Ferdinand Wallbrecht (Politiker, 1840)

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Ferdinand Wallbrecht um 1895
Buste Wallbrechts von dem Bildhauer Ferdinand Hartzer ;
mit einer Haus-Tafel ?gebaut 1873“

Friedrich Carl Ferdinand Wallbrecht [1] (* 7. April 1840 in Elze bei Hildesheim ; † 1. April 1905 in Hannover ) war ein deutscher Architekt , Bauunternehmer , Aufsichtsratsvorsitzender [2] und nationalliberaler Politiker . [3]

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Laufbahn [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ferdinand Wallbrecht war das jungste von sieben Kindern des Elzer Hofbesitzers Max Wallbrecht und dessen Ehefrau Dorothea Bornemann. Er besuchte zunachst die landliche Volksschule , erhielt parallel dazu aber auch Privatunterricht von dem spater in Groß Munzel tatigen Pastor Kolle. Anschließend besuchte er in der Residenzstadt Hannover die dortige ?Fortbildungs-Anstalt fur confirmirte junge Leute“ von Georg Wilhelm Auhagen . Seinen anfanglichen Berufswunsch als Landwirt gab er auf und durchlief stattdessen eine Maurerlehre bei seinem spateren Schwager, den koniglich hannoverschen Hofmaurermeister Karl Lange . Nach seiner Gesellenprufung besuchte er die Konigliche Baugewerkschule Nienburg und studierte dann von 1857 bis 1861 an der hannoverschen Polytechnikum , wo er vor allem von Conrad Wilhelm Hase beeinflusst wurde. [1] Unterdessen war er 1860 Mitglied des Corps Saxonia geworden. [4]

In den Jahren ab 1861 [3] bis 1863 ging er auf seiner Wanderschaft nach Koln, Nurnberg und Munchen und 1862 nach Osterreich und Italien bis nach Rom. [1]

Im Sommer 1863 legte er sein Meisterstuck als Maurer vor und wurde Teilhaber des hannoverschen Baugeschafts seines Schwagers Karl Lange. Nach dessen Tod am 11. Januar 1867 wurde Wallbrecht alleiniger Inhaber und heiratete etwa ein halbes Jahr spater die Tochter des Hofmaurermeisters Constantin Nordmann , Caroline Sophie Mathilde (gestorben vor 1877). [1]

1872 grundete er die Hannoversche Baugesellschaft und wurde 1883 Koniglicher Baurat ; [1] 1885 ubernahm er die Funktion eines hannoverschen Burgervorstehers , 1890 gefolgt vom Amt des Wortfuhrers des Burgervorsteherkollegiums . 1891 erfolgte seine Ernennung zum Senator . [3]

Kurz vor seiner 1877 geschlossenen zweiten Ehe wurde Wallbrecht zum Ehrenburger seiner Heimatstadt Elze ernannt. [1]

In die 1890 gegrundete Hannoversche Immobilien-Gesellschaft brachte Wallbrecht 77 eigene Gebaude ein, darunter das ? Concerthaus “ an der Goethebrucke und den Palmengarten . [5]

Grabmonument auf dem Friedhof Engesohde

Wallbrecht war auch außerhalb Hannovers aktiv. So betrieb er 1892/1893 die Erschließung der Lubecker Vorstadt St. Gertrud , indem er aus eigenen Mitteln die Moltke-Brucke uber die Wakenitz errichten ließ. Auf eigene Kosten ließ er auch die Moltkestraße anlegen, die den Zugang zur 1895 veranstalteten Deutsch-Nordischen Handels- und Industrieausstellung bildete.

Wallbrecht war Aufsichtsratsmitglied in zahlreichen hannoverschen Unternehmen. Ab 1885 war er Burgervorsteher, 1890 Wortfuhrer und 1891 Senator . Fur die Nationalliberale Partei saß er seit 1891 als Abgeordneter im Provinziallandtag der Provinz Hannover und von 1903 bis 1905 im Reichstag als Abgeordneter des Wahlkreises Provinz Hannover 9 (Hameln, Linden-Land, Springe). [6] Dort betrieb er in seinen letzten Lebensjahren vor allem die Vorbereitungen zum Bau des Mittellandkanals . Wallbrechts prachtvolles Grabmal befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover.

