Friedrich Carl Ferdinand Wallbrecht
[1]
(*
7. April
1840
in
Elze
bei
Hildesheim
; †
1. April
1905
in
Hannover
) war ein deutscher
Architekt
,
Bauunternehmer
,
Aufsichtsratsvorsitzender
[2]
und
nationalliberaler
Politiker
.
[3]
Ferdinand Wallbrecht war das jungste von sieben Kindern des Elzer Hofbesitzers Max Wallbrecht und dessen Ehefrau Dorothea Bornemann. Er besuchte zunachst die landliche
Volksschule
, erhielt parallel dazu aber auch Privatunterricht von dem spater in
Groß Munzel
tatigen Pastor Kolle. Anschließend besuchte er in der
Residenzstadt
Hannover die dortige ?Fortbildungs-Anstalt fur confirmirte junge Leute“ von
Georg Wilhelm Auhagen
. Seinen anfanglichen Berufswunsch als Landwirt gab er auf und durchlief stattdessen eine Maurerlehre bei seinem spateren Schwager, den koniglich hannoverschen Hofmaurermeister
Karl Lange
. Nach seiner Gesellenprufung besuchte er die
Konigliche Baugewerkschule Nienburg
und studierte dann von 1857 bis 1861 an der
hannoverschen Polytechnikum
, wo er vor allem von
Conrad Wilhelm Hase
beeinflusst wurde.
[1]
Unterdessen war er 1860 Mitglied des
Corps Saxonia
geworden.
[4]
In den Jahren ab 1861
[3]
bis 1863 ging er auf seiner
Wanderschaft
nach Koln, Nurnberg und Munchen und 1862 nach Osterreich und Italien bis nach Rom.
[1]
Im Sommer 1863 legte er sein Meisterstuck als Maurer vor und wurde Teilhaber des hannoverschen Baugeschafts seines Schwagers Karl Lange. Nach dessen Tod am 11. Januar 1867 wurde Wallbrecht alleiniger Inhaber und heiratete etwa ein halbes Jahr spater die Tochter des Hofmaurermeisters
Constantin Nordmann
, Caroline Sophie Mathilde (gestorben vor 1877).
[1]
1872 grundete er die
Hannoversche Baugesellschaft
und wurde 1883 Koniglicher
Baurat
;
[1]
1885 ubernahm er die Funktion eines hannoverschen
Burgervorstehers
, 1890 gefolgt vom Amt des
Wortfuhrers
des
Burgervorsteherkollegiums
. 1891 erfolgte seine Ernennung zum
Senator
.
[3]
Kurz vor seiner 1877 geschlossenen zweiten Ehe wurde Wallbrecht zum
Ehrenburger
seiner Heimatstadt Elze ernannt.
[1]
In die 1890 gegrundete
Hannoversche Immobilien-Gesellschaft
brachte Wallbrecht 77 eigene Gebaude ein, darunter das ?
Concerthaus
“ an der
Goethebrucke
und den
Palmengarten
.
[5]
Wallbrecht war auch außerhalb Hannovers aktiv. So betrieb er 1892/1893 die Erschließung der
Lubecker
Vorstadt
St. Gertrud
, indem er aus eigenen Mitteln die Moltke-Brucke uber die
Wakenitz
errichten ließ. Auf eigene Kosten ließ er auch die
Moltkestraße
anlegen, die den Zugang zur 1895 veranstalteten
Deutsch-Nordischen Handels- und Industrieausstellung
bildete.
Wallbrecht war Aufsichtsratsmitglied in zahlreichen hannoverschen Unternehmen. Ab 1885 war er Burgervorsteher, 1890 Wortfuhrer und 1891
Senator
. Fur die
Nationalliberale Partei
saß er seit 1891 als Abgeordneter im
Provinziallandtag der Provinz Hannover
und von 1903 bis 1905 im
Reichstag
als Abgeordneter des Wahlkreises
Provinz Hannover
9 (Hameln, Linden-Land, Springe).
[6]
Dort betrieb er in seinen letzten Lebensjahren vor allem die Vorbereitungen zum Bau des
Mittellandkanals
. Wallbrechts prachtvolles Grabmal befindet sich auf dem
Stadtfriedhof Engesohde
in Hannover.
Der Bildhauer
Ferdinand Hartzer
schuf eine
Buste
Wallbrechts.
[1]
Durch seine erste Ehe 1867 mit Caroline Sophie Mathilde, Tochter des Hofmaurermeister
Constantin Nordmann
erlangte Wallbrecht die familiare Bindung zu einer einflussreichen hannoverschen Bauindustriellen-Familie.
