Heinz Krugel
|
Personalia
|
Geburtstag
|
24. April
1921
|
Geburtsort
|
Oberplanitz
,
Deutschland
|
Sterbedatum
|
27. Oktober
2008
|
Sterbeort
|
Magdeburg
,
Deutschland
|
Junioren
|
Jahre
|
Station
|
|
Planitzer SC
|
Herren
|
Jahre
|
Station
|
Spiele (Tore)
1
|
1948?1949
|
SG Planitz
|
1949?1950
|
BSG Fortschritt Crimmitschau
|
Stationen als Trainer
|
Jahre
|
Station
|
1951
|
Landestrainer Sachsen
|
1951?1954
|
SV Volkspolizei Vorwarts Leipzig
|
1954?1956
|
Einheit Ost Leipzig
/
SC Rotation Leipzig
|
1956?1959
|
SC Empor Rostock
|
1959?1961
|
DDR-Nationalmannschaft
|
1961?1966
|
SC Chemie Halle
|
1966?1976
|
1. FC Magdeburg
|
1
Angegeben sind nur Ligaspiele.
|
Heinz Krugel
(*
24. April
1921
in
Oberplanitz
; †
27. Oktober
2008
in
Magdeburg
) war einer der erfolgreichsten
Fußballtrainer
in der
DDR
. Mit dem
1. FC Magdeburg
gewann er 1974 den
Europapokal der Pokalsieger
. Von 1959 bis 1961 trainierte er die
DDR-Nationalmannschaft
.
Als Sechsjahriger begann Krugel mit dem Fußballspiel beim
Planitzer SC
. Wahrend des
Zweiten Weltkrieges
diente er von 1940 bis 1944 in der
5. SS-Panzer-Division ?Wiking“
, wurde an der Ostfront verletzt und spater zur SS-Flakabteilung 509 auf den Balkan versetzt.
[1]
Dort geriet er in Gefangenschaft, aus der er 1946 zuruckkehrte. 1948 gehorte er zu der Mannschaft der
SG Planitz
, die 1948 die
erste Ostzonenmeisterschaft
gewann, wurde allerdings nicht im Endspiel gegen die
SG Freiimfelde Halle
(1:0) eingesetzt. 1949 wechselte er nach
Crimmitschau
zur BSG Fortschritt, wo er 1950 wegen einer schweren Knieverletzung schon mit 29 Jahren seine aktive Laufbahn beenden musste, in der er meist als zentraler Abwehrspieler aufgeboten worden war. Bis 1951 konnte er jedoch als ehrenamtlicher Trainer seiner Mannschaft zur Verfugung stehen.
Krugel ubernahm 1951 das Amt des Landestrainers in Sachsen. Wenig spater ubernahm er als jungster Trainer der DDR-Oberliga die neu gegrundete
Sportvereinigung Volkspolizei Vorwarts Leipzig
. Mit der aus zahlreichen anderen Vorwarts-Mannschaften zusammengewurfelten Truppe schaffte Krugel in der Saison 1951/52 den Klassenerhalt. Als die Mannschaft im Laufe der Spielzeit 1952/53 nach Berlin umziehen musste, blieb Krugel in Leipzig, absolvierte einen Trainerlehrgang an der Leipziger
Sporthochschule DHfK
und wurde 1954 Trainer bei der
BSG Einheit Ost Leipzig
, aus dem spater der
SC Rotation Leipzig
, ein Vorlaufer des
1. FC Lokomotive Leipzig
, wurde. Mit Rotation wurde Krugel 1955 Dritter der Oberliga, konnte aber in der Saison 1956 den Erfolg nicht wiederholen und wurde noch vor Ende der Spielzeit entlassen. Ihm wurde vorgeworfen, gegenuber den Spielern nicht den richtigen Ton zu finden und zu viel von ihnen zu verlangen. In den Jahren 1955 und 1956 betreute Krugel zudem die Stadtauswahl Leipzig in den
Messepokal-Spielen
.
