Dieser Artikel beschreibt eine Schlacht westlich von Krefeld im Jahre 1642. An derselben Stelle fand 1758 eine andere Schlacht statt, die als
Schlacht bei Krefeld
bekannt ist.
51.296859
6.520364
Koordinaten:
51° 17′ 49″
N
,
6° 31′ 13″
O
Die
Schlacht auf der Kempener Heide
(auch
Schlacht auf der Hulser Heide, St.-Tonis-Heide
[3]
oder
Schlacht an der Huckelsmay
genannt) war eine
Schlacht
des
Dreißigjahrigen Krieges
, die am 17. Januar
[4]
1642
zwischen katholischen (
kaiserlichen
und
kurkolnischen
) Truppen auf der einen und protestantischen (
franzosischen
,
hessischen
und
weimarischen
) Truppen auf der anderen Seite in der
Heide
zwischen
Kempen
,
Huls
,
Krefeld
und
St. Tonis
am
Niederrhein
ausgetragen wurde. Das Gefecht endete mit einer vernichtenden Niederlage der kaiserlich-kolnischen Verteidiger; in der Folge fiel das nordliche Kurkoln unter protestantische Besatzung.
In der Endphase des Dreißigjahrigen Krieges, in Fortsetzung des
?
Hessenkrieges
“
, zogen auf Anweisung des franzosischen Konigs
Ludwig XIII.
und dessen Berater
Kardinal Richelieu
protestantische
Soldnertruppen
von Norddeutschland nach Westen in Richtung
Rheinland
. Die Truppen bestanden zum einen aus einem franzosischen Heer unter dem Kommando des Generals
Jean Baptiste Budes de Guebriant
, welches durch Soldner aus der ehemaligen Armee
Bernhards von Sachsen-Weimar
unterstutzt wurde.
[5]
Den Franzosen folgte ein hessisches
Korps
in Diensten von
Landgrafin Amalie
von
Hessen-Kassel
unter Fuhrung des Generals
Kaspar Graf von Eberstein
. Die hessischen und franzosisch-
Weimaraner Truppen
hatten zuvor bereits in wechselnder Zusammensetzung in Norddeutschland bei der
Belagerung von Dorsten
(1641) und von
Wolfenbuttel
(1641) zusammen gekampft.
[5]
Nun sollten die Truppen die kaisertreuen katholischen Gebiete westlich des Rheines, insbesondere das
Erzstift und Kurfurstentum Koln
(Kurkoln)
sowie das
Herzogtum Julich-Berg
, unter protestantische Kontrolle bringen.
[5]
Nach Weihnachten 1641 uberquerten zuerst die franzosischen Truppen und die Weimaraner bei
Wesel
den Rhein
[6]
und richteten auf kurkolnischem Gebiet am
Niederrhein
ihr Winterquartier ein. Kurz nach dem Jahreswechsel folgten die Hessen. Die protestantischen Truppen vereinigten sich am linken Rheinufer zu einem gemeinsamen Heer mit insgesamt etwa 9000 Mann Starke
[2]
[1]
und uberfielen am 14. Januar 1642 gemeinsam die kurkolnische Stadt
Uerdingen
ostlich von Krefeld, die nach drei Tagen des Widerstandes eingenommen wurde.
[6]
Am 15. Januar wurde auch das benachbarte
Linn
eingeschlossen
[5]
und die
Burg Linn
belagert.
Als Reaktion auf den franzosischen Einmarsch hatte der
kolnische Kurfurst Ferdinand
den
deutschen Kaiser Ferdinand
um Unterstutzung gebeten. Der Kaiser befahl eilig einem seiner Heere, das unter Fuhrung des Generals
Guillaume de Lamboy
in den
Niederlanden
gekampft hatte, zur Verteidigung ins Rheinland zu kommen. Das kaiserliche Heer, bestehend aus 8000 bis 9000 Mann, uberquerte bei
Venlo
die
Maas
und traf Anfang Januar 1642 bei Kempen auf kurkolnischem Territorium ein.
Zusatzlich zum Heer von Lamboy hatte der Kaiser ein zweites Heer mit etwa 7000 Mann unter Fuhrung des Feldherren
Melchior von Hatzfeldt
herbeibefohlen, welches sudlich von
Bonn
nahe
Andernach
stand.
[7]
Auch 3000 verbundete
spanische
Soldaten, die nahe Venlo lagerten, erhielten vom Kaiser die Order, Lamboy bei Bedarf zur Hilfe zu kommen. Der kolnische Kurfurst Ferdinand wies Lamboy an, sich auf keine Schlacht einzulassen, bevor nicht die angeforderte Verstarkung eingetroffen sei, so dass das kaiserlich-kolnische Heer zahlenmaßig in der Ubermacht ware.
