Finnmark
(
deutsch
?Feld der
Samen
“
[1]
[2]
,
nordsamisch
Finnmarku
,
finnisch
(
kvenische Dialekte
)
Ruija
) ist eine
norwegische
Provinz. Es ist der flachenmaßig großte und mit nur 1,5 Einwohnern pro Quadratkilometer zugleich am dunnsten besiedelte Verwaltungsbezirk (
Fylke
) Norwegens. Der Bezirk liegt im außersten Nordosten des Landes und hat hier die einzige direkte Grenze Norwegens mit
Russland
.
Das Fylke Finnmark liegt im Nordosten des norwegischen Hauptlandes. Es hat nur eine Grenze zu einem anderen norwegischen Fylke, namlich zum westlichen gelegenen
Troms
. Des Weiteren besteht eine Grenze zu
Russland
im Osten und zu
Finnland
im Suden. Die norwegisch-russische Grenze verlauft weitgehend in den beiden Flussen
Jakobselva
und
Pasvikelva
, die norwegisch-finnische Grenze in Teilen in den beiden Flussen
Anarjohka
und
Tanaelva
(nordsamisch
Deatnu
). Im Norden und Nordosten wird das Fylke zudem durch den
Arktischen Ozean
und der
Barentssee
, einem Randmeer des Arktischen Ozeans, begrenzt.
[3]
Das Gebiet lasst sich in die vier Landschaften Ost-Finnmark
(Øst-Finnmark)
, West-Finnmark
(Vest-Finnmark)
, die
Finnmarksvidda
und das Kustengebiet der Finnmark unterteilen. Das im Innenland gelegene Hochplateau, die Finnmarksvidda, hat
Kontinentalklima
mit den tiefsten Wintertemperaturen in Norwegen. Rund 95 % der Flache des Fylkes liegen auf einer Hohe von unter
600
moh.
Die hochsten Berge liegen im Westen des Fylkes, wo die Landschaft alpin gepragt ist. Die hochste Erhebung ist der Gletscher
Øksfjordjøkelen
auf der Grenze zu Troms.
[3]
Aus dem Norden und Osten scheren sich mehrere großere
Fjorde
wie der
Porsangerfjord
(nordsamisch
Porsaŋgguvuotna
, kvenisch
Porsanginvuono
), der
Laksefjord
(nordsamisch
Lagesvuotna
, kvenisch
Laisvuono
), der
Tanafjord
(nordsamisch
Deanuvuotna
) und der
Varangerfjord
(nordsamisch
Varjavuonna
, kvenisch
Varenkinvuono
) ein. Das Gebiet zwischen dem Tana- und dem Varangerfjord bildet die Varangerhalbinsel, auf der der
Varangerhalvøya-Nationalpark
liegt.
[4]
In der Finnmarksvidda liegt an der Grenze zu Finnland der
Anarjohka-Nationalpark
.
[5]
Weitere Nationalparks auf dem Gebiet des Fylkes sind der
Øvre-Pasvik-Nationalpark
, der
Seiland-Nationalpark
und der
Stabbursdalen-Nationalpark
.
-
Berglandschaft in der Westfinnmark
-
Felsige Kuste zur Barentssee
-
Landschaft in der Finnmarksvidda
Das Klima in der Finnmark variiert aufgrund der Große sowie der Fjorde, die teils weit ins Landesinnere hineinreichen, stark. Der
Norwegische Strom
bringt relativ warmes Wasser an die Kuste der Finnmark und sorgt dafur, dass das Meer dort auch im Winter nicht zufriert. Das Innenland wird von den Bergen im Nordwesten der Finnmark abgeschirmt, weshalb das dortige Klima
kontinental
gepragt ist. Am 1. Januar 1886 wurde im in Innenland gelegenen
Karasjok
eine Temperatur von ?51,4 °C gemessen. Dies ist die kalteste je in Norwegen gemessene Temperatur. Durch die hohen Temperaturunterschiede zwischen dem kalten Innenland und den vergleichsweise warmeren Kustengebieten, entstehen im Winter an der Kuste haufig
Sturme
.
