Prinz Georg von Hessen-Darmstadt
(*
25. April
1669
in
Darmstadt
; †
13. September
1705
vor
Barcelona
) war ein
kaiserlicher
General
in den Diensten der osterreichischen
Habsburger
. Von 1698 bis 1701 war er
Vizekonig von Katalonien
, 1704 eroberte er
die Festung Gibraltar
.
Georg von Hessen-Darmstadt wurde 1669 als dritter Sohn des
Landgrafen
Ludwig von Hessen-Darmstadt
geboren. Nachdem sein Vater 1678 verstorben war, ubernahm dessen Frau
Elisabeth Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg
die Erziehung Georgs. Im Jahre 1686 unternahm er mit seinen alteren Geschwistern eine
Kavalierstour
durch Frankreich und die Schweiz.
Als jungster Sohn der Familie hatte er kaum Chancen, das Erbe seines Vaters anzutreten. Er entschied sich deshalb fur eine Karriere im
Militar
, trat in osterreichische Dienste und diente zunachst unter Prinz
Eugen von Savoyen
im
Großen Turkenkrieg
und 1690 unter
Wilhelm von Oranien
, Konig von England im
Feldzug gegen Irland
. Gleich nach seiner Ruckkehr nach Osterreich konvertierte er zum katholischen Glauben und erhielt 1694, im Alter von 24 Jahren, den Rang eines
Generalfeldwachtmeisters
. 1695 wurde er
Feldmarschallleutnant
. Danach wurde er 1695 von Kaiser
Leopold I.
nach
Spanien
gesandt, um
Katalonien
wahrend des
Pfalzischen Erbfolgekrieges
(1688?1697) gegen die franzosischen Streitkrafte zu verteidigen. Er erlangte im Jahre 1696 großere Bekanntheit durch seine erfolgreiche Verteidigung
Barcelonas
. Im Jahr darauf musste er jedoch bei der
Belagerung von Barcelona von 1697
nach 52 Tagen auf Anordnung aus
Madrid
kapitulieren. Nach dem Ende dieses Krieges uberhaufte man ihn in Spanien mit Ehren. Er wurde zum Ritter des
Ordens vom Goldenen Vlies
, Oberst der koniglichen Garde und schließlich 1698 zum
Vizekonig von Katalonien
ernannt, wobei er einige Reformen durchfuhrte und
Katalanisch
lernte.
Von 1698 bis 1701 war er zum Vizekonig von Katalonien bestellt; in Spanien war er als
Jorge de Darmstadt
bzw. auf Katalanisch als
Jordi Darmstadt
bekannt.
Als 1700 mit
Karl II.
der letzte habsburgische Konig von Spanien verstarb und der
Bourbone
Philipp V.
ihn auf Karls Wunsch beerbte, wurde 1701 ein bourbonentreuer Vizekonig fur Katalonien eingesetzt. Im folgenden
Spanischen Erbfolgekrieg
(1701?1714) stellte Georg sich auf die Seite der
Habsburger
gegen die Bourbonen. Er ging nach Osterreich zuruck, wo ihn Kaiser Leopold I. beauftragte, in Verhandlungen mit England zur Bildung einer Allianz zu treten. Nachdem diese zustande gekommen war, ubernahm Georg, seit 1699
Feldmarschall
, 1703 den Befehl uber das kaiserliche Kontingent an Bord der
englischen Flotte
, die entlang der spanischen Kuste operierte.
Im Jahre 1704
eroberte
Georg mit 1.800 Mann die strategisch wichtige Festung
Gibraltar
im Handstreich und verteidigte sie in einer
Belagerung
durch spanisch-franzosische Truppen. Vom 4. bis zum 6. August amtierte er kurzzeitig als erster
Gouverneur von Gibraltar
. Dort ist eine
Bastion
nach ihm benannt.
Nach dem Ruckzug der Belagerungstruppen stieß Georg wieder zum alliierten Heer und nahm an der
Belagerung Barcelonas von 1705
teil. Dort fiel er am 13. September 1705 beim Sturm auf das Fort
Montjuic
(Castell de Montjuic). Sein Korper wurde einbalsamiert und im Kloster
Esglesia dels Josepets de Gracia
bei Barcelona beigesetzt. Sein Herz wurde
getrennt bestattet
und gelangte 1711, nach vielen Verwicklungen, nach Darmstadt, wo es in der Furstengruft der
Stadtkirche
in einer silbernen Schatulle an der Decke hangt.
[1]
Georg von Hessen-Darmstadt ist heute weitgehend unbekannt. Sein Name wird auch in der britischen
Historiographie
oft vergessen, obwohl die Eroberung Gibraltars hoch einzuschatzen ist und bis in die Gegenwart wirkt. Das
Vereinigte Konigreich
besetzt die strategisch wichtige Festung als
Britisches Uberseegebiet
bis heute.
In Gibraltar ist die
Prinz-von-Hessen-Halbbastion
nach ihm benannt. Sein Herz ruht in einer silbernen Kapsel in der landgraflichen Gruft der
Stadtkirche Darmstadt
.
- Sorgel:
Kriege des 18. Jahrhunderts
, Altenburg / Leipzig 1793.
- Wagner:
Geschichte von Darmstadt
, Darmstadt 1823.
- Heinrich Kuenzel:
Das Leben und der Briefwechsel des Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt.
Friedberg, London, 1859
- Wilhelm Diehl
:
Georg, Landgraf von Hessen-Darmstadt
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 285?288.
- Ludwig Clemm:
Georg, Landgraf von Hessen-Darmstadt.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964,
ISBN 3-428-00187-7
, S. 217 f. (
Digitalisat
).
- ↑
Furstengruft in der Stadtkirche