[1]
Lamboy richtete daraufhin eine befestigte Stellung auf der
Hulser Heide
zwischen Sankt Tonis und Huls ein, wo bereits eine Grenzsicherungsanlage, eine sogenannte
Landwehr
die Verteidigung erleichterte. Dort erwartete er die Ankunft von Hatzfeldt.
[5]
Im Westen und Nordwesten von Krefeld erstreckte sich zum Zeitpunkt der Schlacht eine weite
Heidelandschaft
, die im Norden bis nach Huls, im Nordwesten bis nach Kempen und im Westen bis hinter St. Tonis reichte. Diese Landschaft wurde
Kempe(ne)r Heide
,
Hulser Heide
,
Sankt-Tonis-Heide
(
Sankt-Antonis-Heide
, kurz
Tonisheide
) oder schlicht
Die Heide
genannt.
[8]
Durch die ostliche Heide verlief die
Kempener Landwehr
, eine alte Grenzbefestigung zwischen der ehemals zur
Grafschaft Moers
gehorigen
Herrlichkeit
Krefeld
im Osten und der zum
Amt Kempen
gehorigen
?Kleinen
Honschaft
“
mit St. Tonis darin im Westen.
[9]
Sudwestlich von Krefeld traf die
Kempener Landwehr
auf eine zweite Landwehr, die in Ost-West-Richtung von
Linn
bis zur
Niers
bei
Suchteln
verlief und das Amt Kempen und die Herrlichkeit Krefeld im Norden vom
Amt Linn
im Suden trennte.
[10]
[11]
Diese
Sudliche Landwehr
lief im Bereich des heutigen
Krefelder Forstwaldes
durch die Heide sudlich an St. Tonis vorbei.
[12]
[13]
[14]
Die Landwehren, von denen heute nur noch wenige Uberreste erhalten sind (u. a. im Krefelder Forstwald nahe der Siedlung
Holterhofe
[15]
, heute ein
Bodendenkmal
), bestanden damals aus jeweils drei Graben und zwei Wallen, die mit dichten Strauchern bewachsen waren. Die derart befestigte Grenze war deshalb von schweren, berittenen Truppen oder Gespannen kaum zu durchdringen und nur an einigen durch
Schlagbaume
kontrollierten Durchgangen passierbar.
[5]
Schlagbaume existierten im sudlichen Abschnitt unter anderem an der
Huckelsmay
und am
Stock
.
[12]
- Reste der Landwehr in Krefeld-Forstwald (5. Oktober 2018)
-
-
-
Da seine Truppen durch die Landwehr gut gedeckt waren, wahnte sich Lamboy in einer sicheren Lage und erwartete ruhig die Ankunft der Hatzfeldt'schen Unterstutzung, bevor er gegen das protestantische Heer in die Schlacht ziehen wollte.
[16]
Um den Vorteil der noch bestehenden Uberzahl auszunutzen und der kaiserlichen Verstarkung zuvorzukommen, entschieden sich die Protestanten, nach der Eroberung von Uerdingen umgehend einen Uberraschungsangriff gegen Lamboy auszufuhren. Man zog nachts in einem Bogen sudlich um Krefeld herum und attackierte am Morgen des 17. Januars die kaiserlichen Verteidigungsstellungen an der sudlichen Landwehr.
Lamboy war offenbar auf die Schnelligkeit des protestantischen Angriffs nicht vorbereitet. Als die hessische Vorhut unter Fuhrung von
Reinhold von Rosen
den ersten Angriff auf die Landwehr ausfuhrte, lagerte der Hauptteil der katholischen Truppen noch in einiger Entfernung im Quartier. Die wenigen Truppen, die die Landwehr bewachten, konnten trotz der vorteilhaften Verteidigungsstellung und trotz eilig zur Hilfe gesandter Reiterei den Ansturm nur bremsen, aber nicht aufhalten. Zwar wurde der Angriff der Vorhut noch abgewehrt, bevor das kaiserliche Heer aber in voller Schlachtaufstellung zur Verteidigung bereit war, hatten die protestantischen Truppen einen zweiten Angriff in ganzer Starke ausgefuhrt und waren an zwei Stellen, an den Schlagbaumen bei der Huckelsmay und am Stockhof, durchgebrochen.
[12]
Die Durchgange wurden mit Schaufeln und Hacken verbreitert, so dass das gesamte protestantische Heer schnell hindurchmarschieren konnte.
[5]
Es folgte die eigentliche Schlacht auf der Heide. Hierbei waren die katholischen Truppen nun im Nachteil wegen des Uberraschungseffektes und da sie den Großteil ihrer
Kanonen
, die zur Verteidigung direkt an der Landwehr platziert waren, bereits an die Protestanten verloren hatten.
