Unter einer
Google-Bombe
versteht man eine Manipulation der
Suchmaschine
Google
des
US-amerikanischen
Unternehmens
Google LLC
Aufgrund der internen Funktion dieser Suchmaschine ist es moglich, eine bestimmte, aufzufindende
Webseite
mit
diffamierenden
Schlagworten in Verbindung zu bringen.
Die Suchmaschine Google bewertet Seiten nicht nur nach ihrem eigenen Inhalt, sondern auch nach dem
Linktext
, mit dem andere Seiten auf diese Seite verweisen. Das Suchergebnis beinhaltet somit nicht nur Seiten, die den gesuchten Text enthalten, sondern auch Seiten, auf die entsprechend benannte Links verweisen. Diese Technik liefert in der Regel zuverlassige Ergebnisse. Das Verfahren macht Google jedoch auch anfallig fur Manipulationen. Wenn viele Seiten mit einem Link verbunden mit dem Text ?Failure“ (deutsch: ?Versagen“) auf die Webseite des
Weißen Hauses
verweisen, dann wird bei einer Google-Suche nach dem Wort ?Failure“ das Weiße Haus gefunden, obwohl das Wort auf dessen Webseite uberhaupt nicht erscheint.
Den Begriff ?Google-Bombing“ pragte Adam Mathes, als er am 6. April 2001 einen Artikel uber den Begriff im
Onlinemagazin
uber.nu
veroffentlichte.
[1]
Die erste Google-Bombe kam 1999 auf, als mit dem Suchbegriff ?more evil than satan himself“ (boser als Satan personlich) auf die Seite von
Microsoft
verwiesen wurde.
[2]
Popular wurden die Google-Bomben 2003, als Gegner des amerikanischen Prasidenten
George W. Bush
sich absprachen und auf ihren Webseiten und
Weblogs
Links auf einen offiziellen biografischen Text uber Bush setzten, jedes Mal verbunden mit den Worten
miserable failure
(dt.
jammerliches Versagen
bzw.
erbarmlicher Versager
).
[3]
Die Google-Suche listete wenig spater Bushs Seite als Top-Hit fur ebendiese Suchbegriffe. Ende Januar 2007 entscharfte Google mit einer Anderung des Suchalgorithmus diese Google-Bombe.
Seitdem wurden Google-Bomben oft eingesetzt, unter anderem auch von Sympathisanten des damaligen amerikanischen Prasidenten Bush, die versuchten, im Gegenzug politische Gegner wie
Jimmy Carter
,
Michael Moore
und
Hillary Clinton
mit der Phrase
miserable failure
in Verbindung zu bringen.
Knapp ein Jahr nach der Algorithmus-Anderung tauchte eine neue Bombe auf.
Dangerous cult
(deutsch: gefahrliche Sekte) lieferte
Scientology
als erstes Ergebnis.
[4]
In Osterreich wurde die Google-Bombe bekannt, als eine Suche nach dem Begriff
vollige Inkompetenz
zur heftig umstrittenen privaten Website des damaligen Finanzministers
Karl-Heinz Grasser
fuhrte. 2010 wurde der osterreichische Politiker
Heinz-Christian Strache
, Parteiobmann der rechtspopulistischen
FPO
, Opfer einer Google-Bombe: ?Vollkoffer“ (was so viel bedeutet wie ?Vollidiot“) fuhrte zu seiner personlichen Homepage.
[5]
Das in der Schweiz bekannteste Beispiel ist die Suche nach
jammerlicher Waschlappen
, der auf die Website des Rechtspopulisten
Christoph Blocher
fuhrte.
2005 wurde in einem deutschen Online-Forum lediglich durch Benutzer-Signaturen mit dem Text
Experiment Kohlkopf
und einer Verlinkung zu angela-merkel.de
Angela Merkel
eine Google-Bombe zugeschoben.
[6]
Am 27. Oktober 2008 begann in Polen ein Prozess gegen den Programmierer Marek M., der Google 2007 bei einer Suche nach dem obszonen Wort
kutas
(polnisch fur ?Schwanz“) die Homepage von Prasident
Lech Kaczy?ski
anzeigen ließ. M. drohten bis zu drei Jahre Gefangnis, letztlich kam der 24-jahrige aber mit einer Bewahrungsstrafe davon.
