Pelagius I.
(†
3. Marz
561
in
Rom
) war
Bischof von Rom
vom 16. April 556 bis zu seinem Tode. Er entstammte einer romischen Adelsfamilie. Da er sich im
Dreikapitelstreit
? mit seinem Vorganger
Vigilius
? der kaiserlichen Verurteilung der ?Drei Kapitel“ angeschlossen hatte, wurde er vom westlichen
Klerus
abgelehnt, besonders dem oberitalienischen. Seine Einsetzung gegen den Willen des Großteils des romischen Klerus war nur durch die Hilfe der
ostromischen
Machthaber moglich. Man gab ihm die Schuld am Tod seines Vorgangers Vigilius. Um sich zu reinigen, musste er in der Kirche uber Kreuz und
Evangelium
einen entsprechenden Eid leisten. Zwar gelang es ihm durch Wiederaufbauleistungen an der nach der Eroberung durch die
Ostgoten
darnieder liegenden Stadt die Anerkennung der Romer zu gewinnen. Die Loslosung der oberitalienischen Bistumer konnte er aber nicht verhindern.
Aufstieg, diplomatische Aufgaben, Stellung zu Haresien
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Pelagius war Sohn eines Romers. Er war moglicherweise beim romischen Vikariat beschaftigt, worauf der Titel seines Vaters
uicarianus
hindeuten konnte. Als Diakon begleitete Pelagius Bischof
Agapit
von Rom im Winter 535 auf 536 nach
Konstantinopel
, wo er Zeuge des Streites zwischen dem Bischof von Rom und dem Patriarchen
Anthimos I.
wurde. Anthimos wurde abgesetzt, da er sich in den Augen Agapits
monophysitisch
geaußert hatte, und statt seiner konsekrierte Agapit den Presbyter
Menas
. Pelagius wurde von Agapit zum
Apokrisiar
, zum Gesandten am ostromischen Kaiserhof erhoben. Nachdem Agapit am 22. April 536 gestorben war, nahm Pelagius am 2. bis 4. Juni an dem Konzil teil, das den abgesetzten Patriarchen verurteilte. Auch stellte sich Pelagius gegen die Ruckkehr des von Kaiserin
Theodora
bevorzugten
Silverius
nach Rom, der im folgenden Jahr abgesetzt wurde.
Im selben Jahr forderte der Kaiser ihn auf, an der Auswahl des neuen Bischofs von Alexandria teilzunehmen. Als jedoch dieser Paulus in Gaza exiliert wurde, da er unfahig war, in Agypten zu herrschen, schickte Kaiser Justinian Pelagius nach Palastina, um dort den Nachfolger Zoilus durchzusetzen. Auch spielte er eine wesentliche Rolle bei der Verurteilung des Origenes. Das Edikt gegen ihn wurde 543 an alle Patriarchate verschickt. Als Justinian das Edikt gegen die
Drei Kapitel
zwischen 545 und 546 offentlich machte, war Pelagius nicht mehr Apokrisiar. Er sammelte Argumente gegen die Verurteilung der Drei Kapitel.
Bei den Verhandlungen mit den Ostgoten spielte er bereits eine wesentliche Rolle, doch konnte er die Plunderung nicht verhindern. Deren Konig
Totila
schickte Pelagius vergeblich zu Verhandlungen nach Konstantinopel.
Am 11. April 548 verurteile Vigilius explizit die Drei Kapitel. Abermals reiste Pelagius in die Kaiserstadt, was vor dem Sommer 551 geschehen sein muss. Am 23. Dezember 551 fluchtete sich Vigilius in die Kirche der hl. Euphemia in
Chalkedon
, wohin auch Pelagius, Datius von Mailand und weitere Kleriker gelangten. Als Vigilius 553 das
2. Konzil von Konstantinopel
eroffnete, war Pelagius immer noch an seiner Seite. Da Pelagius seinen Widerstand gegen die Verurteilung der Drei Kapitel nicht aufgeben wollte, wurde er auf kaiserlichen Befehl inhaftiert. In seiner Schrift
In defensione Trium Capitulorum
verteidigte er die Drei Kapitel nicht nur, sondern er griff den Bischof von Rom wegens seines Opportunismusses an. Als Vigilius im Sommer 555 starb, versuchte der Kaiser in Rom einen neuen Bischof zu installieren. Er schlug Pelagius vor. Dieser fand sich bereit, das Amt anzunehmen.
Er verurteilte nun die Drei Kapitel und segelte im Fruhjahr 556 nach Rom, wo
Narses
die Macht innehatte. In dessen Gegenwart wurde Pelagius eingesetzt. Gegen die kanonischen Bestimmungen geschah dies nur in der Gegenwart zweier Bischofe, namlich derer von
Ferentino
und von
Perugia
, sowie eines
Presbyters
aus
Ostia
. In einem feierlichen Eid reinigte sich Pelagius von den Vorwurfen, doch schlug ihm außerhalb Roms weiterhin Widerstand entgegen.