[6]
In der Finnmark lebt auch fast die Halfte aller norwegischen
Samen
(Sami)
, die Angehorigen einer
Volksgruppe
, die schon vor etwa 10.000 Jahren nach Nord-
Skandinavien
einwanderte. In Norwegen leben heute offiziell 11.500 fur das
Sami-Parlament
wahlberechtigte erwachsene Samen (gemaß
Samemanntallet
), sich selbst zahlen aber mehr als 60.000 erwachsene Einwohner zu den Sami.
Einige Tausend Menschen, Nachkommen finnischer Einwanderer in der Finnmark, sprechen
Kvenisch
.
|
Das Fylke ist seit 2024 in 18 Kommunen unterteilt. Bis Ende 2019 gehorten noch 19 Kommunen zur Finnmark, da
Kvalsund
zum 1. Januar 2020 im Rahmen der
landesweiten Kommunalreform
in
Hammerfest
aufging.
[7]
Kommunen-
nummer
[8]
|
Name
|
Einwohner
(2024)
[9]
|
Flache
(km²)
|
Sprach-
form
|
5601
|
Alta
|
21.708
|
3.848,95
|
Bokmal
|
5603
|
Hammerfest
|
11.338
|
2.692,81
|
neutral
|
5605
|
Sør-Varanger
|
10.063
|
3.971,42
|
Bokmal
|
5607
|
Vadsø
|
5807
|
1.258,06
|
Bokmal
|
5610
|
Karasjok
(Kara?johka)
|
2565
|
5.452,94
|
Bokmal
|
5612
|
Kautokeino
(Guovdageaidnu)
|
2848
|
9.707,35
|
Bokmal
|
5614
|
Loppa
|
864
|
689,27
|
Bokmal
|
5616
|
Hasvik
|
979
|
555,43
|
Bokmal
|
5618
|
Masøy
|
1113
|
1.137,19
|
Bokmal
|
5620
|
Nordkapp
|
2951
|
926,58
|
neutral
|
5622
|
Porsanger
(Porsaŋgu/Porsanki)
|
3889
|
4.874,29
|
Bokmal
|
5624
|
Lebesby
|
1215
|
3.460,5
|
Bokmal
|
5626
|
Gamvik
|
1070
|
1.416,55
|
neutral
|
5628
|
Tana
(Deatnu)
|
2807
|
4.051,28
|
Bokmal
|
5630
|
Berlevag
|
892
|
1.121,77
|
Bokmal
|
5632
|
Batsfjord
|
2113
|
1.435,12
|
neutral
|
5634
|
Vardø
|
1972
|
600,85
|
Bokmal
|
5636
|
Nesseby
(Unjarga)
|
859
|
1.437,07
|
Bokmal
|
56
|
Finnmark
|
75.053
|
48.637,43
|
neutral
|
Die Finnmark ist seit circa 10.000 Jahren besiedelt. Die Samen sind die alteste bekannte Bevolkerungsgruppe, die heute noch hier lebt. Aus der Fruhzeit finden sich etwa 6000 bis 2000 Jahre alte Spuren der
Komsa-Kultur
(Felsmalereien bei Alta), einer Rentierjager- und Fischerkultur.
Finnmark ist schon vor dem Jahre 1000 n. Chr. als norwegisch dokumentiert. Ab dem 13. Jahrhundert bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war Nordnorwegen den Raubzugen der
Karelier
ausgesetzt. Ab dem 14. Jahrhundert gab es eine starkere norwegische
Einwanderung
. Vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammt die alteste Kirche der Finnmark, die
Kirche von Trondenes
. Die Region war fruhzeitig fest eingebunden in das europaische Handelssystem. Viele Auswartige fuhrte der Handel in den Norden. Die Samen im Binnenland trieben Pelzhandel ostwarts mit der Kola-Halbinsel sowie mit dem
Baltikum
. Samen an der Kuste nahmen am Handelssystem der
Hanse
teil. An der Kuste entwickelte sich schnell eine lebendige internationale Kustenkultur.
Ab dem 16./17. Jahrhundert, als sich in Europa
Nationalstaaten
bildeten, wuchs das Interesse von
Schweden
,
Danemark
und Russland, die Finnmark territorial zu kontrollieren. Die Kuste der Region sollte Ausgangspunkt fur die Kontrolle der Handelswege nach Russland und in den Fernen Osten dienen. Von 1611 bis 1613 fuhrten Danemark und Schweden den
Kalmarkrieg
, an dessen Ende die Finnmark unter danische Oberheit fiel.
