Internationale

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Internationale bezeichnet in erster Linie den Zusammenschluss von Arbeiterorganisationen aus verschiedenen Landern, die ideologisch von sozialistischen , kommunistischen oder anarchistischen Zielvorstellungen gepragt sind. Heutzutage am bekanntesten ist die teils sozialdemokratische , teils sozialistische Sozialistische Internationale .

Im ubertragenen Sinne verwendet man den Begriff auch fur andere internationale Phanomene, wie beispielsweise ?blaue Internationale“ fur die europaische Aristokratie oder ?goldene Internationale“ fur das globale Finanzkapital .

Ursprung und Bedeutung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Begriff Internationale leitet sich von der Kurzbezeichnung der 1864 gegrundeten Internationale Arbeiterassoziation (IAA), ab, die auch als Erste Internationale bezeichnet wird. Die Grundidee einer solchen Vereinigung entstammt der Forderung ?Proletarier aller Lander, vereinigt euch!“ , die im Jahre 1848 von Karl Marx und Friedrich Engels im Kommunistischen Manifest verankert worden war. Dieser Appell richtete sich an alle revolutionar-sozialistischen Arbeiterparteien und -organisationen, die sich zum Internationalismus bekennen. Die weltweit verbreitete Hymne der sozialistischen Arbeiterbewegung Die Internationale sollte der Festigung dieses Bandes dienen.

Die einzelnen Richtungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Erste Internationale [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Erste Internationale oder auch Internationale Arbeiterassoziation (IAA) wurde 1864 von englischen Gewerkschaftern und franzosischen Emigranten in London gegrundet. Karl Marx wurde als Mitglied des vorlaufigen Organisationskomitees eingeladen und hatte entscheidenden Einfluss auf deren Verlauf. Es wurde betont, dass die Befreiung von der Unterdruckung ?das Werk der Arbeiter selber sein musste“, mit dem Ziel, jegliche Art von Klassengesellschaft zu beseitigen. Es bestanden endlose Diskussionen zwischen Marx, den franzosischen Anhangern Proudhons und den Anhangern Bakunins . Die Internationale uberlebte das Scheitern der Pariser Kommune 1871 nicht und wurde 1876 auch formal aufgelost. Der Grund des Scheiterns lag im unlosbaren Konflikt zwischen Karl Marx als Vertreter des Kommunismus und Michail Bakunin als Vertreter des Anarchismus .

Zweite (Sozialistische) Internationale [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Zweite Internationale bzw. Sozialistische Internationale wurde 1889 in Paris gegrundet. Sie loste sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs auf, da ihre Parteien sich jeweils mit ihrer kriegfuhrenden Regierung arrangiert hatten (vgl. Burgfrieden , Union sacree ). Eine Neugrundung nach dem Krieg wurde wegen Grundung der Dritten Internationale (= Komintern) durch Lenin auf Antrag der osterreichischen SDAP ( Friedrich Adler ) hinausgeschoben. Damals verweigerte die europaische Sozialdemokratie den Anarchisten den Zutritt zu der Zweiten Internationale, obwohl sie wahrend der Ersten Internationale noch zu den starksten Fraktionen der Arbeiterbewegung gehorten.

In den 1920er Jahren gab es verschiedene Versuche, die zweite Internationale als Alternative zur Komintern wiederzubeleben. Dazu gehorte zunachst die Internationale Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Parteien (= Zweieinhalbte Internationale ). Sie stellt den unter Leitung des Osterreichers Friedrich Adler stehenden Versuch dar, im Rahmen des vom stellvertretenden Vorsitzenden und Chefideologen der osterreichischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) Otto Bauer propagierten Integralen Sozialismus die mit der Grundung der Dritten Internationale auseinandergedrifteten Arbeiterbewegung wieder zu vereinen. Als dieser Versuch im April 1922 bereits bei der Vorkonferenz in Berlin scheiterte, loste sich die Arbeitsgemeinschaft auf, schloss sich der verbliebenen Reste der Zweiten Internationale an und grundete mit ihr gemeinsam am 21. Mai 1923 in Hamburg die Sozialistische Arbeiterinternationale als Vereinigung jener Parteien, die sich nicht der Dritten Internationale angeschlossen hatten.

Die Sozialistische Arbeiterinternationale ging im Zuge des Zweiten Weltkrieges unter, in dessen Verlauf die Masse der sozialistischen Parteien in Europa zerschlagen wurde.

Dritte (Kommunistische) Internationale [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Dritte Internationale oder auch: Kommunistische Internationale (= Komintern ) wurde 1919 in Moskau gegrundet. Das Brechen der Beschlusse der Konferenz der 2. Internationale 1913 (einen zukunftigen Krieg zwischen den Landern mit einem Krieg zwischen den Klassen zu beantworten) und die Unterstutzung des Kriegskurses der jeweiligen Mitgliedsparteien, stellte den politischen Bruch der 2. Internationale mit den Traditionen der Arbeiterbewegung (Internationale Solidaritat) dar. Im Zuge der gewaltsamen Aneignung der Produktionsmittel durch die Arbeiter und die Errichtung von eigenen Interessenorganen (Milizen, Rate) in vielen Landern (Russland, Deutschland, Italien, Osterreich-Ungarn usw.) schlossen die linken Sozialisten, nun sei der Zeitpunkt gekommen, eine neue Internationale aufzubauen.