1956 war der
SC Empor Rostock
aus der
Oberliga
abgestiegen, hatte binnen eines Jahres drei Trainer entlassen und engagierte nun Krugel mit dem Auftrag, die Mannschaft wieder in die Oberliga zuruckzufuhren. In dem Buch
Der Meistermacher
(s. u. Literatur) wird die erste Mannschaftssitzung mit Krugel wie folgt beschrieben:
?
Kurt Zapf
kann sich noch gut an die erste Mannschaftssitzung erinnern. Mit voller Uberzeugung sagte Krugel ?Wir steigen sofort wieder auf.‘ Das hat uns uberzeugt. Der Trainer machte nicht viele Worte. Bei Krugel gab es nie stundenlange Sitzungen, es gab in der Spielvorbereitung klare, kurze taktische Anweisungen, die zumeist auf einem Bierdeckel Platz fanden. Er verlangte viel von uns. Aber er war auch fur jeden Spaß zu haben.“
Mit Platz zwei hinter
Dynamo Berlin
schaffte der SC Empor 1957 den Wiederaufstieg und kam in der nachsten Saison auf Platz 7 in der Oberliga. Im Jahre 1959 erreichten die Rostocker den vierten Platz. Am 12. August 1959 ubernahm Krugel das Training der
DDR-Nationalmannschaft
, die er in insgesamt acht Spielen betreute. Er erreichte zwar vier Siege, verlor aber am 16. April 1961 das WM-Qualifikationsspiel gegen Ungarn mit 0:2 und wurde daraufhin von
Karoly Sos
abgelost. Anschließend sicherte Krugel dem abstiegsgefahrdeten Oberligaaufsteiger
SC Chemie Halle
den Klassenerhalt. 1962 errang Krugel in Halle mit dem Gewinn des
FDGB-Pokals
seinen ersten Titel als Trainer, musste aber auch 1964 mit dem Abstieg seiner Mannschaft eine bittere Niederlage einstecken. Wie in Rostock gelang ihm jedoch der sofortige Wiederaufstieg. Nachdem er dem Oberliganeuling zum zweiten Mal den Klassenerhalt gesichert hatte, verließ Krugel am Ende der Saison 1965/66 Halle.
Erneut ubernahm er die Aufgabe, einen Oberligaabsteiger zum Wiederaufstieg zu verhelfen, diesmal war es der 1. FC Magdeburg. Auch dieses Vorhaben gelang, und damit begann Krugels erfolgreichste Zeit als Trainer. Als Wiederaufsteiger kamen die Magdeburger sofort auf den dritten Platz und gewannen im folgenden Jahr 1969 den FDGB-Pokal. 1972 konnte Magdeburg die erste Fußballmeisterschaft feiern, der unter der Regie von Heinz Krugel 1974 und 1975 zwei weitere Titelgewinne folgten. 1973 holte der 1. FCM zudem zum zweiten Mal den DDR-Pokal. Alle diese Erfolge wurden jedoch uberstrahlt vom Gewinn des Europapokals der Pokalsieger. Am 8. Mai 1974 gewann der 1. FC Magdeburg in Rotterdam mit 2:0 uber den
AC Mailand
. Unter Krugels Agide wurden sieben Spieler zu Nationalspielern, darunter
Martin Hoffmann
(66 Spiele),
Jurgen Pommerenke
(57 Spiele) und
Jurgen Sparwasser
(53 Spiele).
1976 wurde Krugel vom DDR-Fußballverband als Trainer auf Lebenszeit gesperrt mit der Begrundung, er habe die Leistungsentwicklung der Olympiakader des 1. FC Magdeburg ungenugend gefordert. Wie Krugel spater berichtete, sei ihm in einem Gesprach mit Verbandsfunktionaren außerdem mitgeteilt worden, er sei als Fußballtrainer untragbar, weil er ein ?Ost-West-Versohnler“ ware. Als wahrer Grund ist anzunehmen, dass Krugel unter anderem eine Beeinflussung seiner Arbeit durch die
SED-Bezirksleitung
nicht zuließ und beim Achtelfinale-Europapokalspiel gegen den
FC Bayern Munchen
1974, die von der Stasi in der Halbzeitpause abgehorten Anweisungen des Bayern-Trainers
Udo Lattek
nicht verwerten wollte. Krugel wurde als ?Objektleiter“ zur unterklassigen BSG
Motor Mitte Magdeburg
abgeschoben und erst 1996 durch den
DFB
rehabilitiert.
