Juri Alexandrowitsch Krutkow
(
russisch
Юрий Александрович Крутков
; * 17. Mai
jul.
/
29. Mai
1890
greg.
[1]
in
Sankt Petersburg
; †
12. September
1952
in
Leningrad
) war ein russischer und sowjetischer
Physiker
. Er war zusammen mit der Gruppe
Hertz
am
sowjetischen Atombombenprojekt
beteiligt. Trotz seiner Verdienste fur die Rustung der UdSSR wurde er zeitweise vom
NKWD
verfolgt und inhaftiert.
Krutkow wuchs in Sankt Petersburg in einer Intellektuellenfamilie auf. Seine Familie zog in die
Ukraine
, wo sein Vater als Direktor eines Gymnasiums in Slatopol (
Oblast Kirowohrad
) und
Lubny
(
Oblast Poltawa
) tatig war. 1906 kehrte die Familie nach Petersburg zuruck, zwei Jahre spater immatrikulierte sich Krutkow in der Physikalisch-mathematischen Fakultat der
Sankt Petersburger Universitat
. Dort studierte er bei russischen Gelehrten und schloss sich Studentenkreisen der damaligen Zeit an. Besonderen Einfluss ubte auf ihn der Physiker
Paul Ehrenfest
aus. 1915 absolvierte er die Universitat und bereitete sich auf die Professur vor. Ab 1918 beteiligte er sich am Aufbau einer sowjetischen Physikforschung, lehrte am neu gegrundeten
Petrograder Polytechnischen Institut
und wirkte in der am Staatlichen Optischen Institut neu gegrundeten Atomkommission mit.
1919 verteidigte Krutkow seine Dissertation uber ?
adiabatische
Invarianten“, die 1921 erschien. Im gleichen Jahre wurde er bereits Professor an der Petrograder Universitat und Leitender Physiker am Physikalisch-mathematischen Institut der
Akademie der Wissenschaften
. 1922 wurde er Vorsitzender der Physiksektion der Russischen Gesellschaft fur physikalische Chemie, 1924 arbeitete er in der Hauptkammer fur Maße und Gewichte.
1922 erhielt er ein Stipendium der
Rockefeller-Stiftung
, das ihm ermoglichte, nach
Deutschland
und
Holland
zu reisen, um Gerate und Bucher zu besorgen. Auf der Reise traf er sich mit beruhmten Physikern wie
Albert Einstein
,
Hendrik Antoon Lorentz
und
Peter Debye
. Krutkow erkannte Fehler in der Rezeption Einsteins in Bezug auf
Friedmanns
kosmologischen Theorien, die Einstein auch spater zugab. Darauf reiste Krutkow noch mehrmals nach Deutschland, u. a. nach
Gottingen
,
Hamburg
und
Berlin
.
In den 1930er Jahren lehrte Krutkow an der Leningrader Universitat, an der
Militarakademie der Luftstreitkrafte ?Prof. N. J. Schukowski“
, leitete den Lehrstuhl fur theoretische Mechanik des Militarischen Maschinenbau-Instituts, arbeitete in der Sektion fur theoretische Physik des Physik-Instituts der Akademie der Wissenschaften der UdSSR.
1933 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR gewahlt.
Am 30. Dezember 1936 wurde er im Zusammenhang mit der Pulkowo-Affare verhaftet und am 25. Mai 1937 im Rahmen des
Großen Terrors
von 1937 zu 10 Jahren Haft verurteilt. Dank der Fursprache des Wissenschaftlers und Akademiemitglieds
Alexei Nikolajewitsch Krylow
erhielt er die Moglichkeit, in der Haft auf seinem Spezialgebiet zu arbeiten. Am 4. Marz 1947 wurde er aus der Haft entlassen und konnte nach seiner Ruckkehr nach Leningrad seine Lehrtatigkeit an der Leningrader Universitat wiederaufnehmen. Er leitete den Lehrstuhl fur Mechanik an der Mathematisch-mechanischen Fakultat der Leningrader Staatsuniversitat.
1946?1947 arbeitete er mit den deutschen Atomwissenschaftlern der Gruppe
Gustav Hertz
in
Suchumi
zusammen. Fur diese Tatigkeit wurde ihm zusammen mit
Heinz Barwich
und Gustav Hertz 1951 der
Stalinpreis
2. Stufe verliehen. Ihre Resultate bei der Erforschung der Dynamik, Gasdiffusion und Trennung der Isotopen wurde spater im Industriekomplex in
Nowouralsk
genutzt.
Er starb am 12. September 1952 nach einer schweren Herzerkrankung. Kurz vor seinem Tod erfuhr er von der Verleihung des Stalinpreises fur seine Arbeit im Bereich der Atomphysik.
Posthum wurde er am 8. August 1957 vom Militargericht der UdSSR rehabilitiert. Am 13. Dezember 1957 gab ihm das Prasidium der Akademie der Wissenschaften post mortem die Rechte als korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR zuruck.
- 1933 Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR
- 1934 Ehrendoktor der physikalisch-mathematischen Wissenschaften
- 1951 Stalinpreis 2. Stufe
- Adiabatische Invarianten und ihre Anwendungen in der theoretischen Physik
, Berlin 1921.
- Tensor der Spannungsfunktionen und allgemeine Losungen in der Statik der Theorie der Elastizitat
, Verlag der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, 1949 (russisch).
- V. Ja. Frenkel:
Juri Alexandrowitsch Krutkow
(PDF; 2,6 MB), 1970 (russisch).
- Ju. A. Chramov: Physiker: Biographisches Lexikon, Moskau, Nauka, 1983 (russisch).
- Autobiographie, Reaktionen, Erinnerungen
(PDF; 101 kB). Derselbe Text in: "Physiker uber sich", Leningrad, Nauka, 1990 (russisch).
- Krutkow
auf der Seite der Abteilung fur theoretische Physik des Physik-Instituts der Akademie der Wissenschaften der RF (russisch)
- Krutkow
auf der Seite des Lehrstuhls fur statistische Physik der St. Petersburger Universitat (russisch)
- Krutkow
auf der Seite der herausragenden Mathematikmechaniker (russisch)
- Biographisches
zu Juri Krutkow (russisch)
- ↑
Крутко?в Юрий Александрович
,
bigenc.ru
, Große Russische Enzyklopadie (russisch)