Rainer Eppelmann
(*
12. Februar
1943
in
Berlin
) ist ein
deutscher
evangelischer
Pfarrer
, ehemaliger DDR-
Burgerrechtler
und Politiker (
DA
,
CDU
). Nachdem er innerhalb der DDR Bekanntheit als Oppositioneller erlangt hatte, war er 1990 Minister fur
Abrustung und Verteidigung
in der
letzten DDR-Regierung
. Von 1990 bis 2005 war er
Mitglied des Deutschen Bundestages
. Seit 1998 ist er Vorsitzender der
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
.
Eppelmann wuchs als Sohn eines Zimmermanns
[1]
im
Ostteil
der zerstorten, aber noch nicht endgultig geteilten Stadt Berlin auf. Sein Vater war
SS-Unterscharfuhrer
und Wachter in den Konzentrationslagern
Buchenwald
und
Sachsenhausen
. Seine Mutter war zuerst im
Bund Deutscher Madel
(BDM) und trat dann als Postbeamtin in die
NSDAP
ein. Der Vater blieb zeitlebens ein entschiedener
Antikommunist
.
[2]
Rainer Eppelmann besuchte ein
Gymnasium
im
Westen Berlins
und musste mit der 11. Klasse wegen des
Mauerbaus
den Schulbesuch abbrechen. Wegen Nichtmitgliedschaft in der
FDJ
war es ihm in der
DDR
nicht moglich, Abitur zu machen. Deshalb konnte er seinen damaligen Berufswunsch,
Architekt
zu werden, nicht verwirklichen. Er arbeitete zunachst als
Dachdeckergehilfe
, bevor er
1962
bis
1965
eine
Facharbeiterausbildung
als
Maurer
absolvierte. Eppelmann verweigerte 1966 den Dienst an der Waffe in der
Nationalen Volksarmee
(NVA) sowie die Ablegung des
Fahneneides
. Wegen
Befehlsverweigerung
wurde er daraufhin zu einer achtmonatigen
Freiheitsstrafe
verurteilt.
Rainer Eppelmann studierte
Theologie
am Berliner
Theologischen Seminar Paulinum
und beendete 1974 das
Studium
mit dem ersten und zweiten Examen. Die
Ordination
folgte 1975. Von 1974 bis 1979 war er zunachst Hilfsprediger, dann Pfarrer in der
Berliner Samariterkirchengemeinde
[3]
im Ostberliner Bezirk
Friedrichshain
und gleichzeitig Kreisjugendpfarrer in Friedrichshain.
In den 1980er Jahren plante das
Ministerium fur Staatssicherheit
(MfS) die Ermordung des oppositionellen Pfarrers. Eppelmann sollte bei einem fingierten Autounfall durch technische Manipulationen an seinem Auto sterben. Beide Anschlage schlugen jedoch fehl. Das MfS verubte keine weiteren
Attentate
; in
Polen
war es nach massiven nationalen und internationalen Protesten gegen die Ermordung des oppositionellen katholischen
Priesters
Jerzy Popiełuszko
zur Verurteilung der Morder gekommen, die aus der polnischen
Staatssicherheit
kamen.
[4]
[5]
[6]
Fur internationale Aufmerksamkeit sorgte es 1988/89, als Rainer Eppelmann in seinen Dienst- und Privatraumen mit Hilfe westlicher Technik Abhortechnik des MfS aufspurte und dies in westlichen Medien offentlich gemacht wurde.
[7]
Rainer Eppelmann lebt in Berlin und war mehrere Male verheiratet. Am 27. Dezember 1969 ging er eine Ehe mit Eva-Maria Strauth ein. Am 11. Juni 1988 ließen sie sich scheiden, heirateten unmittelbar nach der
Wende
erneut, doch die Beziehung scheiterte spater ein zweites Mal. Insgesamt gingen aus beiden Ehen funf Kinder hervor.
