Johann Elias Schlegel

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Johann Elias Schlegel (* 17. Januar 1719 in Meißen ; † 13. August 1749 in Sorø , Danemark ) war ein deutscher Dichter, Dramatiker und Dichtungstheoretiker.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Schlegel war Sohn des Appelationsrates und Stiftssyndikus [1] Johann Friedrich Schlegel und Bruder von Johann Adolf Schlegel , Johann Heinrich Schlegel sowie Onkel von August Wilhelm und Friedrich Schlegel . Von 1733 bis 1739 wurde er an der Furstenschule in Schulpforta ausgebildet. Bereits wahrend dieser Zeit schrieb er seine ersten Dramen, so 1736 Hekuba (spaterer Titel: Die Trojanerinnen ) und im Jahr darauf Die Geschwister in Taurien (Titel der umgearbeiteten Fassung: Orest und Pylades ), dessen Urauffuhrung 1737 an der Furstenschule erfolgte. 1739 gelangte das Stuck aufgrund seines Erfolges auf die Neubert’sche Buhne in Leipzig. Zu dieser Zeit begann Schlegel mit der Arbeit an Dido . Ein weiteres Arbeitsfeld war seine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit asthetischen und dramaturgischen Fragen; in diesem Kontext verfasste er 1739 den Brief uber die Trauerspiele der Alten und Neuen . [2]

Von 1739 bis 1742 studierte Johann Elias Schlegel Geschichte, Philosophie und Rechtswissenschaften an der Universitat Leipzig , wo er mit Johann Christoph Gottsched bekannt wurde. Fur diesen schrieb er ab 1740 zahlreiche Beitrage fur dessen Zeitschrift Schaubuhne und wurde Mitglied der Gottsched’schen ?Rednergesellschaft“. Mit den in diesem Kreis gangigen Auffassungen geriet er 1741 durch einen Vergleich von William Shakespeare (1564?1616) und Andreas Gryphius (1616?1664) in Konflikt: Als erster deutscher Autor wurdigte er Shakespeares Vorbildhaftigkeit und legte eine eigene Dramen-Theorie vor, die Abhandlung von der Nachahmung . [3] Im gleichen Jahr entstand sein Drama Hermann . Sein juristisches Examen legte er 1742 ab.

Als Privatsekretar des Sachsischen Gesandten von Spener arbeitete Schlegel 1742 kurzzeitig in Dresden, im folgenden Jahr ging er uber Berlin nach Hamburg und wirkte seit 1743 in Kopenhagen . Hier lernte er den danischen Lustspieldirektor Ludvig Holberg (1684?1754) kennen, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. In Kopenhagen entstand sein fur die Schaubuhne bestimmtes Drama Der geschaftige Mußigganger , und Dido, ein Trauerspiel wurde fertiggestellt. Ab 1745 gab Johann Elias Schlegel als Alleinautor die Zeitschrift Der Fremde heraus, in der er uber die Verhaltnisse in Danemark berichtete und dazu anregte, in freimutiger Art und Weise uber kulturelle, historische und literarische Fragen nachzudenken.

Intensiv trat er fur den Aufbau eines Theaters in Danemark ein. So forderte er in seinem Schreiben fur die Einsetzung eines Theaters in Kopenhagen , dass es unter der Leitung eines Intendanten stehen sollte und die Dichter eine Bezahlung erhalten mussten. Fur dieses danische Theater schrieb er einzelne Stucke, so das Lustspiel Der Geheimnisvolle , Die stumme Schonheit und Der Triumph der guten Frauen . Am 18. Dezember 1747, dem 23. Geburtstag der Kronprinzessin Louise, wurde das Kopenhagener Theater mit Schlegels Vorspiel Die Langeweile eroffnet. In dieser Zeit beteiligte er sich auch mit einigen lyrischen Arbeiten an dem von seinem Bruder Johann Adolf Schlegel (1721?1793) herausgegebenen Buch ohne Titel. [4] Seine Erfahrungen mit der Theaterarbeit fasste er 1748 in der Schrift Beytrage zum danischen Theater zusammen.

Im Jahre 1748 ubernahm Johann Elias Schlegel eine außerordentliche Professur fur neuere Geschichte, Staatsrecht und Kommerzwesen an der im Jahr zuvor gegrundeten Ritterakademie in Sorø . In den folgenden Jahren veroffentlichte er neben seiner Lehrtatigkeit die Aesthetischen und dramaturgischen Schriften und schrieb die Braut in Trauer , das spater als ein vorbildliches Werk der deutschen Klassik bewertet wurde.

Johann Elias Schlegel war in seiner Zeit ein wichtiger Impulsgeber und Teilnehmer an den literarisch-asthetischen Diskussionen im deutschsprachigen Raum ( Gottsched , Bodmer ).

?Das 18. Jahrhundert ist zugleich die Zeit der wohl intensivsten kulturellen und literarischen Verbindungen zwischen Deutschland und Danemark in der Geschichte der beiden Nationen. Eine Schlusselperson dieser interkulturellen Beziehungen ist der deutsche Dichter, Dichtungstheoretiker und Gelehrte Johann Elias Schlegel.“

? Inga Reske

Am 26. April 1748 heiratete er in Kopenhagen Johanna Sophia Nierdt (* 29. Januar 1719 in Großenhain; † 22. Mai 1784 in Sorø), seine geliebte ?Cloris“. [5]

Mitten in rastlosem Schaffensdrang starb Johann Elias Schlegel am 13. August 1749 in Sorø .

