Sebastien Briat
(*
17. August
1982
; †
7. November
2004
bei
Avricourt
) war ein
franzosischer
Atomkraftgegner
. Bekannt wurde er durch seinen Tod bei einem Unfall mit einem Zug, der
radioaktiven Abfall
in
Castor-Behaltern
beforderte. Er war der erste Atomkraftgegner, der bei einer Demonstration gegen einen
Atommulltransport
ums Leben kam.
Sebastien Briat gehorte einer
lothringischen
Burgerinitiative
mit dem Namen ?
Carpe Diem
“ an. An der Universitat war er in einer Gruppe der Gewerkschaft
Confederation Nationale du Travail
(CNT) aktiv.
Im Zuge der Protestaktionen gegen einen Castortransport von
La Hague
in Frankreich nach
Gorleben
versuchte eine Gruppe von franzosischen Umweltaktivisten am
7. November
2004
, die Fahrt des Zuges durch eine Blockade der Gleise zu unterbrechen, um so ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Sie hatten zu diesem Zwecke bei
Avricourt
in der Nahe von
Nancy
Metallrohre unter die Gleise ins Gleisbett verlegt und sich auf Hohe der Metallrohre neben das Gleis gelegt. Sie waren darauf vorbereitet, sich im Falle eines Anhalten des Zuges in kurzester Zeit mit Hilfe der Metallrohre an den Schienen festzuketten. Beim Eintreffen des Zuges waren die Aktivisten jedoch weder angekettet noch befanden sie sich auf dem Gleiskorper.
Aufgrund einer Verkoppelung von Fehlern der Aktionsgruppe wurde der Lokfuhrer nicht vorgewarnt und hatte seine Geschwindigkeit daher nicht reduziert. Der Zug wurde von einer "Vorwarngruppe" gemeldet, als er etwa 10 Kilometer vor der Blockadestelle vorbeifuhr. Zu diesem Zeitpunkt flog ein Hubschrauber dem Zug voraus. Eine fur solche Aktionen eingesetzte Gruppe, die 1,5 km vor der Blockadestelle den Lokfuhrer warnen sollte und den Zug durch Notsignale zum Bremsen bringen sollte, tat dies jedoch nicht, da sie von der Ankunft des Zuges uberrascht wurde. Grund hierfur war der Umstand, dass der Hubschrauber, der normalerweise in einigem Abstand vor dem Zug fliegt, um mogliche Gefahren fruhzeitig erkennen zu konnen, sich gerade zum Unfallzeitpunkt bei einem Tankstopp befand. Daher fehlte den Stoppern ihr wichtigstes Erkennungsmerkmal fur das Eintreffen des Zuges. Die Gruppe um Sebastien Briat konnte nicht benachrichtigt werden (Funksprechgerate funktionierten nicht), die Gruppe konnte von der Polizei nicht vorzeitig bemerkt werden.
[1]
Da der Ort fur die geplante Blockade in einer Kurve lag, bemerkte weder der Lokfuhrer fruhzeitig die Personen an dem Gleis noch bemerkte die Gruppe um Briat, dass der Zug seine Geschwindigkeit nicht reduzierte. Die Rekonstruktionen der Polizei ergaben, dass die Geschwindigkeit des Zuges zum Unfallzeitpunkt 98 km/h betrug. Dies bedeutete, dass die Gruppe nach Erkennen des herannahenden Zuges nur acht Sekunden Zeit hatte, um sich vom Gleis zu entfernen. Sebastien Briat wurde beim Eintreffen des Zuges einen Meter neben dem Gleis stehend vom Fahrtwind erfasst und auf die Schienen geschleudert. Dabei wurden ihm beide Beine abgetrennt. Er starb noch am Unfallort.
[2]
Nach Auffassung der Bahngewerkschaft
Sud Rail
hatte der Zug nur ?vorsichtige Fahrt“ auf Sicht machen durfen. Dies bedeutet, dass der Lokfuhrer die Geschwindigkeit hatte so wahlen mussen, dass ein Anhalten innerhalb der Sichtweite moglich gewesen ware. In dieser Kurve hatte dies einer Geschwindigkeit von etwa 30 km/h entsprochen. Eine entsprechende Anweisung wurde aber nicht erteilt, der Zug fuhr fast 100 km/h schnell.
Die Gruppe um Sebastien Briat gestand in einer Erklarung, die in der franzosischen Zeitung
Liberation
veroffentlicht wurde, auch eigene Fehler ein. Die Erklarung endet mit dem Fazit: ?Die Verantwortung aller Beteiligten, auch die unsrige, wird ermittelt werden mussen.“
Die deutschen Atomkraftgegner waren schockiert. Da gemutmaßt wurde, dass dies im Sinne des Verstorbenen sei, wurde der Protest gegen den Transport fortgesetzt. Die im weiteren Verlauf des Castor-Transports nach Gorleben geplanten Protestaktionen, die als
Spaßaktionen
angelegt waren, wurden allerdings abgesagt, vielfach wurde Sebastien Briats gedacht. Das Netzwerk ?
Sortir du nucleaire
“ hatte landesweit zu Trauerkundgebungen an franzosischen Bahnhofen aufgerufen.
Die zur Ermittlung des Unfallhergangs eingeleitete Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass keine Anhaltspunkte fur eine Strafverfolgung gegeben seien.
[3]
- ↑
Greenpeace Magazin 2.05
(
Memento
des
Originals
vom 25. Dezember 2011 im
Internet Archive
)
Info:
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Anleitung
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@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.greenpeace-magazin.de
, abgerufen am 9. November 2010
- ↑
Der Spiegel, Artikel vom 13. November 2004
, abgerufen am 9. November 2010
- ↑
Verivox
:
Artikel
, abgerufen am 9. November 2010.