[8]
Eppelmann engagierte sich in der
DDR-Opposition
. In den 1980er Jahren kummerte er sich um unangepasste Jugendliche; aus der ganzen DDR kamen sie zu seinen als legendar geltenden, seit 1979 stattfindenden
Bluesmessen
in der
Ost-Berliner
Samaritergemeinde
. Zum Teil geheim, teilweise fur den ?innerkirchlichen Gebrauch“ genehmigt, wurden innerhalb der Oppositionsgruppen der DDR Zeitschriften und Texte, die der
Arbeitskreis
Information unter Leitung von
Thomas Welz
und Rainer Eppelmann herausgegeben hatte, verbreitet. Im Januar 1982 riefen er und
Robert Havemann
im
Berliner Appell
zur
Abrustung
in Ost und West auf.
[9]
Er war Grundungs- und
Vorstandsmitglied
des
Demokratischen Aufbruchs
(DA). Vor der ersten und auch letzten freien Wahl in der DDR 1990 war Eppelmann als Vertreter der Opposition Mitglied des zentralen
Runden Tisches
sowie spater auch
Minister ohne Geschaftsbereich
im
Kabinett Hans Modrow
. Nach Enthullungen uber die Stasitatigkeit des DA-Vorsitzenden
Wolfgang Schnur
kurz vor der ersten freien Wahl zur
Volkskammer
der DDR am 18. Marz 1990 trat Schnur zuruck und Eppelmann wurde zunachst kommissarischer und dann gewahlter
Vorsitzender
der Partei. Bei dieser Volkskammerwahl trat der DA im Rahmen der
Allianz fur Deutschland
an, die sich fur eine rasche
Wiedervereinigung Deutschlands
einsetzte. Diese Listenverbindung mit der
CDU der DDR
und der
DSU
war auf Initiative und unter Vermittlung des Vorsitzenden der
West-CDU
, des Bundeskanzlers
Helmut Kohl
, zustande gekommen. Der DA erhielt schließlich weit abgeschlagen nur 0,9 % der Stimmen, war jedoch dank der Verbindung mit der insgesamt siegreichen Allianz fur Deutschland mit vier Abgeordneten in der Volkskammer vertreten.
Vom 18. Marz 1990 bis zu deren Auflosung im Zuge der Deutschen Einheit am 2. Oktober 1990 war er Mitglied der Volkskammer der DDR und
Minister fur Abrustung und Verteidigung
im
Kabinett von Lothar de Maiziere
. Angesichts seiner Berufung zum Minister entschied sich Eppelmann fur einen Wohnsitz in Berlin. Dieser wurde im Mai 1990 von Mitarbeitern der
Hauptnachrichtenzentrale des Ministeriums fur Nationale Verteidigung
umfangreich nachrichtentechnisch ausgebaut. Im Sommer 1990 ordnete Eppelmann die Vernichtung der Akten der
Militaraufklarung
der
NVA
an. Er war der Ansicht, damit zu Recht ?einer strafrechtlichen Verfolgung der Mitarbeiter dieser Behorde entgegenzuwirken“.
[10]
Mit der Fusion des DA mit der
CDU
im August 1990 wurde er Mitglied der CDU, die im September 1990 mit der CDU der Bundesrepublik Deutschland zur CDU Deutschlands fusionierte. Außerdem wurde er Mitglied in der
CDA
(Arbeitnehmerflugel der Union) und war von 1994 bis 2001
Bundesvorsitzender
der CDA. Die CDA wahlte ihn 2001 zum Ehrenvorsitzenden.
Von der ersten gesamtdeutschen Wahl am 2. Dezember 1990 an war Eppelmann
Mitglied des Deutschen Bundestages
und blieb dies bis zur
Bundestagswahl 2005
, bei der er nicht mehr kandidierte. Er wurde 1990 fur die CDU uber ein
Direktmandat
des Wahlkreises
Furstenwalde ? Strausberg ? Seelow
in
Brandenburg
gewahlt. Bei den Bundestagswahlen 1998 und 2002 zog er uber die
Landesliste
der
CDU Brandenburg
ins Parlament ein. Vom Bundestag wurde er zum Vorsitzenden der beiden
Enquete-Kommissionen
zur Aufarbeitung der Geschichte und der Folgen der
SED
-Diktatur gewahlt.
