Der
Krakauer Aufstand
vom
18. Februar
1846
sollte neben dem
Aufstand in der Provinz Posen
Teil eines allgemeinen Krieges um die Wiederherstellung des polnischen Staates werden. Er blieb allerdings isoliert und wurde rasch niedergeschlagen. Er endete mit Ubergriffen der erbuntertanigen Bauern gegen die polnischen Gutsbesitzer und der Annexion der
Republik Krakau
durch das
Kaisertum Osterreich
.
In den
polnischen Teilungsgebieten
entstanden in den 1840er Jahren neue politische Organisationen mit dem Ziel einer Erneuerung des polnischen Staates, darunter die ?Demokratische Gesellschaft“ in Warschau und der
Provinz Posen
. In Posen entstand auch der ?Plebejische Bund“ um
Walenty Stefa?ski
, der bis nach
Pommern
und
Westpreußen
ausstrahlte.
Im Fruhjahr 1845 beschloss das Zentralkomitee in Posen, einen Aufstand vorzubereiten. Hauptgrund war die Befurchtung, dass politische Reformen der Teilungsmachte die polnische Identitat verschutten konnten. Man plante in
Posen
und
Galizien
das dort stationierte preußische beziehungsweise osterreichische Militar zu uberfallen und im
russischen Teil Polens
einen Aufstand auszulosen. Dieser sollte in einen allgemeinen Krieg ubergehen. Das Ziel war es, den polnischen Staat in den Grenzen vor den
polnischen Teilungen
wieder zu errichten. Im Januar 1846 wurde in Krakau die Bildung einer nationalen Regierung mit
Karol Libelt
an der Spitze beschlossen.
Es kam aber in Preußen nicht zur Ausfuhrung der Plane, da diese an die Polizei verraten worden waren. Die Anfuhrer wurden verhaftet. In Preußen wurde ein Prozess gegen die Aufstandischen vorbereitet, der sogenannte
Polenprozess
.
In der teilautonomen
Republik Krakau
war die Bewegung erfolgreicher. Die osterreichischen Beamten mussten aus der Stadt fliehen, und eine polnische Nationalregierung ubernahm die Kontrolle uber die Republik. Diese hatte die Unterstutzung sowohl des Burgertums als auch der unteren Schichten und aus den Kreisen der polnischen Diaspora. Das von
Karol Libelt
verfasste ?Krakauer Manifest“ vom 22. Februar 1846 kundigte eine
Bauernbefreiung
, die Unterstutzung der Armen und die vollstandige
Gleichberechtigung der Juden
an.
Die Krakauer Regierung stellte eine kleine
Armee
auf und die Bauern wurden zum Aufstand ermutigt. Die Osterreicher ihrerseits ermunterten in Galizien die Bauern zum Widerstand gegen die polnischen
Gutsbesitzer
(siehe
Galizischer Bauernaufstand 1846
), zu denen sie in einem Verhaltnis der
Erbuntertanigkeit
standen.
Die polnischen Truppen wurden von den Osterreichern geschlagen.
Jan Tyssowski
hatte sich am 24. Februar zum Diktator ausgerufen. Er gab am 2. Marz auf und floh mit 1500 Mann auf preußisches Gebiet, wo die Polen interniert wurden. Der am Aufstand maßgeblich beteiligte sozialrevolutionar eingestellte Philosoph
Edward Dembowski
(1822?1846) starb am 27. Februar beim Kampf in
Podgorze
. In Westgalizien wurden zahlreiche
Gutshauser
zerstort und tausende Angehorige der polnischen Gutsbesitzerschicht getotet. Die
osterreichische Armee
schlug schließlich auch diese Unruhen nieder. Die Regierung in
Wien
nutzte die soziale Unzufriedenheit der Landbevolkerung geschickt gegen die polnische Unabhangigkeitsbewegung aus.
In der Folge des Aufstandes wurde die Republik Krakau am 16. November 1846 vom
Kaisertum Osterreich
annektiert. Fur die Polen hatte das ?Krakauer Manifest“ große Bedeutung, da dort zum ersten Mal die nationale und die soziale Frage zusammengebracht wurden.
Der Historiker
Pieter M. Judson
sieht den Krakauer Aufstand mit Blick auf die Nationalitatenfrage als Zeichen dafur, dass die polnische Bauernschaft im 19. Jahrhundert kaum fur eine polnisch-nationalistische Agitation anfallig war: ?Polnische Demokraten und der national gesinnte Adel stellten ihre Rebellion als den Versuch dar, das Land vom repressiven osterreichischen Kaiserstaat zu befreien. Galizische Bauern jedoch unterwarfen sich lieber der Herrschaft eines Habsburgerkaisers, der zwischen ihnen und den die Peitsche schwingenden tyrannischen Grundbesitzern stand, als in einem unabhangigen polnischen Staat zu leben. Es gab keine Gefuhle nationaler Solidaritat.“
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- ↑
Pieter M. Judson
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