Frontal
war ein deutsches Politmagazin, das vom 30. Marz 1993 bis zum 12. Dezember 2000 im
ZDF
290 Mal jeweils dienstags eine Dreiviertelstunde ab 21 Uhr ausgestrahlt wurde. Frontal ubernahm den Sendeplatz der Politsendung
Kennzeichen D
, die auf den Mittwoch verschoben wurde. Wiederholt wurde die Sendung von 1994 bis 1998 zweimal wochentlich bei
NBC Super Channel
mit englischen
Untertiteln
. Die Sendung stand in der Tradition ihres Vorgangers
Studio 1
.
Was Frontal unter den politischen Magazinen in Deutschland einzigartig machte, war das Zwei-Fraktionen-Konzept: Wahrend die Redaktionen der meisten anderen Politmagazine als einer bestimmten Partei nahestehend betrachtet werden, bestand das Team bei Frontal zu gleichen Teilen aus Anhangern der zwei großen Volksparteien,
CDU
um
Bodo H. Hauser
und
SPD
um
Ulrich Kienzle
. Ziel dieser Personalpolitik war eine moglichst ausgewogene Berichterstattung.
Dieses Konzept der ausgewogenen Berichterstattung zeigte sich auch in den journalistischen Inhalten, z. B. als aufgrund eines aktuellen Falles von
Kindesmissbrauch
diese Thematik in der deutschen Medienlandschaft breit thematisiert wurde, berichtete Frontal uber den
Missbrauch mit dem Missbrauch
, ungerechtfertigte Vorwurfe gegen erwiesenermaßen unschuldige Mitarbeiter von Kindergarten.
1996 erhielten beide Moderatoren den Medien- und Fernsehpreis
Bambi
.
Moderiert wurde Frontal von den Redaktionsleitern Bodo H. Hauser und Ulrich Kienzle. Der Unterhaltungswert dieses Politmagazins ruhrte vor allem daher, dass die beiden Journalisten ihre personlich und parteipolitisch begrundete Rivalitat in der Sendung humorvoll-sarkastisch austrugen. Die treffendsten Bemerkungen wurden sogar mehrfach als Buch und Tontrager herausgegeben. Das Duo Hauser und Kienzle gab sich den Spitznamen ?Saddam und der Deoroller“, wobei ?Saddam“ auf eine Ahnlichkeit von Ulrich Kienzle mit dem irakischen Diktator
Saddam Hussein
und ?Deoroller“ auf die Ahnlichkeit von Hausers Glatze mit einem
Deodoranten
anspielte.
[1]
[2]
Ulrich Kienzle wurde einige Male von
Maybrit Illner
und
Maria von Welser
vertreten.
Die Erkennungsmelodie der Sendung war eine gekurzte und neu eingespielte Fassung eines Instrumentalteils aus
Mike Batts
Ride to Agadir
(ca. zwischen Minute 1:45 und 2:05).
Die Amplitude des Tonsignals wurde als Leuchtbalken im Bild angezeigt, eine
Reminiszenz
an die Vorgangersendung
ZDF-Magazin
, bei der ein entsprechendes
Oszilloskopbild
gezeigt wurde.
Neben den Filmbeitragen wurde die Sendung vor allem durch die nachfolgenden Rubriken gekennzeichnet.
An zweiter Position nach der Eroffnungsmoderation stand meist ein zwischen zwei und drei Minuten langer Beitrag, der auf satirische Weise aktuelle politische Entwicklungen kommentierte. Neben tagesaktuellen Bildern wurde gerne Filmmaterial verwendet, das Versprecher oder andere
Fauxpas
von Politikern zeigte.
Eroffnet wurde diese Rubrik von Kienzle mit der Frage:
Was gibt’s Neues, Hauser?
. Daraufhin zogen beide wechselseitig absurde oder vollig belanglose Agenturmeldungen hervor, verlasen diese mit gespielt wichtigtuerischer Stimme und steckten sie anschließend mit einem bissigen Kommentar in einen Aktenvernichter.
Eingeleitet wurde das Ende jeder Sendung von Hauser mit dem Spruch: ?Noch Fragen, Kienzle?“ Daraufhin eroffnete Kienzle meistens mit den Worten ?Ja, Hauser!“ und einer tagesaktuellen Frage einen witzigen Schlagabtausch, der fast jedes Mal mit dem Satz ?Na dann, guten Abend!“ von Hauser endete.
Mit der
Verrentung
stieg Ulrich Kienzle aus, und Frontal wurde durch
Frontal21
ersetzt, das an die hohe Popularitat des Teams Hauser/Kienzle kaum anknupfen konnte.
1996 erreichte Frontal rund 4 Millionen Zuschauer, das entsprach einem Marktanteil von ca. 18 Prozent. 1999 betrug die Reichweite 3,6 Millionen Zuschauer.
- ↑
Georg Lowisch:
Saddam darf seinen Deoroller wohl behalten
. In:
Die Tageszeitung: taz
. 7. Marz 1998,
ISSN
0931-9085
,
S.
16
(
taz.de
[abgerufen am 6. Februar 2021]).
- ↑
INFOTAINMENT : Ansichten zweier Clowns - DER SPIEGEL 11/1997.
Abgerufen am 6. Februar 2021
.