Im 17. Jahrhundert galt die Provinz Finnmark in Norwegen als Verbannungsort, was bis heute fur viele Norweger noch der Fall ist, weswegen mit der Versetzung in den hohen Norden des Landes sehr hohe Gehaltszuschlage winken.
[10]
Im 18. Jahrhundert begann die Kolonisierung samischer Gebiete durch die Norweger. Dennoch blieb Hammerfest lange eine vielsprachige Stadt.
[11]
Im 19. Jahrhundert setzte eine deutliche okonomische Entwicklung ein.
In den 1920er und 1930er Jahren wirkten finnische faschistische Bewegungen auf die Eingliederung der finnischsprachigen Gebiete der Finnmark nach Finnland hin.
[12]
Nach der
deutschen Besetzung Norwegens 1940
versuchte der Gouverneur der Finnmark,
Hans Gabrielsen
(1891?1965), einen Teil der norwegischen Truppen dem Zugriff der Deutschen zu entziehen und sie an der
Narvik
-Front gegen die Invasoren einzusetzen. Nach der Kapitulation der norwegischen Truppen am 10. Juni 1940 kam er in das deutsche
Konzentrationslager Grini
bei Oslo. Im Rahmen des
Unternehmens Nordlicht
erfolgte 1944 die vollstandige und rucksichtslose Deportation (Zwangsevakuierung) von 50.000 Menschen und die Zerstorung aller Unterkunfte ostwarts des Lyngenfjords durch die
Wehrmacht
.
[13]
Weitere 25.000 Menschen konnten sich der Deportation entziehen und flohen in die Berge. Zerstort wurden u. a. 11.000 Wohnhauser und 350 Brucken.
Die Ereignisse dieser Zeit und der des Wiederaufbaus werden im Wiederaufbaumuseum
(Museene for Kystkultur og gjenreisning i Finnmark IKS)
in Hammerfest dokumentiert.
[14]
In Kiberg (Gemeinde
Vardø
) befindet sich ein Partisanenmuseum, in
Narvik
ein Kriegsmuseum.
[15]
Seit einigen Jahren gab es im Rahmen einer Verwaltungsreform Planungen zur Zusammenlegung des Fylke Finnmark mit dem benachbarten Fylke
Troms
zu einem neuen Fylke
Troms og Finnmark
. Dieses Vorhaben stieß in Finnmark auf erheblichen Widerstand. Am 15. Marz 2018 votierte der
Fylkesting
(Kreistag) von Finnmark mit 21 gegen 11 Stimmen gegen die geplante Fusion und sprach sich mit nur 4 Gegenstimmen fur eine Volksabstimmung uber diese Frage aus.
[16]
Die Volksabstimmung uber die Zusammenlegung von Finnmark und Troms wurde am 14. Mai 2018 in Finnmark abgehalten. Von den 59.625 Stimmberechtigten stimmten 87 % gegen die Zusammenlegung. Die Wahlbeteiligung lag bei 58,5 %.
[17]
Zum 1. Januar 2020 wurde die Zusammenlegung zur Provinz Troms og Finnmark vollzogen, allerdings wurde diese bereits zum 1. Januar 2024 durch die erneute Aufteilung in zwei Provinzen Troms und Finnmark wieder aufgelost.
Die Finnmark hatte 2009 elf Flughafen.
[18]
Flughafen
|
ICAO
|
IATA
|
Lage
|
Alta
|
ENAT
|
ALF
|
69° 58′ 34″ N, 23° 22′ 18″ O
|
Batsfjord
|
ENBS
|
BJF
|
70° 36′ 5″ N, 29° 41′ 46″ O
|
Berlevag
|
ENBV
|
BVG
|
70° 52′ 16″ N, 29° 1′ 50″ O
|
Hammerfest
|
ENHF
|
HFT
|
70° 40′ 47″ N, 23° 40′ 7″ O
|
Hasvik
|
ENHK
|
HAA
|
70° 29′ 10″ N, 22° 8′ 34″ O
|
Honningsvag
|
ENHV
|
HVG
|
71° 0′ 35″ N, 25° 59′ 1″ O
|
Kirkenes
|
ENKR
|
KKN
|
69° 43′ 30″ N, 29° 53′ 16″ O
|
Lakselv
|
ENNA
|
LKL
|
70° 4′ 0″ N, 24° 58′ 26″ O
|
Mehamn
|
ENMH
|
MEH
|
71° 1′ 42″ N, 27° 49′ 35″ O
|
Vardø
|
ENSS
|
VAW
|
70° 21′ 19″ N, 31° 2′ 42″ O
|
Vadsø
|
ENVD
|
VDS
|
70° 3′ 55″ N, 29° 50′ 41″ O
|
In der Finnmark gab es mit der
Bahnstrecke Kirkenes?Bjørnevatn
eine fur den Erztransport genutzte Eisenbahnstrecke.
