Konzert
(uber ital.
concerto
von lat.
concertare
?wetteifern“, spater und seltener auch ital.
conserto
, von lat.
conserere
?zusammenfugen“
[1]
) im Sinne einer Musikveranstaltung nennt man den
Vortrag
von
Musik
vor einem eigens zu diesem Zweck versammelten
Publikum
(?Horerschaft“), meist auf einer dafur geeigneten oder eigens errichteten
Buhne
. Dies kann offentlich oder privat sein. Der Begriff grenzt sich ab von Veranstaltungen, bei denen die Musik nicht die Hauptsache ist.
Das Konzert entstand mit Beginn des
burgerlichen
Musiklebens im 18. Jahrhundert hauptsachlich in
London
und
Paris
(
Concert spirituel
), seit dem Ende des Jahrhunderts zunehmend in den ubrigen europaischen Metropolen. In Deutschland gelten die Abendmusiken in Lubeck als eine der ersten offentlichen Konzertreihen; anfangs ist dort hauptsachlich geistliche Musik aufgefuhrt worden.
[2]
War offentliche Musikdarbietung ohne Tanz zuvor immer mit einem religiosen oder
hofischen
Begangnis
, mit
Liturgie
,
Zeremonie
oder
Bankett
verbunden gewesen, wurde sie jetzt erstmals als selbstzweckhafte
Kunstubung
verstanden, in der sich
Humanitat
und Gefuhl reprasentativ und unterhaltend darstellen.
Das Konzert bot die Moglichkeit zu einem
Ritual
, das unabhangig von traditionellen religiosen und hofischen Zeremoniellen war, aber doch deren Glanz besaß. Zudem konnte das Publikum seine
Bildung
reprasentieren. Dabei spielte die ?burgerliche“ Aufwertung der Musiker eine Rolle, die bei Hof noch eine dienende Funktion hatten. Manche Konzertgesellschaften schrieben ihren Mitgliedern die Kenntnis von Musikinstrumenten vor. Die Zuhorer spielten also gelegentlich auch auf dem Podium, zusammen mit den eingeladenen Solisten.
Rein instrumentale Konzerte und solche, die durchgehend von denselben Interpreten ausgefuhrt wurden, waren bis ins 20. Jahrhundert selten. Die meisten Konzerte waren eine Art
bunter Abend
. Auch die Abgrenzung zur Tanzveranstaltung war nicht immer scharf, wie etwa beim
Kurkonzert
.
In Opposition zum burgerlichen Konzert bildeten sich im 20. Jahrhundert andere Konzerttypen aus: Wahrend das
Jazzkonzert
die
Clubatmosphare
bevorzugt, die sich aus den alteren
Music Halls
entwickelt hat, gibt sich das
Pop-
oder
Rock
-Konzert, das sich seit dem Ende der 1960er Jahre von der Tanzveranstaltung loste, meist das Image einer zwanglosen Massenzusammenkunft, auch als
Freiluftkonzert
. Konzerte mit
Dresscode
sind aber auch in diesem Bereich ublich.
An spezielleren Veranstaltungstypen gibt es etwa das
Gesprachskonzert
mit Erklarungen oder Interviews oder das
Wandelkonzert
, das dem Publikum erlaubt, sich im Raum zu bewegen. Events von Sinfonieorchestern, die ein Massenpublikum erreichen, sind etwa das
Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker
oder die
Last Night of the Proms
.
- Fritz Rau:
50 Jahre Backstage ? Erinnerungen eines Konzertveranstalters
. Palmyra, Heidelberg 2005,
ISBN 3-930378-65-5
.
- Walter Salmen:
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ISBN 3-406-32918-7
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Das Konzert. Theorie einer Kulturform
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ISBN 3-7959-0277-0
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. In:
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- Martin Trondle
(Hrsg.):
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In:
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Online-Ausgabe, Wien 2002 ff.,
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ISBN 3-7001-3045-7
.
- ↑
Konzert.
In:
Friedrich Blume
(Hrsg.):
Die Musik in Geschichte und Gegenwart
(MGG). Erste Ausgabe, Band 7 (Jensen ? Kyrie). Barenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1958,
DNB
550439609
, Sp. 1556
- ↑
Lexikon der Alten Musik auf BR-Klassik: Abendmusiken
in: br-klassik.de, 21. Oktober 2018; abgerufen am 29. Juli 2021 (Lexikonartikel mit zusatzlichem Audiobeitrag inkl. Musikbeispielen)