Grenzubergang Bornholmer Straße

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West-Berlin bis 1990, mit den Grenzubergangen zur DDR (der Ubergang Bornholmer Straße befindet sich oben rechts)
Die Bosebrucke mit zahlreichen DDR-Burgern vor dem Grenzubergang am 18. November 1989
Schild am Grenzubergang Bornholmer Straße bis 1990
Stempel ?Bornholmer Straße“ im bundesdeutschen Reisepass , Januar 1990
Ausreisevisum mit Ausreisestempel der Grenzubergangsstelle Bornholmer Straße im DDR-Reisepass , 1975

Der Grenzubergang Bornholmer Straße war ein Grenzubergang an der Berliner Mauer von 1961 bis 1990; er verband die Bezirke Prenzlauer Berg und Wedding im Norden Berlins uber die Bosebrucke .

Namensgebung und Entstehung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Seinen Namen hat er von seiner Lage an der Bornholmer Straße , die ? 1903 nach der danischen Ostseeinsel Bornholm benannt ? durch die damaligen Bezirke Prenzlauer Berg und Wedding (jetzt Teile der Bezirke Pankow beziehungsweise Mitte , Ortsteil Gesundbrunnen ) verlauft. Die Bornholmer Straße ist Teil des außeren Straßenringes aus dem Berliner Bebauungsplan von 1862.

Der 9. November 1989 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach der live ubertragenen Erklarung Gunter Schabowskis auf einer Pressekonferenz am 9. November 1989 , einem Donnerstag, gegen 19 Uhr, dass die DDR -Burger die Reisefreiheit erhalten wurden, wozu er auf Nachfrage erganzte, dass die Regelungen dazu ?unverzuglich“ gultig seien, war der Grenzubergang Bornholmer Straße nach dem Grenzubergang Waltersdorfer Chaussee einer der ersten Grenzubergange in Berlin, [1] an dem um 23:30 Uhr die Passkontrollen eingestellt wurden und wo nachfolgend Tausende DDR-Burger die Gelegenheit nutzten, nach West-Berlin zu kommen:

Im Laufe des Abends hatten sich nach Schabowkis Erklarung mehr und mehr DDR-Burger am Grenzubergang versammelt, um nach West-Berlin zu gelangen. Der Leiter des Grenzubergangs Bornholmer Straße, Harald Jager , ein Oberstleutnant der PKE , fragte bei seinen Vorgesetzten immer wieder nach, wie weiter zu verfahren sei, erhielt von diesen jedoch keine oder nichtssagende Anweisungen. Nach dem Auslosen eines ?stillen“ (nach außen nicht wahrnehmbaren) Alarms reagierten erst- und letztmals die Vorgesetzten: Es kam die Anweisung (ab etwa 21:20 Uhr), einzelnen Leuten (und zwar ?den großten Schreiern“) die Ausreise zu genehmigen. Der DDR-Personalausweis erhielt dazu einen Stempel halb uber das Lichtbild. Dies sollte eine Wiedereinreise in die DDR verhindern ? die Personen wurden daruber aber nicht in Kenntnis gesetzt.

Es zeigte sich jedoch, dass damit das Problem nicht gelost war: Immer mehr DDR-Burger drangten sich vor dem Grenzubergang und forderten ihre Ausreise. Die Situation verscharfte sich vor Ort weiter. Von seinen Vorgesetzten alleingelassen, ließ Harald Jager, einerseits unter dem Druck der Verhaltnisse, andererseits offenbar zornig uber das Verhalten der Vorgesetzten und vor dem Problem resignierend, am 9. November 1989 nach weiteren zwei Stunden um 23:29 Uhr eigenmachtig und entgegen der Befehlslage die Grenzubergangsstelle offnen und samtliche Passkontrollen einstellen. [2] [3] Der Ubergang wurde damit nach dem Grenzubergang Waltersdorfer Chaussee eine der ersten Stellen, an denen die Berliner Mauer geoffnet wurde. Er galt aber lange als erste. [1] Die bis dahin fast 1000 Reisewilligen, die sich an der Grenzubergangsstelle versammelt hatten, durften in den Westen ausreisen. [4]

Nachdem Harald Jager an die MfS -Zentrale durchgegeben hatte, dass er die Schlagbaume geoffnet habe, erhielten die anderen sechs Grenzubergange gegen 24 Uhr von dort die Anweisung, ebenso zu verfahren.

Der aus einem Mauersegment gefertigte Gedenkstein am Platz des 9. November 1989

Gedenken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am ersten Jahrestag des Mauerfalls wurde ostlich der Brucke auf dem Gelande der ehemaligen Grenzubergangsstelle ein Gedenkstein errichtet. Dieser ist aus einem Mauersegment gefertigt. Seine Inschrift lautet:

?An der Brucke Bornholmer Straße offnete sich in der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 erstmals [sic] seit dem August 1961 die Mauer. Die Berliner kamen wieder zusammen. Willy Brandt : ?Berlin wird leben und die Mauer wird fallen.‘“

Im westlichen Sprengwerk der Bosebrucke befindet sich eine Gedenktafel mit der Inschrift

?Bosebrucke 1961?1989 DDR-Grenzubergang / war am 9. November 1989 der erste Grenzubergang der innerdeutschen Grenze, an dem die DDR-Grenzschranken fielen.“

An jedem 9. November versammeln sich an der Bosebrucke in den Abendstunden Berliner Burger sowie die beiden Burgermeister der Bezirke Mitte und Pankow, um bei einem Glas Sekt an die Ereignisse von 1989 zu erinnern.

