Mijailo Mijailovi?

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Foto einer Uber­wachungs­kamera kurz vor dem Mord

Mijailo Mijailovi? ( serbisch - kyrillisch Ми?аило Ми?аилови? ; * 6. Dezember 1978 in Stockholm ) ist ein serbischer Attentater , der fur den Mord an der schwedischen Außenministerin Anna Lindh zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

Jugend [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mijailo Mijailovi? wurde 1978 als Sohn serbischer Einwanderer in der schwedischen Hauptstadt Stockholm geboren und besaß von Beginn an sowohl die schwedische als auch die jugoslawische Staatsburgerschaft. [1]

Seine Eltern waren Ende der 1960er Jahre als Gastarbeiter nach Schweden gekommen. Im Alter von sechs Jahren wurde er zu den Großeltern nach Jugoslawien geschickt, wo er auch die Schule besuchte. Zu Beginn des Jugoslawienkrieges ging er 1991 mit 13 Jahren zuruck nach Schweden und ging dort weiter zur Schule. Er verfugte allerdings aufgrund der vielen Jahre in Jugoslawien nur uber mangelnde Schwedischkenntnisse. [2] Den Besuch der Oberschule in Schweden brach er im zweiten Jahr ab. Seine Schulkameraden beschrieben ihn als Einzelganger und Mijailo selbst sah sich auch als Außenseiter . [2]

Der Großvater Mijailos berichtete auf Nachfrage von einer unproblematischen Kindheit in Jugoslawien, nach der Ruckkehr nach Schweden hauften sich in seiner Jugendzeit aber die Probleme an. [2] 1997 wurde er wegen Korperverletzung verurteilt, nachdem er seinen Vater mit einem Kuchenmesser angegriffen und schwer verletzt hatte. Bei der Vernehmung stellte sich heraus, dass der Vater Alkoholiker mit Hang zur Gewalttatigkeit war und Frau und Kind misshandelte. [2] Vor Gericht sagte Mijailo aus, er wollte einen Streit seiner Eltern schlichten und konne sich an nichts erinnern. Schließlich wurde er zu einer Bewahrungsstrafe verurteilt. Ein psychiatrisches Gutachten in dem Verfahren sprach von einem dringenden Erfordernis psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung.

In weiteren Fallen wurde er von schwedischen Gerichten 1999 wegen Verstoß gegen das Waffengesetz und im Jahr 2001 wegen der Bedrohung einer Mutter und deren Tochter verurteilt. [2]

Mord an Anna Lindh [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 10. September 2003 stach er die schwedische Außenministerin Anna Lindh im Stockholmer Kaufhaus Nordiska Kompaniet nieder, wo sie ohne Begleitung von Leibwachtern einkaufen war.

Am 11. September starb Anna Lindh an ihren schweren Verletzungen. Der Mord erregte die internationale Offentlichkeit und fuhrte in Schweden zu einem nationalen Schock und einer Diskussion uber das Ende der offenen schwedischen Gesellschaft.

Mijailo Mijailovi? wurde anhand eines Fotos einer Uberwachungskamera aus dem Kaufhaus am 24. September als Tatverdachtiger gefasst und in Untersuchungshaft genommen.

Prozess [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Obwohl bei dem Mordfall davon ausgegangen wurde, dass er keine politischen Hintergrunde hatte, meinten einige Beobachter, dass Mijailovic die Sozialdemokratin Lindh fur ihre positive Haltung zu den NATO -Angriffen gegen Belgrad im Kosovo-Krieg 1999 hasste.

Am 6. Januar 2004 legte Mijailovi? ein Gestandnis ab. Ein psychiatrisches Gutachten in der Hauptverhandlung bescheinigte ihm keine mildernden Umstande, da er demnach zum Tatzeitpunkt geistig gesund gewesen war. Er selbst hielt an seiner Version fest, er habe Anna Lindh nicht toten wollen, sondern ?innere Stimmen“ hatten ihm die Tat befohlen. Am 23. Marz schließlich wurde er vom Amtsgericht ( Tingsratt ) Stockholm zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Dieses Urteil wurde nach Berufung am 8. Juli 2004 von der hoheren Instanz ( Svea hovratt ) aufgehoben, das eine ?erhebliche psychische Storung“ konstatierte. In letzter Instanz ( Hogsta domstolen ) wurde jedoch das Urteil des Amtsgerichts am 2. Dezember 2004 bestatigt.

Mijailovi? hatte zur Tatzeit neben der schwedischen auch eine serbisch-montenegrinische Staatsburgerschaft. Im Juni 2004, also neun Monate nach der Tat, stellte er einen Antrag auf Entlassung aus der schwedischen Staatsburgerschaft. Auf Frage nach den Grunden verweigerte Mijailovi?s Anwalt jedoch nahere Auskunfte. Nach Medienangaben wollte Mijailovi? damit erreichen seine Strafe in einem Gefangnis im ehemaligen Jugoslawien abzusitzen zu konnen. Allerdings sah das schwedische Recht damals so etwas gar nicht vor. Da der Entlassung aus der schwedischen Staatsburgerschaft jedoch rechtlich nichts entgegenstand, wurde diese gewahrt. [1]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b Stefan Lisinski: ”Mijailovic inte langre svensk medborgare” , Dagens Nyheter , 20. September 2004.
  2. a b c d e "Svar uppvaxt praglade Mijailovic" , Sveriges Television, 10. November 2004.