[7]
[8]
Im Januar 2009 wurde kurzzeitig bei einer Suche nach den Begriffen
failure
und
cheerful achievement
die Biografie des neuen US-Prasidenten
Barack Obama
als erster Treffer angezeigt. Diese Google-Bombe wurde allerdings von Google durch einen speziellen Algorithmus entdeckt und entscharft.
[9]
[10]
Im Juli 2009 erhielt man bei einer Suche nach
Verrater Partei
als Ergebnis die Homepage der SPD. Ebenfalls im Juli 2009 erhielt man beim Suchbegriff
Schwarze Pest
als Ergebnis die Homepage der CDU/CSU.
Eine Google-Bombe aus dem Jahr 2009 ahnelte der schon seit 2003 bekannten
miserable failure
. Eine Suche nach
worst failure ever
(deutsch:
großter Fehlschlag (bzw. Versager) aller Zeiten
) listete als erstes Ergebnis eine biografische Seite des Weißen Hauses uber Prasident
Barack Obama
.
Aufgrund
homophober
Außerungen des republikanischen Prasidentschaftskandidaten
Rick Santorum
setzten Aktivisten eine Google-Bombe fur die Suche nach dessen Namen ein. Als erster Treffer wurde in der Folge auf ein Blog unter dem Titel spreadingsantorum verwiesen, der die Leser uber Santorums schwulenfeindliche Außerungen informiert.
[11]
Im Juli 2018 wurde durch eine gezielte Manipulation erreicht, dass als Ergebnis der Google-Bildersuche fur das Wort
Idiot
Bilder von
Donald Trump
gezeigt werden.
[12]
Google hat sein Verfahren verteidigt: Die Suchergebnisse seien eine korrekte Wiedergabe der Inhalte im Internet. Googlebombing zerstore insgesamt nicht die Qualitat des Dienstes. Google erwarte, dass diese Phanomene wieder in Vergessenheit geraten und lediglich einer der vielen kurzlebigen Trends im Internet sei.
Gegenuber der Zeitung
SonntagsBlick
antwortete Google-Fellow Urs Holzle im Oktober 2004 auf die Frage, was man gegen das ?Google-Bombing“ unternehme, wie folgt: ?Nichts. Das ist ein Zeichen, wie demokratisch das Internet ist. Wenn genugend Leute ihre Webseiten entsprechend verlinken, kann es so herauskommen.“
Am 16. September 2005 entschuldigte
Marissa Mayer
, seinerzeit Abteilungsleiterin bei Google, sich im Google-Blog bei allen, die sich von der Verbindung von der Seite des Weißen Hauses mit dem Suchbegriff ?failure“ angegriffen fuhlten: ?Wir billigen weder Googlebombing noch andere Praktiken, die darauf zielen, unsere Suchresultate zu manipulieren. Aber es widerstrebt uns auch, unsere Suchergebnisse per Hand zu verandern, um zu verhindern, dass diese Ergebnisse angezeigt werden. Streiche wie dieser mogen fur einige Leute verwirrend sein, aber im Großen und Ganzen beeinflussen sie nicht die Qualitat unseres Suchdienstes, dessen Objektivitat, wie immer, unser Hauptziel ist.“
[13]
Google-Mitarbeiter
Matt Cutts
schrieb Anfang 2007 in einem offiziellen Google-Blog, Google habe an einer
algorithmischen
Losung fur das Problem der Google-Bomben gearbeitet und es so mittlerweile entscharft, wenn auch nicht komplett gelost.
[14]
Im Januar 2007 meldete
Heise online
, dass die Suchergebnisse dank eines neu eingefuhrten Filteralgorithmus weniger anfallig fur Google-Bombing waren.
[15]
Nach den neuesten Anpassungen sollen sich die manipulierten Trefferlisten lediglich auf Kommentare und Diskussionsbeitrage zu den jeweiligen Tauschungsversuchen beziehen. Stichproben zeigen, dass die bekanntesten Google-Bomben bereits entscharft sind.
Da Suchmaschinen versuchen, Manipulationsversuche zu bestrafen, nutzen manche Firmen dies aus, um Wettbewerbern bewusst im Ranking zu schaden. Diese Praxis wird als
Google Bowling
bezeichnet.
[16]
[17]