielen Fallen die alte Einheit von Textdichter, Komponist und Sanger, wie sie seit dem Mittelalter etwa bei
Bankelsangern
ublich war.
[4]
Der Begriff des Liedermachers wurde von
Wolf Biermann
1961 gepragt fur in
Personalunion
als Texter, Komponist und sich selbst ? oft mit Gitarre ? begleitendem Sanger.
[5]
Dabei bezog sich Biermann auf
Bert Brechts
Begriff des ?Stuckeschreibers“, der den handwerklichen Prozess beschreiben soll.
[6]
Sie artikulieren politische
Agitation
(Wolf Biermann,
Franz-Josef Degenhardt
) oder private
Alltagsprobleme
(
Georg Kreisler
,
Reinhard Mey
,
Hannes Wader
).
Im franzosischen Sprachgebiet heißen Singer-Songwriter Auteur-compositeur-interpretes oder
Chansonniers
wie
Georges Brassens
oder
Jacques Brel
; im italienischen Sprachgebiet
Cantautori
wie
Giorgio Gaber
oder
Luigi Tenco
.
[7]
- Craig Morrison:
American Popular Music. Rock and Roll
. Checkmark Books, New York 2006, S. 219?221.
- ↑
Harvey Rachlin,
The Encyclopedia of the Music Business
, 1981, S. 395
- ↑
Wieland Ziegenrucker/Peter Wicke,
Sachlexikon Popularmusik
, 1987, S. 358;
ISBN 3-442-33601-5
- ↑
Marcus Aldredge,
Singer-Songwriters and Musical Open Mics
, 2013, S. 23 f.
- ↑
Gunther Schweikle/Irmgard Schweikle,
Metzler Lexikon Literatur
, 2007, S. 437
- ↑
Ralf Noltensmeier (Hrsg.),
Metzler Sachlexikon Musik
, 1998, S. 572
- ↑
Horst Loppmann,
Das folkloristische Element bei Wolf Biermann
, 1990, S. 21;
ISBN 978-3-8324-2122-9
- ↑
Frank Trentmann,
Herrschaft der Dinge
, 2017, S. 431