[12]
Im weiteren Verlauf der Schlacht erlitt die katholische Allianz deshalb hohe Verluste. 2500 katholische Soldaten fielen auf dem Schlachtfeld, 300 weitere
Dragoner
wurden auf der Flucht von der hessischen Kavallerie getotet. 3000 Soldaten, darunter niedere Offiziere, Oberst
Johann von Eppe
, Generalwachtmeister
Kaspar von Mercy
sowie Lamboy selbst, wurden gefangen genommen. Die protestantischen Truppen erbeuteten außerdem die gesamte Ausrustung, darunter sechs schwere 10-Pfunder-Kanonen, sowie das Gepack der Allianztruppen.
[1]
Der fluchtende Rest des katholischen Heeres, bestehend aus etwa 2000 Reitern, wurde bei
Zulpich
von Reinhold von Rosen gestellt, von wo aus es unter weiteren hohen Verlusten bis nach
Munstereifel
gejagt wurde.
[1]
Die kaiserliche Entsatzarmee unter Feldmarschall Graf Hatzfeldt konnte bei Duren nur noch Bruchteile von Lamboys Heer aufnehmen.
Am Tag nach ihrem Uberraschungssieg besetzten die Protestanten zuerst das vorherige katholische Hauptquartier in St. Tonis, von wo aus Eberstein auch Bericht an Landgrafin Amalie erstattete.
[17]
Anschließend wurde die Belagerung von Burg Linn fortgesetzt und auch
Burg Oedt
angegriffen und eingenommen.
Da der kaiserliche und kurkolnische Widerstand durch die vernichtende Niederlage gebrochen war, konnten die verbundeten franzosisch-weimarischen und hessischen Kontingente in den folgenden Wochen und Monaten das gesamte nordliche
Erftland
uberrennen und besetzen. Nach St. Tonis und Linn wurden noch zahlreiche andere Stadte, Festungen, Kloster und Dorfer uberfallen, belagert, ausgeplundert und verwustet, darunter die Stadte Kempen,
Neuss
,
Dormagen
,
Lechenich
, dessen
Schloss
sie nicht einnehmen konnten.
[18]
Im Mai wurde Hatzfeldt durch bayerische Truppen unter
Joachim Christian von der Wahl
verstarkt und konnte den franzosisch-hessischen Vormarsch eindammen. Nach dem Entsatz von Lechenich zogen die Kaiserlichen und Bayern nach
Zons
und blieben den Sommer uber bis auf Kavallerieuberfalle durch
Johann von Werth
meist untatig, wahrend sich Franzosen und Hessen bei
Uerdingen
verschanzten.
[19]
In den Folgemonaten und -jahren, selbst uber das Kriegsende durch den
Westfalischen Frieden
von 1648 hinaus, hatte die Region Niederrhein massiv unter der Besatzung durch einquartierte Soldner zu leiden. Diese Zeiten sind in der Region als die
?Hessenjahre“
oder der
Hessenkrieg
[16]
bekannt und beruchtigt.
- E. von Schaumburg:
Die Schlacht auf der St. Tonis-Haide (17. Januar 1642) und die Einnahme von Oedt, Neuß, Kempen und Linn
. In:
Annalen des Historischen Vereins fur den Niederrhein (AnnHVNdrh)
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Band
38
, 1882,
S.
50?86
.
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. Funfter Band. Volckmar, Leipzig 1894,
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in der Google-Buchsuche).
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Lobberland e.V., archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
8. Dezember 2008
;
abgerufen am 17. Februar 2011
.
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.lobberich.de
- ↑
E. von Schaumburg, 1882 (siehe Literatur)
- ↑
Anmerkung: In einigen Quellen wird als Datum nach
julianischem Kalender
der 7. Januar angegeben.
- ↑
a
b
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In:
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Vormoderne.
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krinvel.net, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
13. November 2010
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abgerufen am 1. Juni 2011
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Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
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Vorlage:Webachiv/IABot/ims2.bkg.bund.de
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Der Forstwald ? ein Stadtteil mit ungewohnlicher Biografie. Vom Schauplatz zweier Schlachten zum burgerlichen Wohnort
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. In: Verein fur Heimatkunde e.V. Krefeld (Hrsg.):
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web.archive.org
[PDF;
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; abgerufen am 12. September 2021]).
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Landwehr: Eine alte Schanze fur den Frieden im Land.
Westdeutsche Zeitung
Onlineausgabe (wz newsline), 30. April 2007,
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Gunther Engelbert:
Der Hessenkrieg am Niederrhein (1. Teil).
In:
Annalen des Historischen Vereins fur den Niederrhein
.
Band
161
, 1959.
- ↑
Brief Ebersteins im Hessischen Staatsarchiv Marburg, Nr. 41168.
- ↑
Sarburg/Walram: Verteidigung und Triumph der Burg und der Stadt Lechenich gegen hessische, franzosische und weimarische Truppen im Jahre 1642. Koln 1643
- ↑
Joachim F. Foerster:
Kurfurst Ferdinand von Koln. Die Politik seiner Stifter in den Jahren 1634?1650
. Aschendorff, Munster 1976.
ISBN 3-402-05625-9
. S. 211?216.