Unter Mitwirkung seines Bruders Johann Adolf Schlegel erschien bereits 1750 eine erste Zusammenstellung seiner Werke unter dem Titel Lustspiele des Saintfoix in zwei Banden. Eine vollstandigere Werkausgabe in funf Banden gab zwischen 1761 und 1770 der inzwischen ebenfalls in Kopenhagen (als Historiker und Bibliothekar an der Koniglich-Danischen Bibliothek) wirkende Bruder Johann Heinrich Schlegel (1724?1780) heraus.

Werke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

(Zur Chronologie siehe die Zeittafel in Eugen Wolffs Monographie von 1892)

Moderne Ausgaben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Johann Elias Schlegel: Ausgewahlte Werke . Hrsg. von Werner Schubert (= Textausgaben zur deutschen Klassik, Bd. 2). Arion, Weimar 1963.
  • Johann Elias Schlegel: Asthetische und dramaturgische Schriften . Hrsg. von Johann von Antoniewicz. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1970.
  • Johann Elias Schlegel: Vergleichung Shakespears und Andreas Gryphs . Reclam, Stuttgart 1984, ISBN 3-15-008242-0 .
  • Johann Elias Schlegel: Theoretische Texte. Mit einem Nachwort hrsg. von Rainer Baasner . (Theatertexte; 9) . Wehrhahn, Hannover 2000, ISBN 3-932324-19-6 .

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einfuhrungen und Ubersichten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sonstiges [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Sibylle Plassmann: Die humane Gesellschaft und ihre Gegner in den Dramen von J. E. Schlegel . Lit, Munster u. a. 2000, ISBN 3-8258-4868-X .
  • Gerlinde Bretzigheimer : Johann Elias Schlegels poetische Theorie im Rahmen der Tradition . Fink, Munchen 1986, ISBN 3-7705-2347-4 .
  • Georg-Michael Schulz: Die Uberwindung der Barbarei. Johann Elias Schlegels Trauerspiele . Niemeyer, Tubingen 1980, ISBN 3-484-10399-X .
  • Albert Meier : Johann Elias Schlegel: ?Canut, ein Trauerspiel“. In: Dramen vom Barock bis zur Aufklarung. Stuttgart 2000 (rub 17512: Literaturstudium. Interpretationen), S. 251?274.
  • Albert Meier: La reception de Pierre Corneille par Johann Elias Schlegel. In: Pierre Corneille et l’Allemagne. L’œuvre dramatique de Pierre Corneille dans le monde germanique (XVII e -XIX e siecles). Sous la direction de Jean-Marie Valentin avec la collaboration de Laure Gauthier . Paris 2007, S. 259?271 (Ubersetzung: Laure Gauthier).
  • Albert Meier: Von Paris uber Leipzig nach Kopenhagen? Dystopien des Klassizismus bei Johann Christoph Gottsched und Johann Elias Schlegel. In: Topographien der Antike in der literarischen Aufklarung. Herausgegeben von Annika Hildebrandt, Charlotte Kurbjuhn, Steffen Martus. Publikationen zur Zeitschrift fur Germanistik. Neue Folge: Band 30. Bern ? Berlin ? Bruxelles ? Frankfurt am Main ? New York ? Oxford ? Wien 2016, S. 117?128.
  • Albert Meier: Wenig Galle. Johann Elias Schlegels anakreontische Wochenschrift Der Fremde. In: Hansen, Søren Peter / Stockhorst, Stefanie (Hrsgg.): Deutsch-danische Kulturbeziehungen im 18. Jahrhundert / German-Danish Cultural Relations in the 18th Century (Schriften des Fruhneuzeitzentrums Potsdam 9). Gottingen 2019, S. 55?65.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wikisource: Johann Elias Schlegel  ? Quellen und Volltexte

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. [Eintrag] Johann Elias Schlegel . In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon . 3., vollig neu bearbeitete Auflage, Bd. 14, S. 550?552. Metzler, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-476-04000-8 .
  2. Johann von Antoniewicz: Johann Elias Schlegel. In: Allgemeine Deutsche Biographie , 1870.
  3. Julia Jerosch, Johann Elias Schlegel, Neue Deutsche Biographie, Band 23, 2007, S. 36f.
  4. Georg-Michael Schulz: Die alteren Bruder Schlegel und ihr ?Buch ohne Titel“. Eine buchgeschichtliche Kuriositat aus dem fruheren 18. Jahrhundert. in: Andreas Gardt (Hrsg.): Buchkultur und Wissensvermittlung in Mittelalter und Fruher Neuzeit. De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-026870-6 , S. 41 ff.
  5. Archiv fur Sippenforschung und alle verwandten Gebiete , Band 41, Ausgabe 57, Band 42, Ausgabe 64. C.A. Starke, 1975, S. 105.