Der
Flussregenpfeifer
(
Charadrius dubius
) ist eine
Vogelart
aus der
Familie
der
Regenpfeifer
(Charadriidae). In Mitteleuropa ist der Flussregenpfeifer ein verbreiteter, aber wenig haufiger Brut- und Sommervogel. Wahrend der Zugzeiten ist er verhaltnismaßig haufig als Durchzugler und Rastvogel zu beobachten.
Ein ausgewachsener Flussregenpfeifer wird 15 bis 18 cm groß und wiegt 25 bis 55 g. Die Flugelspannweite erreicht 34 bis 45 cm. Vom sehr ahnlichen
Sandregenpfeifer
unterscheidet sich der Flussregenpfeifer durch seine kleinere und schlankere Erscheinung. Er hat außerdem einen dunkleren Schnabel und auffallig gelbe Augenringe, die dem Sandregenpfeifer fehlen.
Sein Rucken ist braun und seine Unterseite ist weiß gefarbt. Der kurze Schnabel ist dunkel und seine Beine sind braungelb gefarbt. Der Flussregenpfeifer hat schwarze Augen mit einem gelben Augenring. Der vordere Teil des Kopfes ist schwarz-weiß gezeichnet. Ebenso besitzt der Flussregenpfeifer ein schwarzes Halsband. Mannchen und Weibchen haben die gleiche Farbung. Sein Ruf klingt in etwa wie ?piu“ oder ?pri“.
Der Flussregenpfeifer lebt auf
Schlamm
-,
Sand
-,
Kiesflachen
und an
Baggerseen
in fast ganz
Europa
(außer
Schottland
,
Irland
,
Norwegen
und
Island
). Baggerseen sowie Kiesgruben sind meistens aber nur Ausweichmoglichkeiten, seitdem es nur noch sehr wenige naturliche
Flusslaufe
mit Kiesbanken gibt.
In der Winterzeit November bis Februar ist der Langstreckenzieher, der hauptsachlich in der Nacht zu seinem Winterquartier fliegt, Gast im
Mittelmeerraum
und in
Afrika
. Zu den Uberwinterungsquartieren zahlt der Suden der Sahara bis zur Kuste Westafrikas, Zaire, Tansania und Kenia. Nur wenige Zugvogel uberqueren allerdings den Aquator. Zu den Uberwinterungsquartieren gehoren auch Agypten sowie vereinzelt der Mittelmeerraum.
Der Flussregenpfeifer ernahrt sich von
Wurmern
,
Spinnen
,
Insekten
,
Larven
und
Weichtieren
oder auch von anderen dicht unter der Bodenoberflache lebenden Tieren. Er sucht seine Nahrung gewohnlich im seichten, schlammigen Uferbereich von Sußgewassern. Anders als der Sandregenpfeifer ist er an der Kuste nur sehr selten zu sehen.
[1]
Die Nahrung wird von der Wasseroberflache oder vom Boden aufgepickt.
Die Brutzeit erstreckt sich von April bis Juli.
Das
Nest
ist eine Mulde im Boden und wird mit
Pflanzenteilen
und anderen Materialien ausgelegt. Es findet sich am offenen Boden oder in niedriger Vegetation und steht selten weit vom Wasser entfernt. Oft werden kleine Inseln in einem See oder Fluss als Niststandort genutzt. Wahrend der Balz legt das Mannchen mehrere flache Mulden an, von denen dann das Weibchen eines als Nest wahlt.
Das Weibchen legt vier
Eier
, die durch ihr Farbmuster gut getarnt sind. Die Schalenfarbe ist steingrau bis cremefarben mit kleinen braunen Tupfen und Stricheln. Die Brutdauer betragt 24 bis 25 Tage. An der Brut sind beide Elternvogel beteiligt. Bei drohender Gefahr locken die Eltern durch ein Verhalten namens
Verleiten
den Angreifer in eine andere Richtung und versuchen so, ihre Jungen zu schutzen.