Die
Europastraße 6
durchquert die gesamte Finnmark und folgt dabei grob dem Kustenverlauf. Lediglich zwischen Lakselv und dem Varangerfjord ist das nicht der Fall. Von der E 6 zweigen mehrere Europastraßen in verschiedene Himmelsrichtungen ab.
- ↑
Bokmalsordboka/Nynorskordboka ?finn“
(
Memento
vom 25. Marz 2016 im
Internet Archive
)
- ↑
Bokmalsordboka/Nynorskordboka ?mark“
(
Memento
vom 25. Marz 2016 im
Internet Archive
)
- ↑
a
b
Svein Askheim, Terje Dalfest, Geir Thorsnæs:
Finnmark (tidligere fylke).
In:
Store norske leksikon.
Abgerufen am 13. September 2023
(norwegisch).
- ↑
Norgeskart.
Kartverket,
abgerufen am 13. September 2023
(norwegisch).
- ↑
Anarjohka nasjonalpark.
In:
naturbase.no.
Miljødirektoratet,
abgerufen am 13. September 2023
(norwegisch).
- ↑
Petter Dannevig:
Finnmark (klima).
In:
Store norske leksikon.
Abgerufen am 16. September 2023
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- ↑
Nye kommune- og fylkesnummer fra 2020.
In:
regjeringen.no.
8. Januar 2020,
abgerufen am 28. November 2023
(norwegisch).
- ↑
Nye fylkes- og kommunenummer fra 2024.
In:
regjeringen.no.
23. August 2022,
abgerufen am 16. September 2023
(norwegisch).
- ↑
07459: Population, by sex and one-year age groups (M) 1986 - 2024.
In:
ssb.no.
Statistisk sentralbyra,
abgerufen am 23. Februar 2024
(englisch).
- ↑
Gesichter Europas: Norwegen und Russland.
ab min. 19:46. In:
Deutschlandfunk
.
26. September 2020, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
21. September 2020
;
abgerufen am 27. September 2020
.
Info:
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Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutschlandfunk.de
- ↑
Zu Kultur und Ethnologie der Finnmark: Lorenz Kazaleh:
Wessen Kultur bewahren?
Lizenziatsarbeit, Universitat Basel 2000,
[1]
- ↑
@1
@2
Vorlage:Toter Link/www.phf.uni-rostock.de
Gesellschaftlich-kulturelle Bewegungen, Uni Rostock; abgerufen am 28. April 2013.
(
Seite nicht mehr abrufbar
.
Suche in Webarchiven
)
- ↑
Arnim Lang:
Operation Nordlicht ? Die Zerstorung Nordnorwegens durch deutsche Truppen …
, in:
Kriegsende im Norden: vom heißen zum kalten Krieg
, Hrsg. Robert Bohn und Jurgen Elvert, Franz Steiner Verlag, 1995,
ISBN 3-515-06728-0
.
- ↑
Website des Kustenkultur- und Wiederaufbaumuseums
(norwegisch, englisch).
- ↑
Website des Kriegsmuseums in Narvik
(norwegisch, englisch).
- ↑
Frank Ertesvag:
Finnmark fylkesting sa nei til avtalen om sammenslaing ? og ja til folkeavstemning.
15. Marz 2018,
abgerufen am 18. Mai 2018
(norwegisch).
- ↑
Stian Eliassen:
Her er de endelige resultatene fra folkeavstemningen om fylkessammenslaing.
Nordlys
, 16. Mai 2018,
abgerufen am 18. Mai 2018
(norwegisch).
- ↑
Fakta.
13. Januar 2009,
abgerufen am 19. Juli 2019
(norwegisch).
Provinzen und Außengebiete von Norwegen
70.26
25.92
Koordinaten:
70° 16′
N
,
25° 55′
O