Londoner Schuldenkonferenz

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Die Konferenz zur Regelung der Auslandsschulden vom 28. Februar bis 8. August 1952 verhandelte die Auslandsschulden der Bundesrepublik Deutschland mit ihren Glaubigern und fuhrte zum multilateralen Londoner Schuldenabkommen . Uber die Schulden, die auf die Wirtschaftshilfe aus der Nachkriegszeit zuruckgingen, wurden zwischen der Bundesrepublik und den Glaubigerstaaten USA , Großbritannien , Frankreich und Danemark bilaterale Ruckzahlungsvertrage geschlossen.

Zur Vorgeschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 20. Juni 1948 trat in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands eine Wahrungsreform in Kraft, ab 21. Juni war die Deutsche Mark alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel . Der Wechselkurs der D-Mark zu allen damals bedeutenden Wahrungen war durch das Bretton-Woods-System weitgehend fixiert. Die Kurse des US-Dollar und des britischen Pfunds waren hoch; der Anreiz fur Exporte in diese beiden Lander war also hoch (bzw. aus Sicht dieser Lander: der Anreiz zu Importen war hoch, weil diese ? auch dank des Wechselkurses ? so gunstig waren).

1950 gab es in vielen Wirtschaftsbereichen noch Knappheiten, vor allem bei Roh- und Grundstoffen. Kohle, Stahl und elektrische Energie waren noch rationiert. Die Wahrungsreserven der Notenbank (damals Bank deutscher Lander , die Vorgangerin der Bundesbank) waren sehr gering. [1]

Im Herbst 1950 brach in Deutschland eine Devisenkrise aus. Die Weltwirtschaft stand damals unter dem Einfluss des im Juni 1950 ausgebrochenen Koreakrieges (Preisinflation, Warenverknappung). [2]

Die Konferenz [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Deutschland hatte Mitte 1952 die Devisenkrise vom Herbst 1950 lange uberwunden; es war der Bank deutscher Lander und der damaligen Bundesregierung gelungen, trotz erheblicher Handelsbilanzuberschusse die Inflation deutlich niedriger als in Frankreich und Großbritannien zu halten (noch kaum importierte Inflation ). Die Inflation in diesen Landern erhohte den Nachfragesog nach Produkten aus Deutschland. Franc und Britisches Pfund waren schon 1952 uberbewertet. [3]

Die deutsche Delegation wurde vom Bankier Hermann Abs geleitet. Die noch junge Bundesrepublik erhielt passable Vertragsbedingungen; das Wirtschaftswunder ging weiter. Abs konnte den Delegationen anderer Staaten glaubhaft machen, zu hohe Reparationsforderungen an Deutschland seien schon nach dem Ersten Weltkrieg einer der Hauptgrunde fur das Scheitern der Weimarer Republik gewesen.

Wahrend die Modalitaten auf der Londoner Schuldenkonferenz ausgehandelt wurden, kam dem Argument, die Bundesrepublik Deutschland besitze wegen erheblicher Gebietsverluste ? weil ?wichtige Reichsteile weiter abgetrennt“ seien (Hermann Josef Abs) ? nur begrenzt Zahlungsfahigkeit, eine bedeutende Rolle zu: Die territoriale Beschrankung der Herrschaftsgewalt der Bundesregierung musse berucksichtigt werden. Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte hierauf schon in der Schuldenerklarung vom 6. Marz 1951 verwiesen, und die Westmachte hatten dies in ihrer Antwortnote auch ausdrucklich bestatigt.

Reparationsfragen fur Verluste und Schaden aus dem Zweiten Weltkrieg wurden in London nicht verhandelt. Nach damaligem Verstandnis waren sie in einem spateren Friedensvertrag zu regeln gewesen. Bei der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurde ? aus verschiedenen Grunden ? auf einen offiziellen Friedensvertrag verzichtet; der Zwei-plus-Vier-Vertrag tragt das Attribut ?anstatt eines Friedensvertrages“.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Ursula Rombeck-Jaschinski: Das Londoner Schuldenabkommen: die Regelung der deutschen Auslandsschulden nach dem Zweiten Weltkrieg . Oldenbourg, Munchen 2005, zugleich Habil.-Schr., Univ. Dusseldorf, 2003 ( Veroffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts in London , Band 58).
  • Hermann Josef Abs : Entscheidungen 1949?1953: Die Entstehung des Londoner Schuldenabkommens . Verlag v. Hase & Koehler, Mainz 1991.
  • Hans-Peter Schwarz (Hrsg.): Die Wiederherstellung des deutschen Kredits. Das Londoner Schuldenabkommen. Belser, Stuttgart/Zurich 1982 ( Rhondorfer Gesprache , Band 4).

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Otmar Emminger : D-Mark, Dollar, Wahrungskrisen ? Erinnerungen eines ehemaligen Bundesbankprasidenten , DVA 1986, S. 48.
  2. Vgl. Otmar Emminger: D-Mark, Dollar, Wahrungskrisen , DVA 1986, Kap. 2 (?Vom extremen Defizitland zum permanenten Uberschußland“).
  3. Otmar Emminger: D-Mark, Dollar, Wahrungskrisen , DVA 1986, S. 75 (?Vom extremen Defizitland zum permanenten Uberschußland“).