Auch im Ruhestand blieb Heinz Krugel als zeitweiliger
sportlicher Direktor
und als Mitglied des
Ehrenrates
dem 1. FC Magdeburg verbunden.
Sein Grab befindet sich auf dem
Westfriedhof
Magdeburg.
[2]
2009 ? im Jahr nach Krugels Tod ? beschloss der Magdeburger Stadtrat, den Platz vor dem
Stadion
nach ihm zu benennen. 2013 startet der FanRat e. V. des 1. FC Magdeburg eine Initiative zur Ehrung des Erfolgstrainers, indem am Heinz-Krugel-Platz ein Denkmal errichtet werden sollte. Durch den Kauf einer symbolischen Anteilsaktie im Wert von 19,74 Euro ? in Anlehnung an das Jahr des Europapokalsieges ? wurden uber 27.000 Euro eingesammelt. Die lebensgroße Statue als postume Ehrung konnte am 17. August 2014 enthullt werden.
[3]
Nach Bekanntwerden von Krugels Dienstzeit in der
Waffen-SS
hat der 1. FC Magdeburg einen Arbeitskreis gebildet, der sich mit dessen Rolle in der
NS-Zeit
beschaftigen soll.
[4]
[5]
Die Fans des 1. FC Magdeburg setzen sich dafur ein, die 2006 eroffnete
MDCC-Arena
in
Heinz-Krugel-Stadion
(kurz
HKS
) umzubenennen. Im Sprachgebrauch ist dieser Name bereits etabliert.
[6]
- 1966: Erinnerungsplakette des
DFV
[7]
- Volkmar Laube
, Roland Uhl:
Heinz Krugel ? Der Meistermacher.
MDPrint Mediencenter Magd 2003,
ISBN 3-9808508-1-1
.
- Volkmar Laube, Roland Uhl, Andreas Prill:
Magdeburger Triumph im ?Kuip“.
MDPrint Mediencenter Magd 2004,
ISBN 3-9808508-2-X
.
- Kurzbiografie zu:
Krugel, Heinz
. In:
Wer war wer in der DDR?
5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010,
ISBN 978-3-86153-561-4
.
- Otto Altendorfer
:
Die Fußball-Nationaltrainer der DDR zwischen SED und Staatssicherheit ? Eine biografische Dokumentation.
Universitatsverlag, Leipzig 2014,
ISBN 978-3-86583-848-3
(Kapitel
Heinz Krugel
, S. 225?262).
- ↑
Otto Altendorfer:
Die Fußball-Nationaltrainer der DDR zwischen SED und Staatssicherheit
. Leipziger Universitatsverlag, 2014,
ISBN 978-3-86583-848-3
,
S.
225–228
.
- ↑
In memoriam Heinz Krugel.
In:
magdeburg-kompakt.de.
Abgerufen am 25. April 2024
.
- ↑
Denkmal fur Heinz Krugel eingeweiht,
www.volksstimme.de vom 18. August 2014.
- ↑
Daniel George:
Waffen-SS-Vergangenheit von FCM-Legende: ?Sportliche Lebensleistung von Heinz Krugel bleibt erstmal unberuhrt“.
In:
mdr.de.
22. Januar 2021,
abgerufen am 1. Juni 2021
.
- ↑
FCM-Legende Heinz Krugel bei der Waffen-SS: Klub grundet Arbeitskreis.
In:
mdr.de.
22. Januar 2021,
abgerufen am 1. Juni 2021
.
- ↑
Das Stadion des 1. FC Magdeburg
, volksstimme.de, 14. November 2017, abgerufen am 13. Juli 2020.
- ↑
Die durch den DFV der DDR verliehene Auszeichnung beinhaltete die Anerkennung und Wertschatzung einer langjahrigen und erfolgreichen Tatigkeit bei der Ausbildung von Auswahlspielern.
Die neue Fußballwoche
(Fuwo)
, 1966, Nr. 50, 13. Dezember 1966, S. 10, abgerufen am 31. Juli 2021