Im nicht ganz faktengetreuen Fernsehfilm Bornholmer Straße aus dem Jahr 2014 (in dem beispielsweise die Hauptfiguren zum Teil andere Namen als die historischen Personen tragen) bilden die Ereignisse dieses Abends das dramatische Hauptmotiv. [5]

Im Film Einmal Ku’damm und zuruck erlangte der Grenzubergang Bornholmer Straße Beruhmtheit durch die Verhaftung des Chefkochs der Schweizer Botschaft, Peter Gross . Harald Jager , damals Oberstleutnant, bekam den Befehl vom MfS , das Auto zu kontrollieren und eine Verhaftung vorzunehmen, da die Vermutung bestand, dass sich im Kofferraum eine weibliche Person befindet.

Umgebung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Unterhalb der Brucke befindet sich der Bahnhof Bornholmer Straße der Berliner S-Bahn , der von 1961 bis 1990 im weiteren Sinne den Geisterbahnhofen in Berlin zugerechnet wird. [6] Auf dem Gelande des ehemaligen Grenzubergangs befand sich nach der deutschen Wiedervereinigung zeitweilig ein Autohandel. Nach dem Verkauf des Areals an einen Investor wurde auf der Flache Mitte 2011 ein Supermarkt errichtet.

Japanische Zierkirschen am Berliner Mauerweg unterhalb der Bosebrucke, 2011

Auf dem ehemaligen Mauerstreifen unterhalb der Bosebrucke verlauft heute ein Teilstuck des Berliner Mauerweges mit einer kleinen Allee von Japanischen Zierkirschen . Diese Baume sind ein Geschenk der Spendenaktion Sakura-Campaign eines japanischen Fernsehsenders als Ausdruck der großen Anteilnahme an den Ereignissen der deutschen Wiedervereinigung. Die Zierkirschen sollen Frieden und Ruhe in die Herzen der Berliner bringen, wunschten sich die Japaner.

Am 9. November 2010 wurde an der ostlichen Seite der Bosebrucke nordlich der Bornholmer Straße der Platz des 9. November 1989 eingeweiht, auf dem eine Bildergalerie mit Fotos der Maueroffnung zu sehen ist, mit der an die Geschichte des Grenzubergangs auf der Bosebrucke erinnert wird. Die Finanzierung erfolgte aus dem Vermogen der Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR. Dieser Ort ist kein Platz im stadtebaulichen Sinn, da es an ihm keine Gebaude gibt. Es handelt sich vielmehr um ein schmales, etwa 200 Meter langes Gelandeareal neben der Bornholmer Straße, das durch die noch vorhandene ehemalige Hinterlandsicherungsmauer begrenzt ist. Von dieser durchziehen in unregelmaßigen Abstanden rostende Stahlbander den Bodenbelag. Daran wird chronologisch an die Ereignisse des 9. November 1989 erinnert. Der aus einem Mauersegment gefertigte Gedenkstein wurde vom Gelande der ehemaligen Grenzubergangsstelle auf das neu gestaltete Areal umgesetzt. Bepflanzt ist der Platz mit einer speziellen Zuchtung Japanischer Zierkirschen, die im Fruhjahr, bei mildem Wetter aber auch bereits im November bluht. [7] [8]

Mediale Rezeption [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Grenzubergang Bornholmer Straße  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b ?Der schonste Irrtum der Geschichte“. ZDF-Dokumentation uber den Fall der Berliner Mauer. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 8. Marz 2022 ; abgerufen am 13. Marz 2022 .
  2. 9. November . Auf: Spiegel - DVD
  3. Gerhard Haase-Hindenberg: Der Mann, der die Mauer offnete. Wilhelm Heyne Verlag, Munchen 2007, ISBN 978-3-453-62025-4 , S. 202?205.
  4. Pressekonferenz und Zitate nach Hans-Hermann Hertle : Chronik des Mauerfalls , auch Chronik der Mauer: 9. November 1989.
  5. Bornholmer Straße ? Die unglaubliche, aber wahre Geschichte von Oberstleutnant Harald Schafer. ( Memento vom 24. Juli 2018 im Internet Archive ) ARD .de, abgerufen am 5. November 2014
  6. Horst Bosetzky : Die Wahrnehmung der Geisterbahnhofe in West-Berlin. In: Gerhard Salter, Tina Schaller (Hrsg.): Grenz- und Geisterbahnhofe im geteilten Berlin. Christoph Links Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-86153-723-6 , S. 81.
  7. Informationen uber den Platz des 9. November 1989. ( Memento vom 15. April 2010 im Internet Archive ) berlin.de; abgerufen am 23. April 2010.
  8. Wowereit ubergibt neuen Gedenkort . In: Der Tagesspiegel , 9. November 2010; abgerufen am 10. November 2010

Koordinaten: 52° 33′ 17″  N , 13° 23′ 55″  O