Jack Henry Abbott

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jack Henry Abbott (* 21. Januar 1944 in Oscada , Michigan ; † 10. Februar 2002 in Alden , New York ) war ein US-amerikanischer Kapitalverbrecher und Schriftsteller .

Er wurde 1981 aus der Haft entlassen, nachdem seine schriftstellerische Tatigkeit von etlichen hochrangigen Kritikern gelobt worden war, darunter auch von Norman Mailer . Sechs Wochen nach seiner Freilassung erstach er im Streit einen jungen Mann, wurde wegen Totschlags verurteilt und erhangte sich 2002 im Gefangnis.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach eigenen Angaben wurde Abbott in Camp Skeel als Sohn eines irisch-amerikanischen Soldaten und einer chinesischen Prostituierten geboren. [1] In seinem Buch In the Belly of the Beast gibt er an, von Geburt an immer wieder bei Pflegeeltern aufgewachsen zu sein, bis er im Alter von neun Jahren begonnen habe, ?lange Zeiten im Jugendarrest abzusitzen“. Als Kind hatte Abbott Arger mit Lehrern und spater mit dem Gesetz, und im Alter von 16 schickte man ihn auf die Utah State Industrial School , eine Reform-Einrichtung. Abbotts eigenen Schilderungen zufolge hinterließ die Misshandlung durch die Schulwarter bei ihm lebenslange Spuren. [2]

Der australische Film Ghosts... of the Civil Dead basiert auf seiner Lebensgeschichte.

Haft und Freilassung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1965, im Alter von 21, saß Abbott wegen Falschung eine Haftstrafe in einem Gefangnis in Utah ab, in dem er einen Mithaftling erstach. Fur diese Tat wurde er zu weiteren ?drei bis 23 Jahren“ verurteilt. Es gelang ihm auszubrechen und eine Bank in Colorado zu uberfallen; 1971 wurde sein Urteil deshalb um weitere 19 Jahre erhoht. Hinter Gittern verhielt sich Abbott aufsassig und verbrachte viel Zeit in Einzelhaft .

1977 las er, dass Norman Mailer uber den verurteilten Morder Gary Gilmore schrieb. Abbott schrieb an Mailer und gab an, dass Gilmore seine Erlebnisse stark geschont habe; Abbott bot an, uber seine eigenen Erfahrungen hinter Gittern zu schreiben und eine realistischere Schilderung des Lebens im Gefangnis zu bieten. Mailer stimmte zu und half bei der Veroffentlichung des Buches In the Belly of the Beast , das aus Abbotts Briefen an Mailer bestand.

Mailer unterstutzte Abbotts Bemuhungen um Begnadigung . Abbott wurde im Juni 1981 tatsachlich freigelassen, trotz der Bedenken der Gefangnisvertreter, von denen einer Abbotts psychischen Zustand in Frage stellte und auf die Frage, ob dieser rehabilitiert sei, antwortete: ?Ich hielt … Herrn Abbott fur gefahrlich … Ich sah ihn nicht als einen Menschen, der sich geandert hatte. Seine Einstellung, sein Verhalten ließen auf eine Psychose schließen.“ [3] Nach seiner Entlassung ging Abbott nach New York City und genoss fur kurze Zeit die Bewunderung der Literaten-Szene.

Mord und erneute Inhaftierung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am Morgen des 18. Juli 1981, sechs Wochen nach seiner Haftentlassung, ging Jack Abbott in Manhattan in ein kleines Cafe namens Binibon. Er geriet in einen Streit mit dem Schwiegersohn des Restaurantbesitzers, dem 22-jahrigen Richard Adan, uber die Benutzung der Angestelltentoilette. Abbott totete Adan mit einem Stich in die Brust und behauptete spater, er habe in Notwehr gehandelt. In Unkenntnis des Verbrechens druckte die New York Times am nachsten Tag eine positive Besprechung von In the Belly of the Beast . [4]

Nachdem er sich einige Zeit auf der Flucht befunden hatte, wurde Abbott schließlich bei der Arbeit auf einem Olfeld in Morgan City (Louisiana) verhaftet. Angeklagt wurde er wegen Mordes an Adan. Bei seinem Prozess im Januar 1982 gewann er die Unterstutzung von Prominenten wie dem Schriftsteller Jerzy Kosinski und der Schauspielerin Susan Sarandon , die ihren Sohn Jack Henry Robbins nach Abbott benannte. Abbott wurde wegen Totschlags zu 15 Jahren bis lebenslanglich verurteilt. [5] Er war zuletzt im Hochsicherheitsgefangnis ?Wende Correctional Facility“ inhaftiert, das sich in Alden (New York) befindet.