Der Bildhauer Ferdinand Hartzer schuf eine Buste Wallbrechts. [1]

Familie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Durch seine erste Ehe 1867 mit Caroline Sophie Mathilde, Tochter des Hofmaurermeister Constantin Nordmann erlangte Wallbrecht die familiare Bindung zu einer einflussreichen hannoverschen Bauindustriellen-Familie. [1]

1877 heiratete Wallbrecht in Berlin seine zweite Ehefrau Elisabeth, Tochter des Wirklichen Geheimen Kriegsrates Heinrich Jungst . [1]

Ferdinand jr. [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als zweiter Sohn wurde Ferdinand wurde am 19. Mai 1880 in Hannover geboren. Als Kaufmann ubernahm dieser 1905 die Leitung der lubeckischen Unternehmungen seines Vaters. Dies war die Aufschließung des Villenviertels Marli und die zu jener Zeit noch in Bau befindliche, spater vom Staat ubernommene, Straßenbahn als Verbindung des Viertels zum Bahnhof .

Kurze Zeit nach der Mobilmachung wurde er einberufen und der Ersatz-Abteilung eines Feld-Artillerie-Regiments zugewiesen. Im September 1914 ruckte er als Offiziersstellvertreter ins Feld und wurde bald zum Leutnant der Reserve befordert. Nach mehreren Gefechten an der Westfront wurde er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. In den Kampfen am 6. Juni 1915 bei Moulin-sous-Touvent wurde er schwer verwundet und geriet in franzosische Gefangenschaft . Wenige Stunden spater erlag er seinen Verwundungen im feindlichen Schutzengraben . [7]

Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Neben zahlreichen Bauten war sein wichtigstes stadtebauliches Projekt in Hannover der Straßendurchbruch der Karmarschstraße durch die Altstadt in zwei Bauabschnitten von 1879 bis 1881 und von 1889 bis 1890. In der Ara des hannoverschen Stadtdirektors Heinrich Tramm war Wallbrecht in den 1890er Jahren vor allem an dessen Bauvorhaben beteiligt, darunter an der Kanalisation, dem Nordstadt-Krankenhaus , der Markthalle , dem Maschpark , dem Lister Turm sowie den Anfangen des Neuen Rathauses .

Weitere Werke (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gedenken und Verdienste [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

An Ferdinand Wallbrecht erinnern Straßennamen in Elze , im hannoverschen Stadtteil List und in Lubeck die Wallbrechtbrucke. In seiner Personlichkeit und seinem Lebensweg verbindet sich der Aufstieg vom gelernten Maurer zum okonomisch und politisch erfolgreichen Bauunternehmer. Auch verband er als Reichstagsabgeordneter sein Wirken mit der Tatigkeit als Architekt und Stadtplaner der spaten Grunderzeit und des Historismus in der preußischen Provinzial-Hauptstadt Hannover.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Ferdinand Wallbrecht  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b c d e f g h i Helmut Zimmermann: Baumeister, Unternehmer und Politiker , in ders.: Der hannoverschen Portrats zweite Folge . Illustriert von Rainer Osswald. Harenberg, Hannover 1984, ISBN 3-89042-008-7 , S. 86?88
  2. o. V. : Wallbrecht, Ferdinand in der Datenbank Niedersachsische Personen ( Neueingabe erforderlich ) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek ? Niedersachsische Landesbibliothek in der Version vom 5. Oktober 2005, zuletzt abgerufen am 11. Februar 2023
  3. a b c Klaus Mlynek : Wallbrecht, Ferdinand , in: Stadtlexikon Hannover , S. 654
  4. F. L. Staub: Corps-Liste des Weinheimer SC von 1821 bis 1906 . Dresden 1906, S. 65
  5. Rainer Ertel : Zur Geschichte hannoverscher Privattheater. 1852 bis 1933 , Norderstedt: Books on Demand, 2023, ISBN 978-3-7568-1957-7 und ISBN 3-7568-1957-4 , S. 63; Vorschau uber Google-Bucher
  6. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewahlten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 123.
  7. Erinnerungstafel. In: Vaterstadtische Blatter , Jahrgang 1914/15, Nr. 52, Ausgabe vom 26. September 1915, S. 210?211.