[1]
1877 heiratete Wallbrecht in
Berlin
seine zweite Ehefrau Elisabeth, Tochter des Wirklichen Geheimen Kriegsrates
Heinrich Jungst
.
[1]
Als zweiter Sohn wurde Ferdinand wurde am 19. Mai 1880 in Hannover geboren. Als Kaufmann ubernahm dieser 1905 die Leitung der lubeckischen Unternehmungen seines Vaters. Dies war die
Aufschließung
des
Villenviertels
Marli
und die zu jener Zeit noch in Bau befindliche, spater vom
Staat
ubernommene,
Straßenbahn
als Verbindung des Viertels zum
Bahnhof
.
Kurze Zeit nach der
Mobilmachung
wurde er
einberufen
und der
Ersatz-Abteilung
eines
Feld-Artillerie-Regiments
zugewiesen. Im September 1914 ruckte er als
Offiziersstellvertreter
ins
Feld
und wurde bald zum
Leutnant
der
Reserve
befordert. Nach mehreren Gefechten an der
Westfront
wurde er mit dem
Eisernen Kreuz
ausgezeichnet. In den Kampfen am 6. Juni 1915 bei
Moulin-sous-Touvent
wurde er schwer verwundet und geriet in franzosische
Gefangenschaft
. Wenige Stunden spater erlag er seinen
Verwundungen
im feindlichen
Schutzengraben
.
[7]
Neben zahlreichen Bauten war sein wichtigstes stadtebauliches Projekt in Hannover der
Straßendurchbruch
der
Karmarschstraße
durch die Altstadt in zwei Bauabschnitten von 1879 bis 1881 und von 1889 bis 1890. In der Ara des hannoverschen Stadtdirektors
Heinrich Tramm
war Wallbrecht in den 1890er Jahren vor allem an dessen Bauvorhaben beteiligt, darunter an der Kanalisation, dem
Nordstadt-Krankenhaus
, der
Markthalle
, dem
Maschpark
, dem
Lister Turm
sowie den Anfangen des
Neuen Rathauses
.
An Ferdinand Wallbrecht erinnern Straßennamen in
Elze
, im hannoverschen Stadtteil
List
und in
Lubeck
die Wallbrechtbrucke. In seiner Personlichkeit und seinem Lebensweg verbindet sich der Aufstieg vom gelernten Maurer zum okonomisch und politisch erfolgreichen Bauunternehmer. Auch verband er als
Reichstagsabgeordneter
sein Wirken mit der Tatigkeit als Architekt und Stadtplaner der spaten
Grunderzeit
und des
Historismus
in der
preußischen
Provinzial-Hauptstadt Hannover.
- Ernst Voges
:
Ferdinand Wallbrecht. Ein Lebensbild.
Hannover 1906.
- Wilhelm Rothert
:
Allgemeine Hannoversche Biografie
Band 1:
Hannoversche Manner und Frauen seit 1866
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- Max Schwarz
:
MdR. Biographisches Handbuch der Reichstage
. Hannover: Verlag fur Literatur und Zeitgeschehen, 1965, S. 490
- Gunther Kokkelink
,
Monika Lemke-Kokkelink
:
Baukunst in Norddeutschland: Architektur und Kunsthandwerk der Hannoverschen Schule 1850?1900.
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(Biografie, Werke: S. 573)
- Helmut Zimmermann
:
Baumeister, Unternehmer und Politiker
, in ders.:
Der hannoverschen Portrats zweite Folge
. Illustriert von Rainer Osswald. Harenberg, Hannover 1984,
ISBN 3-89042-008-7
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- Klaus Mlynek
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Dirk Bottcher
, Klaus Mlynek, Waldemar R. Rohrbein,
Hugo Thielen
:
Hannoversches Biographisches Lexikon
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Baumeister, Unternehmer und Politiker
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. Illustriert von Rainer Osswald. Harenberg, Hannover 1984,
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o. V.
:
Wallbrecht, Ferdinand
in der Datenbank
Niedersachsische Personen
(
Neueingabe erforderlich
) der
Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek ? Niedersachsische Landesbibliothek
in der Version vom 5. Oktober 2005, zuletzt abgerufen am 11. Februar 2023
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a
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Klaus Mlynek
:
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Rainer Ertel
:
Zur Geschichte hannoverscher Privattheater. 1852 bis 1933
, Norderstedt: Books on Demand, 2023,
ISBN 978-3-7568-1957-7
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, S. 63;
Vorschau
uber Google-Bucher
- ↑
Fritz Specht, Paul Schwabe:
Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewahlten Abgeordneten.
2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 123.
- ↑
Erinnerungstafel.
In:
Vaterstadtische Blatter
, Jahrgang 1914/15, Nr. 52, Ausgabe vom 26. September 1915, S. 210?211.