Abgesehen von $12.500 Anzahlung erhielt Abbott keine Einnahmen aus dem Verkauf von In the Belly of the Beast, weil Richard Adans Witwe ihn erfolgreich auf $7,5 Millionen Schadenersatz verklagt hatte, weshalb sie samtlichen Gewinn aus den Buchverkaufen erhalt. [3]

Im Ruckblick bereute Norman Mailer seine Unterstutzung fur Abbott. In einem Interview in The Buffalo News sagte Mailer 1992, dies sei ?eine weitere Episode in meinem Leben gewesen, an der ich nichts finden kann, woruber man sich freuen oder worauf man stolz sein konnte.“ [3] Kosinski gab zu, dass seine Unterstutzung fur Abbott im Grunde eine Tauschung gewesen sei. [6]

Die spaten Jahre [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1987 veroffentlichte Abbott ein weiteres Buch: My Return (?Meine Ruckkehr“). Wie schon In the Belly of the Beast argumentiert Abbott, dass die Gesellschaft sich damit auseinandersetzen musse, wie sie Gefangene behandelt und dass das Gefangnissystem grundsatzlich mangelhaft sei, indem es Insassen wie Untermenschen behandele. In Belly of the Beast beschreibt Abbott die Hilflosigkeit, die Insassen empfinden, wahrend sie einem Gefangnissystem ausgesetzt sind, das scheinbar nie fur sein Handeln Rechenschaft ablegen muss. Abbot sieht eine negative Wirkung von Gefangnissen auf die gesamte Gesellschaft:

? Wir haben keine Rechte als Gefangene , sondern nur als Burger. Die einzigen ?Rechte“, die wir haben, sind jene, die ihrem ?Ermessen“ obliegen. Folglich behaupten wir unsere Rechte auf die einzige Weise, die uns bleibt. Es ist ein Kompromiss, und letztlich furchte ich sehr, dass wir als Gefangene verlieren werden ? doch dieser Verlust wird der Verlust der gesamten Gesellschaft sein. Wir sind nur wenige Stufen von der Gesellschaft entfernt. Nach uns kommt ihr.

Abbott erschien 2001 vor der Berufungskommission, die seinen Antrag jedoch ablehnte, weil er keine Reue zeigte, ein langes Vorstrafenregister hatte und Disziplinarprobleme wahrend der Haft. [7] Abbotts Misstrauen gegenuber dem Gefangnissystem und seine Weigerung, Bedauern fur viele seiner Taten auszudrucken, beruhten auf seiner Uberzeugung, dass viele seiner Handlungen Reaktionen auf ein entmenschlichendes System seien. Als Beispiele gibt er an, im Alter von 12 Jahren bis 18 eingesperrt worden zu sein, nur weil er sich ?nicht gut an Pflegefamilien gewohnt habe“ sowie die Strafe von bis zu funf Jahren fur das ?Ausstellen eines nicht gedeckten Schecks“ als er 18 war. Dies seien Beispiele eines Systems, das diejenigen kriminalisiere und hart bestrafe, die fur die Gesellschaft untauglich seien.

Am 10. Februar 2002 erhangte sich Jack Abbott in seiner Gefangniszelle mit einer Schlinge, die er aus seinen Bettlaken und Schnursenkeln konstruiert hatte. Er hinterließ einen Abschiedsbrief, der jedoch nie veroffentlicht wurde.

2004 spielte ein New Yorker Theater ein Stuck namens In the Belly of the Beast Revisited . [8]

Publikationen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Jack Henry Abbott: [[In the Belly of the Beast]] . Vintage Books , 1981, ISBN 0-679-73237-3 .
  2. Mark Gado: Jack Abbott: From the Belly of the Beast. truTV , archiviert vom Original am 30. September 2012 ; abgerufen am 24. Juni 2010 .
  3. a b c Mark Gado: Jack Abbott, murder made into literary celebrity. In: crimelibrary.com. Archiviert vom Original am 13. Februar 2006 ; abgerufen am 15. November 2007 (englisch).
  4. kostenpflichtig/Archiv: New York Times article about Abbott from 1981, written before his return to prison.
  5. Sein Anwalt machte die Haftbedingungen fur Abbotts Geisteszustand verantwortlich: Comment from Ivan Fisher, attorney for Abbott, following conviction - NYT, 22. Januar 1982
  6. Claudia Wolffs: In the Belly of the Beast. Time Magazine , 3. August 1981, abgerufen am 15. November 2007 : ?We pretended he had always been a writer. It was a fraud. It was like the '60s, when we embraced the Black Panthers in that moment of radical chic without understanding their experience.“
  7. Jack Henry Abbott, parole hearing, June 6, 2001, New York State Parole Commission. Abgerufen am 15. November 2007 .
  8. Elyse Summer: In the Belly of the Beast, Revisited, a CurtainUp review. www.curtainup.com, abgerufen am 8. September 2009 .