Als im MfS-Bestand (z. T. Duplikate von) Akten der Militaraufklarung aufgetaucht waren und 1992 zur Strafverfolgung ehemaliger Mitarbeiter wegen
Spionage
gegen die Bundesrepublik Anlass gaben, teilte Eppelmann der Justizministerin
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
mit, er erblicke ?auch im Nachhinein“ in einer derartigen Strafverfolgung einen Verstoß gegen das
Ruckwirkungsverbot
.
[11]
Seit ihrer Grundung 1998 ist Eppelmann ehrenamtlicher Vorsitzender des Vorstandes der
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
. Er war zudem von Mai 2003 bis Oktober 2013 Mitglied des Beirates beim
BStU
.
Seit 2011 ist Rainer Eppelmann Schirmherr des
Mauerweglaufs
, einer Laufveranstaltung, die an die Opfer der ehemaligen Berliner Mauer erinnern soll, und seit 2012 Schirmherr des Berliner Schulermauerlaufs.
Zudem ist er Mitglied im Kuratorium der Hilfsorganisation
CARE Deutschland
.
[12]
- Oliver Durkop (Hrsg.):
Rainer Eppelmann: Erinnerungen und zeitgenossische Einschatzungen. Im Gesprach mit Oliver Durkop. Mit einem Vorwort von Dietmar Herbst.
wbg Academic, Darmstadt 2023,
ISBN 978-3-534-27635-6
.
- Gottes doppelte Spur. Vom Staatsfeind zum Parlamentarier.
Hanssler, Holzgerlingen 2007,
ISBN 978-3-7751-4707-1
(zweite Autobiographie).
- Zwei deutsche Sichten. Ein Dialog auf gleicher Augenhohe.
Hrsg. von
Christian v. Ditfurth
, Bock, Bad Honnef 2000.
ISBN 3-87066-780-X
.
- Fremd im eigenen Haus. Mein Leben im anderen Deutschland.
Kiepenheuer & Witsch, 1993,
ISBN 3-462-02279-2
(erste Autobiographie)
- Wendewege: Briefe an die Familie.
Hrsg. von Dietmar Herbst, Bonn 1992.
ISBN 3-416-02367-6
.
- Rainer Eppelmann
in
Internationales Biographisches Archiv
46/2005 vom 19. November 2005 (lo) Erganzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 49/2007, im
Munzinger-Archiv
(Artikelanfang frei abrufbar)
- Robert Grunbaum
:
Der aufrechte Gang. Opposition und Widerstand in SBZ und DDR. Bundesprasident Horst Kohler und Rainer Eppelmann im Gesprach mit Zeitzeugen und Schulern
. Hrsg. vom
Bundesprasidialamt
und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Metropol, Berlin 2010,
ISBN 978-3-940938-33-6
.
- Helmut Muller-Enbergs
:
Eppelmann, Rainer
. In:
Wer war wer in der DDR?
5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010,
ISBN 978-3-86153-561-4
.
- Gert Mengel:
Frieden schaffen ohne Waffen. Rainer Eppelmann: Pazifist ? Bausoldat ? Pfarrer ? Minister
. In:
Praxis Geschichte
. 05/2009, S. 24?27.
- Ehrhart Neubert
:
Geschichte der Opposition in der DDR 1949?1989
. Bundeszentrale fur politische Bildung, Schriftenreihe Band 346, Bonn 1997,
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, Geschichte der CDU.
- ↑
Autobiografie
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- ↑
Ehrhart Neubert
:
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Unsere Struktur.
CARE Deutschland e. V., archiviert vom
Original
am
27. Marz 2019
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Aufstellung aller durch den Bundesprasidenten verliehenen Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich ab 1952
(PDF; 6,9 MB)
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DIE WELT:
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. In:
DIE WELT
. 29. Oktober 2014 (
welt.de
[abgerufen am 11. Dezember 2017]).