Hermann August Hagen

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Hermann August Hagen
Ehepaar Hagen vor der Auswanderung in die USA

Hermann August Hagen (* 30. Mai 1817 in Konigsberg i.Pr. ; † 9. November 1893 in Cambridge (Massachusetts) , USA ) war ein deutscher Arzt , Zoologe und Insektenkundler. An der Harvard University wurde er der erste Professor fur Entomologie an einer amerikanischen Universitat.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Hagen stammt aus der Konigsberger Gelehrtenfamilie Hagen. Er ist Sohn des Nationalokonomen Carl Heinrich Hagen , Enkel von Karl Gottfried Hagen , dem letzten Universalgelehrten an der Albertus-Universitat Konigsberg , und Neffe von Ernst August Hagen , dem ersten Professor fur Kunstgeschichte und Asthetik im Konigreich Preußen .

Nach dem Abitur 1836 studierte Hagen zunachst auf Wunsch des Vaters Medizin in Konigsberg. Spater integrierte er Zoologie mit Studienaufenthalten in Berlin, Wien und Paris. Nach dem medizinischen Staatsexamen in Konigsberg war er hier einige Jahre als Assistent an der Chirurgischen Universitatsklinik , schließlich als praktischer Arzt tatig. 1840 promovierte er zum Dr. phil. [1]

Uber einen Vortrag, den er vor der Physikalisch-okonomischen Gesellschaft am 19. Marz 1852 unter dem Titel Lebensweise der Termiten gehalten hatte, wurde der russische Entomologe Karl Robert von der Osten-Sacken auf ihn aufmerksam. Nach der Herausgabe der zweibandigen Bibliotheca Entomologica (1862) empfahl Osten-Sacken Hagen an die Universitat in Cambridge/Massachusetts. Auf Veranlassung von Louis Agassiz erhielt er 1867 den Ruf dorthin und wirkte zunachst als Kurator des Museum of Comparative Zoology der Harvard-Universitat und ubernahm dort die beruhmte Insektensammlung. Er erlangte bald einen solchen Ruf, dass Personen wie der spatere Professor John Henry Comstock zu seinen Schulern zahlten. 1870 wurde er in Harvard der erste Professor fur Entomologie an einer amerikanischen Universitat.

Er war Spezialist fur Netzflugler und Libellen . 1845 begann er mit Edmond de Selys Longchamps zusammenzuarbeiten, was dann 1850 in dem zusammenfassenden europaischen Großwerk Revue des Odonates mundete. Hagen unterstutzte auch Selys’ Arbeiten, was dazu fuhrte, dass Selys in dem Katalog von William Forsell Kirby als Erstbeschreiber einiger Arten genannt wird, die eigentlich bereits auf Hagen zuruckzufuhren sind. Seine aus Konigsberg mitgebrachte Bernsteinsammlung mit organischen Einschlussen bildet noch heute den Kern der bedeutenden Inklusensammlung dieses Museums. Einige der von Hagen gebrauchten Termini waren noch nicht richtig definiert. Dies wurde 1857 durch den irischen Entomologen Alexander Henry Haliday behoben. [2]

Beeinflusst wurde Hagen durch seinen Großvater, Karl Gottfried Hagen, der, nachdem er 1816 die Hofapotheke an seinen Sohn Johann Friedrich abgegeben hatte, in die Ziegelstraße am Burgkirchenplatz umzog. In dem ?Auditorium“, in dem K.G. Hagen seine Bernstein- und Herbariensammlung aufgestellt hatte, befand sich auch eine Entomologische Sammlung. Die Insekten hatte Hagen selbst gefangen und in selbst gefertigten Glaskastchen aufbewahrt. Diese Sammlung faszinierte den um 10-jahrigen Hermann August so sehr, dass er sich fruh entschloss, Zoologe zu werden. Diese Entomologische Sammlung Karl Gottfried Hagens durfte spater der Grundstock fur diejenige von Hermann August Hagen geworden sein, auf der seine Bibliotheca Entomologica 1862 fußte. Verheiratet war er mit Elise Johanna Marie Gerhards (18. Juli 1832 ? 17. August 1917). Die Ehe blieb kinderlos. Regen Kontakt hielt er mit seinen funf Brudern, insbesondere mit Adolf Hermann Wilhelm Hagen , Stadtrat, Kammerer und liberaler Politiker. Hermann August Hagens Frau zog nach dem Tod ihres Ehemanns nach Konigsberg zuruck. Vor seinem Tod litt Hagen an einem peripheren Nervenleiden. Beerdigt wurde er auf dem Universitatsfriedhof Mount Auburn in Cambridge (Massachusetts) .

Ehrungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Hagen war Mitglied der Physikalisch-okonomischen Gesellschaft in Konigsberg, der American Academy of Arts and Sciences (1868), der American Philosophical Society (1886) [3] und der ?Amerikanischen Gesellschaft fur Entomologie“. Er grundete den ?Cambridge Entomological Club“. 1863 erhielt er die Ehrendoktorwurde der Albertus-Universitat Konigsberg . Im Jahr 1884 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt.

1860 benannte der osterreichische Entomologe Friedrich Moritz Brauer die Schnabelfliegenart Hagens Muckenhaft ( Bittacus hageni ) zu Ehren von Hermann August Hagen, 1863 wurde die amerikanische Kleinlibellenart Enallagma hageni von Benjamin Dann Walsh nach ihm benannt.

Veroffentlichungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Hagen, Hermann August. In: J. L. Capinera (Hrsg.): Encyclopedia of Entomology. 2. Auflage. 2008, S. 1762.
  • D. Hagen, E. Neumann-Redlin von Meding: Werk und Leben von Hermann August Hagen. In: Konigsberger Burgerbrief. 78, 2011, S: 48?49.
  • Hermann August Hagen. In: Psyche, Journal of Entomology . Volume 1894, Issue 1, S. 35.
  • Samuel Henshaw: Hermann August Hagen. In: Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences. 21, 1893/94, S. 419?423.
  • S. Hagen: Dreihundert Jahre Hagen’sche Familiengeschichte. Selbstdruck (vorhanden in den Universitatsbibliotheken Munster, Berlin, Gottingen, Munchen), 1938.
  • E. Neumann-Redlin von Meding, J. von Meding: Karl Gottfried Hagen. Beilage der Deutschen Apotheker Zeitung: Geschichte der Pharmazie. Jahrgang 51, Nr. 3/4, Stuttgart 1999.
  • Ursula Scheiding:  Hagen, Hermann August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5 , S. 472 f. ( Digitalisat ).

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Hermann August Hagen  ? Sammlung von Bildern
Wikisource: Hermann August Hagen  ? Quellen und Volltexte

Einzelnachweise und Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Dissertation: Synonymia Libellarum Europaearum
  2. Explanation of terms used by Dr Hagen in his synopsis of the British Dragon-flies . In: Entomologists’ Annual . S. 164?215. Fig.
  3. Member History: Hermann A. Hagen. American Philosophical Society, abgerufen am 19. September 2018 .