Parallel zur Komintern wurde 1921 in Moskau die Rote Gewerkschafts-Internationale gegrundet.

Unter der Diktatur Josef Stalins , der in den innerparteilichen Konflikten der KPdSU 1924 die Theorie vom Sozialismus in einem Land propagiert hatte und sich spatestens 1927 gegen die Linke Opposition in der Sowjetunion durchsetzen konnte, verlor die Komintern zusehends an Bedeutung. Im Jahr 1943 wurde sie schließlich aufgelost, nicht zuletzt aus Rucksicht auf die verbundeten Machte Großbritannien und USA. 1947 wurde sie in neuer Form wieder aufgebaut (beziehungsweise umgewandelt) als Kominform (Kommunistisches Informationsburo), das dann 1957 infolge der Entstalinisierung endgultig aufgelost wurde.

Nach Auflosung der Kominform organisierte sich die kommunistische Weltbewegung unter anderem durch internationale Konferenzen. So zum Beispiel bei den Internationalen Treffen Kommunistischer und Arbeiterparteien 1960 und 1969 . Seit 1998 existiert mit dem Internationalen Treffen Kommunistischer und Arbeiterparteien wieder eine kontinuierlich arbeitende internationale Organisation der Kommunistischen Parteien .

Vierte Internationale [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Vierte Internationale , gegrundet 1938, war die durch Leo Trotzki initiierte Reaktion auf den Stalinismus . Vor den Moskauer Prozessen hatte sie einen gewissen Einfluss auf die Linke Opposition innerhalb der KPdSU und fuhrte auch in der KPD einen teilweise erfolgreichen Kampf gegen die stalinistische Burokratie und fur die Aufrechterhaltung marxistischer Prinzipien.

Die erste großere Spaltung ereignete sich kurz nach dem gewaltsamen Tod Trotzkis, als 1941 in der großen US-amerikanischen Sektion, Socialist Workers Party (SWP), keine Einigung uber die Haltung zur aktuellen Fuhrung der Sowjetunion und zu den Methoden des dialektischen Materialismus erzielt werden konnte. Es wird spekuliert, dass die SWP von zahlreichen russischen und US-amerikanischen Agenten durchdrungen war, die zum Dissens beitrugen. Weitere Spaltungen fuhrten dazu, dass sich nun mehrere Organisationen als Vierte Internationale betrachten, beziehungsweise eine solche neu errichten wollen. Diese Spaltungen und das geringe politische Gewicht ihrer Teilorganisationen haben die Bedeutung der Organisation minimiert.

Die neu gegrundete Sozialistische Internationale [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die bis in die Gegenwart existierende Sozialistische Internationale (SI) wurde am 30. Juni 1951 in Frankfurt am Main als Neugrundung mit dem Anspruch ins Leben gerufen, die Tradition der Zweiten Internationale wiederzubeleben. Sie umfasst zurzeit 168 Parteien unterschiedlicher Ausrichtung (sozialdemokratische, sozialistische und reformkommunistische Parteien). Zur Abgrenzung von der marxistischen dritten und trotzkistischen vierten Internationale wird sie selten auch als funfte Internationale bezeichnet.

Weitere Gruppierungen und Projekte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Das Londoner Buro bestand zwischen 1932 und 1940 und war ein Zusammenschluss (teilweise exilierter) linkssozialistischer und unabhangiger kommunistischer Parteien und Gruppen, die ideologisch zwischen den beiden großen Internationalen standen.
  • Anarchisten: Nach dem Niedergang der Ersten Internationale kam es zu einigen Zusammenschlusse anarchistischer Gruppierungen auf internationaler Ebene. Die 1922 gegrundete anarchosyndikalistische IAA verfugte in den 1920er und 1930er Jahren in Landern wie Spanien und Argentinien uber eine Massenbasis, die heute nicht mehr existent ist. 1968 wurde die Internationale der Anarchistischen Foderationen gegrundet, die sich auf die antiautoritare Internationale (1872) beruft.
  • Im April 2003 benannte sich die trotzkistische ?Liga fur eine Revolutionar-Kommunistische Internationale“ in ?Liga fur die 5. Internationale“ um. Aufbauend auf der Kritik der vorangehenden formellen vier Internationalen, die als degeneriert und zentristisch bezeichnet werden, fordert sie die Schaffung einer neuen Internationale, um die Fuhrungskrise des Proletariats zu uberwinden. Die LFI hat u. a. Sektionen in Deutschland , Osterreich , Großbritannien und Pakistan. [1]

Parteibundnisse und Organisationen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Spater griffen auch andere internationale Parteienbundnisse wie z. B. die Liberale Internationale , die Humanistische Internationale oder die Zentristisch Demokratische Internationale auf diesen Begriff zuruck. Man findet ihn auch bei der Situationistischen Internationale , bei den Agrarparteien als ?Grune Internationale“ oder bei außerparlamentarischen Gruppierungen wie die Hedonistische Internationale oder die Progressive Internationale .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Partei- und Organisationsbundnisse

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Siehe http://www.fifthinternational.org/