Dieser Artikel behandelt die ehemalige Peer-to-Peer-Musiktauschborse. Zu dem kommerziellen Online-Musikdienst siehe
Napster (Online-Musikdienst)
.
Napster
war eine
Musiktauschborse
, die von
Shawn Fanning
,
John Fanning
und
Sean Parker
gegrundet wurde und 1999 online ging.
[1]
Sie sollte dem Zweck dienen, leichter
MP3
-Musikdateien uber das
Internet
verteilen zu konnen.
Revolutionar war dabei sein
Peer-to-Peer
-Ansatz (P2P). Die Napster-Software durchsuchte den Rechner, auf dem sie installiert war, nach MP3-Dateien und meldete die Ergebnisse an einen zentralen
Server
im Internet, wo auch die Angebote und Suchanfragen der anderen Teilnehmer eingingen. Der Server meldete als Ergebnis auf eine Anfrage die
IP-Adressen
der Computer zuruck, die die gesuchte Musikdatei anboten. Die beiden
Clients
konnten sich daraufhin direkt miteinander verbinden (Peer-to-Peer) und das Musikstuck kopieren. Ein multiples Laden von mehreren Quellen, wie es spater bei anderen Musiktauschborsen eingefuhrt wurde, war mit dem offiziellen Client nicht moglich.
Zeitweilig war Napster die am schnellsten wachsende
Community
(Gemeinschaft) des Internets. Dies erklart sich durch die Kostenfreiheit des Systems und die attraktiven Inhalte. Kurz vor ihrem Ableben im Februar 2001 umfasste die Napster-Community etwa 80 Millionen Nutzer weltweit, davon waren 1,6 Millionen Nutzer standig online; alleine im Januar 2001 betrug das Tauschvolumen rund zwei Milliarden Dateien.
[2]
Als verhangnisvoll erwies sich fur Napster das Server-Client-System, das auf zentrale Rechner zur Weitervermittlung der Suchanfragen angewiesen war. Dadurch konnten die Rechteverwerter der
Musikindustrie
sowie die RIAA (
Recording Industry Association of America
) Napster mit Klagen uberziehen
[1]
und die Stilllegung der Server verlangen. Schließlich wurde Napster zur Installation von Filtersoftware gezwungen, die aber nie richtig funktionierte, da die Benutzer die Filter erfindungsreich mit Dateiumbenennungen umgehen konnten (
Metallica
zu EtallicaM oder acillatem etc.). Zuvor hatte sich
Bertelsmann
in einem damals sensationellen Coup bei Napster eingekauft, zunachst in Form eines Kredits mit der Option, diesen spater in einen Anteil umwandeln zu konnen. Am Ende wurde Napster in der ursprunglichen Form jedoch im Juli 2001 abgeschaltet.
[3]
Wahrend der Querelen zwischen Napster und der Musikindustrie kamen mehrere alternative P2P-Programme auf, zum Beispiel verschiedene Programme, die auf dem
Gnutella
-Netzwerk (z. B.
LimeWire
) basierten. Das Neue an ihnen war, dass keine zentralen Rechner zur Weitervermittlung der Suchanfragen mehr notig waren. Das einst populare, in Aufbau und Aussehen Napster ahnliche
FastTrack
-Netzwerk (z. B.
Kazaa
) wurde jedoch mit ahnlichen rechtlichen Problemen konfrontiert wie seinerzeit Napster, womit auch ein rapider Schwund an Nutzern einherging. Weiterhin beliebt ist das
EDonkey2000
-Netzwerk (z. B.
eMule
).
Im Februar 2003 wurde von mehreren
US-amerikanischen
Komponisten und Plattenfirmen gegen den Bertelsmann-Verlag Klage erhoben. Der Vorwurf lautete, durch Kauf und Unterstutzung Napsters die Verbreitung von
Raubkopien
ermoglicht und großen wirtschaftlichen Schaden angerichtet zu haben.
Dank mehrerer alternativer Serverimplementierungen wurde das ursprungliche Napsterprotokoll spater auch anderweitig verwendet. Der (historisch) wichtigste Server war
OpenNap
. Durch Veroffentlichung des Protokolls ermoglichte dieser erst, dass mehrere (meist
Open-Source
) Clients implementiert wurden. Die spater am haufigsten eingesetzte Implementierung war allerdings
SlavaNap
.
Im Film
The Italian Job ? Jagd auf Millionen
behauptet der Charakter Lyle, der Erfinder von Napster zu sein. Sein ehemaliger Mitbewohner Shawn Fanning soll die Diskette mit der Software entwendet haben. Fur die Verfilmung einer
Ruckblende
stand Shawn Fanning selbst fur einen
Cameo-Auftritt
zur Verfugung.
Zudem wird Napster im Film
The Social Network
(2010) erwahnt,
Justin Timberlake
spielt den Napster-Grunder Sean Parker.
- ↑
a
b
Maria Benning:
Anklage gegen MP3-Tauschsite.
In:
Heise online
.
8. Dezember 1999,
abgerufen am 2. November 2021
.
- ↑
Matthew Green:
Napster Opens Pandora’s Box: Examining How File-Sharing Services Threaten the Enforcement of Copyright on the Internet.
(PDF; 2,05 MB) In:
Ohio State Law Journal
, 63 Nr. 2, 2002, S. 799?819.
- ↑
Clemens Gleich:
Napster zur Schließung gezwungen.
In:
Heise online
.
12. Juli 2001,
abgerufen am 2. November 2021
.