Anfang Juli 556 setzte er Bischof Sapaudus von
Arles
von seiner Konsekration in Kenntnis. Dabei erfuhr er vom Misstrauen am frankischen Hof gegen den neuen Bischof von Rom. Dort hielten sich Zweifel an seiner Rechtglaubigkeit. Rufinus, Gesandter des Konigs, erwartete von Pelagius deutliche Versicherungen. Im Dezember desselben Jahres schrieb Pelagius nach Arles im Zusammenhang mit administrativen und disziplinarischen Fragen, Konig
Childebert
versicherte er seiner Rechtglaubigkeit. Dies bekraftigte er in weiteren Briefen. Seine Rolle im Streit in Konstantinopel rechtfertigte er gegenuber Sapaudus damit, dass er ?incautus et ignarus“ gewesen sei. Auch in Italien gab es Vorbehalte, vor allem in der Toscana annonaria, wo sich einige Bischofe weigerten, den Namen des romischen Bischofs in den Diptychen zu verzeichnen. Mit Schreiben in freundlichem Ton und mit Gesprachsangeboten konnte Pelagius mindestens sechs Bischofe fur sich gewinnen, zwei jedoch, Maximilianus und Terentius, hielten sich weiter fern. In einer eigenen Enzyklika, der
fides sancti Pelagii papae
, erlauterte er seine Glaubensgrundsatze. Starker Widerstand gegen die Verdammung der Drei Kapitel formierte sich um Mailand und
Aquileia
. Auxanus von Mailand und Macedonius von Aquileia verweigerten gar die
Kommunion
, doch Pelagius griff mindestens bis 558 nicht in die Verhaltnisse in den Kirchen Oberitaliens ein.
Erst 559, mit dem Tod des Macedonius, kam es zum Streit. Sein Nachfolger Paulus, in Mailand konsekriert, erklarte offentlich, warum die Bischofe die Kommunion mit Pelagius verweigerten. Dieser wiederum wandte sich an den Kaiserhof, bei dem er seine Gegner als haretisch denunzierte und zu einer Intervention gegen sie aufforderte. Er nannte Paulus den ?princeps“ der Haretiker. Von nun an setzte er nicht mehr auf Diskussion, sondern auf die politische Macht. Noch zu Jahresbeginn hatte er an Agnellus von Ravenna in großer Maßigung geschrieben, im April verlangte er von ihm, keine Abweichler mehr zu dulden, stattdessen jeden zu verdammen, der sich nicht binnen zehn Tagen fuge. Schließlich forderte er Narses dringend dazu auf, gegen Maximilianus und Terentius in der Toskana vorzugehen, genauso wie gegen Paulinus von
Fossombrone
, im ?Picenum“. Im Februar 559 forderten einige Bischofe der Provinz Venetia et Histria ein neues Konzil, wobei sie sich womoglich ebenfalls an die kaiserliche Autoritat wandten. In einem Brief an den Patricius Johannes wehrte sich Pelagius dagegen, dieser wurde wiederum von Paulus von Aquileia exkommuniziert. Ein romischer Gesandter bei Johannes unter Vermittlung des Agnellus von Ravenna half ebenso wenig, wie der Versuch, gegen Paulus den anderen Patricius Valerianus zu mobilisieren.
Johannes versuchte die Kirchengemeinschaft zwischen Pelagius und dem Patriarchen von Aquileia wiederherzustellen, und er unterstutzte die Forderung nach einem Konzil. In einem anmaßenden Brief an Valerianus verlangte Pelagius die Uberfuhrung der beiden gegnerischen Bischofe nach Konstantinopel und ihre Verurteilung durch den Kaiser. Nach Venetia et Histria und nach
Liguria
sandte er einen romischen Presbyter namens Luminosus. Doch der Konflikt sollte weit uber die Amtszeit des Pelagius hinaus weiterschwelen.
Außerhalb Italiens unterhielt Pelagius gute Beziehungen zu
Eutychios von Konstantinopel
, dem er 558/559 Reliquien des
hl. Petrus
ubersandte. Spatestens 560 schrieb er einen Brief an den Prafekten von Africa, Boethius, in dem er sich uber die Zustande in Italien nach 25 Kriegsjahren beklagte.
An Baumaßnahme ist innerhalb Roms nur die
Basilica dei Ss. Apostoli
uberliefert, die unter seinem Nachfolger
Johannes III.
fertiggestellt wurde.
Pelagius starb am 2. Marz 561 und wurde in St. Peter ?ante secretarium“ beigesetzt.
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