Mitteleuropaische Brutpaare ziehen haufig zwei Bruten groß.
Der europaische Bestand an Flussregenpfeifern nahm gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich ab. Verantwortlich dafur war vermutlich vor allem eine Klimaveranderung. Die zahlreichen, sehr regenreichen Sommer dieser Jahre reduzierten wegen erhohter Wasserstande die moglichen Niststandorte. Seit den 1930er Jahren hat sowohl der europaische Bestand als auch die Verbreitung zugenommen, wofur vermutlich eine Reihe trockener Sommer verantwortlich war. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts erhohte vor allem der Kiesabbau die Zahl der moglichen Niststandorte.
[2]
Der europaische Gesamtbestand wird zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf etwa 110.000 bis 240.000 Brutpaare geschatzt. Europaische Lander mit einem Bestand von mehr als 5.000 Brutpaaren sind Russland (europaischer Teil), Belarus, Ukraine, Frankreich und Deutschland. Flussregenpfeifer bruten in allen mitteleuropaischen Landern, wobei sie in den Mittelgebirgslagen und den Alpen nur ausnahmsweise vorkommen und Hohenlagen von mehr als 800?900 Metern uber NN nicht uberschreiten. Der mitteleuropaische Gesamtbestand wird auf etwa 13.000 bis 19.500 Brutvogel geschatzt.
[3]
In Deutschland bruteten zu Beginn des 21. Jahrhunderts 4.300 bis 6.800 Brutpaare. Deutschland weist damit unter allen mitteleuropaischen Landern den hochsten Brutpaarbestand auf.
Der Flussregenpfeifer war
Vogel des Jahres 1993
.
Es sind drei Unterarten bekannt:
[4]
- Hans-Gunther Bauer,
Einhard Bezzel
,
Wolfgang Fiedler
(Hrsg.):
Das Kompendium der Vogel Mitteleuropas: Alles uber Biologie, Gefahrdung und Schutz.
Band 1:
Nonpasseriformes ? Nichtsperlingsvogel.
Aula-Verlag Wiebelsheim, Wiesbaden 2005,
ISBN 3-89104-647-2
.
- Peter Colston
,
Philip Burton
:
Limicolen. Alle europaischen Watvogel-Arten, Bestimmungsmerkmale, Flugbilder, Biologie, Verbreitung.
BLV Verlagsgesellschaft, Munchen 1989,
ISBN 3-405-13647-4
.
- Simon Delany, Derek Scott, Tim Dodman, David Stroud (Hrsg.):
An Atlas of Wader Populations in Africa and Western Eurasia.
Wetlands International
, Wageningen 2009,
ISBN 978-90-5882-047-1
.
- Giovanni Antonio Scopoli
:
Deliciae Florae Et Faunae Insubricae Seu Novae, Aut Minus Cognitae Species Plantarum Et Animalium, Quas In Insubria Austriaca Tam Spontaneas, Quam Exoticas Vidit, Descripsit, et Aeri Incidi Curavit
.
Band
2
. Ex Typographia Reg. & Imp. Monasterii S. Salvatoris. Praesidib. Rei litter. permittentibus, Ticini 1786 (
gdz.sub.uni-goettingen.de
).
- Johann Friedrich Gmelin:
Systema Naturae per Regna Tria Naturae, Secundum Classes, Ordines, Genera, Species, Cum Characteribus, Differentiis, Synonymis, Locis
.
Band
1
,
Nr.
2
. Georg Emanuel Beer, Leipzig 1789 (
biodiversitylibrary.org
).
- William Vincent Legge:
Capitain W. V. Legge, R.A., exhibited a series of specimens of Little Ringed Plovers from Ceylon and Central India
. In:
Proceedings of the Scientific Meetings of the Zoological Society of London for the Year 1880
. 1880,
S.
38?39
(
biodiversitylibrary.org
).