Johannes Brandmuller
, auch
Johannis Dalomylius
(*
2. Februar
1593
in
Basel
; †
13. September
1664
in
Mulhausen
), war ein
Schweizer
evangelischer
Geistlicher
.
Johannes Brandmuller war der Sohn des Schneiders Baruch Brandmuller (1570?1610)
[1]
und dessen Ehefrau Magdalena (1567?1610), Tochter von Melchior Krug. Er stammte aber aus einer Basler Theologen- und Gelehrtenfamilie; so war er der Enkel des gleichnamigen Basler Theologieprofessors Johannes Brandmuller (1533?1596), der aus dem
oberschwabischen
Biberach
in die Schweiz eingewandert war.
Er war seit 1613 mit Margaretha (* 1590 in Basel; † 1649), Tochter von Christoph Ottendorf (* 1567 in Basel), verheiratet. 1650 heiratete er in zweiter Ehe Maria Kleophea (geb. Hofer) (* 1600 in Mulhausen).
Johannes Brandmuller
immatrikulierte
sich 1607 an der
Universitat Basel
und
promovierte
1611 bei
Sebastian Beck
mit seiner
Dissertation
Problema theologicum de iugi scripturae sacrae lectione in lingua nota populo concedenda
zum
Magister artium
.
Er war von 1613 bis 1615 Pfarrer in
Toggenburg
, von 1615 bis 1621 in
Langenbruck
und von 1621 bis zu seinem Tod in Mulhausen; 1645 wurde er
Oberpfarrer
.
Johannes Brandmuller gab ausser deutschen Gelegenheitsdichtungen in antiken
Versmassen
von 1621 und 1624 sowie Leichenpredigten nichts in Druck.
Grosstenteils erhalten blieben seine Hauptwerke, zwei zusammengehorende heroisch-historische Versepen, insgesamt ungefahr 29'000 Verse umfassende
Epen
, der
Vortrab
, das er vor 1658 veroffentlichte und das
Poema Rauricum
, von dem der erste Teil,
Sequania
, als Manuskript von 1658 erhalten blieb, der zweite Teil,
Germania
, dagegen gilt als verloren. Die beiden Werke widerspiegelten die stadtburgerliche Gelehrtenkultur in einem Randgebiet der alten Eidgenossenschaft, das mit der schweizerischen Bestrebung nach Unabhangigkeit vom Deutschen Reich im Umfeld der
Westfalischen Friedensverhandlungen
von 1646 bis 1648 am Ende des
Dreissigjahrigen Kriegs
zusammengehort. Das Werk reflektiert in seiner lokalen wie uberregionalen Germanenreferenz humanistisches Geschichtsbewusstsein. Die Darstellung, in der auch Sagenstoffe und Marchen eingearbeitet sind, hat einen soziokulturellen Aussagewert zu Lebensverhaltnissen und Mentalitaten im
oberrheinischen
Entstehungsraum des 17. Jahrhunderts.
- Problema theologicum de iugi scripturae sacrae lectione in lingua nota populo concedenda
. Typis Iohan. Iacobi Genathii, Basileae 1613.
- Gedicht: ein Lehr-, Lob- und Wunschreiches, nach so Griechischer alss Romischer arte, da jede Sylbe zu bedenken, Erstes Teutsches Gedichte
. Basel 1621.
- Christliche Leichpredig: von gottseliger, und fursichtiger, Wegnemmung: bey der auch traurigen Begrabnuss, dess Burgermeisters, Jacobs Heinrich-Petri, loblicher Gedachtnuss / gehalten, von M. Johann Brandmuller, zu Mulhausen, im Oberen Elsass: Anno Ch. MDCLX. freytags den 25. Maii, umb drey Uhren
. Getruckt zu Basel: bey Jacob Werenfelss, 1660.
- Christliche Leichpredig von dem oberkeitlichen Raht Stand, und anderem bey des Anthoni Hartmanns, S.G. Ehrenbegrebnus
. Getruckt zu Basel: Bey Johann Heinrich Meyer, 1664.
- Johannes Brandmuller;
Erich Kleinschmidt
:
Raurachisches Versgedicht: Vortrab
. Haupt, Bern/Stuttgart 1982.
- ↑
Johannes Brandmuller.
In:
Historisches Familienlexikon der Schweiz.
Abgerufen am 6. Januar 2022
.